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Wetter Winter 2018/2019: Teil 1 - Blick auf die Randfaktoren und Setup des Winters

| M. Hoffmann

Wie wird der Winter, kommt Schnee an Weihnachten - kommt überhaupt Schnee und wird es irgendwann auch mal wieder kälter? Viele dieser Fragen erreichen uns in letzter Zeit und ist auch hinsichtlich der viel zu warmen Temperaturen und der lang anhaltenden Trockenheit nicht verwunderlich. Doch was lässt sich aus der aktuellen Entwicklung der Randfaktoren und der Setups für Rückschlüsse auf den Winter 2018/19 ziehen?

In unserer mehrteiligen Reihe über den Winter gehen wir heute einmal näher auf die aktuelle Entwicklung der Randfaktoren ein. Im ersten Teil werfen wir einen Blick auf die Statistik, die Entwicklung des QBO, das Ausgleichsverhalten und die Erhaltungsneigung und die Auswirkungen des Klimawandels.

Im zweiten Teil (nächsten Sonntag) betrachten wir die Meereisausdehnung der Arktis, den El Nino, die Sonnenaktivität, sowie den Ausblick und Zusammenfassung Wetter Winter 2018/19 anhand der Randfaktoren.

Der Einfluss der Randfaktoren auf den Winter
Der Einfluss der Randfaktoren auf den Winter © Martin Bloch

Die Langfristmodelle und ihre Schwächen

Die Wetterprognosen der Langfristmodelle können, müssen aber für den Wintertrend nicht korrekt sein. Es ist eine Simulation, welche sich über Wochen oder auch Tage hinweg grundsätzlich verändern und sich an aktuelle Parameter anpassen kann. Das ist aus Sicht der Methodik völlig in Ordnung, aber das führt eben auch zu Veränderungen, oder eben auch falschen Wetterprognosen. Aus diesem Grund werden Langfristmodelle auch auf experimenteller Basis geführt. Und genau aus diesem Grund werden die Wettervorhersagen auch täglich neu herausgegeben (manchmal auch mehrmals am Tag aktualisiert) um auf diese Ungenauigkeiten reagieren zu können. Entsprechend wichtig für die Langfristprognose sind die Randfaktoren und die Setups, welche maßgeblich das Winterwetter - auch nachhaltig - beeinflussen können.

Statistik: September zu warm, Oktober zu warm, November zu warm

Anfangen möchten wir mit der Statistik. Das Jahr 2018 war viel zu warm und der das Wetter im November 2018 hat aktuell eine Abweichung der Temperaturen gegenüber dem langjährigen Mittelwert von +4,59 Grad vorzuweisen. Der wärmste November seit Beginn der Wetteraufzeichnungen stammte aus dem Jahre 2015. Damals betrug die Abweichung +3,5 Grad. Ändert sich in der letzten November-Dekade nichts grundlegendes, so ist der November auf gutem Wege den nächsten Rekord aufzustellen. Doch mehr dazu folgt heute Abend in der Dezember-Prognose 2018.

Warmer Herbst, kalter Winter?

Könnte man ja annehmen?! Irgendwann muss es ja mal kälter werden! Und tatsächlich. Betrachtet man die letzten 56 Jahre, so gab es nach einem warmen Herbst häufiger kalte Winter, als wenn der Herbst zu kalt ausfiel. Ebenfalls auffällig: war der Oktober und der November jeweils zu warm, so gab es ebenfalls vermehrt kalte Winter, als wenn diese beiden Herbstmonate zu kalt ausfielen. Mehr zu diesem Thema können Sie hier nachlesen: Warmer Herbst, kalter Winter?.

Herbst zu warm, zu kalt - Auswirkungen auf das Winterwetter
Herbst Winter kalt Winter warm Häufig­keit
Herbst zu warm 21 % 36 % 32 (57 %)
Herbst zu kalt 12 % 26 % 21 (38 %)

Zu erwähnen ist an dieser Stelle, dass sich das Wetter leider nicht an die Statistik hält und sich im Zuge des Klimawandels die Verhältnisse deutlich zugunsten wärmerer Winter verschoben hat. Zudem sieht man in der Tabelle sehr deutlich, dass - egal wieder der Herbst ausfiel - tendenziell eine höhere Wahrscheinlichkeit für zu warme Winter vorherrschte!

QBO - die Quasi-zweijährige Schwingung

Die QBO kann einen wesentlichen Effekt auf das Winterwetter haben. Zumindest begünstigt eine QBO-Ost ein östliche orientiertes Zirkulationsmuster, was in den Wintermonaten - meist im Januar - zum Hochwinter führen kann. Eisige Dauerfrostperioden von längerer Dauer sind dann häufiger zu erwarten.

Normalerweise herrscht eine West-Ost Zirkulation vor, aber etwa alle 2,2 Jahre dreht sich dieser Zyklus um, und dreht auf Ost-West, was den Polarwirbel nachhaltig abschwächen und Polarwirbelsplits häufiger wahrscheinlich macht. Die letzte Umkehr hätte 2016/17 stattfinden sollen, blieb aber überraschenderweise das erste Mal seit Beginn der Beobachtungen aus. In der Saison 2017/18 erfolgte keine Umkehr und es bleibt abzuwarten, was in dieser Wintersaison passieren wird.

Zum aktuellen Stand zeigt sich eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine Windumkehr. Sollte sich das einstellen können, so spricht das für vermehrte Hochdruckwetterlagen über dem nördlichen Europa, Island, Grönland und einem ebenso starken und gut ausgeprägten Kontinentalhoch. In Summe hat eine QBO-Drehung eine höhere Wahrscheinlichkeit für kältere Winter über Nord- und Osteuropa, ob das aber in Deutschland der Fall sein wird, hängt noch von anderen Faktoren ab. Eine wirkliche Signifikanz von zu kalten Wintern in den QBO Jahren ist in Deutschland jedenfalls nicht gegeben!

Man wird zudem sehen müssen, wie sich das aktuelle Hoch entwickeln wird. Ein kräftiges Kontinentalhoch und Blockadehochs über Skandinavien gab es in 2018 schon häufiger zu beobachten. Sollte das mit der Erhaltungsneigung über die Wintermonate fortgeführt werden können, stehen die Chancen auf einen kalten Winter nicht schlecht.
Mehr dazu: Der Zustand des Polarwirbels als entscheidender Faktor für einen zu kalten oder zu warmen Winter.

Welche Auswirkung hat der QBO auf den Winter?

QBO - Auswirkungen auf den Winter?
QBO-Jahre Winter kalt Winter normal Winter warm Anzahl
Jahre mit QBO 19 % 22 % 59 % 27
Jahre ohne QBO 27 % 16 % 55 % 36

Ausgleichs- und Erhaltungsneigung

Das Wetter war - über das Jahr betrachtet - deutlich zu warm. Lediglich der Februar und der März waren zu kalt. Zudem war das Jahr deutlich zu trocken und ein nachhaltiges Ende ist in den aktuellen Wetterprognosen nicht in Sicht! Umso wichtiger, bzw. entscheidend kann das Ausgleichsverhalten auf den Winter einwirken.

Stark vereinfacht ausgedrückt neigt das Wetter zu einem Ausgleich. Nach einer längeren Trockenperiode folgt eine nasse nach, und nach einer längeren Hitzeperiode wird es auch gerne mal wieder kühler. Beides ist aber unabhängig voneinander zu betrachten. Als Beispiel das Jahr 2018: zu trocken. Ein Ausgleichsverhalten würde über die Wintermonate nun vermehrt für Niederschläge sorgen können. Mehr Niederschlag im Winter bedeutet aber eine West-Ost Strömung, was für die Jahreszeit zu warme Temperaturen zur Folge haben kann.

Anders die Erhaltungsneigung in Form einer Hochdruckdominanz. Die Trockenheit würde einen Fortbestand haben können, doch die Temperaturen würden mit hoher Wahrscheinlichkeit kälter ausfallen können - außer das Hoch verlagert sich über Osteuropa. Dann wären auch zu warme Temperaturen möglich.

Für uns spielt die Erhaltungsneigung, bzw. das Ausgleichsverhalten eine sehr wichtige Rolle in der Wetterentwicklung für den Winter 2018/19. Mit entscheidend kann sein, wie sich das Wetter in der letzten November-Dekade und im ersten Dezember-Drittel wird entwickeln können.

Der Klimawandel und der Winter

Der Klimawandel ist sicherlich einer der größten Einflussfaktoren auf den Winter. Aber ist nicht automatisch damit gleichzusetzen, dass der Winter 2018/19 zu warm ausfallen wird. Vielmehr zeigte sich in den letzten 20 Jahren eine durchschnittliche Erhöhung der Wintertemperaturen von rund +1,33 Grad, was die Schneefallgrenze (je nach Wintermonat) um 80 bis 150 Meter ansteigen ließ.

Gab es früher in mittleren Lagen zwischen 300 bis 500 Meter häufiger eine Schneedecke und in tieferen Lagen Schneeflocken zu bewundern, so ist das nun oberhalb etwa 450 bis 650 Meter der Fall und in tieferen Lagen sind die Tage mit Schneefall oftmals an einer Hand aufzuzählen. Mehr zum Einfluss des Klimawandels auf das Winterwetter und warum es in Ballungsgebieten von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen immer seltener eine Schneedecke gibt.

Die Winter der letzten 20 Jahre in Deutschland
Die Winter der letzten 20 Jahre in Deutschland

Zwischenfazit:

Die mögliche Umkehrung der QBO und die Statistik spricht für eine Normalisierung der Wintermonate, bzw. könnte zu einem kälteren Winterverlauf beitragen. Demgegenüber aber steht der Klimawandel und das mögliche Ausgleichsverhalten über die Wintermonate. Es ist aktuell noch zu früh für ein eindeutiges Fazit, doch die Wetterentwicklung im letzten November-Drittel könnte schon eine Richtung vorgeben. Mehr dazu dann nächsten Sonntag im zweiten Teil. Gegen 20:00 Uhr erfolgt heute Abend eine Aktualisierung der Wettervorhersage für das Wetter Dezember 2018.

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