Der Sommer am Scheideweg - nachhaltiger Umbau der Großwetterlage oder anhaltende Hitze
Der Sommer 2025 ist noch jung – und bereits jetzt hat er mit rund 11 Sommertagen und 3 Hitzetagen das klimatologische Soll von 5,8 Sommertagen und 0,7 Hitzetagen für den Juni deutlich übertroffen. Doch es wird noch extremer: Anfang Juli verstärkt sich der Zustrom heißer Luftmassen aus der Mittelmeerregion und treibt die Temperaturen über Deutschland nah an die +40-Grad-Marke. Diese energiegeladene Hitze birgt hohes Unwetterpotenzial – es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich heftige Gewitter über Deutschland entladen können. Doch stellt sich die Frage: Handelt es sich mit den Gewittern lediglich um eine vorüberziehende Störung oder kündigt sich ein markanter Wetterumschwung an, der den Sommer 2025 nachhaltig prägen kann?

Die Hitze verschärft sich in den kommenden 72 Stunden weiter und wird sich zu Beginn des Juli großflächig in einem Bereich zwischen +34 und +38 Grad einpendeln. In einzelnen Regionen kann auch die +40-Grad-Marke erreicht werden. Aufgrund der flächendeckenden Ausbreitung ist mit einer erheblichen Belastung für Mensch und Natur zu rechnen. Erschwerend kommt die zunehmende Schwüle hinzu, die sich nicht nur in Form von starkem Schwitzen, sondern auch durch das erhöhte Risiko von Hitzegewittern bemerkbar macht.
Unwetterpotential steigt an
Ab dem 3. Juli nimmt die Schwüle über der Südhälfte deutlich zu, während gleichzeitig von Nordwesten her kühlere Luftmassen nach Deutschland vordringen. Es bildet sich eine markante Temperaturgrenze, die die Luftmassen weiter destabilisiert – mit der Folge, dass sich insbesondere über dem Süden schwere Unwetter mit hohem Schadenspotenzial entwickeln können. Bis zum 4. Juli sinken die Temperaturen im Norden auf bis zu +15 Grad, während sich über dem Süden die heiße und feuchte Luftmasse mit Temperaturen bis zu +30 Grad noch behaupten kann. Wer es genauer wissen möchte: Wetter Juli.

Wettervorhersage des europäischen Wettermodells: Wettersturz
Mit bisher 11 Sommertagen hat der Sommer bereits 50 Prozent seines Solls von 22 Sommertagen erreicht. Die Zahl der Hitzetage – ein klarer Indikator für die Intensität der Temperaturanomalie – liegt im Durchschnitt bei 4,0 Tagen pro Sommer. Der Juli verzeichnet bisher bereits 5,8 Hitzetage mit Temperaturen von über +30 Grad. Geht das so weiter und ist ein Sommer der Superlative möglich? Laut der Wetterprognose des europäischen Wettermodells wohl eher nicht. Stattdessen steht dem Sommer ein deutlicher – und mitten im Siebenschläferzeitraum wohl auch nachhaltiger – Dämpfer bevor.
Starkes Azorenhoch mit Blockadewirkung auf dem Atlantik
Der Wettersturz wird mit einem sich am 2. Juli verstärkenden Azorenhoch über dem Atlantik eingeleitet, das sich bis zum 5. Juli in Richtung Island ausdehnen kann. Die atlantische Frontalzone bleibt dabei weitgehend inaktiv – stattdessen sind es einzelne Störimpulse, die das Wettergeschehen bestimmen. In diesem Fall ist es eine Gewitterfront, die sich im Verlauf der kommenden Woche nordostwärts Richtung Skandinavien bewegt und dabei auch südlich in Richtung Alpen austrogen kann.
Eingekapselte Störung regnet ab
Vom 5. bis 12. Juli dehnt sich das Azorenhoch weiter über Island nach Norden aus und verbindet sich mit einem Hochdruckgebiet über Sibirien. Der Störimpuls wird von der Hochdruckzone eingefangen und bleibt nahezu ortsfest. Das kann – auch über Deutschland, Österreich und der Schweiz – dazu führen, dass der Impuls über mehrere Tage hinweg stationär bleibt und intensive Regenfälle auslöst.
Unwetterartige Regensummen sind möglich. Mit der Drehung der Grundströmung von Süd auf Nordwest bis Nord sinken die Temperaturen deutlich und stabilisieren sich zwischen dem 6. und 12. Juli auf +16 bis +22 Grad. Über dem Süden sind bei ausreichendem Sonnenschein lokal bis zu +24 Grad möglich. Ein spürbarer Dämpfer für den Sommer.

Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Der Sommer legt eine Pause ein
Nicht nur das europäische Wettermodell signalisiert derzeit einen markanten Wetterumschwung – auch der Wettertrend des amerikanischen Prognosemodells folgt einer ähnlichen Entwicklung und verwirft damit die bislang favorisierte Südwestwetterlage.
Mehr Regen, Wind und ein Temperatursturz
Ab dem 7. Juli beginnt sich eine Störung über Skandinavien einzudrehen und verharrt dort bis zum 11. Juli nahezu stationär. Für Deutschland, die Schweiz und Österreich bedeutet das einen deutlichen Rückgang der Temperaturen. Während am 6. Juli noch Höchstwerte zwischen +26 und +33 Grad simuliert werden, sinkt das Temperaturspektrum bis zum 8. Juli auf +16 bis +20 Grad ab. Bei anhaltendem Regen sind lokal auch Werte unterhalb der +15-Grad-Marke möglich. In der Folge pendeln sich die Temperaturen auf +18 bis +22 Grad ein, im Süden sind auch bis zu +26 Grad denkbar.
Der Wetterumschwung wird von dichter Bewölkung und zeitweiligem Regen begleitet. Besonders nach dem 7. Juli können die Niederschläge häufiger und länger andauernd auftreten. Der Sommer legt eine Pause ein.

Auf den Punkt gebracht: Gravierender Umbau der Großwetterlage – Der Sommer macht einen Rückzieher
Während das amerikanische Wettermodell und die Kontrollläufe in den vergangenen Tagen eine schwül-warme, gewitteranfällige Südwestwetterlage favorisierten, hielt die markante Prognose des europäischen Wettermodells mit einem nachhaltigen Umbau der Großwetterlage konsequent Kurs. Heute hat das amerikanische Modell seine Einschätzung korrigiert und folgt nun dem Trend des europäischen Vorhersagemodells. Ist das Kippen des Sommers damit besiegelt?
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Jein. Die extreme Temperaturanomalie von bis zu 12 Grad über dem üblichen Niveau kann sich nicht über den 4. Juli hinaus halten. Ein Wetterumschwung steht bevor – das bestätigt sich seit rund 120 Stunden in den Mittelwerten sämtlicher Kontrollläufe. Das ist das Erwartbare. Dennoch bleibt die Anomalie bestehen: über dem Norden mit +0,5 bis +1,5 Grad, über dem übrigen Deutschland mit bis zu +2,5 Grad über dem langjährigen Mittel. Der Durchschnitt der Tageshöchsttemperaturen liegt im Norden bei etwa +22 Grad, im restlichen Bundesgebiet bei +22 bis +24 Grad – wohlgemerkt: der Mittelwert. Im Vergleich dazu zeigen sowohl die amerikanischen als auch die europäischen Modelle die kühleren Variante der Entwicklung.
Die Regenprognose
Die Niederschlagsprognose für den Zeitraum vom 3. bis 4. Juli wurde nach unten korrigiert und die Signale für Regen weiter zurückgerechnet. Das Unwetterpotenzial wurde zwar abgeschwächt, bleibt aber im Zuge des Luftmassenaustauschs bestehen. Darüber hinaus bleiben die Niederschlagssignale schwach und steigen nur im Zeitraum vom 7. bis 9. Juli leicht an. Ein deutlicher Wetterumschwung sieht anders aus. Die Kontrollläufe folgen den Berechnungen des Vorhersagemodells zur Niederschlagsentwicklung nur bedingt. Ursache dafür sind bestehende Unsicherheiten – auch eine Erhaltungsneigung des Hochdrucksystems spielt hier eine Rolle. Besonders sichtbar wird das im Vergleich der Mittelwerte beider Kontrollläufe, die durchaus eine Ausweitung der Hochdruckzone bis weit über den Norden Europas in Betracht ziehen. Schaun mer mal.

Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
5. Juli | +12 bis +32 Grad | +23 bis +25 Grad |
9. Juli | +12 bis +34 Grad | +21 bis +23 Grad |
14. Juli | +15 bis +35 Grad | +24 bis +26 Grad |

Zeitraum | Region | Temperaturspektrum | Bemerkung |
---|---|---|---|
1.–3. Juli | Deutschland gesamt | +34 bis +40 Grad | Hitzewelle mit Hitzegewittern |
4. Juli | Norden | bis +15 Grad | Temperatursturz |
4. Juli | Süden | bis +30 Grad | Schwül-warm mit hohem Gewitterrisiko |
6.–12. Juli | Deutschland gesamt | +16 bis +22 Grad | Stabilisierung nach Temperatursturz |
6.–12. Juli | Süddeutschland (sonnig) | bis +24 Grad | Etwas wärmer bei Sonneneinstrahlung |
8.–11. Juli | Ganz Deutschland | Bei Dauerregen +15 Grad | Stationäre Störung mit Dauerregen möglich |
ab 12. Juli | Deutschland gesamt | +18 bis +22 Grad | Mäßig warm, wechselhaft |
ab 12. Juli | Süden | bis +26 Grad | Lokale Temperaturspitzen bei Sonnenschein |