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Wetter Winter 2015/2016 - Wetterprognose vom 6. Januar

| M. Hoffmann
Die aktuelle Luftmassengrenze hat in einem breiten Streifen zwischen Bremen und Nürnberg für etwas Schneefall und einer Schneedecke von 1-7 cm und in höheren Lagen bis zu 13 cm gesorgt (Aktuelle Schneehöhen). Die Luftmassengrenze wird sich voraussichtlich bis zum Wochenende weitgehend auflösen, so dass der gefallene Schnee am Wochenende langsam aber stetig wieder abtauen kann. Zum aktuellen Stand ist die Milderung aber nur vorübergehend und die vorwiegend aus südlichen und westlichen Landesteilen kommenden Fragen nach "Wann kommt der Schnee, bzw. wann kommt der Winter?" kann heute schon etwas präziser beantwortet werden.

Bereits in den letzten Tagen wurde auf das breite Entwicklungsspektrum in den Simulationen für das zweite Januar-Drittel und der daraus folgenden "Sprunghaftigkeit" der Wettermodelle hingewiesen. Heute simuliert das amerikanische Wettermodell aber eine Variante, welche schon seit langer Zeit nicht mehr in den Simulationen zu beobachten war und das "Zeug dazu hat", die Großwetterlage nachhaltig umzukrempeln. So liegt zum 10./11. Januar noch der Tiefdruckkomplex über England und verlagert sich bis zum 13. Januar über die Nord- und Ostsee über das östliche Skandinavien. Im gleichen Zeitraum gelingt es einem Hochdrucksystem auf dem Atlantik sich gen Norden in Richtung Grönland aufzuwölben, so dass die atlantische Frontalzone frühzeitig blockiert werden kann und keinen Einfluss mehr auf das Wetter über Deutschland, Österreich und die Schweiz nehmen kann. Im Zeitraum vom 13./15. Januar gelingt es dem Tief sich über Skandinavien in gradientenstarker Struktur zu positionieren und führt im Verbund mit dem Hochdrucksystem zwischen den Azoren und Grönland kalte Luftmassen arktischen Ursprungs nach Süden, welche zum 14. Januar auch Deutschland und zum 15. Januar die Schweiz und Österreich erreichen können. Interessant ist jedoch die strukturelle Achsausrichtung zwischen dem Tief und dem Hoch, welche zum 15. Januar von Nordost nach Südwest verlaufen kann. Anders ausgedrückt wird mit dieser Zirkulationsströmung ein Trog Mitteleuropa initialisiert werden können, so dass zum 15./16. Januar ein Mittelmeertief entstehen kann. Der "Kaltluftmotor" wäre in dieser Konstellation als intakt zu bezeichnen, was bis in tiefere Lagen hinab für Dauerfrost und Schneefall bis zum 22. Januar sorgen könnte. Vereinfacht ausgedrückt entspricht diese Simulation einem nachhaltigen Wintereinbruch im Zeitraum 13./22. Januar.

Etwas anders ist die Simulation des europäischen Wettermodells, welche im Ansatz zwar ähnlich ist, jedoch gelingt der Trogprozess mit Tief über dem Mittelmeerraum zur Monatsmitte nicht. Stattdessen greift das Azorenhoch mit einem Hochdruckkeil auf Mitteleuropa über. Das entspräche einer Nord- bis Nordwestwetterlage, welche hohe Wahrscheinlichkeiten für Winter ab den mittleren Lagen (400-600 Meter) in Aussicht stellt, jedoch könnte es in tieferen Lagen nasskalt bleiben (-1/+2 Grad).

Die Details mögen sicherlich in den kommenden Stunden hin und her schwanken, jedoch sind sich die Wettermodelle weitgehend darüber einig, als dass der Zeitraum zwischen dem 13./18. Januar in weiten Teilen von Deutschland winterlich(er) ausfallen kann. Die Kontrollläufe stützen den Temperaturrückgang im zweiten Januar-Drittel mehrheitlich und unter Umständen auch nachhaltig. So liegt das Temperaturspektrum am 13. Januar noch zwischen -6/+6 Grad (Mittelwert: +3 Grad über dem Westen, +2 Grad über dem Süden und +0 Grad über dem Norden und Osten) und am 18. Januar zwischen -12/+10 Grad (Mittelwert: -1/0 Grad über dem Norden und Westen und -3/-4 Grad über dem Süden und Osten). Die kalten Varianten festigen sich zunehmend und werden in Summe zahlreicher. Deutlicher zeigt sich das anhand der Verhältnisse der Kontrollläufe von zu kalt (<-1) / normal (+0/+5) / zu warm (>+6), welche am 13. Januar bei 30/60/10 und am 21. Januar bei 75/15/10 liegen. Der Winter kommt demnach mit höher Wahrscheinlichkeit.

Woran liegt das? Bereits vor ein paar Tagen wurde an dieser Stelle beschrieben, wie instabil sich der Polarwirbel derzeit präsentiert und nach dem sog. AO Index Wert - welcher aktuell deutlich im negativen Bereich liegt - auch bleiben wird. Der Grund hierfür ist ein Hochdrucksystem, welche sich auf zwei Wegen dem Nordpol nähert. Zum einen aus Richtung Alaska und zum anderen aus dem sibirischen Raum. Beiden Hochdrucksystemen gelingt es eine Hochdruckbrücke von des Westküste der USA über den Nordpol bis über das nördliche China aufzubauen. Das kommt so nicht alle Tage vor und hat ein kräftigeres Hochdrucksystem von bis zu 1050 hPa über dem Polarkreis zur Folge. Und dieses Hochdrucksystem baut eine weitere Hochdruckbrücke zum Hoch über Grönland auf, welches sich im weiteren Verlauf bis zu den Azoren hinunter erstrecken kann. Hochdrucksysteme drehen sich im und Tiefdrucksysteme gegen den Uhrzeigersinn. Wenn man sich die Erde von oben vorstellt wird schnell klar, dass im Verbund der Wettersysteme die kalten Luftmassen in Richtung Mitteleuropa geführt werden können. Das Hochdrucksystem über dem Nordpol ist dabei so stark, dass es in Teilen zum Polarwirbelsplit reichen kann - zumindest simuliert das amerikanische Wettermodell die Abspaltung eines größeren Teilwirbels über dem skandinavischen Raum, was den "Vollwinter" mitsamt einer "gestörten" Zirkulation nach Mitteleuropa bringen könnte. Dem aber noch nicht genug, denn nach den aktuellen Varianten des amerikanischen Wettermodells könnte mit einem kräftigeren Minor-Warming in Stratosphärenhöhe zum 18./19. Januar noch eins "oben drauf" gesetzt werden. Warum? Das Minor-Warming hat nach diesen Berechnungen durchaus das "Zeug" zum Major-Warming, was den Winter richtig nachhaltig machen könnte. Die Betonung liegt auf könnte - denn eines muss heute auch erwähnt sein: die Konstellation mit dem Polarhoch ist als fragil zu bezeichnen und die letzten Tage haben gezeigt, wie breit das Entwicklungsspektrum aufgestellt ist und zu welchen Schwankungen das in den Simulationen führt. Erst wenn die teils hochwinterliche Wetterlage mehrmals hintereinander berechnet wird, steigt auch deren Eintreffwahrscheinlichkeit. Es bleibt spannend - aus diesem Grund erfolgt heute Abend gegen 21:00 Uhr das nächste Update zum Wetter im Winter an dieser Stelle.
Aktualisierung:
Sowohl das amerikanische als auch europäische Wettermodell simulieren heute Abend Varianten, welche im zweiten Januar-Drittel den Winter nach Deutschland zurückkehren lassen könnten. Wir haben heute den Begriff des "Vollwinter" verwendet und sind in vielen E-Mails darauf angesprochen worden, was denn darunter zu verstehen sei? Kurz und knapp: nachhaltiger Winter mit Dauerfrost und Schnee bis in tiefere Lagen in ganz Deutschland. Und diesen "Vollwinter" simulieren heute Abend beide Wettermodelle erneut. Die Großwetterlage baut sich nach einer milderen Temperaturphase zwischen dem 8./12. Januar erneut um, so dass mit einem Tief über Skandinavien und einem blockierenden Hochdruckdrucksystem auf dem Atlantik das Strömungsmuster zum 13. Januar zunächst auf nordwestliche Richtungen drehen und dabei nasskalte Temperaturwerte nach Deutschland führen kann. In Folge daraus kann die Schneefallgrenze allmählich auf mittlere Lagen (300-600 Meter) absinken. Zum 14./15. Januar kann sich nach beiden Wettermodellen ein Mittelmeertief ausbilden und den Trogprozess Mitteleuropa abschließen. Im Ergebnis daraus werden weiterhin kalte Luftmassen aus nördlichen bis nordöstlichen Richtungen nach Deutschland, Österreich und die Schweiz geführt werden können. Wie kalt? Simuliert werden bspw. am 17. Januar Tageshöchstwerte, welche zwischen -9/-1 Grad liegen können. Wie gesichert ist diese Wetterprognose? Sie wird nun seit einigen Modellläufen konsequent gestützt, bzw. kommen in den Kontrollläufen stetig weiter kühlere/kalte Varianten hinzu, so dass die Wahrscheinlichkeit für einen Wintereinbruch im zweiten Januar-Drittel als hoch einzustufen ist. Aber! Die Konstellation ist weiterhin als fragil zu bezeichnen und ob ein Trog Mitteleuropa mit nachhaltigem Winterwetter zustande kommen kann, hängt maßgeblich davon ab, ob das Mittelmeertief initialisiert werden kann welches den "Kaltluftmotor" am Laufen hält. Eine Unterstützung erfährt nachhaltiges Winterwetter von den Indikatoren des AO- und NAO-Index, welche zwischenzeitlich beide im negativen Bereich berechnet werden. Das spricht für einen geschwächten Polarwirbel (bis hin zum Polarwirbelsplit) und einem blockierenden Hochdrucksystem auf dem Atlantik, was letztlich zu einer "gestörten" Zirkulation führen kann und der damit verbundenen höheren Wahrscheinlichkeit für Winter. Betrachtet man den Polarwirbel, so kann das kräftige Polarhoch von bis zu 1055 hPa eine Hochdruckverbindung zum Azorenhoch aufbauen und einen Teilwirbel des Polarwirbels "abtrennen". Dieser liegt im Zeitraum 11./22. Januar über dem Bereich der Barentssee/Karasee und kann im Verbund mit dem Hoch Nordpol/Azoren im steten Fluss kalte Luftmassen arktischen Ursprungs nach Süden in Richtung Mitteleuropa "pumpen". Gleichzeitig sorgt das Hoch auf seiner Westseite für Warmluftzufuhr über Neufundland und dem östlichen Kanada, was die milde/nasskalte "Wetterküche" für Mitteleuropa außer Kraft setzen kann. Was ist mit dem kräftigen Minor-Warming von heute Mittag? Auch das findet sich heute Abend in den Simulationen wieder. So kann die Temperatur in Stratosphärenhöhe (ca. 8.000 Meter) mit -72 Grad am 17. Januar auf 0 Grad am 21. Januar ansteigen - ein Major-Warming ist zumindest zum aktuellen Stand nicht auszuschließen und könnte ein maßgeblicher Faktor für die Verlängerung der winterlichen Episode sein.

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