Wetter Winter 2015/2016 - Witterungstrend vom 13. Dezember

| M. Hoffmann
Grüne oder weiße Weihnachten? Geht es nach der aktuellen Wetterprognose Weihnachten, so festigt sich der Trend der letzten Tage, bei der nach den aktuellen Simulationen die Wahrscheinlichkeiten für weiße Weihnachten denkbar schlecht liegen und im Wesentlichen nur noch darüber entscheiden, ob nasskalt, mild oder warme Temperaturen über Weihnachten vorherrschend sein können.

Doch warum ist das Wetter so warm und warum ist das nun zum dritten Mal der Fall und wann ändert sich daran etwas? Nun gibt es in diesem Jahr das El Niño Phänomen und trotzdem ist der Winter zu mild? Zwar spricht ein El Niño Phänomen grundsätzlich für eine höhere Trogneigung über der nördlichen Hemisphäre, allerdings ist damit noch lange nicht gesagt, dass Mitteleuropa auch auf der kalten Seite liegen wird - denn bei einem Trog gibt es auch immer eine warme Vorder- und Rückseite. Abwarten ist also angesagt - schaut man auf den kalendarischen Winterbeginn, so ist dieser am 21. Dezember und dauert bis zum 20. März (meteorologischer Winter vom 1. Dezember bis 29. Februar 2016). Da sind also doch noch ein paar Tage dazwischen, wo sich der Winter zeigen kann. Schaut man in Richtung Kanada/Grönland, so erkennt man den "Übeltäter" für die bei uns viel zu milde Wetterentwicklung, welcher bereits in den letzten beiden Wintern für zu warme Temperaturen gesorgt hat. Der massive Kaltluftzustrom des Polarwirbels in Richtung Neufundland, welches dort die Tiefdruckproduktion immer wieder von neuem in Gang setzen und das Azorenhoch weiter nach Osten weg drücken kann. Die Optionen beschränken sich dabei auf Südwest- oder Westwetterlage, wobei die Südwestwetterlage eher warm und "langweilig" ist, während die Westwetterlage neben milden eben auch nasskalte Varianten und "interessante" Wetterentwicklungen zulässt. Apropos El Niño, wie siehts denn aus? Geht es nach dem aktuellen ENSO-Bericht:
El Niño will likely peak during the Northern Hemisphere winter 2015-16, with a transition to ENSO-neutral anticipated during the late spring or early summer 2016.
Frei übersetzt: El Niño wird seinen Höhepunkt über der nördlichen Hemisphäre im Winter 2015/16 erreichen und erst im späten Frühjahr, bzw. Beginn des Sommers 2016 neutrale Zustände annehmen.

Und was muss passieren, damit es kälter werden kann? Ein Stopp, bzw. Veränderung dieser Wetterlage könnte unter zwei bestimmten Voraussetzungen gelingen. Zum einen dehnt sich das Hochdrucksystem weiter nach Norden aus und verfestigt sich dabei im Bereich zwischen Azoren und Grönland, oder vom Polarwirbel selbst gehen die Impulse aus. Im Grunde muss eigentlich nur eines passieren - der Kaltluftzustrom in Richtung Neufundland muss gestoppt, bzw. die Tiefdrucksysteme blockiert werden, um über Deutschland, Österreich und der Schweiz eine nasskalte oder gar winterliche Wetterlage entstehen lassen zu können. Wird so etwas in Aussicht gestellt? Zum 24. Dezember wird nach dem amerikanischen Wettermodell ein Hochdrucksystem über dem Bereich Karasee simuliert, welches im Verbund mit Tiefdrucksystemen die Kaltluft nach Süden in Richtung Skandinavien führen kann. Das "Dumme" ist nur, dass die Tiefdruckaktivität auf dem Atlantik voll in Gang bleibt und mit der jeweiligen Vorderseite milde Luftmassen nach Norden führt. Somit wird jeglicher - zaghafter - Versuch von Winter direkt im Ansatz unterbunden. Kein Wunder, dass der Winter da keine Lust hat.

Schaut man sich die Konstellation der Stratosphäre an, so könnte sich zum 20. Dezember ein sog. Minor Warming entwickeln. Grundsätzlich hat ein Minor Warming selten Auswirkungen auf die unteren Luftschichten und dennoch kann sich so ein Minor-Warming rasch zu einem sog. Major Warming entwickeln, was in der Folgezeit sehr wohl Auswirkungen auf die unteren Luftschichten und somit unmittelbar auf den Polarwirbel haben kann. Ob das in diesem Jahr noch gelingen mag, bleibt abzuwarten und ob das noch in den Einflussbereich zum Wetter an Weihnachten gehört, ist eher fraglich.

Es bleibt also bei wenig winterlichen Aussichten und nicht umsonst heißt es - Geduld ist eine Tugend. Schaut man auf die Verhältnisse der Kontrollläufe von zu kalt (<-1) / normal (+0/+5) / zu warm (>+6), so liegen diese am 28. Dezember bei 5/25/70 und zeigen, wie mies es nach den aktuellen Berechnungen derzeit um den Winter bestellt ist.

Wir wurden in den letzten Tagen immer wieder gefragt, ob sich an den Simulationen der Wettermodelle eigentlich rasch etwas ändern könnte. Unsere Antwort war: Ja, in den vergangenen Jahren, als die Simulationen der Wettermodelle noch nicht den Umfang an Daten und die Rechenleistung von heute hatten, gab es von Lauf zu Lauf die wunderschönsten Sprünge und Möglichkeiten, welche heute aber immer seltener werden und die Simulationen immer mehr an Kontinuität gewinnen (wer sich auskennt und schon länger dabei ist, kennt sicherlich noch die Sprünge des AVN/MRF Modells). Insofern lässt sich die Frage mit einem "Jain" beantworten. Es gibt noch immer Konstellationen, welche die Wettermodelle auch heute noch nicht im Griff haben (gestörte Zirkulation, Polarwirbelsplitt und generell Nordlagen), wobei West- und Südwestwetterlagen schon gut modelliert werden. Die nächste Aktualisierung erfolgt gegen 21:00 Uhr in einem kurzen Update der Wetterprognose Weihnachten.

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Das Wetter-Jahr 2023 in Zahlen

Monat Tem­peratur Abwei­chung 1961-1990 in Grad Abwei­chung 1991-2020 in Grad Nieder­schlag
Januar 2023 +3,6 +4,1 +2,7 69,2 l/m² - etwas zu nass
Februar 2023 +3,2 +2,8 +1,7 42,7 l/m² - etwas zu trocken
März 2023 +5,7 +2,2 +1,1 80,6 l/m² - deutlich zu nass
April 2023 +7,54 +0,2 -1,4 64,5 l/m² - leicht zu nass
Mai 2022 +14,4 +2,3 +1,3 46 l/m² - erheblich zu trocken
Juni 2022 +18,3 +2,96 +1,96 58 l/m² - extrem trocken
Juli 2022 +19,1 +2,2 +0,8 37,1 l/m² - extrem trocken
August 2022 +20,22 +3,7 +2,3 48,5 l/m² - extrem trocken
September 2022 +13,4 +0,1 -0,4 98,9 l/m² - zu nass
Oktober 2022 +12,53 +3,53 +3,13 49,5 l/m² - zu trocken
November 2022 +6,4 +2,4 +1,6 49,6 l/m² - zu trocken
Dezember 2022 +1,8 +0,98 -0,02 64,8 l/m² - etwas zu trocken
Gesamtjahr 2023 +5,0 +2,3 +1,0 267,7 l/m² - ausgeglichen

Statistische Wetterwerte für Winter

Der typisch deutsche Winter ist gemäßigt. Seltener sind Extremwetterereignisse zu erwarten. Vielmehr überwiegt von November bis Februar ein nasskalter Wettercharakter, welcher zwischendurch immer wieder von Frost und Schnee unterbrochen werden kann. In Folge des Klimawandels verschiebt sich aber die Schneefallgrenze auf die mittleren Lagen, was die ohnehin schon geringen Chancen für einen Flachlandwinter noch weniger wahrscheinlich macht.

  • Der erste Schnee kommt häufig mit Schneeschauer schon Ende Oktober, was aber noch kein Wintereinbruch ist.
  • Den ersten Anflug von Winterwetter gibt es sehr häufig im Zeitraum zwischen dem 8. und 14. November
  • Ende November wird es wieder wärmer
  • Vom 1.-10. Dezember bleibt das Wetter mit höherer Wahrscheinlichkeit warm
  • Im zweiten Dezember-Drittel folgt Winterwetter - sehr häufig bis Weihnachten
  • Kurz vor Weihnachten folgt mit einer Wahrscheinlichkeit von 78% das Weihnachtstauwetter, welches bis Jahresende anhalten kann
  • Zwischen dem 13. und 24. Januar ist Aufgrund von Kontinentalhochdruck der Hochwinter häufiger möglich
  • Zweite Kältewelle folgt häufig zwischen dem 16. und 25. Februar nach, anschließend wärmeres Wetter
  • Der Februar ist zudem einer der schneereichsten Monate im Winter.
  • Im März klingt dann der Winter aus. Wenn sich aber der Hochwinter Mitte Januar festigen und behaupten kann, steigt die Wahrscheinlichkeit für den sog. Märzwinter an

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