Wettertrend: Warmer Winter, heißer Sommer?
Der aktuelle Winter ist viel zu warm und die Frage stellt sich, ob es in der Vergangenheit ähnliche Winter gab wie diesen und lässt sich daraus einen Rückschluss auf das Wetter im Sommer 2023 ableiten? Wir haben die Daten der letzten 100 Jahre einmal ausgewertet.
Warm. Das Wetter war im Dezember um rund +3,2 Grad zu warm (91/20: +2,2 Grad), der Januar 2024 um +2,0 Grad (91/20: +0,6 Grad) und der Februar ist nach seiner ersten Dekade um satte +6,3 Grad zu warm (91/20: +5,2 Grad). Und in den kommenden Tagen ist nicht mit einem großartigen Wintereinbruch zu rechnen, der in jeglicher Art und Weise noch zu einer Korrektur beitragen kann. Eher das Gegenteil ist mit fast schon frühlingshaft anmutenden Werten zu erwarten. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose für den Winter 2023/2024.
Der Winter ist extrem zu warm
Zieht man eine Zwischenbilanz, so war der Winter im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert bislang um +3,1 Grad extrem zu warm (91/20: +1,9 Grad). Immerhin konnte der Winter sein Niederschlagssoll mit bislang 134 Prozent übererfüllen.
Wir wurden in den vergangenen Tagen gefragt, welche Auswirkungen ein solch extrem warmer Winter auf den Sommer haben kann - gibt es da überhaupt einen Zusammenhang?
Der Winter zu warm
Schauen wir uns einmal an, was in der Vergangenheit vorgefallen ist, wenn der Winter mit mehr als +1,0 Grad Differenz zum Mittelwert von 1961 und 1990 zu warm ausgefallen ist. Wie war der nachfolgende Sommer?
Winter | Sommer kalt | Sommer warm | Häufigkeit |
---|---|---|---|
Winter +1,0 Grad zu warm | 15 % | 85 % | 35 |
Klarer Fall: warmer Winter, warmer Sommer!
Dass ein Winter mit einer Differenz von +1,0 Grad und mehr zu warm ausgefallen ist, kam in den vergangenen 100 Jahren 35 Mal vor und 30 Mal davon waren die darauffolgenden Sommer zu warm. Auf andere Art formuliert war in 85 Prozent der Fälle ein zu warmes Wetter im Sommer daraus hervorgegangen.
Verändert man den Parameter auf eine Abweichung von +1,5 Grad, so waren in Folge daraus 89 Prozent der Sommer zu warm. Das ist signifikant, auch wenn die Datengrundlage jetzt nicht gerade überwältigend ist. Früher waren die Sommer nicht so warm, als dass es häufiger eine Abweichung von mehr als +1,5 Grad gab.
Winter | Sommer kalt | Sommer warm | Häufigkeit |
---|---|---|---|
Winter +1,5 Grad zu warm | 11 % | 89 % | 28 |
Kein Sommer war nach einem extrem warmen Winter zu kalt
Nimmt man an, dass der Winter am Ende um +3,0 Grad zu warm ausfallen wird, so wird es richtig interessant. In den vergangenen 100 Jahren kam das 7 Mal vor und keiner der nachfolgenden Sommer war zu kalt!
Das ist eine klare Aussage. Je wärmer die Winter waren, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass der nachfolgende Sommer zu kalt ausfiel. Interessant ist zudem, dass die warmen Winter mit einer Abweichung von +3,0 Grad und mehr allesamt in Zeitbereich von 1975 und 2023 liegen: 2022, 2020, 2016, 2014, 2007, 1990 und 1975. Traten die Supermildwinter vor 1970 überhaupt nicht in Erscheinung, so ist die Anzahl derer seit 2007 signifikant!
Winter | Sommer kalt | Sommer warm | Häufigkeit |
---|---|---|---|
Winter +3,0 Grad zu warm | 0 % | 100 % | 7 |
Warmer Sommer oder Hitzesommer?
Wie aber waren die Sommer nach einem Winter, der um mehr als +3,0 Grad zu warm war?
Sofort fällt auf, dass die Sommer nach einem sehr warmen Winter selten extrem warm ausgefallen sind. Gerade noch zu Beginn der Klimaerhitzung schwankten die Abweichung von +0,3 bis +1,0 Grad im normalen bis leicht zu warmen Bereich. Erst mit den 00er-Jahren zeigt sich eine allmähliche Steigerung auf eine Abweichung von bis +1,9 Grad. Das ist zwar erheblich zu warm, doch lässt das nicht zwingend den Rückschluss auf einen Hitzesommer zu.
Jahr | Abweichung Winter | Abweichung Sommer |
---|---|---|
2022 | +3,0 Grad | +2,9 Grad |
2020 | +3,92 Grad | +1,9 Grad |
2016 | +3,37 Grad | +1,5 Grad |
2014 | +3,1 Grad | +0,9 Grad |
2007 | +4,14 Grad | +0,9 Grad |
1990 | +3,33 Grad | +0,5 Grad |
1975 | +3,31 Grad | +1,0 Grad |
Ein trockener oder nasser Sommer - und was ist mit Dürre?
Auch diese Frage ist interessant. Wie war nach einem zu warmen Winter das Niederschlagsverhalten im Sommer? Betrachten wollen wir die Niederschlagsabweichung der zu warmen Winter mit dem darauffolgenden Sommer und sind zu folgendem Ergebnis gekommen.
Jahr | Abweichung Winter | Abweichung Sommer |
---|---|---|
2022 | 115 Prozent | 60 Prozent |
2020 | 125 Prozent | 95 Prozent |
2016 | 109 Prozent | 99 Prozent |
2014 | 68 Prozent | 120 Prozent |
2007 | 129 Prozent | 141 Prozent |
1990 | 128 Prozent | 95 Prozent |
1975 | 109 Prozent | 91 Prozent |
Es ist keineswegs so, dass die Sommer nach einem erheblich zu warmen Winter eine ausgesprochene Dürre hervorbrachten. Drei der Sommer waren weitgehend normal, einer zu trocken, zwei zu nass und ein Dürresommer. Eine direkte Ableitung für das Wetter im Sommer 2024 kann daraus nicht gemacht werden, da man hierfür die Großwetterlagen auch noch analysieren müsste, was an dieser Stelle zu weit gehen würde.
Auf den Punkt gebracht
100 Prozent der Sommer waren nach einem Supermildwinter wie diesem zu warm. Zu warm, aber ist nicht gleichzusetzen mit zu heiß. Vielmehr handelte es sich um überwiegend moderat zu warme Sommer, wobei 2022 eine Ausnahme darstellt.
Betrachtet man aber die Sommer der letzten 30 Jahre, so war davon gerade einmal einer der Sommer normal (1996), ganze 29 Sommer waren zu warm. In Prozenten ausgedrückt: 3,3 Prozent normal und 96,7 Prozent zu warm. Man braucht also kein Wetterexperte
zu sein, um zu erkennen, dass das Wetter im Sommer 2024 - dank der Klimaerhitzung - mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu warm ausfallen wird.
Und der Frühling?
Auch das war eine Frage - was, wenn der Winter zu warm war, war der Frühling dann zu kalt? Nein, nur ein Frühling (1975) war normal, der Rest zu warm. Der Frühling von 2014 und 2007 sogar erheblich bis extrem zu warm. Auffällig war, dass der Mai 2020, 2014 und 1975 weitgehend normal ausgefallen ist und das ist - im Empfinden vieler - ein subjektiv kühler Mai. Also ja, wenn sich da was ausgleichen
sollte, dann trifft es häufiger den Mai.
Anmerkung: dieser statistische Vergleich beruht ausschließlich auf Temperaturwerten der Vergangenheit (Quelle: Deutscher Wetterdienst, DWD) und berücksichtigt ausschließlich die Winter- und Sommermonate. Für die Statistik und die Wahrscheinlichkeit gehören noch ganz andere Faktoren, wie die Großwetterlagen dazu, sodass dies nur als eine Art von Datenspielerei darstellt und wissenschaftlich keine Relevanz hat. Diesen Anspruch hat diese Auswertung auch gar nicht, sondern geht lediglich auf eine Frage der Leser ein. Haben Sie Anregungen oder Ergänzungen hierzu? Gerne können Sie uns eine E-Mail schreiben.