Wetterprognose: Vollständig gestörte Zirkulation - Chance oder Risiko für den Frühling?
Über Europa baut sich eine gewaltige Hochdruckblase auf und wird bis Mitte der kommenden Woche zu einer vollständig gestörten Zirkulation führen, was im Hinblick auf den Frühling eine Chance und Risiko zugleich ist.

Ein Tiefdruckwirbel dreht sich über Westeuropa ein, während ein Kontinentalhoch sich von Osteuropa weiter in Richtung Skandinavien entwickelt. Deutschland liegt zwischen diesen beiden Wettersystemen in einer zunächst südlichen und später östlichen Anströmung der Luftmassen.
Sonne, Wolken, etwas Regen und frühlingshafte Temperaturen
Insbesondere die südliche Anströmung der Luftmassen lässt die Temperaturen am Wochenende auf +12 bis +16 Grad und örtlich auf bis +18 Grad ansteigen. Zum Beginn in die neue Woche sind die Temperaturen leicht rückläufig, bleiben aber mit +10 bis +15 Grad für die Jahreszeit zu warm. Bei starker bis wechselnder Bewölkung kommt häufiger die Sonne zum Vorschein, doch schaffen es immer wieder auch dichtere Wolkenfelder den Sonnenschein von Süden und Westen einzutrüben und für ein paar Regenspritzer zu sorgen. Wenn man so will, ist ganz über dem Westen, sowie über den Gebieten südlich der Donau und östlich einer Linie von Rostock und Berchtesgaden mit nennenswerten Schauern zu rechnen, sonst bleibt es trocken. In den Nächten sinken die Tiefstwerte auf +8 bis +2 Grad ab und mancherorts lässt sich leichter Bodenfrost nicht ausschließen. Mehr dazu: Wetter März.

Omegawetterlage oder die vollständig gestörte Zirkulation
In der oben stehenden Überschrift wurde ein und
durch ein oder
getauscht. Warum? Schaut man sich die oben stehenden Wetterkarten bis zum 7. März genauer an, so fehlt einem möglichen Omegahoch (Ω) die Achse nach Süden. Diese kommt nicht zustande und so handelt es sich um ein autark agierendes Hochdrucksystem mit Kerngebiet über Skandinavien. Die klassisch gestörte Zirkulation.
Und da die Grundströmung über Deutschland, der Schweiz und Österreich mehr auf östliche Richtungen dreht und zudem die atlantische Frontalzone vollständig blockiert werden kann, trifft die Definition einer vollständig gestörten Zirkulation zu.
Schnee und Frost aus Ost, oder Frühling aus West?
Die Amerikaner bringen sogar einen Kaltlufttropfen ins Spiel, welcher sich von Osten annähert und Deutschland zum 8. März erreicht. Dem Kaltlufttropfen gelingt es sogar, das Hoch zum Beginn der zweiten März-Dekade von Süden weiter zu unterwandern und somit kalte Luftmassen aus östlichen Richtungen zu advehieren.
Die Temperaturen sinken am 8. März auf +0 bis +7 Grad ab und können mit einer entsprechenden Dynamik die Werte bis zum 11. März auf -2 bis +4 Grad einpendeln lassen. Dauerfrost kann somit über manchen Regionen zum Thema werden und auch in den Nächten werden Tiefstwerte von bis -6 Grad simuliert. Die Schneefallgrenze kann bis auf die tieferen Lagen abfallen und ab den mittleren Lagen für winterliche Wetterbedingungen sorgen. Man sieht jedoch auf der nachfolgenden Wetterkarte, wie knifflig diese Entwicklung ist und noch viele Hürden zu nehmen hat. Nah dran am Spätwinter.
Frühlingsluft
Gleicher Zeitraum, anderes Modell, andere Wetterlage. Das Hoch zentralisiert sich mit seinem Kern über Skandinavien und kann sich bis zum 11. März in einem Bereich von Island, Skandinavien und dem westlichen Russland behaupten. Die Frontalzone wird entkoppelt und ein Kaltlufttropfen kommt nicht zustande. Stattdessen drückt ein einsamer Tiefdruckwirbel auf dem Atlantik warme Luftmassen nach Norden, welche von Hoch aufgenommen und über Deutschland geleitet werden. Die Temperaturen pendeln sich vom am 8. März bis 12. März auf +8 bis +12 Grad und örtlich auf bis +14 Grad ein. Nah dran am Frühling.

Die Gefahr
für den Frühling
Beide Vorhersage-Modelle berechnen das Hoch über Nordeuropa. Und da sich Hochdrucksysteme im Uhrzeigersinn drehen, ergibt sich noch eine weitere Wetterentwicklung, welche hinsichtlich des Frühlings von entscheidender Bedeutung sein kann.
Der Polarwirbel wird durch das Hoch und dessen Drehbewegung von Kanada in Richtung der Barents- und Karasee verlagert. Es findet innerhalb des Polarwirbels eine 180-Grad-Wende statt und sollte sich das Hoch noch einen Tick weiter in Richtung Grönland und Kanada entwickeln können, wäre eine absolut gestörte Zirkulation anzunehmen.
Arctic Outbreak und verfrühtes Aprilwetter
Das Strömungsmuster würde in diesem Fall meridionalisieren und mithilfe des Polarwirbels über der Barentssee kühle bis kalte Luftmassen nach Süden führen. Die Temperaturen würden sich bis Mitte März in ein Spektrum zwischen -2 und +5 Grad einpendeln können.
In den Nächten wäre mit Frost von bis -6 Grad zu rechnen und ab den tieferen mittleren Lagen kann sich eine winterliche Wetterentwicklung einstellen. Das aber ist nur in diesem speziellen Fall möglich und sollte in den kommenden Tagen weiter beobachtet und im Hinblick auf den Frühling im Hinterkopf behalten werden. Die Wetterprognose der Amerikaner berechnet einen solchen Ansatz, welche wir - zum besseren Verständnis der absolut gestörten Zirkulation - durch ausgesuchte Kontrollläufen ergänzt haben.

Auf den Punkt gebracht: Vorsicht mit dem Frühling
So ist es und so bleibt es auch nach Tag 6. Der Frühling zeigt sich am Wochenende und wird auch bis Mitte der Woche noch für einen Hauch von Frühling sorgen können. Doch ist das - für den Moment - noch von einem nachhaltigen Durchbruch des Frühlings entfernt. Anders würde das aussehen, wenn dem Hoch der Achsaufbau nach Süden gelingt und so eine Omegastruktur aufbauen könnte.
Was wahrscheinlich ist
Eine Omegastruktur kommt aber mit einer höheren Wahrscheinlichkeit nicht zustande. Entscheidend - ob es zu einer markanten Abkühlung, oder zu einer Warmluftzufuhr aus südlichen Richtungen kommt - ist die Positionierung des Hochdrucksystems und da steht die Wetterprognose der Amerikaner mit ihren spätwinterlichen Wetteraussichten im Vergleich zu den Kontrollläufen alleine da. Mit anderen Worten formuliert, berechnen die Amerikaner die mit Abstand kälteste Wetterentwicklung. Möglich ja, wahrscheinlich nein.
Die Temperaturprognose der Kontrollläufe stützt mit einer Anomalie von bis +8 Grad einen deutlich zu warmen Start in den März. Nachfolgend sackt das Temperaturniveau kurzzeitig ab, steigt aber vom 8. bis 13. März erneut in einen Bereich an, der für die Jahreszeit um +2 bis +5 Grad zu warm ausfallen kann. Die höhere Relevanz in der weiteren Wetterentwicklung hat der Frühling, auch wenn Kaltluftdurchbrüche aus nördlichen Richtungen nicht gänzlich ausgeschlossen werden können.
Die Niederschlagsprognose
Rund um den 5. März zeigt sich eine leicht erhöhte Niederschlagsentwicklung. Sonst ist mit einer nur geringen Niederschlagswahrscheinlichkeit zu rechnen. Erst zum 14. März steigt diese wieder in den leicht erhöhten Bereich an. Im Resümee wird sich eine Hochdruckdominanz in Form einer vollständig gestörten Zirkulation durchsetzen können. Schaun mer mal.

Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
7. März | +2 bis +12 Grad |
+7 bis +10 Grad |
11. März | +2 bis +18 Grad |
+9 bis +11 Grad |
16. März | +2 bis +17 Grad |
+8 bis +10 Grad |
