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Wie wird der Winter 2016/17 - Betrachtung statistischer Werte

| M. Hoffmann
Gerne möchten wir unsere 3-teilige Reihe aus dem letzten Winter auch in diesem Jahr fortsetzen und beleuchten in den kommenden Wochen folgende Schwerpunkte, welche einen Wettertrend zum Wetter Winter 2016/17 ermöglichen können. Da wäre zum einen die Statistik, die Erhaltungsneigung, bzw. das Ausgleichsverhalten und die sog. Randfaktoren, bzw. Setups.

Beginnen möchten wir heute mit der Statistik. Wie verläuft das Wetter im Winter nach der Statistik am wahrscheinlichsten? Er kann Ende November/Anfang Dezember schon für etwas Schnee sorgen, legt für gewöhnlich aber erst im Zeitraum nach dem 10. Dezember los, bevor zur Weihnachtszeit die Wettersingularität des sog. Weihnachtstauwetter einsetzen und bis zum Jahreswechsel an Silvester anhalten kann. Nicht selten beginnt dann in der ersten Januar Woche eine Umstellung der Großwetterlage in Richtung Hochwinter mit eisigen Temperaturen und wenig Niederschlag. Kann sich der Hochwinter sodann im letzten Januar-Drittel behaupten, setzt dieser sich zumeist auch noch im Februar fort. Zeigt sich hingegen nur eine schwache, oder gar keine hochwinterliche Phase, so ist auch im Februar nicht mehr viel vom Winter zu erwarten. Eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine winterliche Phase zeigt sich nach der Statistik im Zeitraum vom 16./25. Februar und sollte diese kräftig und stabil ausfallen, so ist der weniger wahrscheinliche März-Winter möglich.

Rückblickend auf das Jahr 2016 zeigten sich die Monate von Januar bis September durchweg zu warm, z.T. wurden auch neue Rekordwerte aufgestellt. Das lässt die Annahme zu, dass sich auch im Winter daran nichts ändern mag und betrachtet man die aktuellen Berechnungen der Langfristmodelle, welche ebenfalls einen zu warmen Wintertrend berechnen, könnte man schnell den Schluss ziehen, dass der Winter wohl zu warm ausfallen wird. Unterstützt wird dies noch durch den langjährigen Temperaturtrend, welcher in den letzten 20 Jahren immer wärmer werdende Temperaturwerte der Winter aufzeigt. Lag die durchschnittliche Temperatur im Winter der Jahre 1961-1990 bei +0,2 Grad, so lag die durchschnittliche Temperatur im Winter der Jahre von 2001-2015 bei +1,2 Grad - ein Temperatursprung von +1 Grad im Schnitt!

Aus statistischer Sicht ein klarer Fall? Ja, wenn sich das Wetter nur an die Statistik halten würde - tut es aber nicht, da das Wetter ein chaotisches System und im steten Wandel ist. Zudem gibt es auch im Bereich der Statistik immer wieder "Ausreißer", welche nicht zu verachten sind - bspw. der Winter 2010 mit einer lang anhaltenden Winterperiode. Im Schnitt betrug die Temperatur im Winter 2010 -1,3 Grad und war damit um -1,1 Grad gegenüber dem langjährigen Mittel zu kalt.

Zwei Auffälligkeiten gab es aber im Jahr 2016: die höhere Ausprägung von Hochdrucksystemen über dem skandinavischen Raum und die Möglichkeit, dass der Oktober 2016 normal bis leicht zu kalt ausfallen könnte. Der Oktober hat eine durchschnittliche Temperatur gemäß des vieljährigen Mittelwertes (1961-1990) von +9,0 Grad und vergleicht man dies mit den Jahren, wo der Oktober deutlich zu kalt ausfiel (im Mittel 5,5/8,5 Grad), so ergibt sich mit einem Verhältnis von 45/55 keine eindeutige Signifikanz für einen zu warmen oder zu kalten Winter.

Und ein zu warmer September wie wir ihn dieses Jahr hatten, hat dieser Auswirkungen auf den Winter? Der September hat eine durchschnittliche Temperatur von +13,3 Grad. Pickt man sich die Septembermonate heraus, welche im Bereich zwischen +14/+16 Grad im zu warmen Bereich lagen, so zeigt sich mit einem Verhältnis von 55/45 ebenfalls kaum eine Signifikanz. Betrachtet man die Septembermonate, welche deutlich zu warm ausfielen (>+16 Grad, ähnlich wie der September 2016), so zeigt sich auch hier mit einem Verhältnis von 45/55 keine eindeutige Richtung.

Schaut man sich nun die Jahre an, in denen der September - wie dieses Jahr - deutlich zu warm ausfiel und anschließend der Oktober zu kalt, so kam das in den letzten 75 Jahren rund sieben Mal vor. Fünf Mal davon gab es einen durchschnittlichen Winter, einen deutlich zu kalten und einen deutlich zu warmen Winter. Anders formuliert eine Auffälligkeit von 70/30 für einen normalen Winter. Das sticht gegenüber den oben gestellten Betrachtungen etwas hervor.

Untersucht man das nun genauer und bezieht die Oktober Monate mit ein, welche nach einem deutlich zu warmen September normal verliefen, so kam das in den letzten 75 Jahren rund zehn Mal vor. Daraus ergaben sich in 30 Prozent der Fälle ein deutlich zu kalter Winter (Abweichung: <-1 Grad), 50 Prozent normale Winter (Abweichung ziwschen-0,7/+0,7) und in 10 Prozent der Fälle einen deutlich zu warmer Verlauf des Winters (Abweichung > +1 Grad). Das stützt die statistische These, dass nach einem deutlich zu warmen September mit anschließend normalen, bzw. zu kalten Oktober eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen normalen bis zu kalten Winter zur Folge haben kann.

Betrachtet man die Abfolge nach einem deutlich zu warmen Winter so folgt statistisch gesehen häufiger eine  Reihe von milden Wintern nach. Der Zyklus entspricht in etwa drei Jahre. Da der Winter 2013/14, 2014/15 und 2015/16 deutlich zu warm verliefen, so ist unter diesem statistischen Gesichtspunkt ein normaler bis zu kalter Winter 2016/2017 wahrscheinlicher als ein zu milder Winter.

Steigen wir etwas tiefer ein: Wie fiel denn die statistische Betrachtung letztes Jahr aus? Der Oktober war gleichsam etwas zu kühl, wobei die Temperaturabweichung im September mit +0,3 Grad im normalen Bereich lag. Vergleicht man die oben benannte Zahlenreihe von einem normalen September mit einem normalen/leicht zu kalten Oktober, so kam das in den letzten 75 Jahren 27 mal vor - also deutlich häufiger. Daraus resultierend ergaben sich in 48 Prozent der Fälle deutlich zu warme Winter, mit 26 Prozent normale Winter und mit 26 Prozent deutlich zu kalte Winter. Nur anhand der Betrachtung der Statistik (und unter Berücksichtigung der drei-Jahres-Singularität) hätte der Winter 2015/16 leicht zu warm bis zu warm ausfallen müssen, was er mit einer Abweichung von +3,4 Grad auch bestätige - er war sogar einer der wärmsten Winter überhaupt.

Und die Winter zuvor, wie waren da der Oktober und September temperiert? 2014 war sowohl der September, als auch der Oktober zu warm und in Korrelation hieraus ergeben sich 10 Datenpunkte, auf die das in den letzten 75 Jahren zutreffen konnte. 70 Prozent der nachfolgenden Winter waren deutlich zu warm, 20 Prozent normal und 10 Prozent zu kalt. Demzufolge hätte der Winter 2014/15 mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zu warm ausfallen sollen - tatsächlich lag die Abweichung mit +0,9 Grad im leicht zu warmen Bereich

Im September 2013 betrug die Abweichung gegenüber dem langjährigen Mittelwert exakt 0 Grad, während der Oktober 2013 mit einer Abweichung von +1,6 Grad deutlich zu warm ausfiel. Statistisch ergaben sich nach einem normalen September und zu warmen Oktober nur sieben übereinstimmende Punkte in den letzten 75 Jahren und hatten mit 57 Prozent einen deutlich zu warmen Winter, mit 29 Prozent einen normalen und mit 14 Prozent einen zu kalten Winter zur Folge. Im Ergebnis eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen zu warmen Winter. Und der Winter 2013/14 fiel mit einer Abweichung von +3,1 Grad gegenüber dem langjährigen Mittelwert zu warm aus.

Nimmt man einen zu kalten Winter - bspw. den von 2009/10 (Abweichung von -1,1 Grad) - so war der September 2009 deutlich zu warm, während der Oktober 2009 leicht zu kalt ausfiel - ähnlich also wie in diesem Jahr. Eine Bestätigung der Statistik? Man wird abwarten müssen, was der Winter 2016/17 bringt - aber gemäß Statistik spricht eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen zu kalten bis normalen Winter, als für einen zu warmen Winter. Wir sind gespannt. Haben Sie Anregungen hierzu? Gerne können Sie uns eine E-Mail schreiben.

Übrigens: der zweite Teil des Wintertrend 2016/17 folgt am 6. November 2016 gegen 17:00 Uhr und beschäftigt sich mit der Erhaltungsneigung, bzw. dem Ausgleichsverhalten. Der dritte und letzte Teil erfolgt dann am 12. November mit der Betrachtung der Randfaktoren und der sog. Setups.

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