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Wetter Winter 2017/2018 aktueller Wettertrend vom 05.11.2017 - Ein Blick auf die Randfaktoren und Setup des Winters

| M. Hoffmann

In unserer mehrteiligen Reihe über den Winter 2017/18 gehen wir heute einmal näher auf die aktuelle Entwicklung der Randfaktoren ein. Die Wetterprognosen des Langfristmodells können für den Winter im Trend zwar korrekt sein, mehr aber auch nicht. Es ist eine Simulation, welche sich über Wochen oder auch Tage hinweg grundsätzlich verändern und an aktuelle Parameter anpassen kann. Das ist in der Methodik nichts verwerfliches und kommt in der Meteorologie häufiger vor. Genau aus diesem Grund werden die Wettervorhersagen auch täglich neu herausgegeben (manchmal auch mehrmals am Tag aktualisiert). Viel wichtiger aber sind die Randfaktoren und die Setups, welche maßgeblich das Winterwetter beeinflussen können.

Statistik: September zu kalt, Oktober zu warm

Anfangen möchten wir mit der Statistik. Gibt es signifikante Hinweise, wie ein Winter verlaufen kann, wenn der September zu kalt und der Oktober zu warm war? Nur den September betrachtet: war dieser zu kalt, so folgte in 81 Prozent der Fälle ein zu milder Winter nach. War der Oktober zu warm, so folgte in 72 Prozent der Fälle ein milder Winter nach. Und war der September zu kalt und der Oktober zu warm, so waren die Winter in 82 Prozent der Fälle milder als normal. Der November schickt sich an, normal auszufallen. Ergibt sich daraus eine Veränderung? War der September zu kalt, der Oktober zu warm und der November normal, so waren die darauf folgenden Winter in 75 Prozent der Fälle milder.
Dieses Ergebnis ist keinesfalls damit gleichzusetzen, als dass der kommende Winter zu warm ausfallen wird, denn in 25 Prozent der Fälle war er auch zu kalt! Mehr dazu in der statistischen Betrachtung der Herbstmonate mit den möglichen Auswirkungen auf das Winterwetter.

QBO - die Quasi-zweijährige Schwingung

Die QBO kann einen wesentlichen Effekt auf das Winterwetter haben. Zumindest begünstigt eine QBO-Ost ein östliche orientiertes Zirkulationsmuster, was in den Wintermonaten - meist im Januar - zum Hochwinter führen kann. Eisige Dauerfrostperioden von längerer Dauer sind dann häufiger zu erwarten. Normalerweise ist eine West-Ost Zirkulation vorherrschend, aber etwa alle 2,2 Jahre dreht sich der Zyklus um, und dreht auf Ost-West, was den Polarwirbel nachhaltig schwächt und Polarwirbelsplits häufiger wahrscheinlich macht. Die letzte Umkehr hätte 206/17 stattfinden sollen, blieb aber überraschenderweise das erste Mal seit Beginn der Beobachtungen aus. Ob die QBO-Drehung dieses Jahr nachgeholt wird, bleibt abzuwarten. Aktuell deutet nichts darauf hin. Im Gegenteil, die QBO West wird in den kommenden Tagen sehr positiv berechnet. Mehr dazu: Der Polarwirbel und der Einfluss auf das Winterwetter in Deutschland.

Ausgleichs- und Erhaltungsneigung

Das Wetter war - über das Jahr betrachtet - deutlich zu warm. Lediglich der Januar und September waren zu kalt. Interessant waren die länger andauernden durchwachsenen Wetterphasen im Sommer. Zwar ist der Sommer insgesamt zu warm ausgefallen, aber eine längere und stabile Hochdruckperiode gab es nicht zu verzeichnen. Das setzte sich bis in den September und auch Anfang Oktober noch fort und lange sah es danach aus, als ob der Goldene Oktober in diesem Jahr ausfallen würde. Eine sehr imposante und markante Erhaltungsneigung war der Grund hierfür und erst im Oktober sorgte das Ausgleichsverhalten für eine Umkehr der bis dato wechselhaften Großwetterlagen.

Jetzt ist Anfang November und weitgehend dominiert hoher Luftdruck das Wettergeschehen. Es wird also darauf ankommen, ob das Ausgleichsverhalten mit einen relativ trockenen und hochdruckdominierten Wettercharakter in eine Erhaltungsneigung übergeht, oder ob das Ausgleichsverhalten mit einem Wetterwechsel im zweiten Novemberdrittel wieder für einen Abwechslungsreichen Wettercharakter sorgt, welcher zumindest noch mit dem Dezember den Start in die Wintersaison beeinflussen könnte. Mehr zum Thema Ausgleichsverhalten und die Erhaltungsneigung.

Der Klimawandel und der Winter

Der Klimawandel ist sicherlich einer der größten Einflussfaktoren auf den Winter. Aber auch das ist nicht damit gleichzusetzen, als dass der Winter 2017/18 zu warm ausfallen wird. Vielmehr zeigte sich in den letzten 20 Jahre eine durchschnittliche Erhöhung der Wintertemperaturen von rund +1 Grad, was die Schneefallgrenze (je nach Wintermonat) um 60 bis 120 Meter anhob. Gab es früher in mittleren Lagen zwischen 300 bis 500 Meter häufiger eine Schneedecke und in tieferen Lagen Schneeflocken zu bewundern, so ist das nun oberhalb etwa 400 bis 600 Meter der Fall und in tieferen Lagen sind die Tage mit Schneefall oftmals an einer Hand aufzuzählen. Mehr zum Einfluss des Klimawandels auf das Winterwetter.

Diagramm Temperaturentwicklung seit Januar 2015

Temperaturabweichung der letzten 20 Winterjahre gegenüber dem Mittelwert

Meereisausdehnung Arktis

Indirekt mit dem Klimawandel zusammenhängend ist die Meereisausdehnung der Arktis. Kurz und knapp: viel, dickes und frühes Eis begünstigt einen stabilen und starken Polarwirbel, was eine kräftige West-Ost Wind-Zirkulation zur Folge hat. Wenig Eis und mehr zu erwärmende Wasserflächen begünstigen einen instabilen Polarwirbel, welcher entlang seiner Polarfront zu Wellenbewegungen neigt. Trogwetterlagen und Polarwirbelsplitts sind dann eher wahrscheinlich. Aktuell zeigt sich eine leichte Erholung gegenüber den Jahren 2012 und 2016, ist aber gegenüber dem vieljährigen Mittelwert noch immer zu niedrig. Das ist ein Faktor, welcher für einen instabilen Polarwirbel über die Wintermonate spricht. Weitere Informationen zur arktischen Meereisausdehnung und den Auswirkungen auf das Winterwetter.

Arktische Meereisausdehnung Stand 3. November 2017

Arktische Meereisausdehnung Stand 3. November 2017 © Alfred-Wegener-Institut

Schneebedeckung Sibirien

Mit ein Faktor für das Winterwetter ist die Schneedeckenausbildung über Sibirien. Sie kann - muss aber nicht - maßgeblich den Hochwinter im Januar mit einem kräftigen Kontinentalhoch bis nach Skandinavien reichend auch das Wetter über Deutschland mit beeinflussen. Aktuell ist diese geringer wie 2016 und 2015 und entspricht in etwa den Jahren 2013, 2012, 2011, 2009 und 2005. Was sich daraus schließen lässt? Zum heutigen Stand noch wenig, da es noch zu früh ist, es zeigen sich aber zumindest einmal keinerlei Auffälligkeiten oder signifikante Abweichungen.

El Niño und La Niña

War das El Niño Phänomen in den letzten Winter noch dominierend, so zeigt sich nach dem aktuellen ENSO-Bericht eine höhere Wahrscheinlichkeit für La Niña.

La Niña conditions are favored (~55 % - 65 %) during the Northern Hemisphere fall and winter 2017-18.

Was sind die Auswirkungen? El Niño hat häufiger einen nassen Herbst und einen milderen Winter über West und Südeuropa zur Folge. Bei La Niña scheiden sich die Geister und ohnehin sind die Messdaten nicht ausreichend um eine eindeutige Signifikanz abzuleiten. Betrachtet man aber die Winter in Deutschland in La Niña Jahren so waren diese wie folgt:

Starke La Niña Jahre - Winter in Deutschland
La Niña Winter in Deutschland
1973 - 74 +2 Grad zu warm
1975 - 76 +0,7 Grad zu warm
1988 - 89 +2,9 Grad zu warm
1998 - 99 +1,1 Grad zu warm
1999 - 2000 +2,1 Grad zu warm
2007 - 2008 +2,8 Grad zu warm
2010 - 2011 -0,4 Grad zu kalt

Signifikant sind deutlich zu warme Winter bei einem starken La Nina Ereignis, wenn auch der Winter 2010/11 eine Ausnahme darstellt.

Sonnenaktivität

Kurz und stark vereinfacht umrissen:

Wenn Sonnenflecken im Minima sind, strahlt die Sonne weniger UV-Strahlung. Weniger Strahlung bedeutet geringere Erwärmung der Erdatmosphäre, die eine Änderung in der Zirkulation der beiden niedrigsten Atmosphäre hervorruft, der Troposphäre und Stratosphäre…

Ja, die Sonne hat einen maßgeblichen Einfluss auf das Wetter auf der Erde und ja, die Sonne hat einen Zyklus von 11 Jahren und ja, wir befinden und derzeit in einem schwachen und absteigenden Maximum, dessen Minimum 2020 erreicht sein sollte. Auch hier gibt es eine Auffälligkeit - immer dann, wenn die Sonne ihr Minimum erreicht, bzw. überschritten hatte, waren die Winter auffällig zu kalt. Aktuell ist das Minimum aber noch nicht erreicht und kurz zuvor waren die Winter meist zu warm ausgefallen:

Temperaturabweichungen Winter zum Sonnenfleckminimum
Winter Tem­peratur Ab­weichung
93/94 +2 Grad +1,8 Grad
94/95 +2,8 Grad +2,6 Grad
95/96 -2,3 Grad -2,5 Grad
96/97 -0,3 Grad -0,5 Grad
06/07 +4,38 Grad +4,2 Grad
07/08 +3 Grad +2,8 Grad
08/09 -0,2 Grad -0,4 Grad
09/10 -1,3 Grad -1,5 Grad
10/11 -0,6 Grad -0,8 Grad

Langfristmodell: Aktuelle Wetterprognose Winter 2017/18

Wie eingangs schon erwähnt, berechnet das Langfristmodell gegenüber dem langjährigen Mittelwert seit Wochen einen zu warmen Temperaturverlauf über die Wintermonate. So soll - zum heutigen Stand - der November mit einer Abweichung von -0,5 bis +0,5 Grad normal ausfallen. Der Dezember 2017 soll mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad zu warm, der Januar 2018 mit +1 bis +3 Grad deutlich zu warm und der Februar 2018 mit +1 bis +2 Grad und örtlich bis +3 Grad ebenfalls zu warm ausfallen.

In der Niederschlagsprognose zeigt sich der November etwas zu trocken, der Dezember normal und der Januar und Februar 2018 gegenüber ihren Sollwerten zu nass.

Diagramm der Temperaturentwicklung Winter 2017/2018 vom 05.11.2017

Zusammenfassung

Nicht nur die Langfristmodelle deuten auf einen zu warmen Winter 2017/18 hin, auch die Randfaktoren geben wenig Hinweise auf einen zu kalten Winter 2017/18 her. Muss aber auch nicht, denn vielen Winterfans würde schon ein normaler Winter mit einer längeren Frostperiode und etwas Schnee völlig reichen. Und da sehen die Chancen in dieser Wintersaison gar nicht einmal so schlecht aus.

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