Skip to main content

Sommertrend: Störanfälliges Omegahoch - Umbau der Großwetterlage?

| M. Hoffmann
Gelingt der Umbau der Großwetterlage im Verlauf der zweiten Juni-Dekade?

Ein Hoch in Omegaformation dominiert momentan das Wetter über Deutschland mit sommerlichen bis hochsommerlichen Temperaturen. Doch das Konstrukt wird zunehmend anfällig für Störimpulse, was zu einem Wetterwechsel führen kann.

Feucht-warme und instabile Luftmassen sorgen in den kommenden Tagen für eine vermehrte Ausbildung von Quellwolken. Damit einhergehen Gewitter, welche regional kräftiger und örtlich unwetterartig ausfallen können. Insgesamt aber hält sich die Niederschlagsausbeute zunächst in Grenzen und verbreitet bleibt es trocken.

Unangenehm schwül

Die Temperaturen steigen weiter an und ermöglichen mancherorts das Erreichen der hochsommerlichen +30 Grad-Marke. Zusammen mit der hohen Luftfeuchtigkeit wird diese Kombination von manchen Menschen als unangenehm und belastend empfunden. Der Wind kommt schwach aus zumeist östlichen Richtungen und kann in Schauer- und Gewitternähe stark böig bis stürmisch auffrischen. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Juni.

Links die Prognose des europäischen Wettermodells, rechts die Niederschlagsprognose bis einschließlich dem 12. Juni: Ein sommerlicher Wettercharakter über Deutschland
Links die Wetterprognose des europäischen Wettermodells, rechts die Niederschlagsprognose bis einschließlich dem 12. Juni: Ein sommerlicher Wettercharakter über Deutschland © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Ein Omegahoch und seine Schwachstellen

Die Wetterprognose der Europäer weicht heute nur geringfügig von den Prognosen der letzten Tage ab. Bereits auf der obenstehenden Wetterkarte erkennt man das Omegakonstrukt über Deutschland. Was man aber auch erkennt, dass sich das Hoch weit nach Norden vorwagt und somit an seinen südlichen Gradienten anfällig für Störimpulse wird.

Omegastruktur

Die Omegastruktur (Ω) bleibt nach der aktuellen Wettervorhersage noch bis zum 17. Juni erhalten, verlagert sich mit ihrem Schwerpunkt aber weiter nach Westen. Deutschland, Österreich und die Schweiz gelangen so in eine nördliche bis nordöstliche Grundströmung. Zeitweilige Wolkenfelder ziehen vorüber und können gelegentlich für einen Schauer verantwortlich gemacht werden. Viel an Niederschlag aber kommt nicht zusammen und verbreitet bleibt es trocken.

Sommerlich warmes Wetter

Die nördlich orientierte Grundströmung dämpft das Temperaturstreben etwas. So können unter Wolken +22 bis +26 Grad möglich sein. In Schauernähe kann es kurzzeitig unter die +20 Grad-Marke abkühlen. Insbesondere aber nach Norden nimmt die Anzahl der Sonnenstunden zu und mit bis +30 Grad können auch hochsommerliche Werte nicht ausgeschlossen werden.

Das Omegakonstrukt verlagert sich etwas nach Westen
Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Das Omegakonstrukt verlagert sich etwas nach Westen © www.meteociel.fr

Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Umbau der Großwetterlage

Die Amerikaner hatten bereits in ihrer gestrigen Wetterprognose gezeigt, wie ein Umbau der Großwetterlage in Richtung Hochsommer vollzogen werden kann. Heute wird der Umbau hin zu einer hochsommerlichen Wetterlage erneut bestätigt.

Höhentief erreicht Deutschland

Das aktuelle Hochdruckkonstrukt über Mittel- und Nordeuropa kann sich mit sommerlicher Wärme noch bis zum 12. Juni behaupten. Nachfolgend strömt am südöstlichen Hochdruckgradienten ein Störimpuls in Form eines Kaltlufttropfens in Richtung Deutschland. Die Bewölkung nimmt zu, doch fehlt es - zum aktuellen Stand - dem Höhentief an Dynamik, um für Niederschlag zu sorgen. Dennoch kühlt es unter der Bewölkung auf +17 bis +22 Grad ab. Kommt hingegen die Sonne zum Vorschein, so können die Temperaturen auf bis +25 Grad ansteigen.

Trotz Störimpulsen nur wenig Regen

Auch wenn der Störimpuls zunächst wenig dynamisch erscheint, so ist er - zumindest nach der Wetterprognose der Amerikaner - der Wegbereiter für einen größeren Umbau der Großwetterlage. Das Hoch Zentralisiert sich bis zum 14. Juni im Bereich von Island, Skandinavien und England. Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen am östlichen Hochdruckgradienten und damit in einer nordöstlichen Grundströmung. Bei einem böigen Nordostwind pendeln sich bei einem Wechselspiel aus Sonne, Wolken und gelegentlichen Schauern die Temperaturen auf +20 bis +25 Grad ein. Hält sich die Wolkendecke hartnäckig, kühlt es auf bis +18 Grad ab. Scheint die Sonne für längere Zeit, können sommerliche Werte jenseits der +25 Grad-Marke möglich sein.

Im Zeitraum vom 14. bis 18. Juni dehnt sich ein weiterer Tiefdruckkomplex von Skandinavien in Richtung Süden aus und erreicht mit seinen Ausläufern gerade noch so Deutschland. Bei wechselnder Bewölkung und Temperaturen von +20 bis +25 Grad und örtlich bis +27 Grad sind gelegentliche Schauer nicht auszuschließen. Frischer bleibt es mit bis +17 Grad über den Küstenregionen von Nord- und Ostsee sowie über den Regionen mit Schauern.

Der Umbau zum Hochsommer

Das Hoch westlich von Europa zieht sich nach Grönland zurück und sorgt für eine absolut gestörte Zirkulation. Eine atlantische Frontalzone kann nicht erkannt werden. Durch die Drehbewegung des Hochdrucksystems im Uhrzeigersinn wird der Störimpuls über Europa nach Westen - in Richtung Atlantik - transferiert. Dort treffen die in der Höhe kühlere Luftschichten auf warme Luftmassen und durch die Anreicherung mit Feuchtigkeit können die Tiefdrucksysteme an Dynamik hinzugewinnen.

Da sich Tiefdrucksysteme gegen den Uhrzeigersinn drehen, werden auf deren Vorderseite schwül-warme bis heiße Luftmassen aus südwestlichen Richtungen nach Mitteleuropa geführt. Die Temperaturen steigen weiter an und können mit verbreitet +25 bis +30 Grad und örtlich von bis +33 Grad sommerliche bis hochsommerliche Werte ermöglichen. Der Umbau der Großwetterlage von einer Ost- hin zu einer Südwestanströmung der Luftmassen ist damit vollzogen.

Nur wenig Regen - an den Alpen unwetterartig

Viel an Regen kommt in diesem Umbauprozess jedoch nicht zustande. Nördlich einer Linie von Köln und Berlin wird der Zeitraum bis zum 23. Juni nahezu komplett trocken berechnet. Weiter nach Süden sind es lokale Schauer und Gewitter, die für etwas Regen sorgen können, doch nennenswert zeigt sich der Niederschlag lediglich südlich der Donau. Im Stau der Alpen können auch unwetterartige Regensummen von bis 100 l/m² und mehr möglich sein.

Der Umbau der Großwetterlage in Richtung einer hochsommerlichen Südwestwetterlage
Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Der Umbau der Großwetterlage in Richtung einer hochsommerlichen Südwestwetterlage © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Störimpulse verhindern Extreme

Das Hochdruckkonstrukt könnte die warme bis heiße Witterung noch bis in die letzte Juni-Dekade hinein verlängern, doch die kleinen, aber ⁣strong>wirksamen Störimpulse machen genau das, was sie sollen - sie stören das Hoch in seinem Aufbau zu einem allumfassenden Hochdruckkern.

Die wahrscheinliche Wetterlage

Die Höhentiefs machen sich im Sommer meist mit Wolkenfeldern oder Schäfchenwolken bemerkbar. Da diese Höhentiefs aus östlichen Richtungen ihren Weg nach Deutschland finden können, sind lokale Schauer zwar nicht ausgeschlossen, doch verbreitet wird es trocken bleiben können. Die Temperaturen pendeln sich in einem Bereich ein, der für die Jahreszeit über dem Süden, Osten und Westen um +2 bis +4 Grad und phasenweise um bis +6 Grad erheblich zu warm ausfallen kann. Weiter nach Norden pendelt sich die Abweichung auf +1 bis +3 Grad ein. Also ja, es bleibt zu warm - trotz Störeinflüsse und trotz - oder gerade wegen - des Umbaus der Großwetterlage, welcher im Übrigen vom Mittelwert aller Kontrollläufe gestützt wird.

Kommt Regen?

Die Niederschlagssignale sind über dem Norden schwach und verstärken sich nach Süden in den leicht bis mäßig erhöhten Bereich. Flächendeckender Niederschlag ist vorerst nicht zu erwarten, stattdessen sind es - insbesondere über dem Süden - zeitweilige Schauer und Gewitter, die für etwas Regen sorgen können. Unter dem Strich aber bleibt das Wetter im Juni vorerst zu trocken.

Die Großwetterlage wandelt sich allmählich in eine Südwestwetterlage
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Die Großwetterlage wandelt sich allmählich in eine Südwestwetterlage
© www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
13. Juni +15 bis
+28 Grad
+21 bis
+24 Grad
17. Juni +16 bis
+32 Grad
+21 bis
+23 Grad
22. Juni +16 bis
+33 Grad
+22 bis
+24 Grad
Diagramm Temperaturen Juni 2023
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Juni 2023 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Aktuelle Wettervorhersagen

Unterstützen
Sie uns!
Ihnen gefallen unsere Wettervorhersagen? Wir freuen uns über einen freiwilligen Geldbetrag in einer von Ihnen gewünschten Höhe.
Betrag wählen

Regenradar

Regenradar Deutschland
© Deutscher Wetterdienst, Offenbach (DWD)