Polarwirbel unter Druck - Frühsommer möglich, Spätwinter nicht auszuschließen
Eine grundlegende Veränderung der Parameter steht mit dem Zusammenbruch des Polarwirbels in der Stratosphäre bevor. Nach dem Top-Down-Prinzip werden Grundsätze verändert, die sich seit Oktober gefestigt haben. Klar ist, dass sich diese Veränderung auch in den unteren, wetteraktiven Schichten durchsetzen und so zu teils turbulenten Wetterentwicklungen führen kann. In welche Richtung die Großwetterlage kippen wird, hängt jedoch noch von weiteren Faktoren ab.

Verbreitet ist heute ein weiterer sonniger, trockener und mit Temperaturen von +12 bis +16 Grad – über dem Westen sogar mit bis zu +20 Grad – ungewöhnlich warmer Frühlingstag zu erwarten. Der Sonnenschein wird nur gelegentlich von vorüberziehenden Wolkenfeldern getrübt. Effektiver ist der Saharastaub, der mit einer reduzierten Sonnenstrahlung erneut für einen spektakulären Sonnenuntergang sorgen kann.
Luftmassengrenze trennt Frühlings- und Polarluft über Deutschland
Ein Blockadehoch auf dem Atlantik führt in Kombination mit einem Cluster des Polarwirbels arktische Kaltluft über England in Richtung Spanien. Dadurch entsteht über Spanien ein kräftiges Tiefdrucksystem, das auf seiner Vorderseite warme Luftmassen nach Norden führt. Während der Norden mit Temperaturen von +4 bis +8 Grad im Einflussbereich der Höhenkälte liegt, bleibt es über dem Süden mit +10 bis +15 Grad verhältnismäßig warm. Bei überwiegend starker bis wechselnder Bewölkung kommt es zu zahlreichen Schauern unterschiedlichster Art, Intensität und Dauer. Die Hauptaktivität der Schauer ist südlich einer Linie von Köln bis Berlin zu erwarten, weiter nördlich kann es komplett trocken bleiben. Entlang dieser Linie sind Schnee-, Schneeregen- und Graupelschauer oder auch kurze Graupelgewitter möglich. Wer es genauer wissen möchte – Wetter März.

Zusammenbruch des Polarwirbels in der Stratosphäre
Das Major Warming in Stratosphärenhöhe (SSW; Plötzliche Stratosphärenerwärmung) beginnt heute mit einer Windumkehr von West-Ost auf Ost-West. Bis zum 12. März werden Ostwinde von bis zu -72 km/h simuliert. Da sich die Winde nicht mehr umkehren können, spricht man von einem Final Warming – dem Anfang vom Ende des winterlichen Polarwirbels.
Die Folgen des Zusammenbruchs: Displacement des Polarwirbels
Sobald sich die oberen Schichten des Polarwirbels in eine andere Richtung drehen, hat das unmittelbare Auswirkungen auf die unteren Schichten, die sich 2 bis 7 Tage später bemerkbar machen. In diesem Fall betrifft es den Zeitraum vom 11. bis 16. März. Die möglichen Varianten sind ein Polarwirbelsplit, ein Zusammenbruch des gesamten Polarwirbels oder ein Displacement des Polarwirbels (Verschiebung). Letzteres wurde in den vergangenen Tagen immer wieder von den Vorhersage-Modellen berechnet und heute erneut favorisiert. Das ist jedoch eine Momentaufnahme und kann sich in den kommenden Stunden noch mehrfach ändern.
Trocken und ungewöhnlich warm
Setzt sich das Displacement durch, würde sich vom 15. bis 24. März eine beeindruckende Hochdruckzone über Europa ausdehnen und mithilfe des noch immer aktiven, aber verschobenen Polarwirbels ungewöhnlich warme Luftmassen nach Deutschland, Österreich und die Schweiz führen. Die Amerikaner berechnen für den Zeitraum vom 19. bis 25. März Tageshöchstwerte von +15 bis +20 Grad, örtlich sogar bis +22 Grad, was frühsommerlichen Temperaturen entspräche. Die Europäer bleiben mit +12 bis +16 Grad und örtlich bis +18 Grad im frühlingshaften Bereich. Aufgrund der Hochdruckdominanz bleibt die Niederschlagsmenge gering, und insbesondere im Norden kann sich die Trockenheit der vergangenen Wochen zu einer Dürre entwickeln. Entsprechend hoch ist die Waldbrandgefahr, mit Stufe 3 und örtlich Stufe 4 (von 5).

Ein Blick auf die Randfaktoren
Wie wahrscheinlich ist ein Displacement? Dafür reicht ein Blick auf die Randfaktoren. Der AO-Index (vereinfacht Zustand des Polarwirbels) ist breit gestreut und zeigt neben negativen (Störung des Polarwirbels) überwiegend positive Berechnungen (im Kern stabil). Der Mittelwert ist nach dem 15. März durchweg positiv bewertet, was ein Displacement wahrscheinlich macht. Doch gerade die negativen Bewertungen bestätigen die Sprunghaftigkeit, die in den kommenden Stunden noch in den Berechnungen der Vorhersagemodelle sichtbar werden kann. Abwarten!
Der zweite Randfaktor ist der NAO-Index (Verhältnis Islandtief zu Azorenhoch), der aktuell negativ bewertet wird (Blockadehoch Atlantik bis Island reichend), ab dem 15. März jedoch einen neutralen Zustand einnimmt. Auch nach diesem Randfaktor ist das Displacement und die damit über Mitteleuropa einhergehende Hochdruckwetterlage wahrscheinlich.
Vorsicht mit dem Frühling
Stutzig machen nicht nur die negativen Werte, sondern auch die Clusteranalyse, die 18 Varianten hervorbringt. Normalerweise liegen diese zwischen 4 und 9 Varianten. Vier der Varianten berechnen eine Westwetterlage, eine davon eine Blockade auf dem Atlantik, vier eine verkappte Südwestanströmung und die restlichen 50 Prozent fallen auf eine Hochdruckzone zwischen Skandinavien und Europa. Frühlingswetter ist zwar im weiteren Verlauf der zweiten Märzhälfte möglich, doch ist das noch mit einem gesunden Maß an Skepsis zu bewerten. Wir haben die möglichen Varianten zur Verdeutlichung einmal gegenübergestellt.

Auf den Punkt gebracht: Zusammenbruch des Stratosphärenwirbels
Der Zusammenbruch des Stratosphärenwirbels wird die Wetterprognose der Vorhersagemodelle für die kommenden Tage beeinflussen und neben einem Displacement auch andere Varianten zum Vorschein bringen. Erst ab dem 12. März kann man davon ausgehen, dass die Messwerte in den unteren Schichten die Gesamtsituation erfassen und daraus die korrekten Ableitungen hervorgehen. Bis dahin heißt es abwarten.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Zwar ist eine Hochdruckzone über Mitteleuropa wahrscheinlich, doch gibt es eine ganze Reihe an Unsicherheiten, die sich auch in der Prognose der Kontrollläufe widerspiegeln. Das Temperaturspektrum in 1.500 Meter Höhe sackt über dem Norden bis zum 14. März auf -6 Grad ab, was Graupelschauer oder Gewitter möglich macht. Über dem Süden bleiben die Werte mit +4 Grad positiv, und die Schneefallgrenze liegt oberhalb von 2.000 Metern.
Nachfolgend aber – und das ist das Interessante – zeigt sich eine weite Spreizung der Höhentemperaturen, die im Maximum +5 Grad und im Minimum -9 Grad annehmen können. Mit Höhenwerten von -8 bis -10 Grad sind winterliche Wetterbedingungen bis auf das Flachland möglich. Der Mittelwert aller Kontrollläufe schwankt vom 15. bis 25. März mit +1 bis +3 Grad im positiven Bereich. Das hat über tieferen Lagen Temperaturen um die +10-Grad-Marke zur Folge. Kein Spätwinter, kein Frühlingswetter und für die Jahreszeit etwa um +1 bis +2 Grad zu warm.
Die Niederschlagssignale sind über dem Norden ab dem 12. März leicht positiv, viel Niederschlag wird jedoch bis zum 24. März nicht simuliert. Nach Süden steigen die Niederschlagssignale vom 10. bis 16. März in den leicht erhöhten bis mäßigen Bereich an und sinken anschließend in den schwach bis leicht erhöhten Bereich ab. Eine hochdruckdominierte Wetterlage wird ab dem 17. März zunehmend wahrscheinlicher, was gut zum Schema des Displacement passt. Schaun mer mal.

Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
15. März | +1 bis +15 Grad |
+6 bis +10 Grad |
19. März | +0 bis +17 Grad |
+10 bis +12 Grad |
24. März | +2 bis +18 Grad |
+9 bis +11 Grad |
