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Wetterprognose: Final-Warming - die Zerstörung des winterlichen Polarwirbels beginnt

| M. Hoffmann

In Stratosphärenhöhe beginnt ein Final-Warming zu wirken und lässt die oberen Schichten des Polarwirbels in eine entgegengesetzte Richtung drehen. Das hat - zeitversetzt - massive Auswirkungen auf den wetterwirksamen Teil des Polarwirbels in den unteren Schichten. Spannende und teils turbulente Wetterentwicklungen sind möglich, welche einem Vorstoß des Frühlings einen ordentlichen Dämpfer verpassen können.

Der Polarwirbel destabilisiert sich weiter und kann die Wetterentwicklung auf den Kopf stellen
Der Polarwirbel destabilisiert sich weiter und kann die Wetterentwicklung auf den Kopf stellen

Über Teilen von Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern liegt heute ein Niederschlagsfeld, welches im Tagesverlauf zu lang anhaltenden und in Richtung der Alpen zu ergiebigen Dauerregen führen kann. Weiter nach Norden macht sich mit auflockernder Bewölkung und Sonnenschein der zunehmende Einfluss eines Skandinavienhochs bemerkbar.

Viel Sonnenschein und ansteigende Temperaturen

Das Skandinavienhoch weitet seinen Einfluss von Donnerstag bis Samstag weiter nach Süden aus und sorgt so für weitgehend trockenes und - insbesondere am Freitag - auch für sonniges Wetter. Im Verlauf des Wochenendes gelingt es einem schwachen Tiefdrucksystem das Skandinavienhoch an seinen südlichen Gradienten zu unterwandern. Die Bewölkung nimmt zu und über der Südhälfte ist ab Sonntagnachmittag mit zeitweiligem Niederschlag zu rechnen. Das Tief zieht bis Dienstag nach Osten ab und leitet rückseitig die Zufuhr kühlerer Luftmassen ein, was die Temperaturen von Samstag mit +8 bis +12 Grad und örtlich bis +15 Grad bis Montag auf +4 bis +8 Grad und örtlich auf bis +2 Grad zurückgehen lassen kann. Die Schneefallgrenze sinkt bis auf die mittleren Lagen ab. Weitere Informationen - Wetter März.

Ein Tief unterwandert ein Hoch über Skandinavien an seinen südlichen Gradienten und leitet Rückseitig kühlere Luftmassen nach Deutschland
Die Wetterprognose der Vorhersage-Modelle: Ein Tief unterwandert ein Hoch über Skandinavien an seinen südlichen Gradienten und leitet Rückseitig kühlere Luftmassen nach Deutschland © www.meteociel.fr

Die Wettervorhersage des amerikanischen und europäischen Wettermodells: Hochdruckblock über Europa

Auch heute stimmen die Prognosen beider Vorhersage-Modelle in der sogenannten Mittelfrist weitgehend überein. Bestätigt wird auch, dass es sich bei dem schwachen Tief nur um einen vorüberziehenden Störimpuls handelt - möglich, dass dieses sich in den Berechnungen der kommenden Stunden weiter abschwächt und an Wetterwirksamkeit weiter verliert.

Der Störimpuls hat Deutschland, die Schweiz und Österreich bereits zum 13. März verlassen und dreht sich über Osteuropa ein. Von Westen dehnt sich ein Keil des Azorenhochs nach Norden aus und geht eine Querverbindung zum Hoch über Skandinavien ein. Bis zum 14. März verlagert sich die Hochdruckzone über Europa und festigt seine Position mit einem Hochdruckkern im Bereich zwischen Skandinavien, Deutschland und Osteuropa. Die Amerikaner berechnen das Hochdruckzentrum mehr über Mitteleuropa - die Folgen dieser Wetterentwicklung aber sind nahezu identisch.

Frühlingswetter

Die Hochdruckblase blockiert sämtliche Tiefdrucksysteme ab. Die Niederschlagstätigkeit klingt ab und bei lockerer Bewölkung ist nach Auflösung nächtlicher Nebelfelder vom 14. bis 17. März mit viel Sonnenschein zu rechnen. Die Temperaturen steigen von 13. März mit +10 bis +14 Grad bis zum 17. März mit +12 bis +16 Grad und örtlich mit bis +18 Grad in den frühlingshaften Bereich an. Frühlingswetter.

Ein Hoch über Deutschland sorgt für eine zunehmend frühlingshafte Wetterentwicklung
Wetterprognose nach dem europäischen und amerikanischen Vorhersage-Modell: Ein Hoch über Deutschland sorgt für eine zunehmend frühlingshafte Wetterentwicklung © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wettertrend des amerikanischen Wettermodells: Instabiler Polarwirbel - Durchbruch des Frühlings?

Wer bei uns schon eine Weile zu Gast ist, der weiß, dass sich nach einem Major-Warming am 19. Februar und einem weiteren Anfang März sich der Polarwirbel in Stratosphärenhöhe in Auflösung befindet. Die Anzahl der Warmings nimmt zu und sorgen so für eine Degenerierung des Stratosphärenwirbels. Der kann sich infolge dessen nicht mehr erholen und man spricht von einem Final-Warming - dem beginnenden Ende des winterlichen Polarwirbels.

Die Auswirkungen

Die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe haben normalerweise ein positives Vorzeichen (West-Ost). Seit gestern haben sich die Winde in Stratosphärenhöhe gedreht und wehen mit -7 km/h in eine entgegengesetzte Richtung, als die unteren Luftschichten es tun. Die negative Windrichtung (Ost-West) intensiviert sich im weiteren Verlauf und erreicht zum 14. März mit -54 km/h ein vorläufiges Minimum - das ist schon eine Hausnummer.

Da sich die oberen Luftschichten in eine entgegengesetzte Richtung als die unteren drehen, wird es zwangsläufig Turbulenzen geben, welche im Allgemeinen als launisches Aprilwetter bekannt sind. Kaltluftdurchbrüche sind ebenso möglich, wie frühsommerliche Temperaturen. Entscheidend ist die Deformation des Polarwirbels und von welchen Seiten die Hochdrucksysteme in Richtung der Polregion vordringen werden.

Die Wetterprognose der Amerikaner favorisiert ein Skandinavienhoch, welches vom 17. bis 23. März im Zusammenspiel mit einem Hoch zwischen Kanada und Alaska versucht, einen Polarwirbelsplit einzuleiten. Deutschland, Österreich und die Schweiz gelangen in diesem Fall in eine gradientenschwache Wetterzone, bei der nicht viel an Wetteraktivität zu erwarten ist.

Anders sieht es in den Berechnungen der Kontrollläufe aus, welche spektakuläre Wetterlagen berechnen, bei der auch der Spätwinter noch eine Rolle spielen kann. Wir haben die unterschiedlichen Varianten einmal gegenübergestellt.

Der Polarwirbel erfährt von oben herab eine massive Störung, von der er sich nicht mehr erholen kann
Die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells im Vergleich zu ausgesuchten Kontrollläufen: Der Polarwirbel erfährt von oben herab eine massive Störung, von der er sich nicht mehr erholen kann © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Vorsicht mit dem Frühling

Auch nach Tag 10 ist und bleibt der Durchbruch eines nachhaltig agierenden Frühlings infrage zu stellen. Nach wie vor drängen sich Hochdrucksysteme Deutschland auf und verbessern somit die frühlingshaften Wetterentwicklungen, doch ist innerhalb des Polarwirbels noch viel Kälteenergie vorhanden und mit einer zunehmenden Destabilisierung des Wirbels ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Turbulenzen wieder zunehmen.

Was wahrscheinlich ist

Die Kontrollläufe stützen zum Wochenende mit einer Anomalie von +3 bis +6 Grad eine frühlingshafte Temperaturentwicklung. Im Zeitraum vom 11. bis 20. März pendelt sich das Temperaturspektrum in einem jahreszeittypischen Bereich ein. wenig frühlingshafte Temperaturaussichten.

Die Niederschlagsprognose

Die Niederschlagssignale sind im Zeitraum vom 11. bis 12. März und vom 16. bis 22. März leicht erhöht. Davor und auch dazwischen zeichnet sich eine weitgehend trockene Wetterentwicklung ab. Im Resümee zeigt sich eine über Deutschland, Österreich und der Schweiz schwachgradientige Wetterentwicklung - ohne großartige Turbulenzen. Schaun mer mal.

Ein Final-Warming in Stratosphärenhöhe stresst den Polarwirbel in den unteren Luftschichten
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Ein Final-Warming in Stratosphärenhöhe stresst den Polarwirbel in den unteren Luftschichten © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
12. März +0 bis
+12 Grad
+6 bis
+8 Grad
16. März +0 bis
+15 Grad
+8 bis
+10 Grad
21. März +3 bis
+21 Grad
+9 bis
+11 Grad
Diagramm Temperaturen März 2024
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe März 2024 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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