Wetterprognose: Zusammenbruch des Stratosphärenwirbels - Frühling, Frühsommer oder Winterwetter
Ein Frühlingshoch setzt sich über Deutschland durch und lässt die Temperaturen im Verlauf der Woche kräftig ansteigen. Mancherorts kann das Erreichen der frühsommerlichen +20-Grad-Marke nicht ausgeschlossen werden. Zeitgleich findet in Stratosphärenhöhe eine gravierende Veränderung des Zirkulationsmusters statt, was das Wetter im Verlauf der zweiten Märzdekade vollständig auf den Kopf stellen kann.

Ein paar Schauer sind heute noch über den östlichen Mittelgebirgen zu erwarten, während es über dem Rest von Deutschland abtrocknet und häufiger die Sonne zum Vorschein kommt (Wolkenradar). Die Temperaturen bleiben bei schwachem Wind mit +4 bis +8 Grad zunächst noch im nasskalten Bereich, und in der kommenden Nacht ist verbreitet mit Frost zu rechnen.
Ein Frühlingshoch dehnt sich über Deutschland aus
Der Hochdruckkeil, der sich momentan nach Deutschland ausdehnt, kann sich bis zum 6. März mit seinem Kerngebiet über Mitteleuropa positionieren. Aus einer anfänglichen Nordströmung wird eine Südströmung, wodurch die Temperaturen ab Mitte der kommenden Woche kräftig ansteigen. Bis Donnerstag sind +10 bis +15 Grad und örtlich bis +18 Grad möglich. Mit Niederschlag ist nicht mehr zu rechnen, dafür aber mit zähen Nebelfeldern, die sich zur Wochenmitte allerdings auflösen und so für ungehemmten Sonnenschein sorgen können. In den Nächten ist leichter Frost möglich. Wer es genauer wissen möchte – Wetter März.

Wettervorhersage der Vorhersage-Modelle: Die Schwächen im System
Schaut man sich die oben stehenden Wetterkarten an, so kann man den Ansatz einer Omegaformation (Ω) erkennen. Sollte sich zudem das Tief östlich des Hochs weiter nach Süden ausdehnen, würde es sich um eine äußerst stabile Hochdruckwetterlage handeln, die ohne Weiteres auch das Wetter in der zweiten Märzdekade dominieren kann. Doch nach der Wetterprognose beider Vorhersage-Modelle fehlt die östliche Stütze, sodass sich das Hoch weiter nach Osten verlagern wird, was in der zweiten Märzdekade zu einem weiteren Kippen der Großwetterlage führt.
Frontalzone rückt näher an Deutschland heran, wird jedoch blockiert
Das Hoch löst sich nicht auf, sondern verlagert sich lediglich nach Osten, wodurch die Frontalzone auf dem Atlantik näher an Deutschland, Österreich und die Schweiz heranrückt. Ab dem 10. März ist mit einer leicht zunehmenden Niederschlagsaktivität zu rechnen, was die Temperaturen bis zum 11. März auf +8 bis +14 Grad und örtlich bis +16 Grad etwas zurückgehen lässt.
Zwar sind sich die Vorhersage-Modelle hinsichtlich eines Temperaturrückgangs und einer leicht zunehmenden Niederschlagsaktivität weitgehend einig, doch zeigen sich in der Vorhersage der Großwetterlage teils gravierende Unterschiede. Mit anderen Worten: Der Wettertrend bis zum 11. März ist nahezu gesichert, darüber hinaus nehmen die Spannung und die möglichen Entwicklungen weiter zu.

Polarwirbel schwächt sich ab - markante Veränderung der Großwetterlage möglich
Der gravierendste Unterschied ist, dass die Europäer ein Hoch über Grönland berechnen – also exakt dort, wo sich bislang der Polarwirbel mit einem Cluster eindrehen konnte. Dieser Prozess wirbelt die Großwetterlage komplett durcheinander. Doch die Prognose der Europäer ist im Moment nur eine Randnotiz, die sich in den kommenden Stunden noch mehrfach verändern kann. Der Grund für die unterschiedlichen Prognosen ist ein Stockwerk
höher zu finden.
Polarwirbel bricht in der Stratosphärenhöhe zusammen
Bereits vor rund einer Woche hatten wir beschrieben, dass es von Anfang März bis zum Ende der ersten Märzdekade zu einer höheren Sprunghaftigkeit in den Prognosen der Wettermodelle kommen wird und spiegelt eine hohe Unsicherheit in der erweiterten Wetterprognose wider.
Der Grund ist ein Minor Warming, das sich aktuell in der Stratosphäre ausbildet und sich bis zum 8. März zu einem Major Warming weiterentwickeln kann. Die Windgeschwindigkeiten in der Stratosphäre betragen entlang des 60. Breitengrades derzeit +144 km/h und sinken bis zum 12. März auf -32 km/h. Das negative Vorzeichen bedeutet, dass eine Windumkehr von West-Ost auf Ost-West sehr wahrscheinlich ist.
Mit erheblichen Turbulenzen ist zu rechnen
Ab dem Moment, in dem sich die Winde dem Stillstand nähern, beginnt die Destabilisierung der unteren Schicht des Polarwirbels. Dreht die Zirkulation um, so bewegt sich die obere Schicht in eine andere Richtung als die untere. Dies führt nicht nur zur Destabilisierung, sondern markiert auch den Anfang vom Ende des winterlichen Polarwirbels – ein Prozess, der sich noch bis Ende April hinziehen kann.
Entscheidend sind jedoch die Turbulenzen, die durch diesen Mechanismus entstehen. Der Polarwirbel wird stark in Schwingung versetzt, und neben einem Displacement (Verschiebung) ist im Verlauf der zweiten Märzdekade auch ein Polarwirbelsplit oder eine vollständige Zersetzung des Polarwirbels möglich. Ob Deutschland, Österreich und die Schweiz dann in einer frühlingshaften Hochdruckzone oder unter dem Einfluss eines tiefwinterlichen Troges liegen, ist derzeit nicht abzusehen – beide Varianten sind in den jeweiligen Extremen möglich. Wir haben das Prinzip mit ausgesuchten Kontrollläufen zum besseren Verständnis gegenübergestellt.

Auf den Punkt gebracht: Der Frühling zeigt Schwächen
An diesem Resümee der vergangenen Tage ändert sich nichts. Ob die Frühlingsluft bis in die zweite Märzdekade hinein erhalten bleibt, ist fraglich. Dass ein Major-Warming jedoch nicht zwingend eine kalte Witterung zur Folge hat, zeigt sich in den obenstehenden Wetterkarten deutlich. Was jedoch folgt, ist eine chaotische Struktur des Polarwirbels, die das klassische Aprilwetter in der zweiten Märzdekade einläuten kann.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Die Temperaturanomalie liegt nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe im Zeitraum vom 4. bis 9. März zwischen +6 und +8 Grad. Damit steht fest, dass die erste Märzdekade erheblich zu warm und aufgrund der fehlenden Niederschlagssignale zu trocken ausfallen wird.
Ab dem 9. März sinkt das Temperaturniveau, doch bleibt im Mittelwert eine Anomalie von +1 bis +3 Grad bestehen. Ein gravierender Durchbruch kalter Luftmassen polaren Ursprungs ist zwar möglich und wird auch von einigen Kontrollläufen berechnet, doch liegt die Eintreffwahrscheinlichkeit bei nur 18 Prozent.
Die Wahrscheinlichkeit für frühlingshaft warme Wetterentwicklungen beträgt hingegen 22 Prozent – auch nicht sonderlich hoch. Die Differenz zwischen dem Temperaturmaximum in 1.500 Metern Höhe mit +15 Grad und einem Minimum von -12 Grad ist jedoch extrem und bestätigt die hohe Unsicherheit der Wetterentwicklung im Verlauf der zweiten Märzdekade. Geht man nach den Wahrscheinlichkeiten, so ist vom 10. bis 17. März bei zunehmender Niederschlagstätigkeit mit einem Temperaturspektrum von +6 bis +12 Grad zu rechnen. Sollte die Sonne zum Vorschein kommen, sind auch bis zu +14 Grad möglich. Schaun mer mal.

Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
7. März | +10 bis +19 Grad |
+12 bis +14 Grad |
11. März | +0 bis +15 Grad |
+7 bis +10 Grad |
15. März | +2 bis +19 Grad |
+10 bis +12 Grad |
