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Sommerprognose: Anzeichen für ein Wetterumschwung - und wann kommt Regen?

| M. Hoffmann
Stellt sich die Großwetterlage um und bringt Regen?

Hoher Luftdruck dominiert weiterhin das Wetter über Deutschland. Die Luftmassen werden jedoch in den kommenden Tagen instabiler und sorgen gelegentlich für Schauer und Gewitter, welche regional kräftiger ausfallen können. Doch mit flächendeckendem Niederschlag ist nicht zu rechnen. Das ist auch ein Grund, warum wir in letzter Zeit viele Anfragen erhalten, wann die Trockenheit denn endlich endet? Oder auf andere Art formuliert: Gibt es Anzeichen für einen Wetterwechsel?

Heute sind südlich einer Linie von Köln und Dresden immer wieder Schauer und Gewitter zu erwarten, die mancherorts kräftiger ausfallen können. Örtlich ist mit einem erhöhten Potential unwetterartiger Wetterereignisse zu rechnen (Gewitterradar).

Schwül-warmes Sommerwetter

Der Wind kommt meist schwach aus östlichen Richtungen und frischt in Schauernähe böig bis stürmisch auf. Über das Wochenende hinweg - und auch zum Start in die neue Woche - hält sich über Deutschland eine schwül-warme und labile Luftmasse, die jedoch nur noch örtlich und vereinzelt für Schauer und Gewitter sorgen kann. Der große Regen ist nicht zu erwarten und verbreitet bleibt es trocken. Die Temperaturen erreichen heute +22 bis +26 Grad und über Teile von Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg kann das Erreichen der hochsommerlichen +30 Grad-Marke nicht ausgeschlossen werden. Am Wochenende und zum Beginn der neuen Woche sind fast identische Temperaturen zu erwarten. Über den Ballungsgebieten können bis +32 Grad möglich sein. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Juni.

Links die Prognose des deutschen Wettermodells, rechts die Niederschlagsprognose bis einschließlich dem 13. Juni: Ein sommerlicher Wettercharakter über Deutschland
Links die Wetterprognose des deutschen Wettermodells, rechts die Niederschlagsprognose bis einschließlich dem 13. Juni: Ein sommerlicher Wettercharakter über Deutschland © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Stabilisierung der hochsommerlichen Wetterlage?

Über einigen Regionen von Deutschland hat es schon seit Mai nicht mehr richtig geregnet und insbesondere über dem Norden und Nordosten von Deutschland rückt das Thema Dürre in den Vordergrund. Viele besorgte Anfragen erreichen uns, hauptsächlich mit dem Hintergrund, dass der Sommer doch erst anfängt und gleich zu Beginn so heiß und trocken ist.

Zu warm

Die Temperaturentwicklung der kommenden Tage ist zu warm - keine Frage. Im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 liegen die Temperaturen mit einer Differenz von +2 bis +6 Grad über dem, was sonst in der ersten Juni-Hälfte üblich wäre. Die Kontrollläufe stützen diesen Temperaturtrend bis zum Ende der zweiten Juni-Dekade. Die sommerlichen bis hochsommerlichen Temperaturen bleiben vorerst erhalten.

Der Juni zum Ende seiner zweiten Dekade erheblich zu warm

Kumuliert man die Temperaturprognose so wird der Juni bis zum Ende seiner zweiten Dekade mit einer Abweichung zum Klimamittelwert von 1961 und 1990 um +1,8 bis +2,5 Grad deutlich bis erheblich zu warm ausfallen können (91/20: +0,8 bis +1,5 Grad).

Links die Großwetterlage nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe bis zum 18. Juni - rechts daneben die zu erwartende Temperaturanomalie
Links die Großwetterlage nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe bis zum 18. Juni - rechts daneben die zu erwartende Temperaturanomalie © www.meteociel.fr

Wann kommt Regen?

Man sieht in der obenstehenden Zusammenfassung - speziell im Mittelwert der Kontrollläufe - eine weiterhin hochdruckdominierte Wetterlage bei einer konstant zu warmen Temperaturentwicklung. Soweit das, was zu erwarten ist. Doch neben dem Grundrauschen gibt es auch einige Signale, die auf eine Veränderung der Großwetterlage schließen lassen. Auf diese wollen wir heute einmal näher eingehen.

Ausgangslage: Tief zwischen Skandinavien und der Barentssee

Ohne ein Tief über dieser Region wird ein nachhaltiger Wetterwechsel so schnell nicht möglich sein. Insofern ist ein Tief zwischen Skandinavien und der Barentssee eine grundlegende Voraussetzung für einen Wetterwechsel.

Hoch weicht nach Westen aus

Sofern sich ein Teilwirbel des noch immer aktiven Rest des Polarwirbels über Skandinavien festigen kann, drängt es nach Süden und in diesem Prozess weicht das Hoch nach Süden aus. Zwei Szenarien sind ab diesem Moment zu diskutieren.

Trog Mitteleuropa: nasse und kühle letzte Juni-Dekade

Das Hoch verlagert sich in Richtung Island und England und sorgt im Verbund mit dem Skandinavientief für eine nördliche Grundströmung. Das Tief trogt nach Süden in Richtung der Alpen aus und sorgt mit einem strammen Nordwind für einen Temperaturrückgang auf +20 Grad. Kommt es über den nördlichen Staulagen der Mittelgebirge, des Schwarzwaldes und der Alpen zu länger andauerndem Niederschlag.

Hat sich das Tief dann erst einmal über Deutschland eingedreht, kommt eine ähnliche Wetterlage wie bereits im April zustande - Tief Mitteleuropa. In diesem Fall advehiert das Tief weiterhin kühle Luftmassen und durch die andauernd starke Bewölkung kühlen die Temperaturen weiter bis auf +15 Grad ab. Ja, das wäre dann ein markanter Wetterwechsel.

Ein markanter Wetterumschwung mit nachfolgend kühler Witterung
Wetterprognose nach dem ausgesuchten Kontrollläufen: Ein markanter Wetterumschwung mit nachfolgend kühler Witterung © www.meteociel.fr

Die Südwestwetterlage: Schauer und Gewitter mit erhöhten Unwetterpotential

Eine weitere Möglichkeit ist, dass sich das Hoch weiter nach Westen zurückzieht und über Grönland Stellung bezieht. In diesem Fall wäre das Zirkulationsmuster absolut gestört. Das Tief über Skandinavien und der Barentssee wird unter das Hoch gepflügt und über das europäische Nordmeer und England auf den Atlantik geführt. Dort angekommen treffen die kühlen auf warme und feuchte Luftmassen. Das Tief gewinnt an Dynamik und befördert auf seiner Vorderseite (Tiefdrucksysteme drehen sich gegen den Uhrzeigersinn) warme und feuchte Luftmassen nach Mitteleuropa. Das ist auch eine Möglichkeit, bei der sich die Großwetterlage komplett wandelt und auch Niederschlag möglich ist.

Wüstentage und Unwetter

Doch ist die Südwestwetterlage wenig geeignet für flächendeckenden Niederschlag. Vielmehr sind kräftige Schauer und Gewitter zu erwarten, welche im Schwerpunkt über dem Westen und Süden auch zu unwetterartigen Wetterereignissen führen kann. Die Temperaturen würden in diesem Fall im Bereich von +24 bis +28 Grad und örtlich bis +34 Grad schwanken können. Die ersten Wüstentage mit mehr als +35 Grad wären in diesem Fall nicht auszuschließen.

Kein Spielraum für die atlantische Frontalzone

Normalerweise müsste man immer die atlantische Frontalzone mit berücksichtigen, welche letztlich mit westlichen Winden wiederholt Wolken- und Niederschlagspakete in Richtung Mitteleuropa führt. Doch eine zonal verlaufende Grundströmung ist nicht einmal im Ansatz zu erkennen. Die atlantische Frontalzone existiert noch nicht einmal und das ist im Grunde das außergewöhnliche an der aktuellen Großwetterlage.

Hitze und erste Wüstentage wären mit einer Südwestwetterlage ebenso denkbar, wie kräftige Unwetter
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Hitze und erste Wüstentage wären mit einer Südwestwetterlage ebenso denkbar wie kräftige Unwetter © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Zu warm, zu trocken

Die Westwetterlage ist außer Kraft gesetzt. Die einzige Wetterlage, die jetzt noch für ausreichend Niederschlag sorgen kann, ist ein Trog, oder ein Tief Mitteleuropa. Diese Wetterentwicklung aber erweist sich als problematisch und ist in den Kontrollläufen nicht allzu häufig vertreten. Mit anderen Worten formuliert, sollte man auf diese Wetterentwicklung nicht allzu große Hoffnungen setzen.

Die wahrscheinliche Wetterlage

Wie eingangs erwähnt, wird die kommende Großwetterlage weiterhin zu warm ausfallen und nach Durchsicht und Auswertung jedes einzelnen Kontrolllaufes spricht vieles für einen Umbau der Großwetterlage in Richtung einer Südwestwetterlage.

Kommt Regen?

Das Problem aber von Südwestwetterlagen ist, dass diese allenfalls für - unwetterartige - Schauer und Gewitter gut ist. Flächendeckender Niederschlag? Fehlanzeige! Zudem geht der überwiegende Teil der Schauer über dem Westen, Nordwesten, Südwesten und Süden nieder. Weiter nach Norden und Osten klingt die Niederschlagstätigkeit ab.

Betrachtet man den Mittelwert aller Kontrollläufe, so sind die Niederschlagssignale über dem Norden bis zum 23. Juni nahe Null. In Richtung Thüringen, südliches Brandenburg und Sachsen sind immerhin schwache Niederschlagssignale zu erkennen. Ähnlich sieht es im Bereich vom Saarland, Rheinland-Pfalz, südliches Nordrhein-Westfalen und Hessen aus. Über Bayern und Baden-Württemberg zeigen sich mäßig erhöhte Niederschlagssignale, sodass dort nicht von einer nachhaltig stabilen Wetterentwicklung ausgegangen werden kann. Regionale Schauer werden dort zu täglichen Begleitern werden können. Schaun mer mal.

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