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Wetteraussichten: Rückkehr des Spätwinters? Die Frontalzone stoppt den Frühlingsstart

| M. Hoffmann

Die atlantische Frontalzone macht sich seit langer Zeit mit Wolken und etwas Niederschlag bemerkbar und bringt zum Start in die neue Woche einen auflebenden bis stürmischen Wind über Deutschland. Nachfolgend kommt es in der weiteren Wetterentwicklung zu einer Schlüsselszene: Gelingt es dem Spätwinter noch einmal, Akzente zu setzen, oder kippt die Großwetterlage vollständig in Richtung Frühling?

Spätwinter oder Frühling, welche Richtung schlägt die Großwetterlage ein?
Spätwinter oder Frühling, welche Richtung schlägt die Großwetterlage ein?

Bei starker bis wechselnder Bewölkung ist nördlich einer Linie vom Saarland über Frankfurt, Leipzig und Usedom bis Sonntag mit gelegentlichem – meist leichtem – Niederschlag zu rechnen. Weiter nach Süden bleibt es weitgehend trocken, und häufiger zeigt sich hier auch die Sonne (Wolkenradar). Die Temperaturen steigen weiter kräftig an und können am Freitag über dem Westen mit bis zu +18 Grad ihren vorläufigen Höhepunkt erreichen, bevor sie sich bis Sonntag auf +10 bis +14 Grad und örtlich bis +16 Grad einpendeln.

Mehr Wind, mehr Wolken und mehr Regen

Die für die Jahreszeit ungewöhnlich hohen und frühlingshaften Temperaturen sind einer Vorderseitenanströmung der atlantischen Frontalzone geschuldet, die sich zu Beginn der neuen Woche mit starker Bewölkung und zeitweiligem – durchaus auch nennenswertem – Niederschlag nach Osten ausdehnt. Der Wind frischt dabei aus südwestlichen bis westlichen Richtungen auf und kann über exponierten Lagen zu stürmischen Windböen führen. Die Temperaturen gehen mit +8 bis +12 Grad etwas zurück. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Februar.

Die atlantische Frontalzone erreicht mit ihren Ausläufern Deutschland - mehr Wind, mehr Wolken, mehr Niederschlag
Wetterprognose der Vorhersage-Modelle: Die atlantische Frontalzone erreicht mit ihren Ausläufern Deutschland - mehr Wind, mehr Wolken, mehr Niederschlag © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wetterprognose:

Ist die atlantische Frontalzone erst einmal entfesselt, beeinflusst sie für gewöhnlich das Wetter für 7 bis 14 und manches Mal bis zu 21 Tage. Doch im Moment steht die Wetterentwicklung vor einem Scheideweg – gelingt der Durchbruch der Frontalzone tatsächlich, oder treibt ein Hoch im entscheidenden Moment noch einen Keil dazwischen?

Was für den Durchbruch der Frontalzone spricht

Das ist der – auch auf den obenstehenden Wetterkarten – nur schwer zu übersehende Cluster des Polarwirbels zwischen Kanada und Grönland. Dieser wird mit aller Macht versuchen, Ableger in Richtung Skandinavien zu positionieren, welche im weiteren Verlauf die Lücke zum zweiten Cluster über Sibirien schließen.

Deutschland, Österreich und die Schweiz würden in den Einflussbereich der südlichen Gradienten der Frontalzone gelangen. Das hätte tatsächlich einen nachhaltigen Durchbruch der Frontalzone zur Folge, den die Vorhersagemodelle – zumindest im Ansatz – auch so berechnen.

Westwetterlage mit optionalem Spätwinter

Wer bei uns bereits schon längere Zeit zu Gast ist, der weiß, dass wir der Westwetterlage stets mit einem gesunden Maß an Skepsis begegnen. So auch dieses Mal. Zur Erklärung noch ein schneller Blick auf die obenstehenden Wetterkarten. Neben dem Cluster des Polarwirbels zwischen Kanada und Grönland bildet sich ein Hochdruckgebiet aus, das die Bindung der Frontalzone massiv bremsen und möglicherweise auch komplett unterbinden kann – dazu gleich mehr. Wird die Entwicklung jedoch gebremst, so hört die Aktivität mit einem Schlag auf, und die Frontensysteme trogen über Mitteleuropa nach Süden aus. Aus West wird Nordwest bis Nord.

Sowohl die Amerikaner als auch die Europäer bringen heute eine solche Wetterentwicklung ins Spiel, bei der eine nasskalte Wetterphase mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen in den Vordergrund rückt. Ob Winter oder nicht, spielt erst einmal eine untergeordnete Rolle – wichtiger ist das Ergebnis, und das lautet: Kein Durchbruch des Frühlings, keine Westwetterlage.

Zwischen einer nasskalten und spätwinterlichen Wetterentwicklung
Die Wettervorhersage nach dem europäischen und amerikanischen Vorhersage-Modell: Zwischen einer nasskalten und spätwinterlichen Wetterentwicklung © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Was für den Durchbruch des Frühlings spricht

Der Polarwirbel – und das zeigt sich auf den oben stehenden Wetterkarten ebenfalls sehr deutlich – weist die ersten Auflösungserscheinungen auf, die für den März absolut typisch sind. Durch die chaotischen Vorgänge können sich auch andere Wetterlagen entwickeln, die wir gestern in einer These vorgestellt hatten. Der Auslöser könnte dabei das Hoch zwischen Alaska und der Kara- sowie der Barentssee sein. Sollte es der Hochdruckzone zwischen Mittel- und Osteuropa gelingen, sich weiter nach Norden zu entwickeln, würde das die Frontalzone zum vollständigen Auflaufen zwingen.

Südwestströmung sorgt für Frühlingswetter

Falls das eintritt, würde sich die Hochdruckzone nicht nur halten, sondern weiterhin das Wetter über Deutschland dominieren. Etwas Niederschlag ist möglich, doch ein nachhaltiger Durchbruch der Frontalzone ist auch hier nicht zu erwarten.

Die Temperaturen pendeln sich – je nach Ausgestaltung der Hochdruckzone – zwischen +10 und +15 Grad bzw. bis zu +19 Grad ein. Festzuhalten bleibt: Der Spätwinter ist in Frage zu stellen – keine Westwetterlage. Nachfolgend eine Gegenüberstellung dieser Varianten.

Keine Westwetterlage, kein Spätwinter - der Frühling bekommt seine Chance
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Keine Westwetterlage, kein Spätwinter - der Frühling bekommt seine Chance © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Auf den Punkt gebracht: Abwechslungsreiches Wetter

Trotz der Unsicherheiten – die atlantische Frontalzone wird in den kommenden Tagen mit frühlingshaften Temperaturen sowie einem windigen und unbeständigen Wettercharakter einige Akzente setzen können. Fraglich ist jedoch, ob auch der nachhaltige Durchbruch gelingt. Heute zeigen sich bereits mehrere Ansätze, die in eine andere Richtung weisen.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

Ist der Spätwinter wahrscheinlich? Nein, er ist möglich, aber nicht wahrscheinlich. Warum? Gerade einmal 10 Prozent der Kontrollläufe stützen eine spätwinterliche Wetterentwicklung. Gleiches gilt für den Frühling, der im Zeitraum vom 27. Februar bis zum 4. März nicht mit einem nachhaltigen Durchbruch zu erwarten ist. Wahrscheinlicher ist eine Wetterentwicklung, die im weitesten Sinne der Jahreszeit entspricht und mit einer erhöhten Niederschlagsaktivität bei Temperaturen von +6 bis +12 Grad für eine unbeständige Witterung sorgen kann.

Noch deutlicher wird die kommende Wetterentwicklung, wenn man sich die Höhentemperaturen in 1.500 Metern betrachtet. Diese erreichen mit bis zu +8 Grad am 22. Februar ihren Höhepunkt, sinken bis zum 28. Februar auf ein Minimum von -4 Grad ab und steigen danach auf +0 bis +3 Grad an. Damit der Spätwinter bis auf das Flachland herab noch einmal möglich wird, müssten die Höhenwerte auf -8 bis -10 Grad absinken.

Weiteres Warming in Stratosphärenhöhe

Die Warmings in Stratosphärenhöhe werden jetzt zahlreicher und zunehmend kräftiger ausfallen. Das ist mit dem steigenden Sonnenstand zu erwarten und stellt nichts Besonderes dar. Dennoch – das ist ein starkes Signal dafür, dass es innerhalb des Polarwirbels im Verlauf der ersten Märzdekade zu erheblichen Turbulenzen kommen kann. Auch das ist als Signal gegen eine sich durchsetzende Frontalzone zu bewerten. Schaun mer mal.

Allumfassend bleibt der Cluster des Polarwirbels über Kanada und Grönland bestehen - wechselhaftes Wetter über mit einer zunehmend ausgeprägten Südwestwetterlage über Deutschland wahrscheinlich - rechts daneben ein weiteres Minor-Warming in Stratosphärenhöhe
Die Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Allumfassend bleibt der Cluster des Polarwirbels über Kanada und Grönland bestehen - wechselhaftes Wetter über mit einer zunehmend ausgeprägten Südwestwetterlage über Deutschland wahrscheinlich - rechts daneben ein weiteres Minor-Warming in Stratosphärenhöhe © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
26. Februar +4 bis
+12 Grad
+6 bis
+9 Grad
2. März +2 bis
+12 Grad
+6 bis
+8 Grad
7. März +0 bis
+16 Grad
+7 bis
+10 Grad
Diagramm Temperaturen März 2025
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe März 2025 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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