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Der Sommer zwischen Hitze und Temperatursturz - die Großwetterlage droht zu kippen

| M. Hoffmann

Die Hitze erreicht heute ihren vorläufigen Höhepunkt, bevor zum späten Nachmittag von Westen her eine Unwetterfront aufzieht und Deutschland bis Sonntagabend von West nach Ost überquert. Im Anschluss breitet sich erneut ein Hochdrucksystem über Deutschland aus und lässt die Temperaturen wieder in Richtung der hochsommerlichen +30 Grad steigen. Ist das der Auftakt zum Hochsommer oder lediglich eine kurze Phase vor dem nächsten Wetterumschwung?

Ein Sommer der Extreme? © Martin Bloch
Ein Sommer der Extreme? © Martin Bloch

Verbreitet startet das Wochenende mit viel Sonnenschein. In einem gradientenschwachen Umfeld strömt aus südwestlichen Richtungen nicht nur heiße, sondern im Tagesverlauf auch zunehmend feucht-labile Luft nach Deutschland. Die Temperaturen erreichen verbreitet +27 bis +32 Grad und können lokal mit bis zu +36 Grad den ersten Wüstentag des Jahres markieren. Über Düsseldorf wurde vergangene Nacht mit +20,4 Grad bereits die erste tropische Nacht des Jahres registriert. Am Nachmittag nehmen die Quellwolken über dem Westen zu und ballen sich zu Gewitterzellen zusammen, die sich bevorzugt westlich einer Linie Hamburg–Bodensee in Form von Schauern und Gewittern (Gewitterradar || Warnlagenbericht) entladen können. Der Schwerpunkt wird am Abend voraussichtlich über Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen liegen.

Unwetter mit nachfolgendem Sommerwetter

In der Nacht auf Sonntag verlagert sich die instabile Luftmasse weiter ostwärts und führt von West nach Ost zu anhaltenden Schauern und Gewittern, die verbreitet unwetterartig ausfallen können. Neben lokal volllaufenden Kellern durch Starkregen, Sturzfluten und Überflutungen sind auch Blitzschläge und Hagel zu erwarten. Der Wind frischt in Gewitternähe stark böig bis stürmisch auf und kann unter bestimmten Bedingungen im Osten auch orkanartige Böen verursachen. Auch einzelne Tornados lassen sich dabei nicht ausschließen. Vor der Gewitterfront steigen die Temperaturen nochmals auf bis zu +34 Grad an, fallen mit Durchzug der Gewitter auf bis zu +15 Grad und stabilisieren sich anschließend bei +18 bis +22 Grad. Zu Beginn der neuen Woche setzt sich erneut ein Sommerhoch über Deutschland durch und sorgt für einen weiteren Anstieg der Temperaturen – im Westen und Südwesten sogar in den hochsommerlichen Bereich. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Juni 2025.

Nach Durchzug der Unwetterfront breitet sich über Deutschland ein weiteres Sommerhoch aus
Wetterprognose der Vorhersage-Modelle: Nach Durchzug der Unwetterfront breitet sich über Deutschland ein weiteres Sommerhoch aus © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Der Sommer bleibt gestört

Die Vorhersagemodelle sind sich bis Mitte der Woche einig darüber, dass sich die Hochdruckzone über Deutschland vollständig ausdehnen und für sommerliche bis hochsommerliche Temperaturen sorgen kann. Auffällig ist dabei, dass sich das Hoch weiter nach Norden ausbreiten möchte – laut dem amerikanischen Modell sogar bis weit über das europäische Nordmeer, laut dem europäischen Modell bis nach Grönland. Doch was auf den ersten Blick wie eine Stabilisierung der sommerlichen Wetterlage erscheint, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als das Gegenteil.

Erst die Hitze, dann Unwetter mit nachfolgender Abkühlung

Das Temperaturmaximum wird voraussichtlich am 30. Juni (Fr.) mit Werten zwischen +27 und +32 Grad erreicht, örtlich sind sogar bis zu +35 Grad möglich. Da das Hoch weit nach Norden aufsteigt, verliert es an Stabilität und kippt zwischen dem 20. und 24. Juni nach Osten ab. In der Folge sind vom 21. bis 22. Juni erneut unwetterartige Wetterlagen über Deutschland zu erwarten, die vom 22. bis 24. Juni mit Höchstwerten von nur noch +16 bis +22 Grad für einen markanten Temperatursturz sorgen könnten – zumindest laut dem europäischen Wettermodell. Das amerikanische Modell prognostiziert für den 22. Juni sogar einen Rückgang auf +14 bis +18 Grad.

Kippt der Sommer in eine andere Richtung?

Nachhaltig stabile Wetterphasen hat es in diesem Sommer bislang nicht gegeben – und auch bis in die letzte Juni-Dekade ist nicht mit einer solchen zu rechnen. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit. Ein Blick auf die Prognosen der beiden Vorhersagemodelle für den 24. Juni offenbart die Schwächen und die Störanfälligkeit des bisherigen Sommerwetters.

Keine nachhaltig stabile Wetterentwicklung
Die Wettervorhersage nach dem europäischen und amerikanischen Wettermodell: Keine nachhaltig stabile Wetterentwicklung © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Südwestwetter – oder der beständig unbeständige Sommer

Da sich das Hoch nach Osten verlagert und ein Hoch über Kanada kühle bis kalte Luftmassen über Grönland nach Süden – und damit auf den Atlantik – lenkt, entsteht häufig eine Tiefdruckaktivität auf dem Atlantik. Diese schiebt auf ihrer Vorderseite einen Keil des Azorenhochs nach Norden.

Aus dieser Konstellation kann sich über Deutschland, Österreich und der Schweiz eine Südwestwetterlage entwickeln, die wiederholt schwül-warme, teils auch heiße Luftmassen nach Norden transportiert. In einem gradientenschwachen, aber energiegeladenen Wetterumfeld führt das regional zu kräftigen Schauern und Gewittern – unwetterartig ausfallend. So berechnet es zumindest das amerikanische Wettermodell. Es deutet aber auch darauf hin, dass der Juni insgesamt deutlich zu warm und am Ende wechselhaft ausfallen kann.

Stabiles Sommerwetter

Damit sich über Deutschland zum Beginn des Siebenschläferzeitraums und damit auch für den Juli eine dauerhaft stabile Wetterlage etablieren kann, muss das Hochdruckgebiet zwingend über Mitteleuropa liegen und die Tiefdruckaktivität auf dem Atlantik blockieren. Dies gelingt auch mit einem Skandinavienhoch, dessen Achse sich bis in den Mittelmeerraum erstreckt – eine sogenannte Omegawetterlage. Eine solche Konstellation wird jedoch aktuell weder von den Vorhersagemodellen noch von den Kontrollläufen gestützt.

Die Südwestwetterlage - sommerlich bis hochsommerlich warm, jedoch anfällig für unwetterartige Wetterereignisse
Die Wettervorhersage nach dem europäischen und amerikanischen Prognosemodell: Die Südwestwetterlage - sommerlich bis hochsommerlich warm, jedoch anfällig für unwetterartige Wetterereignisse © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Der Versuch zum Aufbau eines stabilen Sommerhochs

In den vergangenen 120 Stunden hat sich am bisherigen Resümee nichts geändert: Der Versuch, eine stabile sommerliche Großwetterlage aufzubauen, ist weiterhin erkennbar. Ebenso deutlich ist jedoch, dass auch dieser Versuch mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern wird.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

Die Kontrollläufe bestätigen sommerliche Temperaturen in der kommenden Woche. Zwischen dem 18. und 22. Juni kann es im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert zu Temperaturabweichungen von +1 bis +3 Grad über dem Norden und +3 bis +6 Grad über dem übrigen Bundesgebiet kommen. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Juni 2025 der 46. Monat in Folge wird, der gegenüber dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 zu warm ausfällt. Kumuliert man die Prognosedaten, könnte der Juni letztlich mit einer positiven Abweichung von +1,8 bis +2,5 Grad deutlich über dem Durchschnitt enden.

Die Großwetterlage kippt erneut

Für den Zeitraum vom 24. bis 30. Juni deuten die Kontrollläufe auf einen markanten Temperaturrückgang hin – auf Werte, die dem langjährigen Juniniveau entsprechen. Damit verbunden ist ein Wetterwechsel, der einen unbeständigen Witterungscharakter mit sich bringt. Also ja: Die Kontrollläufe stützen eine insgesamt zu warme, aber wenig stabile Wetterentwicklung. Schaun mer mal.

Der Sommer 2025 bleibt zunächst Anfällig für weitere Störungen
Die Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Der Sommer 2025 bleibt zunächst Anfällig für weitere Störungen © www.meteociel.fr
Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
20. Juni +12 bis +32 Grad +24 bis +28 Grad
24. Juni +9 bis +30 Grad +20 bis +22 Grad
29. Juni +12 bis +32 Grad +22 bis +24 Grad
Diagramm Temperaturen Juni 2025
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Juni 2025 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)
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