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Wetterprognose - Turbulente Wetterentwicklung zwischen Frühlingsluft und Wintergruß

| M. Hoffmann

Die atlantische Frontalzone drückt mächtig in Richtung Mitteleuropa und versucht mit allen Mitteln, eine zonale Struktur (Westwetterlage) zu etablieren. Doch immer, wo eine Aktion ist, gibt es eine Reaktion, und so stellt sich die Frage erneut: Kippt die Großwetterlage mit viel Wind, Sturm und Regen in eine zonal geführte Struktur oder doch in eine völlig andere Richtung, bei der neben dem Frühling auch ein später Wintergruß noch eine Rolle spielen kann?

Zwischen chaotischer Westwetterlage, dem Frühling und dem Spätwinter © Martin Bloch
Zwischen chaotischer Westwetterlage, dem Frühling und dem Spätwinter © Martin Bloch

Die zunächst noch hohe Schichtbewölkung lässt heute etwas Sonnenschein zu. Die Wolken verdichten sich im Tagesverlauf, und am Nachmittag setzt über dem Westen Niederschlag ein, der sich bis zum Abend westlich einer Linie von Hamburg und dem Schwarzwald nach Osten ausdehnen kann. Viel Niederschlag ist jedoch nicht zu erwarten. Der Wind kommt schwach aus südlichen Richtungen, und die Temperaturen erreichen +10 bis +15 Grad, örtlich sind bis zu +17 Grad möglich. Das schwache Niederschlagsfeld löst sich auf seinem weiteren Weg nach Osten am Sonntag allmählich auf. Von Westen mehren sich die sonnigen Momente, wobei sich die Wolkenfelder östlich einer Linie vom Bodensee bis Berlin als zäh erweisen und den Sonnenschein ganztägig eintrüben können. Südlich der Donau ist zudem mit etwas Niederschlag zu rechnen. Die Temperaturen pendeln sich auf +10 bis +15 Grad ein.

Frontalzone setzt sich durch – windiges und wechselhaftes Wetter

Die atlantische Frontalzone dehnt sich zum Start in die neue Woche weiter über Deutschland aus und sorgt bis Mitte der Woche für einen wechselhaften, windigen und regnerischen Wettercharakter. Sonnenschein ist möglich, beschränkt sich jedoch zumeist auf kurze Momente. Am Donnerstag lockert die Bewölkung auf, und die Sonne zeigt sich häufiger. Die Temperaturen gehen auf +6 bis +10 Grad zurück, und mit längerer Sonnenscheindauer sind bis zu +12 Grad möglich. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Februar.

Mehr Wind, mehr Regen - die atlantische Frontalzone macht sich mit ihren Ausläufern über Deutschland bemerkbar
Wetterprognose der Vorhersage-Modelle: Mehr Wind, mehr Regen - die atlantische Frontalzone macht sich mit ihren Ausläufern über Deutschland bemerkbar © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Der Durchbruch der atlantischen Frontalzone – Westwetterlage zum Frühlingsauftakt

Für die nun erwachende Natur wäre etwas Niederschlag hervorragend. Der Februar war bislang extrem trocken und konnte sein Niederschlagssoll erst zu 22 Prozent erfüllen. Noch bleibt etwas Zeit, und in der kommenden Woche ist ja auch Niederschlag zu erwarten. Doch wie geht es weiter – rauscht die Frontalzone durch und sorgt für lang anhaltenden Niederschlag? Die Wetterprognose der Europäer gibt heute eine klare Antwort auf diese Frage.

Der Auftakt des Frühlings fällt ins Wasser – Hochwasser möglich

Die Europäer berechnen nicht nur den absoluten Durchbruch der Frontalzone, sondern auch eine Konstellation, die als langlebig gilt. Das ist immer dann der Fall, wenn sich im Frühjahr der Cluster des Polarwirbels zwischen Island und Skandinavien etabliert und so eine stabile, gut funktionierende Tiefdruckrinne aufbauen kann.

Ist die Tiefdruckrinne erst einmal etabliert, sorgt sie für steten Nachschub an Tiefdruckausläufern. Da Deutschland, Österreich und die Schweiz am südlichen Gradienten der Frontalzone liegen, ziehen die Tiefdruckausläufer in raschen Abständen über Deutschland hinweg und bringen bis zum 8. März einen äußerst unbeständigen und phasenweise stürmischen Wettercharakter.

Schnellläufersysteme, Randtiefentwicklungen und Hochwasser

Stark- oder Extremwindereignisse sind bei dieser aktiv-dynamischen Wetterentwicklung nicht auszuschließen und müssen – sollte sich diese Wetterlage tatsächlich durchsetzen – in den kommenden Tagen weiter verifiziert werden.

Durch die stetige Zufuhr weiterer Frontensysteme ist im Schwerpunkt westlich einer Linie von Hamburg und dem Schwarzwald sowie über den Gebieten südlich der Donau mit länger andauerndem und ergiebigem Niederschlag zu rechnen, was bis zum 8. März zu einer Niederschlagssumme von 50 bis 80 l/m² und örtlich bis zu 100 l/m² führen kann. Der März hat einen Niederschlagssollwert von 57 l/m², und wenn das Niederschlagssoll gleich in den ersten acht Tagen erreicht wird, ist auch ein hohes Potenzial für Überflutungen und Hochwasser nicht auszuschließen.

Turbulentes Wetter - Viel Wind, viel Regen mit hohem Hochwasserpotential
Die Wettervorhersage nach dem europäischen und amerikanischen Vorhersage-Modell: Turbulentes Wetter - Viel Wind, viel Regen mit hohem Hochwasserpotential © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Frühling und Spätwinter - die Großwetterlage wird auf den Kopf gestellt

Und auch heute erneuern wir unsere These, die wir vor rund 120 Stunden vorgestellt haben. Der absolute Durchbruch der Frontalzone ist mit einem gesunden Maß an Skepsis zu bewerten. Zeigten sich die Prognosemodelle in den vergangenen Tagen noch einheitlich in Bezug auf die Zonalisierung, so folgen die Amerikaner heute unserer These, wonach eine Westwetterlage keine Rolle mehr spielen wird.

Hochdruckaufbau über Skandinavien

Der Grund dafür ist der Aufbau einer Hochdruckzone über Skandinavien, die bereits am 1. März beginnt, die Frontalzone massiv zu stören. Bis zum 3. März bläht sich das Hoch weiter auf und ermöglicht so einen Brückenschlag zum Azorenhoch. Bis zum 10. März etabliert sich die Hochdruckzone weiter und blockiert die atlantische Frontalzone vollständig.

Frühlingswetter und Kaltlufttropfen - vollständig gestörte Zirkulation

Die Wetterprognose der Amerikaner stellt den Wetterablauf im März vollständig auf den Kopf und ermöglicht im Grunde zwei Wetterentwicklungen. Verläuft die Hochdruckachse südlicher, stellt sich über Deutschland, Österreich und der Schweiz eine frühlingshafte und wechselhafte Wetterlage ein.

Verlagert sich das Hoch jedoch weiter nach Norden, können sich am südlichen Gradienten Kaltlufttropfen ausbilden, die durch die Drehrichtung des Hochdrucksystems im Uhrzeigersinn nach Westen geführt werden. Ja, die Grundströmung erfolgt nicht von West nach Ost, wie es die Europäer berechnen, sondern von Ost nach West. Da zudem die atlantische Frontalzone blockiert wird, ist die Definition einer vollständig gestörten Zirkulation erfüllt.

Spätwinterwetter

Die Amerikaner favorisieren im Moment die Variante mit einem Kaltlufttropfen, was ebenfalls mit einem gesunden Maß an Skepsis bewertet werden muss. Einerlei – sollte es so kommen, schwanken die Temperaturen Anfang März zwischen +4 und +8 Grad und gehen bis zum 9. März mit -1 bis +5 Grad in den nasskalten Bereich zurück. Die Schneefallgrenze sinkt bis auf mittlere Lagen ab. Kein Frühling, keine Westwetterlage.

Die Westwetterlage kann infrage gestellt werden - kuriose Wetterentwicklungen sind möglich, bei der neben dem Frühling auch der Spätwinter eine Rolle spielen kann
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell im Vergleich zu einem Kontrolllauf: Die Westwetterlage kann infrage gestellt werden - kuriose Wetterentwicklungen sind möglich, bei der neben dem Frühling auch der Spätwinter eine Rolle spielen kann © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Auf den Punkt gebracht: Richtungsentscheidung

Abwarten ist angesagt. Sowohl der Frühling als auch der Spätwinter sowie der vollständige Durchbruch der atlantischen Frontalzone mit Sturm- und Hochwasserpotenzial sind möglich. Und ja, in der Variante des Hochdruckclusters über Mitteleuropa mit frühlingshaftem Wetter würde sich die Trockenperiode aus dem Februar fortsetzen und im März allmählich in eine Dürre übergehen.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

Abseits der Möglichkeiten bestätigt sich der Wettertrend der Kontrollläufe. Das Maximum der Temperaturen wurde bereits gestern mit einem Spitzenwert von +18,9 Grad erreicht. In den kommenden Tagen gehen die Temperaturen langsam zurück, bleiben aber noch bis zum 25. Februar mit einer Anomalie von +3 bis +6 Grad für die Jahreszeit deutlich zu warm. Erst zum 26. Februar setzt eine spürbare Abkühlung ein, wodurch die Schneefallgrenze bis auf die höheren mittleren Lagen (800 bis 1.000 Meter) absinken kann.

Nachfolgend steigt das Temperaturniveau wieder an und pendelt sich in der ersten Märzdekade auf eine Anomalie von +1 bis +3 Grad ein. Im Vergleich dazu bildet die Wetterprognose der Amerikaner einen deutlich zu kalten Ausreißer ab und ist somit wenig wahrscheinlich.

Ausbleiben der Frontalzone und des Niederschlags möglich

Interessant ist heute die Niederschlagsprognose für den Zeitraum vom 1. bis 10. März. War dieser in den vergangenen Tagen noch mäßig ausgeprägt, so wurden die Niederschlagssignale in den vergangenen 24 Stunden deutlich nach unten korrigiert und liegen jetzt nur noch im schwach erhöhten Bereich. Der vollständige Durchbruch der Frontalzone sieht definitiv anders aus.

Weiteres Warming in Stratosphärenhöhe

Noch etwas, was gegen den Durchbruch der Frontalzone spricht, ist die Entwicklung in der Stratosphäre. Dort zeichnet sich in der ersten Märzdekade ein weiteres Minor-Warming ab, das sich bis zum 10. März zu einem Major-Warming weiterentwickeln kann und so den Polarwirbel von oben herab schwächen wird. Nach den aktuellen Berechnungen ist auch mit einer Windumkehr zu rechnen. Das Potenzial für winterliche Wetterlagen ist dadurch etwas erhöht, doch darum geht es im Moment nicht – entscheidender ist das Warming in Stratosphärenhöhe in Bezug auf eine zonale Grundstruktur, und ein sich destabilisierender Polarwirbel ist nicht mehr in der Lage, eine Westwetterlage aufrechtzuerhalten.

Das erklärt zum einen die unterschiedlichen Berechnungen und zum anderen die rückläufigen Niederschlagssignale. Schaun mer mal.

Allumfassend bleibt der Cluster des Polarwirbels über Kanada und Grönland bestehen - wechselhaftes Wetter über mit einer zunehmend ausgeprägten Südwestwetterlage über Deutschland wahrscheinlich - rechts daneben ein weiteres Minor-Warming in Stratosphärenhöhe
Die Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Allumfassend bleibt der Cluster des Polarwirbels über Kanada und Grönland bestehen - wechselhaftes Wetter über mit einer zunehmend ausgeprägten Südwestwetterlage über Deutschland wahrscheinlich - rechts daneben ein weiteres Minor-Warming in Stratosphärenhöhe © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
28. Februar +3 bis
+10 Grad
+5 bis
+8 Grad
4. März +3 bis
+12 Grad
+7 bis
+9 Grad
9. März +3 bis
+17 Grad
+7 bis
+10 Grad
Diagramm Temperaturen März 2025
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe März 2025 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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