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Wettertrend: Zersetzung des Polarwirbels eröffnet neue Aussichten für den Frühling

| M. Hoffmann

Der Frühling trübt sich von Süden her ein, während es von Norden kälter wird. Niederschlag ist zu erwarten, der im Verlauf der Woche bis auf mittlere Lagen in Schnee übergehen kann. Ein Grund für die Zufuhr polarer Luftmassen ist der Zusammenbruch des Polarwirbels in der Stratosphäre – und das kann auch in der zweiten März-Hälfte noch für einen ungewöhnlichen Wetterverlauf sorgen.

Nach nasskalter Wetterphase - Durchbruch des Frühlings? © Martin Bloch
Nach nasskalter Wetterphase - Durchbruch des Frühlings? © Martin Bloch

Südlich einer Linie von Köln bis Dresden trübt sich heute der Himmel weiter ein. Mit Sonnenschein ist nicht mehr zu rechnen, dafür aber mit etwas Niederschlag, der von den Alpen nach Norden zieht und sich entlang einer Linie vom Saarland bis Nürnberg bis zum Abend auflöst. Weiter nördlich bleibt es nach Auflösung örtlicher Nebelfelder sonnig und trocken. Der Wind weht schwach aus unterschiedlichen Richtungen und kann über Baden-Württemberg und Bayern phasenweise aus westlichen Richtungen auffrischen. Die Temperaturen erreichen +12 bis +16 Grad, örtlich sogar bis +19 Grad. Frischer bleibt es mit +10 bis +12 Grad in den Regionen mit Regen.

Eine Luftmassengrenze und eine absinkende Schneefallgrenze

Im weiteren Verlauf der Woche strömt über dem europäischen Nordmeer und England polare Luft in Richtung Spanien und löst dort ein Tiefdrucksystem aus, das langsam nach Osten zieht. Die Südhälfte Deutschlands liegt zunächst in der Vorderseitenanströmung dieses Tiefdrucksystems, wodurch die Temperaturen bis Mitte der Woche südlich einer Linie vom Saarland bis Berlin auf +10 bis +15 Grad ansteigen können. Anschließend kippt die Grundströmung, und aus nördlichen Richtungen gelangen polare Luftmassen bis an die Alpen. Die Temperaturen gehen bis Freitag auf +4 bis +8 Grad zurück. Mit zahlreichen Schauern unterschiedlichster Intensität und Dauer ist zu rechnen. Schnee-, Schneeregen- und Graupelschauer oder auch Graupelgewitter lassen sich nicht ausschließen. Je nach Intensität kann sich auch eine dünne, temporäre Schneedecke bilden. Die Schneefallgrenze pendelt sich zwischen 500 und 900 Metern ein. Wer es genauer wissen möchte – Wetter März.

Der Frühling geht, spätwinterliche Erscheinungen kommen
Wetterprognose der Vorhersage-Modelle: Der Frühling geht, spätwinterliche Erscheinungen kommen © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wetterprognose der Vorhersagemodelle: Die erste Reaktion des Polarwirbels auf den Zusammenbruch des Stratosphärenwirbels

Die Winde in Stratosphärenhöhe haben sich gestern Abend umgekehrt und rotieren nun von Ost nach West, während die unteren Schichten des Polarwirbels weiterhin von West nach Ost drehen. Das wird noch zwei bis sieben Tage so bleiben, doch dann werden die Auswirkungen des Zusammenbruchs des Stratosphärenwirbels zwangsläufig auch auf die unteren Schichten durchschlagen (Top-Down-Prinzip).

Displacement des Polarwirbels – Frühlingswetter

Eine der möglichen Entwicklungen ist eine Verschiebung des Polarwirbels (Displacement), die die Vorhersagemodelle in den vergangenen Tagen immer wieder berechnet und seit gestern auch favorisiert haben. Daran hat sich – bis auf einige Unterschiede – heute nichts geändert.

Hochdruckblase über Mitteleuropa

Sowohl die Europäer als auch die Amerikaner berechnen für den Zeitraum vom 15. bis 17. März den Aufbau einer Hochdruckzone über Mitteleuropa, die den Polarwirbel weit nach Norden verschiebt. Die Europäer gehen sogar so weit, dass sie diese Hochdruckzone als omnipräsent berechnen – ohne Störungen. Die Amerikaner lassen zumindest phasenweise einige Störungen zu. Einerlei – vom 17. bis 24. März ist die Wahrscheinlichkeit einer weiterhin niederschlagsarmen und hochdruckdominierten Großwetterlage im Norden als hoch einzustufen. Die Temperaturen pendeln sich mit der Verlagerung der Hochdruckzone im frühlingshaften Bereich von +14 bis +18 Grad ein und können unter bestimmten Voraussetzungen die frühsommerliche +20-Grad-Marke nicht nur erreichen, sondern auch überschreiten.

Ein Displacement verschiebt die Polarfront weit nach Norden, was über Deutschland eine hochdruckdominierte Wetterlage zur Folge hat
Die Wettervorhersage nach dem europäischen und amerikanischen Vorhersage-Modell: Ein Displacement verschiebt die Polarfront weit nach Norden, was über Deutschland eine hochdruckdominierte Wetterlage zur Folge hat © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Bricht der Polarwirbel vollständig zusammen?

Die Wetterprognose der Europäer hält das Displacement bis zum 26. März aufrecht. Nach dem Wettertrend der Amerikaner aber geschieht das, was häufig nach einem Final Warming im März passiert: Die unteren Schichten des Polarwirbels zersetzen sich allmählich.

Dies geschieht in diesem Fall mit der Hochdruckzone, die sich von Mitteleuropa in Richtung Island und anschließend weiter nach Kanada und Alaska orientiert. Dadurch zerfällt der zentral steuernde Cluster des Polarwirbels zwischen Kanada und Grönland. Das ist dann auch der Anfang vom Ende des Polarwirbels in den unteren Schichten und markiert den Übergang in das klassische Aprilwetter.

Vorsicht mit dem Frühling

Dieser Hinweis bleibt auch heute bestehen. Noch ist unklar, wie sich die Hochdruckzone entwickeln wird, doch das Displacement bleibt eben nur so lange bestehen, wie der Polarwirbel seine Stabilität aufrechterhalten kann – was mit fortschreitender Jahreszeit zunehmend problematisch wird.

Fortschreitender Zersetzungsprozess des Polarwirbels
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Fortschreitender Zersetzungsprozess des Polarwirbels © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Auf den Punkt gebracht: Fortschreitende Zersetzung des Polarwirbels

Die Prognosemodelle favorisieren zunächst eine Verlagerung des Polarwirbels, was zwischen dem 17. und 25. März den Frühling nach Deutschland zurückkehren lassen kann. Auffällig ist die geringe Niederschlagsaktivität über dem Norden, was nach einer Trockenheit in eine Dürrephase überleiten kann. Anders die Situation über dem Süden: Dort werden ausreichende Niederschlagssummen simuliert. Doch bleibt abzuwarten, wie sich das Hoch tatsächlich aufbauen wird.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

Die Kontrollläufe bestätigen den Temperaturrückgang im Verlauf der Woche. Das Minimum wird mit +4 bis +8 Grad und örtlich bis +2 Grad zum 16. März simuliert – Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer sind im Verlauf der Woche sehr wahrscheinlich. Nachfolgend steigt das Temperaturniveau an, während zeitgleich die Niederschlagssignale absinken – ein klares Indiz für die Hochdruckzone, wenngleich das mögliche Entwicklungsspektrum breit gestreut bleibt.

Das Temperaturspektrum erstreckt sich von +4 bis +23 Grad. Der Mittelwert pendelt sich mit +11 bis +14 Grad in einem Bereich ein, der im Vergleich zum vieljährigen Mittel um +2 bis +3 Grad zu hoch ausfallen kann. Zusammenfassend wird sich in der zweiten Märzdekade eine hochdruckdominierte, aber nicht ganz trockene und zu warme Wetterlage aufbauen können – und ist damit dem Frühling deutlich näher als dem Spätwinter. Schaun mer mal.

Der Aufbau einer Hochdruckzone wird über Europa zunehmend wahrscheinlicher
Die Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Der Aufbau einer Hochdruckzone wird über Europa zunehmend wahrscheinlicher © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
16. März +0 bis
+12 Grad
+6 bis
+8 Grad
20. März +1 bis
+17 Grad
+10 bis
+12 Grad
25. März +4 bis
+23 Grad
+11 bis
+13 Grad
Diagramm Temperaturen März 2025
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe März 2025 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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