Wetteraussichten: Zwei Optionen - Erhaltungsneigung oder markante Abkühlung
Ein Gewittertief dehnt sich in den kommenden Tagen von England und Frankreich weiter in Richtung Skandinavien aus und führt auf seiner Vorderseite heiße Luft aus Afrika nach Deutschland. Entscheidend für den Hochsommer und einer möglichen Abkühlung ist das Voranschreiten des Tiefdruckkomplexes in Richtung Skandinavien und so einheitlich die Vorhersage-Modelle ursprünglich einmal einen markanten Wetterwechsel berechneten, nimmt die Skepsis in den aktuellen Prognosen weiter zu und die Erhaltungsneigung wird ins Spiel gebracht.
Heiße Luft strömt aus Afrika nach Deutschland und lässt die Temperaturen bis zum Sonntag auf ein vorläufiges Maximum von bis +38 Grad ansteigen. Hinzukommt eine zunehmende Luftfeuchtigkeit, was die ungewöhnlich hohen Temperaturen unangenehm erscheinen lässt. Sind am Samstag nur vereinzelte Hitzegewitter über dem Westen und Südwesten möglich, so sind am Sonntag über dem nördlichen Baden-Württemberg, dem Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen vermehrt Hitzegewitter zu erwarten. Der Schwerpunkt verlagert sich zum Abend über Niedersachsen und kann dort für teils kräftige und örtlich unwetterartige Wettererscheinungen sorgen.
Gewitterluft über Deutschland
Die schwül-heiße Luftmasse wabert mit Werten von +29 bis +36 Grad noch bis einschließlich Dienstag über Deutschland herum und sorgt am Montag für lokale und am Dienstag für verbreitet kräftige Gewitter, welche regional unwetterartig ausfallen können. Ist die Gewitterfront durch, werden mit +22 bis +26 Grad aus westlichen Richtungen frischere Luftmassen nach Deutschland geführt. Über den Küsten von Nord- und Ostsee kann es auf bis +18 Grad abkühlen, während über dem Südosten bis +28 Grad möglich sein können. Schaut man sich die nachfolgende Niederschlagsprognose an, so ist der Schwerpunkt der Gewitteraktivität nördlich einer Linie von Köln und Berlin, sowie mit Hebungsvorgängen über Baden-Württemberg und Bayern zu erwarten. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Juli.
Wettervorhersage des europäischen Wettermodells: Intensivierung des Hochsommers?
Die Wetterprognose der Europäer verzögerte in der gestrigen Vorhersage einen markanten Wetterwechsel, welcher dem Hochsommer - auch auf längere Zeit hin - mit einem Tief über Skandinavien einen Dämpfer hätte verpassen können. Doch jetzt passiert etwas, was sich im Winter häufiger beobachten lässt.
Die Südwestwetterlage
Anstatt sich ein Tief über Skandinavien entwickelt und dieses nachfolgend nach Süden austrogt und mit einer nördlichen Grundströmung kühlere Luft (im Winter kalte Luftmassen polaren Ursprungs) nach Deutschland führt, sorgt eine kleine Veränderung der Details dafür, dass sich das Tief Skandinavien lediglich mit seinen östlichen Gradienten erreicht, während sich von Süden ein Hochdruckkeil nach Norden ausdehnt.
Abkippende Tiefdruckachse
Infolgedessen kippt die Tiefdruckachse zwischen England, dem europäischen Nordmeer und Skandinavien nach Südwesten ab und auf diese Art und Weise kann sich die Grundströmung aus südwestlichen Richtungen erhalten (Erhaltungsneigung). Neben einer möglichen Abkühlung muss heute auch eine Regenerierung der hochsommerlichen Temperaturen besprochen werden. Die Europäer berechnen bspw. für den 13. Juli Temperaturen von +22 bis +26 Grad und über dem Norden +18 bis +22 Grad. Am 15. Juli werden +25 bis +30 Grad und örtlich bis +32 Grad simuliert, während es über dem Norden mit +20 bis +25 Grad etwas frischer bleiben kann. Ein markanter Wetterwechsel sieht anders aus.
Erhaltungsneigung statt Wetterwechsel
Großartige Niederschlagsmengen sind in diesem Zeitraum nicht zu erwarten und das Muster der Prognosen der Europäer ähnelt stark dem Muster aus den Wintermonaten. Kaltluftdurchbruch angekündigt, verzögert, mit nachfolgender Erhaltungsneigung mit einem völlig entgegengesetzten - meist warmen - Wetterentwicklung. Die mögliche Erhaltungsneigung sollte man in den kommenden Tagen im Hinterkopf behalten.
Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Zaghafter Wetterwechsel
Aber nicht nur die Europäer verzögern den Wetterwechsel - auch die Amerikaner zeigen, wie eine Erhaltungsneigung die Südwestströmung aufrechterhalten kann.
Blockadehoch
Eine entscheidende Rolle spielt auch hier der Hochdruckkeil, der sich von Südwesten über das östliche und südöstliche Europa nach Norden ausdehnt und die Tiefdruckaktivität auflaufen lässt. Da sich Tiefdrucksysteme gegen und Hochdrucksysteme im Uhrzeigersinn drehen, kann sich die Südwestwetterlage in der zweiten Juli-Dekade behaupten.
Deutschland zwischen den Fronten
Im Unterschied zu den Europäern, berechnen die Amerikaner das Tiefdruckkonstrukt weiter östlich und Deutschland gelangt infolge daraus zwischen die Fronten des Tiefdrucksystems und des Hochdruckkeils. So wird der Norden und Westen von Deutschland überwiegend von maritimen Einflüssen dominiert. Mit wiederholten Schauern und Gewittern ist bei einem böigen Wind aus südwestlichen Richtungen zu rechnen. Die Temperaturen pendeln sich meist in einem Bereich von +20 bis +25 Grad ein und können in Schauernähe auf bis +16 Grad zurückgehen.
Zwischen Sommer und hochsommerlicher Hitze
Anders die Situation über dem Süden - genauer gesagt südlich einer Linie vom Saarland und Berlin. Über diesen Gebieten führt die Südwestströmung mit +25 bis +30 Grad und phasenweise bis +32 Grad sommerliche bis hochsommerlich heiße Luftmassen über Deutschland hinweg. Bis zum 19. Juli werden örtlich sogar bis +36 Grad berechnet. Die Niederschlagsaktivität ist über der Südhälfte deutlich schwächer ausgeprägt und über manchen Landstrichen wird wenig bis gar kein Niederschlag berechnet.
Auf den Punkt gebracht: Ein Dämpfer für den Hochsommer?
Aufgrund der Verzögerung und der teilweisen Rücknahme des Wetterwechsels muss im obenstehenden Resümee die ursprüngliche Wegnahme des Fragezeichens wieder korrigiert werden. Da ist etwas im Busch
, was aus der Erfahrung der letzten Jahre heraus nicht ignoriert werden kann - warme Varianten gewinnen
in Zeiten der Klimaerhitzung zwar nicht immer, aber zunehmend häufiger.
Die wahrscheinliche Wetterlage
Die Kontrollläufe ziehen nicht mit und der Wettertrend der Amerikaner und auch der Europäer bilden die wärmeren Varianten ab. Der Mittelwert favorisiert im Zeitraum vom 12. bis 24. Juli eine Temperaturanomalie, welche über dem Norden mit -1 bis +1 Grad, über dem Westen +0,5 bis +1,5 Grad und über dem Süden und Osten zwischen +1 und +3 Grad betragen kann. Das spricht im Wesentlichen für die Südwestwetterlage und für eine ebenfalls zu warme zweite Juli-Dekade, doch von hochsommerlicher Hitze jenseits der +30 Grad-Marke ist im Mittelwert der Kontrollläufe nichts zu erkennen.
Kommt Regen?
Was ebenfalls für die Südwestwetterlage spricht, ist die Niederschlagsprognose der Kontrollläufe, welche über dem Norden und Nordwesten eine im Zeitraum vom 10. bis 20. Juli erhöhte Niederschlagsaktivität simuliert, die sich nach Süden abschwächt und in eine Schauerform übergeht. Keine stabile Wetterentwicklung. Deutlicher zeigt sich das im nachfolgenden Mittelwert der Kontrollläufe, bei der die Südwestanströmung einen (noch) zunehmend westlichen Einfluss erfährt. Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
14. Juli | +18 bis +30 Grad |
+22 bis +26 Grad |
18. Juli | +17 bis +32 Grad |
+20 bis +23 Grad |
23. Juli | +14 bis +32 Grad |
+21 bis +23 Grad |