Sommerprognose: Störimpulse oder Hitze? Vorhersage-Modelle berechnen erhebliche Unterschiede
Der Sommer hat mit Juni und Juli bereits sein Soll an Hitzetagen und tropischen Nächten erfüllt. Die Anzahl der Sommertage (≥ +25 Grad) liegt aktuell bei 16 Tagen (Sollwert: 22,8 Tage). Zudem zeigt sich der Sommer bislang im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 bis 1990 um rund +3,3 Grad deutlich zu warm (91/20: +2,0 Grad). Damit ist der 29. zu warme Sommer in Folge (Abweichung ≥ +0 Grad) sehr wahrscheinlich. Doch neben seinen vielen Hochs offenbart der Sommer auch Schwächen. Störimpulse können - wie zum Beginn der kommenden Woche - das Sommerwetter nachhaltig trüben und mitunter sogar zu extremen Wetterereignissen führen.

Während sich die Nordhälfte heute bei Temperaturen zwischen +20 und +24 Grad zunehmend bewölkt (Wolkenradar), herrscht etwa südlich der Linie Köln–Berlin mit +24 bis +28 Grad, örtlich sogar bis +32 Grad, sommerliches Wetter vor. Vereinzelt sind über dem Norden Schauer möglich, ansonsten bleibt es trocken.
Unwetter und Temperatursturz – ein Trog wirbelt den Sommer durcheinander
Am Sonntag nähert sich ein Trog Deutschland und transportiert auf seiner Vorderseite über dem Osten schwül-warme Luftmassen mit Temperaturen bis zu +30 Grad nach Norden. Zu Wochenbeginn dreht sich der Trog über Deutschland ein und bringt zeitweise kräftigen Niederschlag, der regional ergiebig ausfallen kann. In der Übergangsphase zwischen Sonntag und Montag sind auch unwetterartige Entwicklungen nicht ausgeschlossen. Der Wind lebt spürbar auf und weht stark böig aus westlichen bis nordwestlichen Richtungen. Am Dienstag erreichen die Temperaturen mit +15 bis +20 Grad ihren Tiefpunkt, bei länger anhaltendem Regen sind sogar Werte um +13 Grad möglich. In den Nächten sinken die Temperaturen teils unter die +10 Grad-Marke. Wer es genauer wissen möchte: Wetter Juli.

Der Sommer zwischen den Extremen
In der gestrigen Sommerprognose zeichnete sich eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine bevorstehende hochsommerliche Phase ab. Doch bestehen weiterhin Unsicherheiten – insbesondere Störimpulse, die, wenn sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort auftreten, den sommerlichen Wettertrend erheblich stören können. Sie bringen potenziell unwetterartige Regenmengen mit sich, die Überflutungen und Hochwasser zur Folge haben können.
Störimpuls über Deutschland – Hochwasser und Überflutungen
Die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells simulierte gestern eine Variante, bei der sich ein Sommerhoch über Deutschland ausdehnt. Dabei wird am östlichen Rand ein Trog der kommenden Woche eingefangen und in ein Höhentief umgewandelt. Heute wurde diese Prognose weiter präzisiert – mit dem Unterschied, dass sich der Störimpuls weiter nach Westen ausbreiten und somit Deutschland, Österreich und die Schweiz erfassen kann.
Anschließend zieht der Störimpuls westwärts ab und geht in die Tiefdruckdynamik des Atlantiks über. Das Hoch bleibt jedoch geschwächt, sodass Tiefdruckausläufer wiederholt auf Mitteleuropa übergreifen können. Vom 10. bis 20. Juli stellt sich dadurch ein wechselhafter Wettercharakter ein. Da sich der Störimpuls über einen längeren Zeitraum quasistationär verhält, ist zeitweise mit ergiebigem, teils unwetterartigem Regen zu rechnen, der lokal zu Überflutungen und regional zu Hochwasser führen kann.
Die Temperaturen bewegen sich meist zwischen +24 und +28 Grad, können an einzelnen Tagen aber auch bis zu +34 Grad erreichen. Bei länger anhaltendem Regen sinken die Werte auf bis zu +16 Grad.

Hitzewelle
Gelingt es dem Störimpuls nicht, über Mitteleuropa wetterwirksam Akzente zu setzen, entwickelt sich voraussichtlich jenes Szenario, das sich bereits in den vergangenen Tagen andeutete – und heute durch die Wetterprognose des europäischen Wettermodells bestätigt wird. Die Hochdruckzone formiert sich nach dem Durchzug des Troges über Deutschland neu und stabilisiert sich mit einer ausgeprägten Erhaltungsneigung.
Fortschreitende Dürre und eine hohe bis sehr hohe Waldbrandgefahr
Immer mehr Gemeinden verbieten aktuell die Wasserentnahme aus Flüssen, Seen, Bächen und Teichen. Ursache ist die über Deutschland fortschreitende Dürre, die in weiten Teilen des Bundesgebiets eine hohe bis sehr hohe Waldbrandgefahr mit sich bringt.

Weitere Wüstentage und tropische Nächte
Kommen wir zu einem weiteren Extrem, das vom europäischen Wettermodell bevorzugt wird: Die Hochdruckzone etabliert sich über Mitteleuropa und bleibt voraussichtlich bis zum 21. Juli das dominierende Wettersystem über Deutschland, der Schweiz und Österreich. Abseits des Troges zum Beginn der neuen Woche ist darüber hinaus kaum Niederschlag zu erwarten. Stattdessen konzentriert sich das Geschehen auf lokal begrenzte Hitzegewitter. Da der Oberboden infolge der anhaltenden Trockenheit und regionalen Dürre stark ausgetrocknet ist, bedarf es einer mindestens 7- bis 10-tägigen Regenphase, damit der Boden aufquellen und das Wasser effektiv aufnehmen kann – entscheidend für die Grundwasserneubildung.
Das Temperaturspektrum schwankt zwischen dem 12. und 20. Juli zwischen +28 und +34 Grad, in einzelnen Phasen sogar bis zu +39 Grad. Hitzegewitter sowie ein Störimpuls zwischen dem 17. und 18. Juli können die Temperaturen vorübergehend auf bis zu +20 Grad abkühlen lassen. Auffällig an dieser Prognose ist die ausgeprägte Erhaltungsneigung des Hochdrucksystems.

Auf den Punkt gebracht: Hitzewelle oder Störimpuls?
In den kommenden Tagen richten sich die Prognosen der Wettermodelle auf eine entscheidende Frage: Kommt es zur Hitzewelle oder setzt sich ein Störimpuls durch? Ein solcher Störimpuls kann an der richtigen
Stelle Energie aus dem ungewöhnlich bis extrem warmen Mittelmeer ziehen – und so nicht nur die sommerliche Entwicklung empfindlich stören, sondern auch unwetterartige Regenereignisse auslösen.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Im Vergleich zu den Kontrollläufen zeigt das amerikanische Wettermodell die mit Abstand kühlste und nasseste Entwicklung. Möglich ist das – aber eher unwahrscheinlich. Gut denkbar, dass diese Variante in den nächsten Modellläufen bereits verworfen wird. Die Temperaturprognose weist vom 10. bis 20. Juli durchgehend eine positive Anomalie von +4 bis +6 Grad auf, im Süden und Osten teils sogar bis zu +8 Grad. Anders gesagt: Auch die zweite Juli-Dekade könnte deutlich bis erheblich zu warm ausfallen.
Zwischen dem 6. und 8. Juli sind die Niederschlagssignale deutlich erhöht – eine typische Trogwetterlage. Vom 9. bis 15. Juli werden schwache und vom 16. bis 21. Juli schwach bis leicht erhöhte Niederschlagssignale simuliert. Das deutet mit einer höheren Wahrscheinlichkeit auf eine Erhaltungsneigung des Hochdrucksystems hin. Schaun mer mal.

Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
11. Juli | +15 bis +29 Grad | +24 bis +26 Grad |
15. Juli | +20 bis +36 Grad | +26 bis +29 Grad |
20. Juli | +15 bis +38 Grad | +26 bis +28 Grad |

Zeitraum | Wetterlage | Temperaturbereich | Besonderheiten |
---|---|---|---|
Aktuell | Süden sommerlich, Norden zunehmend bewölkt | +20 bis +32 Grad | Vereinzelte Schauer im Norden |
7.–9. Juli | Trog-Einfluss, unbeständig | Bis +30 Grad, später +13 bis +20 Grad | Unwetter möglich, teils ergiebiger Regen |
10.–20. Juli | Amerikanisches Prognosemodell: Wechselhaft, teils quasistationärer Störimpuls | +24 bis +28 Grad, vereinzelt bis +34 Grad | Hochwassergefahr durch Dauerregen |
12.–20. Juli | Europäisches Wettermodell: Hochdruckdominanz mit Hitze | +28 bis +34 Grad, lokal bis +39 Grad | Wüstentage und tropische Nächte, Verschärfung der Dürre |
17.–18. Juli | Kurzzeitiger Störimpuls | Vorübergehend bis +20 Grad | Erhaltungsneigung des Hochdrucksystems |