Wetterprognose und Wettervorhersage
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Welche Rolle spielt der Klimawandel für die Winter in Deutschland? Werden die Winter immer wärmer, oder gibt es Ausnahmen - wie sieht es für den Winter 2018/19 aus?
Wir bekommen sehr viele Emails mit der Frage: wie wird der Winter 2018/19?, wann kommt Schnee und wird der Winter kalt?.
Zum Teil bekommen wir aber auch Emails mit dubiosen Linkangaben wo das globale Klima sich deutlich abkühlen soll. Das ist schlichtweg quatsch, wie die nachfolgende Grafik es sehr eindrucksvoll zeigt. Global betrachtet gab es in den rund letzten 40 Jahren einen durchschnittlichen Temperaturanstieg von +0,4 Grad. Auf Europa bezogen um rund +1,1 Grad.
Globaler Temperaturanstieg © University of Maine
Es wird also nicht nur gefühlt wärmer, der Klimawandel wirkt sich über Europa sogar stärker aus, wie im Vergleich zum globalen Durchschnitt. Noch deutlicher zeigt sich das, wenn man die letzte Dekade mit den Werten aus dem Zeitraum von 1979 und 2017 vergleicht. Es gibt sie, die paar Flecken wo es kälter geworden ist, doch global betrachtet zeigt sich eine wärmer werdende Erde. Übrigens der blaue Fleck über dem östlichen Kanada ärgert die Winterfans in Deutschland besonders. Warum? Kalte Luft strömt über dem östlichen Kanada in Richtung Neufundland auf den Atlantik und das sorgte in den letzten fünf Jahren maßgeblich dafür, dass die Winter bei uns zu warm ausfielen.
Temperaturanomalie © University of Maine
Sicherlich wird es auch in dieser Wintersaison wieder eine berüchtigte Königskerze für Schlagzeilen sorgen und auch ein Bibberwinter, Schockwinter oder gar der alljährlich beliebte Jahrhundertwinter wird sicherlich für die eine oder andere Schlagzeile herhalten müssen. Irgendein Wetterexperte wird sich schon dafür hergeben, welcher die Schlagzeilen bestätigt.
Die Winter in Deutschland sind selten extrem
Deutschland und Mitteleuropa befinden sich in der sog. gemäßigten Klimazone. Wetterextreme und auch Extremtemperaturen sind hier seltener zu erwarten. Und in Zeiten des Klimawandels geht der Temperaturtrend stetig nach oben. Betrachtet man allein die letzten 50 Monate, so waren gegenüber dem langjährigen Mittelwert 4 Monate zu kalt (< -0,5 Grad), 10 Monate normal (-0,5 bis +0,5 Grad) und 36 Monate zu warm (> +0,5 Grad). In Prozenten ausgedrückt: 72 Prozent waren zu warm, 20 Prozent normal und 8 Prozent zu kalt.
Allein schon aus dieser Betrachtung heraus würde man mit hoher Wahrscheinlichkeit richtig liegen, wenn man die Wintermonate als zu warm definiert. Die letzten fünf Winter waren allesamt zu warm und der letzte Extremwinter stammt mit einer Abweichung von -2,1 Grad gegenüber dem langjährigen Mittelwert aus der Wintersaison 1995/96. Alle Wintermonate waren damals deutlich zu kalt. Imposant zeigte sich aber der Winter im Januar 1987 mit einer Abweichung von -5 Grad. Was das für Folgen haben kann, zeigt sich eindrucksvoll in der folgenden Reportage.
Eiswinter im Januar 1987; im Schnitt um -1,2 Grad zu kalt - Der Januar aber war um -5 Grad zu kalt
Klimawandel begünstigt zu kalte Winter?
Aber es gibt sie noch, die Ausnahmen. Wie beispielsweise in den Jahren von 2009 bis 2012, wo drei Winter aufeinander noch als Winter bezeichnet werden konnten. So sind auch in Zeiten des Klimawandels noch kalte Winter möglich.
Zudem begünstigt der Klimawandel den Rückgang des arktischen Eises und dadurch kann das Wasser und die Luft darüber stärker erwärmt werden. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit für einen instabilen Polarwirbel und begünstigt meridionale Wetterlagen. Mit entsprechender Position sind dann auch kalte Winter über Mitteleuropa denkbar. Liegt man aber außerhalb des Troges, so hat der Winter eine hohe Wahrscheinlichkeit zu warm auszufallen. Jedenfalls sind meridionale Wetterlagen für Freunde des Winterwetters wesentlich interessanter als stringente West-Ost oder Südwest-Nordost Wetterlagen.
Der Blick auf die aktuelle Meereisausdehnung der Arktis zeigt, dass das Minimum von 2012 fast erreicht wurde. Die mittlere Meereis-Ausdehnung liegt deutlich unter dem Mittel aus den Jahren 1981 bis 2010.
Meereisausdehnung Arktis © Alfred-Wegener-Institut
Die arktische Meereisfläche geht zurück ©: NASA; Welt.de; Youtube
Winter 2018/19 zu warm!?
Man sieht also allein schon vor der Tatsache des Klimawandels, dass sich eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für einen zu warmen Winter ergibt. Es ist also keine Kunst sich hinzustellen und zu sagen: Der Winter 2018/19 wird zu warm!. Die Kunst ist es, die Anomalien zu erkennen, die diesem Trend was entgegenzusetzen haben. Und diese Anomalien gab es im Jahr 2018! Dazu weiter unten mehr. In der Vergangenheit zeigte sich zudem, dass zu kalte Winter möglich sind. Im Schnitt aber waren die Winter der letzten 20 Jahre um etwa +1,3 Grad zu warm.
Temperaturabweichung der letzten 20 Winterjahre gegenüber dem Mittelwert
Winter 2018/19 Wetterprognose der Langfristmodelle
Eine These für einen zu warmen Winter liefert das Langfristmodell, welches die Wintersaison mit einer Abweichung von rund +1 Grad zu warm berechnet. Demgegenüber stehen aber noch andere Langfristmodelle, welche in ihrem Wettertrend das so nicht bestätigen und Optionen für einen normalen Winter aufrecht erhalten.
Und da wären wir auch wieder bei den Anomalien. Das Jahr 2018 verlief keineswegs normal. Im Februar kam es zu einem sog. Major-Warming in Stratosphärenhöhe, welches ab dem Zeitpunkt die Ausbildung von Hochdrucksystemen über Skandinavien begünstigte. Der Februar und März waren zu kalt, der April und Mai waren die wärmsten Monate seit Beginn der Wetteraufzeichnungen aus dem Jahre 1881 und auch der Sommer 2018 war deutlich zu warm und wird hauptsächlich wegen seiner Trockenheit noch lange in Erinnerung bleiben.
Der Herbst 2018 glänzt bisweilen mit einem zu warmen September und zum heutigen Stand beträgt die Abweichung gegenüber dem langjährigen Mittelwert im Oktober 2018 +3,4 Grad. Somit schickt sich der Oktober 2018 ebenfalls an, zu warm auszufallen.
Das Ausgleichsverhalten und die Erhaltungsneigung
Das ist der wesentliche Punkt, auf den es in dieser Wintersaison ankommen wird. Anders formuliert war die Erhaltungsneigung bislang für das Jahr 2018 prägend. Immer wieder schafften es Hochdrucksysteme sich über Europa durchzusetzen und somit für ein bislang zu trockenes Jahr 2018 zu sorgen.
Sollte sich nun die Erhaltungsneigung auch im Winter fortsetzen können, so setzt sich die Anomalie eines gestörten Zirkulationsmusters auch über die Wintermonate fort. Nun bedeutet eine Hochdruckdominanz im Winter mit einer entsprechenden Position zu kalte Temperaturen, da die Strahlungsbilanz negativ ist. Festigt sich zudem ein Hochdrucksystem über dem nördlichen Europa, oder auf den Atlantik zwischen Grönland und Island, so werden die Weichen in Richtung normalen bis zu kalten Winter gestellt werden können. Alles was eine West-Ost, Südwest-Nordost Strömung verhindert, ist für einen normalen bis zu kalten Winter zuträglich.
Liegt das Hoch aber über dem westlichen Europa und strömt über dem östlichen Kanada kalte Luft nach Süden in Richtung Neufundland, so ist mit dem sechsten zu warmen Winter in Folge zu rechnen.
Das Ausgleichsverhalten ist geprägt von einer anderen Struktur. War das Wetter Hochdruckdominiert, folgt eine längere Tiefdruckphase. War das Wetter lange Zeit trocken, folgt eine nasse Phase, war das Wetter lange Zeit zu warm, folgt eine kühler Phase usw… Dabei ist keineswegs gesagt, dass zwangsläufig die Reihenfolge eingehalten werden muss.
Am Beispiel vom Jahr 2018. Hochdrucksystem war mit einer gestörten Zirkulation prägend. Das Ausgleichsverhalten würde sich nun in Form einer normalen West- bis Südwestwetterlage zeigen können. Ein überaus aktiver Atlantik also. In Folge daraus wäre über Deutschland, der Schweiz und Österreich mit einer erhöhten Tiefdruckaktivität zu rechnen. Mehr Wolken bedeuten im Winter aber mildere Temperaturen.
Die Weichen für den Winter 2018/19 sind noch keineswegs gestellt. Es wird aber interessant sein, wann die Würfel fallen werden. Wie der Winter werden wird, kann derzeit keiner sagen. Und was glauben wir? Glauben heißt nicht Wissen, aber es ist mal wieder an der Zeit für einen vernünftigen Winter. Kälte- und Schneephasen ja, letzten Endes aber dann doch ein zu milder Winter. Schaun mer mal.
Monat | Temperatur | Abweichung 1961-1990 in Grad | Abweichung 1991-2020 in Grad | Niederschlag |
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Januar 2023 | +3,6 | +4,1 | +2,7 | 69,2 l/m² - etwas zu nass |
Februar 2023 | +3,2 | +2,8 | +1,7 | 94 l/m² - etwas zu trocken |
März 2022 | +5,1 | +1,6 | +0,5 | 14,4 l/m² - extrem zu trocken |
April 2022 | +7,8 | +0,4 | -1,2 | 55 l/m² - leicht zu trocken |
Mai 2022 | +14,4 | +2,3 | +1,3 | 46 l/m² - erheblich zu trocken |
Juni 2022 | +18,3 | +2,96 | +1,96 | 58 l/m² - extrem trocken |
Juli 2022 | +19,1 | +2,2 | +0,8 | 37,1 l/m² - extrem trocken |
August 2022 | +20,22 | +3,7 | +2,3 | 48,5 l/m² - extrem trocken |
September 2022 | +13,4 | +0,1 | -0,4 | 98,9 l/m² - zu nass |
Oktober 2022 | +12,53 | +3,53 | +3,13 | 49,5 l/m² - zu trocken |
November 2022 | +6,4 | +2,4 | +1,6 | 49,6 l/m² - zu trocken |
Dezember 2022 | +1,8 | +0,98 | -0,02 | 64,8 l/m² - etwas zu trocken |
Gesamtjahr 2023 | +3,4 | +3,5 | +2,2 | 163,2 l/m² - leicht zu nass |
Der typisch deutsche Winter ist gemäßigt. Seltener sind Extremwetterereignisse zu erwarten. Vielmehr überwiegt von November bis Februar ein nasskalter Wettercharakter, welcher zwischendurch immer wieder von Frost und Schnee unterbrochen werden kann. In Folge des Klimawandels verschiebt sich aber die Schneefallgrenze auf die mittleren Lagen, was die ohnehin schon geringen Chancen für einen Flachlandwinter noch weniger wahrscheinlich macht.
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