Wetter Winter 2016/17 - Wettertrend vom 22. November

| M. Hoffmann
Bereits Ende November differenzieren sich die Wettermodelle mit ihren Simulationen, was grundlegend Unterschiede in der weiteren Wetterentwicklung zur Folge haben kann. So liegt bspw. nach den Berechnungen des amerikanischen Wettermodells ein Hochdrucksystem Ende November / Anfang Dezember über dem östlichen Europa, während nach der Simulation des europäischen Wettermodells das Hochdrucksystem sich von England über Frankreich bis über die Adria erstrecken kann. Was aber beide Wettermodelle einheitlich berechnen, ist ein schwall kalter Luft über Deutschland im Zeitraum zwischen dem 27./29. November. Nach den sehr warmen Temperaturen der kommenden Tage geht der Temperaturtrend also wieder zurück. Ob es für einige Regionen für den ersten Dauerfrost reichen wird, bleibt aber noch abzuwarten (s. Wetter Dezember).

Die unterschiedliche Hochdruckposition hat auch Auswirkungen auf die ersten Dezember-Tage. Das amerikanische Wettermodell berechnet heuet Nachmittag eine meridional ausgerichtete Großwetterlage bis zum 7. Dezember. Dabei greift die atlantische Frontalzone am 1./2. Dezember kurzzeitig auf Mitteleuropa über und positioniert sich zum 3./5 Dezember über Skandinavien. Gleichzeitig strebt das Azorenhoch auf dem Atlantik nach Norden auf und blockiert die dazugehörige Tiefdruckrinne, so dass das ausgeprägte Nord-Süd, Süd-Nord Muster entlang der Polarfront (Wellenbewegungen) erhalten bleibt. Je nachdem, wie sich der Trog über Europa positionieren wird, wären warme, normale oder auch zu kalte Temperaturwerte möglich. Die aktuelle Simulation berechnet den Trog zum 5./7. Dezember über Mitteleuropa, so dass über Deutschland, Österreich und der Schweiz nasskalte Temperaturen mit Schneeoptionen ab den mittleren Lagen möglich sein können.

Schaut man sich die Kontrollläufe und deren Luftdruckverteilung an, so zeigt sich bspw. am 6. Dezember eine Schwankungsbreite von 987 hPa bis zu 1033 hPa, welche im Mittel einen Wert von 1010 hPa aufweist. Mit anderen Worten ist von Sturmtief bis hin zu stabilen Hochdruckwetter alles möglich, doch was ist wahrscheinlicher und welche Varianten sind noch möglich?

Der Mittelwert mit 1010 hPa drückt es ja fast schon aus - die Tendenz zu einer Zunahme der Niederschlagswahrscheinlichkeit ist im Zeitraum von 1./6. Dezember ansteigend, sprich: es wird bis zum 6. Dezember mit mehr Niederschlag zu rechnen sein. Die Frage ist nur, aus welcher Richtung kommen die Niederschläge und welche Temperaturen werden vorherrschend sein - ist also ein Wintereinbruch im ersten Dezember-Drittel möglich?

Die Antwort dieser Frage ergibt sich in der Beschreibung der zweiten Variante, deren Grundlage auf der Simulation des europäischen Wettermodells beruht. So könnte sich das Hochdrucksystem über Mitteleuropa/Westeuropa weiter in Richtung England, Island und europäisches Nordmeer verlagern, so dass im Verbund mit einem Tiefdruckzentrum über Skandinavien kalte Luftmassen arktischen Ursprungs direkt nach Deutschland, Österreich und die Schweiz geführt werden können. In diesem Fall wären bis zum Nikolaus am 6. Dezember Schnee-, Schneeregen-, oder Graupelschauer bis in tiefere Lagen möglich.

In der dritten Variante verbleibt das Hoch über Mitteleuropa, was in Deutschland, die Schweiz und Österreich für ruhiges, zu Nebel und Hochnebel neigendes Wetter bei Temperaturen - je nach Sonnenscheindauer - zwischen -2/+3 Grad, bzw. +4/+10 Grad führen kann.

In allen drei Varianten ist aber das meridionale Zirkulationsmuster erkennbar. Der Grund hierfür ist der wenig stabile Polarwirbel. Betrachtet man den AO-Index, so scheint der Polarwirbel Anfang Dezember auf dem "Scheideweg" zu stehen - schafft er den Sprung in die positive Richtung und kann sich stabilisieren, oder bleibt mit einer negativen Ausrichtung alles wie gehabt: weniger West-, stattdessen mehr Süd-, bzw. Nordwetterlagen. Aktuell zeigt sich eine Mehrheit für die negative Entwicklung, was Trogwetterlagen über Mitteleuropa im ersten Dezember-Drittel zunächst einmal wahrscheinlicher macht, aber noch nicht mit kalten Temperaturen gleichzusetzen ist. Warum? Ein Trog kann auch über dem westlichen Europa liegen, wie das bspw. aktuell der Fall ist, dann kommt Deutschland, Österreich und die Schweiz in den "Genuss" der warmen Vorderseitenanströmung. Es kommt also ganz darauf an, wo der Trog niedergeht.

Was macht der Kaltlufttransport in Richtung Grönland, östliches Kanada? Zum 1. Dezember liegt der aktive Kaltluftteil des Polarwirbels noch komplett über dem sibirischen Raum, was dort für Tageshöchstwerte zwischen -35/-25 Grad und Tiefstwerte zwischen -30/-40 Grad sorgen kann. Dort, wo es ähnlich kalt sein sollte - über Kanada und Alaska - sind hingegen Tageshöchstwerte zwischen -15/-4 Grad und Tiefstwerte zwischen -20/-6 Grad zu erwarten (sehr gut zu erkennen auf der folgenden Temperaturanomalie Karte). Zum 5. Dezember verlagert sich der aktive Kälteteil des Polarwirbels und strömt bis zum 6. Dezember über Kanada bis über die mittlere USA herunter. Das bestätigt die starken Wellenbewegungen entlang der Polarfront. Allerdings könnte der "Ausgleich" der Kaltluftströme zwischen Sibirien und Alaska/Kanada auch zu einem sich darüber hinaus stabilisierenden Polarwirbel führen - ob dies tatsächlich gelingt, oder nicht in einer kompletten Verlagerung endet, bleibt zum heutigen Stand abzuwarten.

Der sog. NAO-Index weist ebenfalls ein breites Entwicklungsspektrum auf, neigt aber tendenziell eher dazu, sich in die positive Richtung zu entwickeln.

Zusammenfassung: hinsichtlich der Frage "Wann kommt der Winter?" kann man zum heutigen Stand folgende Auskunft geben: es bestehen Varianten, welche Anfang Dezember den Winter bis in tiefere Lagen bringen können, wahrscheinlicher sind aber nasskalte Wetterlagen mit Schneeoptionen ab den mittleren Lagen (400-800 Meter). Sollte sich heute Abend daran etwas ändern, so erfolgt gegen 20:45 Uhr an dieser Stelle ein kurzes Update zum Wettertrend Winter.
Update Wetter Winter 2016/17:
Kurze Aktualisierung - das amerikanische Wettermodell bleibt Anfang Dezember zunächst bei seiner Variante von heute Mittag und lässt im Zeitraum vom 1./3. Dezember eine relativ milde Süd- bis Südwestanströmung der Luftmassen zwischen einem Tief zwischen England, Frankreich Spanien und Portugal und einem Hoch über dem östlichen Europa zu. Gleichzeitig positioniert sich über dem skandinavischen Raum ein weiteres Tiefdrucksystem und in Veränderung gegenüber heute Mittag strebt im Bereich zwischen den Azoren und Grönland ein Hochdruckkeil des Azorenhochs nach Norden auf, was den "Nachschub" der atlantischen Frontalzone unterbindet und den Trog direkt über Mitteleuropa niedergehen lassen kann.

In Folge dessen kann im Zeitraum vom 3./8. Dezember mit zurückgehenden Temperaturen gerechnet werden, was wiederum Schnee-, Schneeregen-, oder Graupelschauer bis in tiefere Lagen ermöglichen könnte. Wie kalt könnte es nach dieser Simulation werden? Berechnet werden bspw. am 6. Dezember Tageshöchstwerte zwischen -6/+1 Grad - also verbreitet im Dauerfrostbereich.

Nun schwanken die Wettermodelle seit ein paar Tagen hin und her - wie wahrscheinlich ist diese Entwicklung geworden? Das europäische Wettermodell stützt Anfang Dezember in seiner abendlichen Simulation eine ganz ähnliche Variante, welche für Schnee-, Schneeregen-, oder Graupelschauer bis in tiefere Lagen gut sein kann. Die Kontrollläufe allerdings stützen weiterhin eine nasskalte Variante im ersten Dezember-Drittel mehrheitlich und die Simulation des amerikanischen Wettermodells fällt da noch etwas aus dem "Rahmen". Man darf gespannt sein, ob sich morgen wieder andere Berechnungen ergeben, oder ob sich nun eine vielleicht zu kalte Temperaturphase im ersten Dezember-Drittel festigen kann…

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Das Wetter-Jahr 2023 in Zahlen

Monat Tem­peratur Abwei­chung 1961-1990 in Grad Abwei­chung 1991-2020 in Grad Nieder­schlag
Januar 2023 +3,6 +4,1 +2,7 69,2 l/m² - etwas zu nass
Februar 2023 +3,2 +2,8 +1,7 94 l/m² - etwas zu trocken
März 2023 +5,7 +2,2 +1,1 80,6 l/m² - deutlich zu nass
April 2022 +7,8 +0,4 -1,2 55 l/m² - leicht zu trocken
Mai 2022 +14,4 +2,3 +1,3 46 l/m² - erheblich zu trocken
Juni 2022 +18,3 +2,96 +1,96 58 l/m² - extrem trocken
Juli 2022 +19,1 +2,2 +0,8 37,1 l/m² - extrem trocken
August 2022 +20,22 +3,7 +2,3 48,5 l/m² - extrem trocken
September 2022 +13,4 +0,1 -0,4 98,9 l/m² - zu nass
Oktober 2022 +12,53 +3,53 +3,13 49,5 l/m² - zu trocken
November 2022 +6,4 +2,4 +1,6 49,6 l/m² - zu trocken
Dezember 2022 +1,8 +0,98 -0,02 64,8 l/m² - etwas zu trocken
Gesamtjahr 2023 +4,2 +3,1 +1,8 243,8 l/m² - zu nass

Statistische Wetterwerte für Winter

Der typisch deutsche Winter ist gemäßigt. Seltener sind Extremwetterereignisse zu erwarten. Vielmehr überwiegt von November bis Februar ein nasskalter Wettercharakter, welcher zwischendurch immer wieder von Frost und Schnee unterbrochen werden kann. In Folge des Klimawandels verschiebt sich aber die Schneefallgrenze auf die mittleren Lagen, was die ohnehin schon geringen Chancen für einen Flachlandwinter noch weniger wahrscheinlich macht.

  • Der erste Schnee kommt häufig mit Schneeschauer schon Ende Oktober, was aber noch kein Wintereinbruch ist.
  • Den ersten Anflug von Winterwetter gibt es sehr häufig im Zeitraum zwischen dem 8. und 14. November
  • Ende November wird es wieder wärmer
  • Vom 1.-10. Dezember bleibt das Wetter mit höherer Wahrscheinlichkeit warm
  • Im zweiten Dezember-Drittel folgt Winterwetter - sehr häufig bis Weihnachten
  • Kurz vor Weihnachten folgt mit einer Wahrscheinlichkeit von 78% das Weihnachtstauwetter, welches bis Jahresende anhalten kann
  • Zwischen dem 13. und 24. Januar ist Aufgrund von Kontinentalhochdruck der Hochwinter häufiger möglich
  • Zweite Kältewelle folgt häufig zwischen dem 16. und 25. Februar nach, anschließend wärmeres Wetter
  • Der Februar ist zudem einer der schneereichsten Monate im Winter.
  • Im März klingt dann der Winter aus. Wenn sich aber der Hochwinter Mitte Januar festigen und behaupten kann, steigt die Wahrscheinlichkeit für den sog. Märzwinter an

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