Wetter Winter 2016/2017 - Wettertrend vom 22. Dezember

| M. Hoffmann
Die Tiefdruckaktivität auf dem Atlantik nimmt in den kommenden Tagen weiter an "Fahrt" auf und entsendet ein Tiefdrucksystem nach dem anderen in Richtung Mitteleuropa. Das Sturmtief, welches an Weihnachten Deutschland erreichen kann, entsteht derzeit über dem östlichen Kanada, intensiviert sich im Laufe des morgigen Tages und zieht auf seiner Rückseite nochmals kalte Luftmassen über dem östlichen Kanada in Richtung Neufundland, so dass es entlang der Tiefdruckrinne zwischen Neufundland, Island und Skandinavien vor und über Weihnachten eine hohe Wetteraktivität zu erwarten ist.

Deutschland wird zum aktuellen Stand vom 24./26. Dezember "nur" von dem Sturmtief gestreift werden können, der Kerndruck von 965 hPa liegt nach den aktuellen Berechnungen über dem südlichen Skandinavien, was über der Nord- und Ostsee für Windgeschwindigkeiten zwischen 100-140 km/h sorgen kann. Weniger stark sind die Windgeschwindigkeiten mit 60-90 km/h über Norddeutschland zu erwarten, wobei in Böen über den Küstenregionen der Nord- und Ostsee auch bis 110 km/h zustande kommen können. Nach Süden frischt der Wind mäßig bis stark auf und kann über exponierten Lagen in Böen auch Sturmstärke erreichen, "mehr" ist aber zum aktuellen Stand nicht zu erwarten. Im Detail bleibt zudem noch abzuwarten, welche Zugbahn das Tiefdrucksystem tatsächlich haben wird - Veränderungen sind möglich.

"Zwischen den Tagen" wird der Wettercharakter bis zum 30. Dezember mit Hilfe eines Hochdrucksystems wieder ruhiger werden können und neigt zu Nebel und Hochnebel. Je nachdem wie und wann sich der Nebel auflösen kann, liegen die Temperaturen zwischen -1/+3 Grad, bzw. +2/+7 Grad und können in den Nächten auf -4/+3 Grad absinken. Ähnliches Wetter ist auch zu Silvester am 31. Dezember zu erwarten.

Die Wetterentwicklung zu Silvester ist als solches zum heutigen Stand noch unter Vorbehalt zu stellen. Warum? Die erhöhte Wetteraktivität auf dem Atlantik zeigt ihre Wirkung - ganz gemäß dem Motto: "Aktio gleich Reaktio". Zu welchem Wetter das über Deutschland führen wird, ist zum heutigen Stand bis auf die Wahrscheinlichkeiten nicht zu sagen.

Kommen wir also zu den Wahrscheinlichkeiten. Das amerikanische Wettermodell berechnet seit Tagen eine erhöhte Neigung für einen Wetterumschwung in den ersten Januar-Tagen. Nach Durchzug des Sturmtiefs, folgt über Mitteleuropa ein Hochdrucksystem nach und hinterlässt auf dem Atlantik eine "Lücke" über den Azoren. Die Tiefdruckgradienten der atlantischen Frontalzone können entsprechend weit nach Süden ausholen, was im Verbund mit dem Hoch Mitteleuropa sehr warme Luftmassen bis über Island und dem europäischen Nordmeer führen kann.

Zum Jahresende verstärkt sich die Tiefdruckaktivität über dem skandinavischen Raum, der Barentssee und Karasee. Das gibt wiederum einem Hochdrucksystem auf dem Atlantik mehr Spielraum, sich als Atlantikblockade zwischen den Azoren und Grönland zu positionieren. Mit anderen Worten verlagert sich möglicherweise der Hochdruckschwerpunkt nach Westen. Zum Jahresausklang / -Anfang zeigt sich eine erhöhte Wellenbewegung entlang der Polarfront. Spielt man die Entwicklung einfach weiter, so würde Deutschland, Österreich und die Schweiz zunehmend in den Einflussbereich einer kühleren Nordwest-, bis hin zu einer kalten Nord-, bzw. Nordostströmung gelangen können, was den für viele lang ersehnten Wintereinbruch bringen könnte. Die Betonung liegt bewusst auf könnte, denn erstens sind es noch einige Tage bis zum neuen Jahr hin und zum anderen sind auch noch weitere Varianten möglich.

Welche Wahrscheinlichkeit hat aber zum heutigen Stand ein Wintereinbruch im neuem Jahr? Schaut man sich die Entwicklung der Höhentemperaturen in ca. 1.500 Meter Höhe an, so zeigt sich im Mittel vor Silvester ein Spektrum von +3/+5 Grad in dem für die Jahreszeit etwa +5 Grad zu warmen Bereich. Zu Silvester und in den ersten Januar-Tagen sinkt das Temperaturniveau im Mittel auf -1/-4 Grad ab und bewegt sich im Jahreszeit-typischen Bereich, vom 3./6. Januar kann das Temperaturniveau mit einem Mittelwert zwischen -2/-5 Grad noch etwas weiter absinken. Damit Schneefall bis auf mittleren Lagen hinab möglich ist, sollte die Höhentemperatur zwischen -3/-6 Grad und für tiefere Lagen zwischen -5/-7 Grad liegen, was zeigt, wie unsicher die Wahrscheinlichkeiten hinsichtlich Wintereinbruch sind. Erfahrungsgemäß wird man eher nasskalte Wetterlagen daraus ableiten können, welche in mittleren Lagen den Schnee und darunter oftmals den Regen oder Schneeregen bringen können.

Bis auf Ost, Süd und Südost erstreckt sich das Spektrum der möglichen Wettervarianten auf alle möglichen Richtungen. Zwei Varianten stechen aber besonders hervor - anhaltend hoher Luftdruck über Mitteleuropa, oder der Wetterumschwung auf Nordwest bis Nordost mit nasskalten bis winterlichen Optionen.

Ein Wintereinbruch Anfang Januar würde dem Schema des Langfristmodells durchaus gerecht werden, welches den Januar 2017 mit einer Abweichung von -0,5/+0,5 Grad gegenüber dem langjährigen Mittelwert als normal bewertet. Der Februar 2017 bleibt mit einer Abweichung von +1/+2 Grad unverändert zu warm. Was in den Simulationen vom Abend berechnet wird und wie es um den Zustand des Polarwirbels bestellt ist, darauf gehen wir gegen 20:45 Uhr heute Abend an dieser Stelle kurz ein.
Update Wetter Winter 2016/17:
Die Veränderung der Großwetterlage in den ersten Januar Tagen findet auch heute Abend in den Simulationen ihre Berücksichtigung. Allen voran wieder das amerikanische Wettermodell mit relativ kalten Nordvariante ab dem 4./5. Januar - zuvor nasskalt/mild und wenig winterlich.

Das europäische Wettermodell berechnet ebenfalls zum 1./2. Januar die Verlagerung des Hochdrucksystems von Mitteleuropa raus auf den Atlantik, wo es sich zwischen den Azoren, Island und Grönland als blockierendes Element gegen die atlantische Frontalzone positionieren kann - auch nach dieser Variante ist eine Nordwest- bis Nordwetterlage im weiteren Verlauf durchaus im Bereich des Möglichen.

Kontrollläufe ziehen zumindest für den Moment mit und berechnen den Mittelwert des Temperaturspektrums am 1. Januar zwischen +1 Grad über dem Süden, +2 Grad über dem Osten und +4 Grad über dem Westen und Norden und am 5. Januar zwischen -1/0 Grad über dem Süden und Osten und +1/+2 Grad über dem Norden und Westen. Die Verhältnisse der Kontrollläufe von zu kalt (<-1) / normal (+0/+5) / zu warm (>+6), liegen am 31. Dezember bei 10/35/55 (gestern: 15/25/60) und am 5. Januar bei 45/35/20 (gestern: 35/35/30). So langsam kristallisiert sich ein Trend heraus.

Polarwirbel neigt im neuen Jahr zur Instabilität mit einer hohen Wellenbewegung entlang der Polarfront. AO-Index und auch der NAO-Index ziehen (noch) nicht mit. Mit anderen Worten zeigt sich ein möglich winterliches Szenario Anfang Januar - das steht aber aktuell noch auf "wackeligen Beinen" und muss sich in den kommenden Stunden und Tagen erneut in den Simulationen bestätigen lassen.

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Das Wetter-Jahr 2023 in Zahlen

Monat Tem­peratur Abwei­chung 1961-1990 in Grad Abwei­chung 1991-2020 in Grad Nieder­schlag
Januar 2023 +3,6 +4,1 +2,7 69,2 l/m² - etwas zu nass
Februar 2023 +3,2 +2,8 +1,7 42,7 l/m² - etwas zu trocken
März 2023 +5,7 +2,2 +1,1 80,6 l/m² - deutlich zu nass
April 2023 +7,54 +0,2 -1,4 64,5 l/m² - leicht zu nass
Mai 2022 +14,4 +2,3 +1,3 46 l/m² - erheblich zu trocken
Juni 2022 +18,3 +2,96 +1,96 58 l/m² - extrem trocken
Juli 2022 +19,1 +2,2 +0,8 37,1 l/m² - extrem trocken
August 2022 +20,22 +3,7 +2,3 48,5 l/m² - extrem trocken
September 2022 +13,4 +0,1 -0,4 98,9 l/m² - zu nass
Oktober 2022 +12,53 +3,53 +3,13 49,5 l/m² - zu trocken
November 2022 +6,4 +2,4 +1,6 49,6 l/m² - zu trocken
Dezember 2022 +1,8 +0,98 -0,02 64,8 l/m² - etwas zu trocken
Gesamtjahr 2023 +5,0 +2,3 +1,0 267,7 l/m² - ausgeglichen

Statistische Wetterwerte für Winter

Der typisch deutsche Winter ist gemäßigt. Seltener sind Extremwetterereignisse zu erwarten. Vielmehr überwiegt von November bis Februar ein nasskalter Wettercharakter, welcher zwischendurch immer wieder von Frost und Schnee unterbrochen werden kann. In Folge des Klimawandels verschiebt sich aber die Schneefallgrenze auf die mittleren Lagen, was die ohnehin schon geringen Chancen für einen Flachlandwinter noch weniger wahrscheinlich macht.

  • Der erste Schnee kommt häufig mit Schneeschauer schon Ende Oktober, was aber noch kein Wintereinbruch ist.
  • Den ersten Anflug von Winterwetter gibt es sehr häufig im Zeitraum zwischen dem 8. und 14. November
  • Ende November wird es wieder wärmer
  • Vom 1.-10. Dezember bleibt das Wetter mit höherer Wahrscheinlichkeit warm
  • Im zweiten Dezember-Drittel folgt Winterwetter - sehr häufig bis Weihnachten
  • Kurz vor Weihnachten folgt mit einer Wahrscheinlichkeit von 78% das Weihnachtstauwetter, welches bis Jahresende anhalten kann
  • Zwischen dem 13. und 24. Januar ist Aufgrund von Kontinentalhochdruck der Hochwinter häufiger möglich
  • Zweite Kältewelle folgt häufig zwischen dem 16. und 25. Februar nach, anschließend wärmeres Wetter
  • Der Februar ist zudem einer der schneereichsten Monate im Winter.
  • Im März klingt dann der Winter aus. Wenn sich aber der Hochwinter Mitte Januar festigen und behaupten kann, steigt die Wahrscheinlichkeit für den sog. Märzwinter an

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