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Wetterprognose - Der Polarwirbel bekommt einen Dämpfer verpasst - eine Chance für den Frühling?

| M. Hoffmann

Dem Polarwirbel bekommt von oben herab einen kräftigen Dämpfer verpasst. Infolge daraus beginnt sich der Polarwirbel Anfang März abzuschwächen und macht Platz für eine imposante Hochdruckblase. Ob Frühling oder nicht, hängt jedoch von der Ausgestaltung der Hochdruckzone ab.

Eine im März zunehmende Sonnenscheindauer
Eine im März zunehmende Sonnenscheindauer

Keine einfache Wetterentwicklung. Deutschland, die Schweiz und auch Österreich liegen in den kommenden Tagen zwischen den Fronten unterschiedlicher Wettersysteme in einem gradientenschwachen Wetterumfeld.

Ein leicht unbeständiges und für die Jahreszeit zu warmes Wetter

Bis zum 3. März baut sich über Europa ein Dreierfeld auf. Ein Tief trogt über England, Frankreich und Spanien nach Süden aus und es gelingt sogar, über der Mittelmeerregion einen Ableger zu initialisieren. Allerdings blockiert eine Hochdruckzone die Tiefdruckdynamik erfolgreich ab. Der Trog und auch die Hochdruckzone verweilen an Ort und Stelle und es stellt sich die seit Tagen beschriebene Pattsituation ein, bei der Deutschland in einer südlichen Anströmung der Luftmassen liegt. Die Temperaturen erreichen bei starker Bewölkung +8 bis +12 Grad und mit einer längeren Sonnenscheindauer können frühlingshafte +14 bis +18 Grad möglich sein, wobei diese Werte über den östlichen Landesteilen wahrscheinlicher sind, als über dem Westen. Ist die Niederschlagsaktivität bis Anfang März noch als gering einzustufen, so steigt die Schauerneigung in den ersten März-Tagen an und sorgt - insbesondere über den westlichen Landesteilen - für etwas Abwechslung. Mehr dazu: Wetter März.

Trotz der vielen unsicheren Details - Deutschland liegt in den kommenden Tagen in einer schwachgradientigen Südanströmung der Luftmassen
Die Wetterprognose der Vorhersage-Modelle: Trotz der vielen unsicheren Details - Deutschland liegt in den kommenden Tagen in einer schwachgradientigen Südanströmung der Luftmassen © www.meteociel.fr

Ein Warming in Stratosphärenhöhe verformt den Polarwirbel

Ein weiteres Major-Warming ist Anfang März in Stratosphärenhöhe zu erwarten, welches zugleich ein Final-Warming auslöst und den winterlichen Stratosphärenwirbel in sich zusammenbrechen lässt.

Was sich zunächst einmal dramatisch anhört, ist es auf den zweiten Blick nicht. Mit ansteigendem Sonnenstand ist das ein normaler Vorgang, der sich jedes Jahr wiederholt. Unterschiede gibt es lediglich im zeitlichen Ablauf. Je früher das Phänomen stattfindet, desto höher die Neigung zu turbulenten Wetterlagen, da der Polarwirbel in den unteren Schichten noch viel Kältevolumen besitzt.

Hohe Wellenbewegung entlang der Polarfront

Anfang März beginnt sich die obere Schicht des Polarwirbels mit -40 km/h in eine entgegengesetzte Richtung zu drehen, wie die untere Schicht. Man kann sich gut vorstellen, dass dieser Vorgang innerhalb des Polarwirbels zu erheblichen Turbulenzen führen wird. Welche Großwetterlage aus diesen Turbulenzen hervorgehen wird, bleibt abzuwarten, doch werden die Fundamente hierfür bereits jetzt schon gelegt und vieles deutet auf eine hohe Wellenbewegung entlang der Polarfront hin.

Der Zusammenbruch des Stratosphärenwirbels
Der Zusammenbruch des Stratosphärenwirbels © www.meteociel.fr

Eine gewaltige Hochdruckzone bläht sich auf

Der Favorit für die kommende Großwetterlage war in den vergangenen Tagen stets ein sogenanntes Displacement des Polarwirbels, was auch heute wieder berechnet wird. In diesem Prozess bläht sich - meist über Skandinavien - ein Hochdrucksystem immer weiter auf und drängt den Polarwirbel weit zurück.

Entscheidend wird zudem die Stabilität des Hochdrucksystems sein. Handelt es sich um ein allumfassendes Hochdruckgebiet, so werden Niederschläge weit um Europa herum abgeleitet. Zum Beginn des meteorologischen Frühlings aber sind selbst so weitreichende Hochdrucksystem noch anfällig für Störimpulse, welche sich zumeist in Form von Höhentiefs bemerkbar machen.

Graupelschauer oder Frühlingswetter?

Schwache Höhentiefs (Kaltlufttropfen) machen sich überwiegend in Form von vorüberziehende Wolkenfeldern bemerkbar, aus denen vereinzelte Schauer niedergehen können. Graupelschauer sind unter diesen Voraussetzungen vom 3. bis 7. März nicht auszuschließen.

Anders sieht es aus, wenn sich die Hochdruckzone von Skandinavien weiter nach Süden verlagert und einen Teil des Hochdruckkerns über Deutschland positionieren kann. In diesem Fall wäre mit viel Sonnenschein und einer durchweg trockenen Witterung zu rechnen. Die Temperaturen orientieren sich mit +12 bis +16 Grad und örtlich mit bis +18 Grad im frühlingshaften Bereich.

Deutlicher zeigen sich die möglichen Varianten in den aktuellen Prognosen beider Vorhersage-Modelle. Hervorgehoben wird die Verschiebung des Polarwirbels, bei der weite Teile von Europa in den Einflussbereich des Hochdrucksystems gelangen. Nach der Wetterprognose der Europäer liegt das Hochdruckzentrum über Skandinavien und ist somit für eine Unterwanderung von Störimpulsen anfällig. Nach dem Wettertrend der Amerikaner gelingt der Hochdruckzone der Aufbau einer südlichen Achse, was die Entstehung von Störimpulsen minimiert.

Ein Displacement des Polarwirbels als Reaktion auf ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe
Die Wetterprognose der Vorhersage-Modelle: Ein Displacement des Polarwirbels als Reaktion auf ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Vorsicht mit dem Frühling

So ist es und so bleibt es - Der Frühling streckt seine Fühler nach Deutschland aus und beide Vorhersage-Modelle berechnen ein Temperaturspektrum, welches sich im Bereich von +10 bis +14 Grad bewegen kann. Geht es nach der Wettervorhersage der Amerikaner, so kann zum Beginn der zweiten März-Dekade die frühsommerliche +20 Grad-Marke ins Visier genommen werden, während die Europäer die frischere Variante mit bis +8 Grad ins Spiel bringen.

Was wahrscheinlich ist

Frühsommerliche Temperaturen klingen in der ersten März-Hälfte absurd und so ist es auch zu bewerten. Denn im direkten Vergleich zu den Kontrollläufen bilden die Amerikaner heute die mit Abstand wärmste Variante ab und liegt mit einer Abweichung von bis +8Grad weit über dem Mittelwert aller Kontrollläufe. Möglich ja, wahrscheinlich nein.

Der Mittelwert selbst schwankt vom 1. bis 4. März in einem Bereich, der im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +2 bis +5 Grad deutlich zu warm ausfallen kann. Nachfolgend sinkt das Temperaturniveau mit einer Anomalie von +0,5 bis +1,5 Grad in den etwas zu warmen Bereich ab.

Die Niederschlagstätigkeit ist zwischen dem 3. und 6. März etwas erhöht, doch nachfolgend sind kaum mehr Niederschlagssignale zu erkennen. Die Hochdruckzone wird mit einer höheren Wahrscheinlichkeit das Wetter über Deutschland beeinflussen können. Klare Nächte sind in der ersten März-Hälfte grundsätzlich gut für Boden- und Luftfrost geeignet. Tagsüber sorgt der Sonnenschein für einen Anstieg der Temperaturen um die +10 Grad-Marke herum schwankend. Vollfrühling sieht anders aus.

Schaut man sich den nachfolgenden Mittelwert aller Kontrollläufen an, so kann man noch etwas anderes feststellen. Die Hochdruckzone dreht sich im Uhrzeigersinn und wird maßgeblich dazu beitragen, dass sich der Cluster des Polarwirbels von Kanada und Grönland in Richtung der Barents- und Karasee verlagern kann. Und ja, das ist dann die ideale Grundvoraussetzung für das typisch turbulente und abwechslungsreiche Aprilwetter, welches in diesem Jahr bereits in der zweiten Mär-Dekade beginnen kann. Schaun mer mal.

Der Cluster des Polarwirbel verlagert sich von Kanada und Grönland in Richtung der Barents- und Karasee
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Der Cluster des Polarwirbels verlagert sich von Kanada und Grönland in Richtung der Barents- und Karasee © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
4. März +2 bis
+14 Grad
+6 bis
+8 Grad
8. März +2 bis
+14 Grad
+7 bis
+9 Grad
13. März +2 bis
+18 Grad
+8 bis
+10 Grad
Diagramm Temperaturen März 2024
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe März 2024 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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