Wetter Winter 2016/2017

| M. Hoffmann
Der Sommer hat sich noch gar nicht richtig durchgesetzt und wir fangen bereits an, über das Wetter im Winter zu referieren? Eigentlich viel zu früh - und dennoch gibt es im Wesentlichen zwei Phänomene, welche als Randfaktoren einen Ausblick auf das Wetter im Winter 2016/2017 geben könnten.

Inspiriert durch den letzten ENSO-Bericht, welcher in regelmäßigen Abständen erscheint, haben wir uns bereits zu diesem Zeitpunkt dazu entschlossen den Initialisierungsbericht zum Wetter im Winter 2016/2017 zu erstellen.

Was ist passiert? Das sog. El Niño Phänomen wurde in den letzten ENSO-Berichten neutral berechnet und die Wahrscheinlichkeit für La Niña in den Wintermonaten als erhöht eingestuft:
La Niña is favored to develop during the Northern Hemisphere summer 2016, with about a 75% chance of La Niña during the fall and winter 2016-17.
Frei übersetzt bedeutet diese Aussage, dass ein La Niña Phänomen mit einer Wahrscheinlichkeit von 75 Prozent über die Wintermonate anhalten kann.

Was ist daran so besonders? Das El Niño Phänomen hat überdurchschnittlich mehr Trog-, bzw. trogähnliche Wetterlagen über Mitteleuropa zur Folge als in Jahren ohne El Niño. Blickt man auf den Winter 2015/16 zurück, so war der El Niño sehr stark ausgeprägt und Mitteleuropa meist auf der warmen Vorderseitenanströmung der Luftmassen. Was passiert bei La Niña? Ist La Niña aktiv, so ist mit positivem NAO Index zu rechnen (Azorenhoch und Islandtief gut zueinander ausgebildet), was häufig West- bis Südwestwindwetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz zur Folge haben kann. Nun gibt es aber - allein mit der Option auf eines La Niña Phänomen - noch keinen Rückschluss darauf zu ziehen, dass der kommende Winter normal oder gar erneut zu warm ausfallen kann. Warum? Auch bei einer Südwest- oder Westwetterlagen gibt es eine warme Vorder- und kühle Rückseite mit gemäßigten, bzw. auch kühlen Temperaturen in der Übergangs-, bzw. Rückseitenphase. Aber es kann schon einmal als ein Indiz dafür gewertet werden, dass der Winter 2016/2017 eine geringere Wahrscheinlichkeit hat, zu kalt auszufallen.

Ein weiter Randfaktor ist - wie in den letzten Jahren auch - die Sonnenaktivität, welche aktuell weiterhin als schwach ausgeprägt zu bezeichnen ist. Welchen Einfluss hat die Sonnenaktivität auf unser Wetter? Das eine "schwächelnde" Sonnenaktivität (Sonnenflecken - 11 Jahres Zyklus) direkte Einwirkungen auf die Winter in Mitteleuropa hat, wurde in der Vergangenheit schon öfters beobachtet. In einer am 23. August 2012 veröffentlichten Studie einer Forschergruppe der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, ist nun in einer näheren Untersuchung belegt worden, dass, Zitat und frei übersetzt:
...Meteorologische Daten aus den letzten 50 Jahren und weitere Modeling-Studien haben ergeben, dass sowohl Sonnenaktivität und El Niño Stärke die mitteleuropäischen Winter beeinflussen können. Um die zugrunde liegenden Mechanismen zu einer statistisch robuste Art und Weise zu untersuchen und zu belegen, welche der beiden Faktoren (El Niño oder Sonnenaktivität) während der letzten 230 Jahre gewichtiger war, wurden historische Berichte über das Einfrieren des Rheins genutzt. Die historischen Daten zeigen, dass 10 der 14 kalten Jahre nah am Sonnenflecken Minima und nur einmal während eines moderaten El Niño Jahres war. Dieser solare Einfluss wird durch entsprechende atmosphärischen Zirkulationsanomalien in Reanalyse Daten für den Zeitraum 1871 bis 2008 untermauert...
Quelle: GEOPHYSICAL RESEARCH LETTERS
Anmerkung: Je mehr Sonnenflecken es gibt, desto aktiver ist die Sonne, ein Minimum ist ein Indiz eine "schwächelnde Sonne"

Weiter wurde in der folgenden Pressemeldung festgestellt (frei übersetzt):
Wenn Sonnenflecken im Minima sind, strahlt die Sonne weniger UV-Strahlung. Weniger Strahlung bedeutet geringere Erwärmung der Erdatmosphäre, die eine Änderung in der Zirkulation der beiden niedrigsten Atmosphäre hervorruft, der Troposphäre und Stratosphäre...
Quelle: Link found between cold European winters and solar activity
Berücksichtigt man diese Erkenntnis, so ergibt sich daraus eine höhere Wahrscheinlichkeit für Hochdrucksysteme, welche das aktive Atlantikwetter blockieren können. Nun waren im letzten Winter die Voraussetzungen ähnlich, wenngleich das El Niño Phänomen an Dominanz überragte - warum war der letzte Winter dennoch zu warm über Mitteleuropa? Wie eingangs erwähnt gibt es bei Troglagen auch immer eine warme Vorderseite - das "Problem" der letzten drei Winter lag in einem jeweils lang andauernden Kaltluftausbruch über dem östlichen Kanada, was Mitteleuropa auf die warme Vorderseite positioniert hat. Dieses Phänomen hat sich mit einer Tiefdruckrinne zwischen Neufundland, Island, England und Skandinavien stets erneuert, so dass dies einer bemerkenswerten Erhaltungsneigung entsprach. Statistisch gesehen folgt häufig einem milden Winter ein weiterer nach, bevor es wieder kälter wird- maximal sind bis drei zu warme Winter zu erwarten, bevor der vierte wieder kälter werden kann. Würde sich das Wetter also an die Statistik halten, so müsste der kommende Winter normal oder zu kalt ausfallen.

Gibt es schon erste Berechnungen der Langfristmodelle? Die gibt es, wenngleich auch "nur" bis in den Dezember hinein. So verläuft das Wetter demnach im Oktober noch mit - gegenüber dem langjährigen Mittelwert - normal und November und Dezember mit einer Abweichung von +0,5/+1 Grad normal bis leicht zu mild und stützt damit zunächst die oben benannte These der Randfaktoren.

Blickt man auf die langjährige Temperaturentwicklung im Winter, so ist eine zu milde Wetterprognose für den Winter - in Zeiten des Klimawandels - wahrscheinlicher, als ein normales oder zu kaltes Wetter im Winter.

Hinweis in eigener Sache: Im Grunde lassen wir die Wetterprognosen für den Herbst erneut "ausfallen", da bereits das Wetter im Oktober winterlich werden kann und wir unsere Witterungstrends, Wettertrends, Wetterprognosen und Wettervorhersagen nicht zu sehr fragmentieren möchten. Die Detailprognosen für die Herbstmonate finden Sie jeweils in den Rubriken September, Oktober und November. Die Wetterprognosen für den Herbst, bzw. Winter 2016/2017 werden zunächst nach Bedarf erneuert, ab Mitte August regelmäßig und ab September täglich aktualisiert.

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Das Wetter-Jahr 2023 in Zahlen

Monat Tem­peratur Abwei­chung 1961-1990 in Grad Abwei­chung 1991-2020 in Grad Nieder­schlag
Januar 2023 +3,6 +4,1 +2,7 69,2 l/m² - etwas zu nass
Februar 2023 +3,2 +2,8 +1,7 42,7 l/m² - etwas zu trocken
März 2023 +5,7 +2,2 +1,1 80,6 l/m² - deutlich zu nass
April 2023 +7,54 +0,2 -1,4 64,5 l/m² - leicht zu nass
Mai 2022 +14,4 +2,3 +1,3 46 l/m² - erheblich zu trocken
Juni 2022 +18,3 +2,96 +1,96 58 l/m² - extrem trocken
Juli 2022 +19,1 +2,2 +0,8 37,1 l/m² - extrem trocken
August 2022 +20,22 +3,7 +2,3 48,5 l/m² - extrem trocken
September 2022 +13,4 +0,1 -0,4 98,9 l/m² - zu nass
Oktober 2022 +12,53 +3,53 +3,13 49,5 l/m² - zu trocken
November 2022 +6,4 +2,4 +1,6 49,6 l/m² - zu trocken
Dezember 2022 +1,8 +0,98 -0,02 64,8 l/m² - etwas zu trocken
Gesamtjahr 2023 +5,0 +2,3 +1,0 267,7 l/m² - ausgeglichen

Statistische Wetterwerte für Winter

Der typisch deutsche Winter ist gemäßigt. Seltener sind Extremwetterereignisse zu erwarten. Vielmehr überwiegt von November bis Februar ein nasskalter Wettercharakter, welcher zwischendurch immer wieder von Frost und Schnee unterbrochen werden kann. In Folge des Klimawandels verschiebt sich aber die Schneefallgrenze auf die mittleren Lagen, was die ohnehin schon geringen Chancen für einen Flachlandwinter noch weniger wahrscheinlich macht.

  • Der erste Schnee kommt häufig mit Schneeschauer schon Ende Oktober, was aber noch kein Wintereinbruch ist.
  • Den ersten Anflug von Winterwetter gibt es sehr häufig im Zeitraum zwischen dem 8. und 14. November
  • Ende November wird es wieder wärmer
  • Vom 1.-10. Dezember bleibt das Wetter mit höherer Wahrscheinlichkeit warm
  • Im zweiten Dezember-Drittel folgt Winterwetter - sehr häufig bis Weihnachten
  • Kurz vor Weihnachten folgt mit einer Wahrscheinlichkeit von 78% das Weihnachtstauwetter, welches bis Jahresende anhalten kann
  • Zwischen dem 13. und 24. Januar ist Aufgrund von Kontinentalhochdruck der Hochwinter häufiger möglich
  • Zweite Kältewelle folgt häufig zwischen dem 16. und 25. Februar nach, anschließend wärmeres Wetter
  • Der Februar ist zudem einer der schneereichsten Monate im Winter.
  • Im März klingt dann der Winter aus. Wenn sich aber der Hochwinter Mitte Januar festigen und behaupten kann, steigt die Wahrscheinlichkeit für den sog. Märzwinter an

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