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Wetterprognose: Keine stabile Wetterentwicklung - Der Sommer hat strukturelle Probleme

| M. Hoffmann

Das Wetter zeigt sich über dem Norden Deutschlands derzeit noch unbeständig und vergleichsweise kühl. In der zweiten Wochenhälfte bringt ein markanter Temperatursprung jedoch Veränderung: Die Temperaturen steigen auf +28 bis +34 Grad und könnten die erste – wenn auch kleine – Hitzewelle des Jahres auslösen. Doch die Wetterlage bleibt instabil, und bereits zum Wochenende drohen erneut Unwetter. Das ist sinnbildlich für diesen Sommer, der weiterhin strukturelle Schwächen zeigt und Störimpulsen wenig entgegenzusetzen hat.

Der Sommer kommt, sorgt aber nicht für stabile Wetterverhältnisse
Der Sommer kommt, sorgt aber nicht für stabile Wetterverhältnisse

Etwas Regen ist heute nördlich einer Linie von Köln bis Dresden möglich. Dieser kann über Teilen von Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern sowie Berlin und Brandenburg nennenswert ausfallen. Weiter südlich lässt der Regen nach, und über dem Süden von Baden-Württemberg und Bayern macht sich mit zunehmender Sonnenscheindauer ein Hochdrucksystem bemerkbar. Die Temperaturen erreichen über dem Norden kaum die +15-Grad-Marke, steigen über der Mitte auf bis zu +22 Grad und können über dem Süden bis zu +25 Grad erreichen.

Der Hochsommer mit der ersten Hitzewelle

Das Hochdrucksystem dehnt sich in der zweiten Wochenhälfte über Deutschland weiter nach Norden aus und versucht sich zu stabilisieren. Ab Mittwoch steigen die Temperaturen auf +20 bis +25 Grad, über dem Südwesten sogar auf bis zu +30 Grad. Zum Wochenende werden +27 bis +32 Grad erwartet – lokal sind bis zu +35 Grad möglich, was den ersten Wüstentag des Jahres bringen kann. Von England her nähert sich jedoch ein kleinräumiger Störimpuls, der zum Samstag auf Deutschland trifft. Die Luftmasse wird zunehmend instabil, und so bilden sich zum Wochenende verstärkt Quellwolken, die über der Westhälfte Deutschlands für kräftige Schauer und Gewitter sorgen können. Regional ist mit einem hohen Unwetterpotenzial zu rechnen. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Juni 2025. Schaun mer mal.

Ein kleinräumiger Störimpuls nähert sich am Wochenende Deutschland und lässt es in Form von Schauern und Gewittern ordentlich krachen - regional unwetterartig
Wetterprognose der Vorhersage-Modelle: Ein kleinräumiger Störimpuls nähert sich am Wochenende Deutschland und lässt es in Form von Schauern und Gewittern ordentlich krachen - regional unwetterartig © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Nach den Unwettern kommt das Sommerhoch

Gestern noch berechnete die Prognose des europäischen Wettermodells eine vergleichsweise kühle und in ihrem Verlauf ungewöhnliche Variante. Es war absehbar, dass dieses Szenario verworfen wird – was heute auch geschehen ist. Die kleinräumige Störung zieht am Wochenende nicht wie erwartet nach Osten ab, sondern verlagert sich über die Alpen in Richtung Mittelmeerraum und sorgt dort weiterhin für teils kräftige Niederschläge.

Das Azorenhoch rückt nach

Bereits zu Beginn der neuen Woche dehnt sich das Azorenhoch mit seinem Kerngebiet in Richtung England aus und beginnt, mit seinem östlichen Einfluss das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz zu bestimmen. Da sich Hochdrucksysteme im Uhrzeigersinn drehen, weht der Wind zunächst aus nördlichen bis nordwestlichen Richtungen über Deutschland hinweg.

Normales Sommerwetter

Die Luftmasse ist vergleichsweise trocken und stabil. Mit zunehmender Sonnenscheindauer steigen die Temperaturen ab dem 16. Juni von +16 bis +22 Grad bis zum 20. Juni auf +20 bis +25 Grad an – das sind für den Juni typische Temperaturen. Auch im weiteren Verlauf gelingt es dem Hoch nicht, sich mit seinem Kern über Mitteleuropa dauerhaft zu etablieren, sodass Deutschland weiterhin im Zustrom gemäßigter Luftmassen aus nordwestlichen Richtungen verbleibt. Bei leicht zunehmender Schauer- und Gewitterneigung pendeln sich die Temperaturen bis zum 24. Juni im Norden bei bis zu +20 Grad, im Süden bei +20 bis +25 Grad und über dem Westen und Südwesten bei bis zu +27 Grad ein.

Das Hoch verankert sich westlich von Deutschland, was zu einer nördlichen, phasenweise auch östlichen Anströmung und so zu gemäßigten Temperaturen führt
Die Wettervorhersage nach dem europäischen Wettermodell: Das Hoch verankert sich westlich von Deutschland, was zu einer nördlichen, phasenweise auch östlichen Anströmung und so zu gemäßigten Temperaturen führt © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Kein Hochsommer und kein Sommerwetter

Wie groß derzeit die Unsicherheiten im Hinblick auf den herannahenden Störimpuls sind, zeigt die Prognose des amerikanischen Wettermodells. Während gestern noch eine lang anhaltende Hitzewelle berechnet wurde, wurde diese inzwischen verworfen und eine 180-Grad-Wende vollzogen.

Schwächelnde Hochdruckzone

Der Störimpuls zieht – entgegen der Prognose des europäischen Wettermodells – nicht nach Süden in Richtung Mittelmeer, sondern schwenkt sich in einem gradientenschwachen Umfeld in Richtung Skandinavien. Dadurch behauptet die Hochdruckzone ihre Position zunächst bis zum 18. Juni. Die Temperaturen erreichen +17 bis +23 Grad, über dem Süden sogar bis +25 Grad. Dazu treten – insbesondere über der Nordhälfte – wiederholt Schauer und örtlich Gewitter auf.

Hoch keilt nach Norden auf – Blockade auf dem Atlantik

Wer uns schon länger folgt, weiß: Eine klassische Westwetterlage, wie sie früher üblich war, zeigt sich seit 2018 kaum noch. Der Grund liegt unter anderem im zurückweichenden arktischen Eisschild, der es dem Azorenhoch ermöglicht, sich häufiger als Blockadehoch auf dem Atlantik zu positionieren (vereinfachte Darstellung). Da sich Hochdrucksysteme im Uhrzeigersinn drehen und das Hoch westlich von Deutschland liegt, verändert sich das Strömungsmuster in meridionaler Richtung. Dies führt über Deutschland zu einer Nordanströmung kühler Luftmassen.

Kühler Nordwind

Da sich der Störimpuls am kommenden Wochenende über Skandinavien eindreht und zusätzlich Kontakt zum Cluster des Polarwirbels über der Barents- und Karasee aufnimmt, trogt das gesamte System kurzerhand nach Süden – über Deutschland, die Schweiz und Österreich – in Richtung Mittelmeerregion aus. Die Temperaturen sinken unter zunehmender Schauerneigung Tag für Tag weiter ab und bewegen sich am 24. Juni mit +14 bis +18 Grad, örtlich bis +20 Grad, in einem wenig sommerlichen Bereich.

Kein Sommerwetter, stattdessen kühles Schauerwetter
Die Wettervorhersage nach dem amerikanischen Prognosemodell: Kein Sommerwetter, stattdessen kühles Schauerwetter © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Der Versuch zum Aufbau eines stabilen Sommerhochs

Das ist so und bleibt auch so. In den kommenden Tagen versucht sich ein Hoch durchzusetzen und für stabile Wetterverhältnisse zu sorgen. Doch ein kleiner – fast unscheinbarer – Störimpuls bringt unwetterartige Schauer und Gewitter mit sich und verzögert die mögliche stabile Wetterlage bis weit in die letzte Juni-Dekade hinein. Das europäische Wettermodell zeigt jedoch zumindest im Ansatz, dass eine sommerliche Entwicklung weiterhin im Bereich des Möglichen liegt.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

In der zweiten Wochenhälfte setzt sich die Hitze durch und führt zu einer Temperaturanomalie von bis zu +10 Grad. Zur Monatsmitte folgt ein deutlicher Temperatursturz, wodurch vom 16. bis 25. Juni eine Anomalie von +1 bis +2 Grad – über dem Süden sogar bis zu +3 Grad – möglich ist. Das außergewöhnlich hohe Temperaturniveau lässt sich nicht halten, doch bleibt der Juni insgesamt zu warm.

Die Regenprognose

Mit sinkenden Temperaturen nimmt auch die Niederschlagstätigkeit zu. Bereits ab dem 16. Juni gehen die Regenmengen jedoch wieder zurück, sodass bis zum 23. Juni meist trockenes Wetter überwiegt. Örtliche Schauer sind dennoch nicht ausgeschlossen. Im Vergleich zu gestern wurde die Prognose angepasst – sie räumt hohem Luftdruck und damit dem Sommer mehr Raum ein. Schaun mer mal.

Keine stabile Wetterentwicklung
Die Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Keine stabile Wetterentwicklung © www.meteociel.fr
Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
16. Juni +14 bis +30 Grad +21 bis +23 Grad
20. Juni +10 bis +28 Grad +20 bis +23 Grad
25. Juni +9 bis +32 Grad +22 bis +24 Grad
Diagramm Temperaturen Juni 2025
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Juni 2025 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)
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