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Wetterprognose: +43 Grad - Hitzerekord oder von Störimpuls getriggertes Sommerwetter?

| M. Hoffmann

Sommerwetter nur bedingt – Ein Hochdruckkeil dehnt sich derzeit nach Norden aus und verbindet sich über Skandinavien mit dem Kontinentalhoch über Russland. Dabei wird der Trog der vergangenen Tage über Osteuropa abgeschnürt und durch die zyklonale Drehbewegung im Uhrzeigersinn erneut nach Deutschland geführt. Es stellt sich eine vergleichsweise warme, jedoch instabile Wetterlage ein – mit dem klassischen Hochsommer hat das vorerst wenig zu tun. Während der Störimpuls über Deutschland wabert, deutet sich auf dem Atlantik eine Entwicklung an, die das Sommerwetter nachhaltig beeinflussen könnte.

Die nächste Hitzewelle bahnt sich an
Die nächste Hitzewelle bahnt sich an

Der Trog beeinflusst in den kommenden 48 Stunden die östlichen Landesteile mit einzelnen Schauern und wechselnder Bewölkung. Im Westen zeigt sich häufiger die Sonne, auch wenn Wolken den Sonnenschein zeitweise trüben (Wolkenradar). Die Temperaturen liegen verbreitet zwischen +20 und +25 Grad, im Südwesten sind örtlich bis zu +28 Grad möglich. Der Wind weht schwach aus nördlichen Richtungen.

Störimpuls – der Regen kommt von Osten

Durch das sich verstärkende Hoch, das zum Wochenende über Skandinavien eine Verbindung zum Kontinentalhoch über Russland aufbaut, wird der Trog abgeschnürt und in einen Kaltlufttropfen umgewandelt. Dieser Kaltlufttropfen wird anschließend westwärts geführt – und damit erneut nach Deutschland zurückgelenkt. Als passiv-dynamischer Prozess bleibt dieser Störimpuls quasistationär und kann über Osteuropa regional zu unwetterartigen Regenmengen führen. Mit der westlichen Verlagerung kommt es auch über Deutschland – insbesondere im Osten und Norden – von Samstag bis einschließlich Dienstag immer wieder zu Schauern unterschiedlicher Intensität und Dauer. Der Wind weht schwach aus wechselnden Richtungen, die Temperaturen erreichen verbreitet +20 bis +25 Grad und können südlich einer Linie von Saarland bis Nürnberg örtlich bis auf bis zu +30 Grad ansteigen. Bei anhaltendem Regen können die Werte auch unter +20 Grad sinken. Wer es genauer wissen möchte: Wetter Juli.

Der Kaltlufttropfen sorgt über Osteuropa mit seinem quasistationärem Verhalten für teils unwetterartige Regensummen und beeinflusst zum Wochenende auch das Wetter über Deutschland
Wetterprognose der Vorhersage-Modelle: Der Kaltlufttropfen sorgt über Osteuropa mit seinem quasistationärem Verhalten für teils unwetterartige Regensummen und beeinflusst zum Wochenende auch das Wetter über Deutschland © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Das Sommerwetter bleibt turbulent: Der Störimpuls kommt wieder

Der Blick auf die obenstehenden Wetterkarten zeigt es deutlich – in der Zirkulation stimmt etwas nicht. Die atlantische Frontalzone ist quasi nicht existent. Stattdessen dehnt sich das Hoch immer weiter aus und blockiert nahezu alles, was eine Westwetterlage initialisieren könnte. Das Zirkulationsmuster ist vollständig gestört.

Die Unterwanderung des Hochdrucksystems

Die Position des Hochdrucksystems ist bereits ungewöhnlich, aus meteorologischer Sicht jedoch besonders bemerkenswert ist die Unterwanderung des Hochdrucksystems durch Störimpulse entlang des südlichen Hochdruckgradienten. Dieses Phänomen ist im Sommer selten zu beobachten. Noch kurioser wird es bei der Analyse der Zugbahn.

Zunächst driftet der Trog ostwärts, wandelt sich in ein Kaltlufttropfen um und kehrt in einer Ostwetterlage nach Deutschland zurück. Da über dem Atlantik wenig Dynamik herrscht und sich der Störimpuls nicht einfach auflöst, dreht das Tief erneut und zieht vom 16. bis 18. Juli nochmals über Deutschland hinweg. Anschließend verabschiedet es sich – voraussichtlich – in Form eines Troges über Osteuropa.

Dürre verschärft sich, während andernorts viel Regen fällt

Das Problem mit Störimpulsen liegt darin, dass sie nicht aktiv-dynamisch, sondern passiv in ein Hochdruckkonstrukt eingebettet sind. Die Auswirkungen der Niederschläge beschränken sich daher auf kleinere Regionen. Entscheidend ist, wo sich der Störimpuls eindreht und ob er möglicherweise auch Kontakt zum ungewöhnlich warmen Mittelmeer aufnimmt. Nach der aktuellen Wetterprognose beider Vorhersagemodelle konzentrieren sich die Niederschläge bis zum 19. Juli nördlich einer Linie von Köln und München. Dort sind Regensummen zwischen 10 und 30 l/m² möglich. Nördlich der Linie Münster–Dresden können sogar bis zu 50 l/m² erreicht werden. Weiter südlich bleibt es mit 0 bis 5 l/m² weitgehend trocken, was die Dürresituation weiter verschärft.

Die Temperaturen liegen im Süden bei +24 bis +28 Grad, teils auch über +30 Grad, und bleiben somit durchweg im sommerlichen Bereich. Nördlich einer Linie von Köln und Berlin variieren die Temperaturen zwischen +22 und +27 Grad – abhängig von Bewölkung und Niederschlagsaktivität. Bei länger andauerndem Regen sind örtlich auch nur bis +18 Grad möglich.

Kein stabiles Sommerwetter
Die Wettervorhersage nach dem europäischen Wettermodell: Kein stabiles Sommerwetter © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Der Hochsommer und die Störimpulse

Mit der letzten Juli-Dekade beginnt der Hochsommer und kann sich bei nachhaltig stabilen Bedingungen bis in den September hinein erstrecken – in der Regel meist bis zur letzten Augustdekade. Betrachtet man die obenstehenden Wetterkarten, fällt das nach Norden aufstrebende Hochdrucksystem ins Auge. Besonders das amerikanische Wettermodell zeigt das Hoch in einer Omegaformation.

Hitze und Dürre

Dass Hitze, Dürre und unwetterartige Regensummen in diesem Sommer eng beieinanderliegen, ließ sich bereits aus der ersten Sommerprognose im Februar ableiten. Die aktuelle Entwicklung überrascht daher kaum – insbesondere die Störimpulse traten im Wettertrend immer wieder deutlich hervor und erreichen aktuell eine neue Intensität. Doch das Hoch bleibt hartnäckig und versucht von Süden aus zur Stabilisierung der Wetterlage beizutragen.

Die Omegaformation des Hochs bleibt jedoch nur angedeutet und kippt um den 20. Juli nach Osten ab. In Kombination mit einem Tief über dem Atlantik wird so eine Südwestwetterlage eingeleitet. Diese intensiviert sich bis zum 26. Juli und beginnt, heiße Luftmassen aus Afrika heranzuführen. Die Temperaturen steigen weiter an und erreichen laut Prognose des amerikanischen Wettermodells ihren vorläufigen Höhepunkt mit bis zu +43 Grad. Die bislang höchste in Deutschland gemessene Temperatur lag bei +41,2 Grad und wurde im Juli 2019 verzeichnet. Mit anderen Worten: Die Prognose des amerikanischen Modells stellt ein extremes Szenario dar – insbesondere, da ab dem 16. Juli kein weiterer Regen mehr simuliert wird.

Eine extreme Hitzewelle
Die Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Eine extreme Hitzewelle © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Hitzewelle oder Störimpuls?

Es ist so und bleibt vorerst dabei – insbesondere das amerikanische Wettermodell favorisiert aktuell mit einer Südwestwetterlage ein markantes Extrem. Interessant dabei: Die Kontrollläufe unterstützen seit Tagen ebenfalls diese Südwestströmung, wenn auch in abgeschwächter Form. Auch die europäischen Modelle tendieren zur Südwestwetterlage, allerdings mit einem deutlich höheren Anteil an Schauern und Gewittern.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

Im direkten Vergleich zu den Kontrollläufen fällt das Extrem des amerikanischen Wettermodells durch eine Temperaturanomalie von bis zu +15 Grad besonders auf. Selbst gegenüber dem langjährigen Mittel ergibt sich eine Differenz von bis zu +8 Grad. Kurzum: Das amerikanische Vorhersagemodell ist ein deutlich zu warmer Ausreißer – möglich, aber wenig wahrscheinlich. Dennoch zeigen auch die Kontrollläufe für den Zeitraum vom 11. bis 25. Juli eine Anomalie von +3 bis +7 Grad. Das kann bis zum 25. Juli zu einem Temperaturüberschuss von bis zu +3,2 Grad führen. Damit wäre der Juli der 47. zu warme Monat in Folge (Abweichung ≥ +0 Grad).

Wann kommt Regen?

Für den Norden und Osten zeigt sich die Niederschlagsprognose bis zum 14. Juli vielversprechend. Weiter südwestlich hingegen bleiben die Signale schwach bis kaum vorhanden. Im Vergleich zu den Vortagen ist zudem eine deutliche Korrektur nach unten erkennbar, was die Niederschlagsmengen betrifft. Die nächste Hitzewelle kündigt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit durch eine Südwestwetterlage an. Schaun mer mal.

Zu warm - teils heiß - und die mit Gewittern durchsetzte Südwestwetterlage
Die Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Zu warm - teils heiß - und die mit Gewittern durchsetzte Südwestwetterlage © www.meteociel.fr
Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
16. Juli +17 bis +31 Grad +24 bis +27 Grad
20. Juli +22 bis +38 Grad +29 bis +31 Grad
25. Juli +16 bis +45 Grad +25 bis +29 Grad
Diagramm Temperaturen Juli 2025
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Juli 2025 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)
Die Zusammenfassung der Sommerprognose
Zeitraum Wetterlage Temperatur (Grad) Regen Besonderheiten
bis 12. Juli Wechselhaft, Störimpuls aus Osten 20–28 Im Osten/Norden teils Schauer Unstabile Lage, Hochdruckblockade
13.–15. Juli Quasistationärer Kaltlufttropfen 18–30 Lokal nennenswerte Regensummen möglich Regen v. a. nördlich der Linie Köln–München
16.–18. Juli Störimpuls dreht zurück 22–30 (regional darunter) Weiterhin Schauer, besonders im Norden/Osten Vollständig gestörte Zirkulation
ab 19. Juli Hoch kippt – Südwestwetterlage Amerikaner berechnen bis +43 Grad (wenig wahrscheinlich) Kaum Regen simuliert Für die Jahreszeit deutlich zu warm, Hitze möglich
20.–26. Juli Hitze aus Afrika? 30–43 Südwestwetterlage wahrscheinlich Temperaturanomalien bis +7 Grad
bis Monatsende Unsicher: Hitzewelle vs. Schauer überdurchschnittlich warm Je nach Modell unterschiedlich Juli wird mit hoher Wahrscheinlichkeit der 47. zu warmer Monat in Folge
Regenradar
Regenradar Deutschland
© Deutscher Wetterdienst, Offenbach (DWD)