Wetterprognose: Chaotischer Polarwirbel - Frühling, Frühsommer, Spätwinter?
Der Polarwirbel befindet sich in einer ersten Phase der Auflösung und neigt zu teils chaotischen Schwankungen, welche neben einem Displacement auch zu einem Polarwirbelsplit führen können. Erhebliche Verwerfungen sind zu erwarten und von den ersten frühsommerlichen Temperaturen hin zu spätwinterlichen Wettererscheinungen ist alles möglich - was aber ist wahrscheinlich?
Ein Tief dreht sich im Moment über Deutschland ein und sorgt im Schwerpunkt über dem Westen für zeitweiligen Niederschlag, welcher aufgrund der fast nicht vorhandenen Dynamik an Ort und Stelle verbleibt und erst am Dienstag nach Süden übergreift. Dazwischen gibt es längere sonnige und trockene Abschnitte. Etwa östlich einer Linie von Münster und der Bodenseeregion wird es verbreitet trocken bleiben können.
Frühlingswetter
Die schwache Störung löst sich zur Wochenmitte auf und sorgt von Süden für eine zunehmende Anzahl an Sonnenstunden, was die Temperaturen bis Donnerstag auf +14 bis +18 Grad und örtlich mit bis +20 Grad in den frühlingshaften Bereich ansteigen lassen kann. Doch handelt es sich nur um eine Zwischenhochphase, denn bereits zum Wochenende greift eine weitere Tiefdruckfront auf Deutschland über und sorgt für einen unbeständigen Wettercharakter, bei der die Sonne eine nur untergeordnete Rolle spielt. Die Temperaturen bleiben mit +12 bis +16 Grad und örtlich mit bis +18 Grad überwiegend frühlingshaft. Weitere Informationen - Wetter März.
Die Wettervorhersage des europäischen Wettermodells: Frühsommer?
Der Grund für die frühlingshaften Temperaturen ist die Vorderseitenanströmung zwischen der atlantische Frontalzone und einem Hochdruckkeil, der sich von den Azoren aus über Südeuropa nach Norden drückt. Verstärkt sich das Hoch, so intensiviert sich auch die Zufuhr warmer Luftmassen und welche Auswirkungen das auf die Temperaturentwicklung hat, zeigt sich in der aktuellen Wetterprognose der Europäer.
Polarwirbel in Schwierigkeiten
Die atlantische Frontalzone zentralisiert sich auf dem Atlantik, kommt jedoch nicht weiter nach Osten voran. Der Grund hierfür ist ein sich destabilisierender Polarwirbel, welcher bis zum 21. März zu einem Displacement neigt. In diesem Prozess geht der Hochdruckkeil des Azorenhochs eine Querverbindung zum Kontinentalhoch ein und drückt den Polarwirbel in Richtung Kanada, den Aleuten und in einen Bereich, der zwischen der Barents- und Karasee verläuft. Bis zum 21. März stößt zudem noch ein weiterer Hochdruckkeil von Alaska aus in den Polarwirbel vor und dehnt sich in Richtung Grönland aus. Der Polarwirbel wird zum Beginn der letzten März-Dekade gleich von mehreren Seiten aus zerpflückt
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Ungewöhnlich warmes Wetter
Deutschland, die Schweiz und Österreich liegen inmitten der Hochdruckzone, was in Kombination mit der blockierten Frontalzone die Südwestanströmung der Luftmassen intensiviert und die Temperaturen auf +14 bis +18 Grad und mit einer entsprechenden Sonnenscheindauer auf frühsommerliche +22 Grad ansteigen lassen kann. Ungewöhnlich!
Wettertrend des amerikanischen Wettermodells: Für die Jahreszeit ungewöhnlich warmes Wetter
Die Wetterprognose der Amerikaner bestätigt in vielen Bereichen die Vorhersage der Europäer. Die Hochdruckzone wölbt sich bis zum 20. März von Süden auf und zwingt die Tiefdruckgebiete auf eine nördliche Zugbahn, was über Deutschland, Österreich und der Schweiz die Temperaturen bis zum 21. März auf +14 bis +18 Grad und örtlich auf bis +22 Grad ansteigen lassen kann. Der Vollfrühling mit frühsommerlichen Allüren ist zunächst einmal wahrscheinlicher als ein spätwinterlicher Rückschlag.
Polarwirbelsplit und ein Arctic Outbreak
Der Frühsommer ist eigentlich erst in der letzten April-Dekade und häufiger in der zweiten Mai-Hälfte zu erwarten und vor diesem Hintergrund wären Temperaturen von +20 Grad und mehr im März ungewöhnlich, kommt aber in Zeiten der Klimaerhitzung des Öfteren vor, wie das Beispiel mit sommerlichen +27,2 Grad im März 2021 zeigt.
Doch gerade der instabil werdende Polarwirbel sorgt für zunehmende Turbulenzen und teils chaotische Strömungsmuster, was dem Vollfrühling einen ordentlichen Dämpfer verpassen kann. Wie das aussehen kann, zeigen die Amerikaner in ihrer aktuellen Prognose, bei der sich das Hoch von Europa auf den Atlantik verlagert und sich dort als Blockadehoch positioniert und bis zum 27. März eine Querverbindung zum Hoch über Alaska aufbauen kann. Der Polarwirbelsplit wird vollzogen und teilt sich in zwei Cluster auf. Der eine dreht über Kanada und der andere über der Barents- und Karasee seine Runden.
Da sich das Blockadehoch auf dem Atlantik im Uhrzeigersinn dreht, werden mithilfe des Clusters über der Barentssee vergleichsweise kalte Luftmassen nach Süden geführt, was die Temperaturen über Deutschland bis zum 23. März auf +4 bis +8 Grad und bis zum 27. März auf +8 bis +12 Grad einpendeln lassen kann, was im Übrigen für die Jahreszeit die typischen Temperaturen sind. Dennoch - ein ordentlicher Dämpfer für den Vollfrühling, bei der ab den höheren mittleren Lagen Schneefall und winterliche Wetterverhältnisse eine Rolle spielen können. In den Nächten ist mit leichtem Frost zu rechnen.
Auf den Punkt gebracht: Vorsicht mit dem Frühling
Der Frühling dreht zwar im Verlauf der zweiten März-Dekade auf und kann mancherorts die Temperaturen mit über +20 Grad in den frühsommerlichen Bereich ansteigen lassen - doch befindet sich die Jahreszeit mit dem März eigentlich zwischen dem Spätwinter und dem Vorfrühling! Kaltluftdurchbrüche sind somit wahrscheinlich und trotz aller Euphorie sollten Freunde des Frühlings
dem Vollfrühling noch mit einem gesunden Maß an Skepsis begegnen.
Was wahrscheinlich ist
Die Kontrollläufe berechnen in ihrer Temperaturprognose im Zeitraum vom 12. bis 22. März eine Anomalie von +3 bis +5 Grad im dann doch extrem zu warmen Bereich. Kumuliert man die Temperaturprognose bis Ende März, so könnte dieser am Ende zwischen +3,0 und +4,0 Grad erheblich zu warm ausfallen. Der wärmste März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen von 1881 hatte im Jahr 2017 eine Abweichung von +3,7 Grad. Das zeigt, wie ungewöhnlich warm die kommende Witterung sein wird.
Angedeutet wird in den Kontrollläufen aber auch ein Temperatursturz um den 22. März herum, was die Temperaturen im nachfolgenden Zeitraum auf ein nur noch leicht zu warmes Niveau absinken lässt - kein Spätwinter - vielmehr ein Dämpfer für den Vollfrühling, ähnlich, wie es die Vorhersage-Modelle berechnen.
Die Niederschlagsprognose
Die Niederschlagssignale sind bis zum 15. März nur punktuell als nennenswert zu bewerten. Verbreitet ist mit einer trockenen Witterung zu rechnen. Überdies zeigt sich eine leicht erhöhte Niederschlagsleistung, was auf einen unbeständigen und wenig stabilen Wettercharakter schließen lässt. Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
17. März | +10 bis +21 Grad |
+13 bis +15 Grad |
21. März | +3 bis +19 Grad |
+10 bis +12 Grad |
26. März | +1 bis +22 Grad |
+9 bis +11 Grad |