Wetterprognose und Wettervorhersage
Qualitätsprognosen seit 2009
Aktualisierung der Winterprognose 2016/17:
In unserer abendlichen Aktualisierung wollen wir heute genauer die Entwicklung des Polarwirbels und die möglichen Auswirkungen im letzten November-Drittel auf das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz näher betrachten. Die Berechnungen des europäischen Wettermodells zeigen eine Instabilität des Polarwirbels bis zum 20. November in der Form, als dass die Hochdrucksysteme über Alaska und Sibirien über den Nordpol hinweg eine Hochdruckverbindung aufzubauen. Sollte dies gelingen, so wäre mit einer Dipolausbildung des Polarwirbels (zwei Polarwirbel) zu rechnen, was einem Polarwirbelsplit gleichkommt. Nachhaltig ist dieser jedoch nicht, da sich das Hochdrucksystem über Alaska abschwächt und sich im weiteren Verlauf über Kanada positioniert. Somit erholt sich der Polarwirbel relativ rasch und sorgt mit einem Tiefdruckkomplex zum 24. November über dem Bereich Barentssee/Karasee dafür, dass sich das sibirische Hoch weit nach Süden über Kasachstan, die Mongolei und China ausweicht. Das wird auf lange Sicht aber "nicht gut gehen", strebt das Hoch doch nach Norden. Erste Ansätze zeigen, dass das Hoch z.T. in Richtung Skandinavien/Island "entweichen" könnte und in entsprechender Position könnten mit Hilfe des Tiefdrucksystems arktische Kaltluftmassen nach Süden geführt werden. Liegt das Hochdrucksystem aber letztlich über dem östlichen Europa, so verbleibt Deutschland, Österreich und die Schweiz bis auf weiteres im Zustrom milder Luftmassen.
Das amerikanische Wettermodell berechnet den Splitansatz ähnlich wie das europäische Wettermodell: wenig nachhaltig. Im Zeitraum nach dem 20. November berechnet das amerikanische Wettermodell allerdings kein Tiefdruckgebiet im Bereich Barentssee/Karasee, so dass das sibirische Hochdrucksystem sein Hochdruckkern zunächst einmal bis zum 23. November nur sehr langsam nach Südwesten in Richtung westliches Russland verlagert. Gleichzeitig stellt sich das Azorenhoch weit nach Norden auf und positioniert sich zum 23. November zwischen dem Atlantik Island und Grönland. Gleichzeitig "tropft" zwischen beiden Hochdrucksystemen ein Tiefdruckkomplex zwischen Skandinavien, England, Spanien und Portugal ab. Deutschland, Österreich und die Schweiz würde demnach zwischen den Fronten in eine teils sehr warme Südanströmung gelangen, was Temperaturen jenseits der +15 Grad Marke zwischen dem 23./24. November gar nicht so unwahrscheinlich macht. Nichtsdestotrotz ist die Wellenbewegung entlang der Polarfront außergewöhnlich und der Polarwirbel sieht von oben betrachtet - anstatt Kugelrund - wie eine Qualle mit zwei Fangarmen aus (oder wem das besser gefällt: wie ein Backenzahn mit Wurzel). Anders ausgedrückt zeigt sich der Polarwirbel wenig stabil, wenngleich für Winterfreunde in einer ungünstigen Position der entsprechenden Kaltluftausbrüche nach Süden.
Diese Wetterentwicklung ist keineswegs alltäglich und bestätigt weiterhin die zunehmende Dynamik der Wetteraktivität. Woran das liegt? Der zu kalte Wetterabschnitt in der ersten November-Hälfte ist weitgehend einem instabilen Polarwirbel zu verdanken. Nun wird der "Versuch" unternommen, wieder für "normale" Verhältnisse zu sorgen. Hierfür bedarf es einer entsprechenden Energie und man wird abwarten müssen, ob das überhaupt gelingen mag.
Über dem 23. November hinaus bleibt nach den Berechnungen des amerikanischen Wettermodells der Polarwirbel instabil. In der Stratosphäre sind zum 26. November die ersten Anzeichen eines Minor-Warmings zu erkennen, welcher aber keine direkten Auswirkungen auf das Wetter haben wird. Anders hingegen eine mögliche Umkehr der sog. zonalen Winde (QBO: Drehung von West-Ost auf Ost-West) in den unteren Schichten der Stratosphäre wäre Ende November nicht auszuschließen und würde hohen Luftdruck im Bereich zwischen Grönland, Island und Skandinavien stützen - im Extremfall hätte diese Umkehrung auch einen kompletten Zusammenbruch des Polarwirbels zur Folge. Der Wetterablauf ist in diesem Winter zum aktuellen Stand komplett anders, als in den letzten drei Wintern, was den Winterliebhabern vorläufig mal ein Grund zur Freude liefern sollte.
Der AO-Index zeigt nun im letzten November-Drittel einen einheitlich negativen Verlauf, was ebenfalls ein Indiz für einen anhaltend schwachen Polarwirbel ist. Was das bedeutet? Die oben angedeuteten Wellenbewegungen entlang der Polarfront werden wahrscheinlicher - die Frage ist nur, ob Deutschland, Österreich und die Schweiz auf dem Wellenberg (warm), oder im Wellental (kalt) liegen werden. Aufschluss darüber kann der NAO-Index geben, welcher sich ebenfalls negativ im letzten November-Drittel entwickeln kann. Das spricht für höheren Luftdruck über Island und in Kombination beider Indexe zusammen, könnte sich der Trog im letzten November-Drittel auch über Mitteleuropa entwickeln, bzw. positionieren.
Das dies gar nicht so abwegig ist, zeigt das Langfristmodell in seiner heutigen Winterprognose, welches den Dezember mit einer Abweichung von -0,5/+0,5 Grad im normalen Bereich berechnet mit der Tendenz über dem Norden mit -1/-0,5 Grad auch leicht zu kalt auszufallen. Der Januar hat eine Abweichung mit -0,5/+1 Grad im normalen bis nur noch leicht zu warmen Bereich. Warum das so Überraschend ist? Sowohl der Dezember, wie auch der Januar wurden in den zurückliegenden Wochen permanent mit einer Abweichung von +1/+3 Grad deutlich zu warm berechnet und seit ca. 10 Tagen findet sukzessive eine Korrektur statt, was sicherlich auch mit der Entwicklung des Polarwirbels im Zusammenhang gebracht werden kann. Und der Februar? Der Februar zeigt sich mit einer Abweichung von +0,5/+2 Grad weiterhin im zu warmen Bereich, so dass in Summe der Winter 2016/17 nach den Berechnungen des Langfristmodells mit -0,5/+0,5 Grad über Norddeutschland normal und über Süddeutschland mit +0,5/+1 Grad leicht zu mild ausfallen kann. Es bleibt also offen, in welche Richtung sich der Winter 2016/17 entwickeln kann - Fürsprecher für einen normalen bis zu kalten Verlauf sind die Randfaktoren, bzw. Setups, während die Gegenindikation vom Klimawandel kommt (mehr dazu: Wie wird der Winter 2016/17: Die Randfaktoren, bzw. das Setup).
Gab es schon einmal eine ähnliche Konstellation? Ja, die gab es 2010 mit Wintereinbruch im November, welcher bis Januar mehr oder minder Bestand hatte und für weiße Weihnachten gesorgt hatte.
Monat | Temperatur | Abweichung 1961-1990 in Grad | Abweichung 1991-2020 in Grad | Niederschlag |
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Januar 2023 | +3,6 | +4,1 | +2,7 | 69,2 l/m² - etwas zu nass |
Februar 2023 | +3,2 | +2,8 | +1,7 | 94 l/m² - etwas zu trocken |
März 2022 | +5,1 | +1,6 | +0,5 | 14,4 l/m² - extrem zu trocken |
April 2022 | +7,8 | +0,4 | -1,2 | 55 l/m² - leicht zu trocken |
Mai 2022 | +14,4 | +2,3 | +1,3 | 46 l/m² - erheblich zu trocken |
Juni 2022 | +18,3 | +2,96 | +1,96 | 58 l/m² - extrem trocken |
Juli 2022 | +19,1 | +2,2 | +0,8 | 37,1 l/m² - extrem trocken |
August 2022 | +20,22 | +3,7 | +2,3 | 48,5 l/m² - extrem trocken |
September 2022 | +13,4 | +0,1 | -0,4 | 98,9 l/m² - zu nass |
Oktober 2022 | +12,53 | +3,53 | +3,13 | 49,5 l/m² - zu trocken |
November 2022 | +6,4 | +2,4 | +1,6 | 49,6 l/m² - zu trocken |
Dezember 2022 | +1,8 | +0,98 | -0,02 | 64,8 l/m² - etwas zu trocken |
Gesamtjahr 2023 | +3,4 | +3,5 | +2,2 | 163,2 l/m² - leicht zu nass |
Der typisch deutsche Winter ist gemäßigt. Seltener sind Extremwetterereignisse zu erwarten. Vielmehr überwiegt von November bis Februar ein nasskalter Wettercharakter, welcher zwischendurch immer wieder von Frost und Schnee unterbrochen werden kann. In Folge des Klimawandels verschiebt sich aber die Schneefallgrenze auf die mittleren Lagen, was die ohnehin schon geringen Chancen für einen Flachlandwinter noch weniger wahrscheinlich macht.
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