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Wettertrend: Eine Omegablase, der Sommer und die Schafskälte

| M. Hoffmann
Der Sommer unter Androhung der Schafskälte

Ein Hochdruckzentrum baut sich in der Nähe von Europa auf und nimmt bis Juni eine Omegaformation an. Zur gleichen Zeit strebt ein Teil des Polarwirbels in Richtung Skandinavien und drängt nach Süden - der klassische Sommer, oder sorgt der Durchbruch kühler Luftmassen für die Schafskälte?

Sommerlich warm werden die kommenden Tage über Deutschland. Ein Hoch sorgt für ausreichend Sonnenschein, was die Temperaturen - bis Anfang Juni - mit +20 bis +25 Grad und phasenweise von bis zu +30 Grad in den sommerlichen bis hochsommerlichen Bereich ansteigen lassen kann.

Viel Sonnenschein und kräftige Gewitter

Wolken ziehen zwar immer wieder einmal vorüber und sorgen für Verschattung, doch ist bis einschließlich dem 3. Juni nicht mit Niederschlag zu rechnen. Anders sieht es über und auch an den Alpen aus. Dort können Hebungsvorgänge für aufquellende Bewölkung und nachfolgende Schauer und Gewitter sorgen, welche regional kräftiger und unwetterartig ausfallen können. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Juni.

Links die Prognose des europäischen Wettermodells, rechts die Niederschlagsprognose bis einschließlich dem 3. Juni: Eine sommerliche Großwetterlage mit leichten Schwächen über dem Süden
Links die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells, rechts die Niederschlagsprognose bis einschließlich dem 3. Juni: Eine sommerliche Großwetterlage mit leichten Schwächen über dem Süden © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Schafskälte - die perfekte Wetterlage für einen Trog?

Die Schafskälte ist in Zeiten der Klimaerhitzung keine Wettersingularität mehr, dennoch können sich Großwetterlage einstellen, welche der ehemaligen Singularität der Schafskälte sehr ähnlich sind.

Die Voraussetzungen für die Schafskälte

Für gewöhnlich tritt die Schafskälte im Zeitraum vom 4. bis 20. Juni in Erscheinung. Bedingung hierfür ist ein Hoch, dass sich westlich von Mitteleuropa und ein Teil des Polarwirbels über Skandinavien oder der Barentssee positioniert. Ist das der Fall, werden durch die Drehbewegungen der beiden Wettersysteme kühle Luftmassen aus nördlichen Richtungen nach Deutschland geführt.

Die Wetterprognose der Vorhersage-Modelle

Zwar unterscheiden sich die Prognosen der beiden Vorhersage-Modelle im Detail teils erheblich, doch die Großwetterlage zeigt den Ansatz einer Trogwetterlage, welche aus nördlichen Richtungen kühlere Luftmassen nach Deutschland, die Schweiz und auch Österreich führen kann. Ganz von der Hand zu weisen ist die optionale Schafskälte nicht.

Wie kühl kann es werden?

Der Trog bleibt stecken und kann sich nicht sonderlich weit nach Süden ausdehnen, dennoch zeigt sich nach der Wetterprognose der Amerikaner der nördliche Teil von Deutschland mit einem Temperaturrückgang auf +15 bis +20 Grad betroffen - Schafskälte light, wenn man so will. Weiter nach Süden sind +20 bis +25 Grad möglich und damit weit von einer markanten Abkühlung entfernt.

Die Wettervorhersage der Europäer simuliert bis zum 7. Juni ganz über dem Nordwesten einen Temperaturrückgang auf +15 bis +18 Grad, sonst verweilen die Temperaturen mit +22 bis +26 Grad und über dem Süden bis +28 Grad im sommerlichen Bereich. Die Schafskälte wird hier lediglich angedeutet, spielt im Wesentlichen aber keine Rolle.

Die Großwetterlage lässt in der Theorie einer Schafskälte zu - doch scheitert diese schon im Ansatz
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Vorhersage-Modell: Die Großwetterlage lässt in der Theorie einer Schafskälte zu - doch scheitert diese schon im Ansatz © www.meteociel.fr

Omegastruktur

Viel interessanter als die Schafskälte aber ist die Struktur des Hochdrucksystems westlich von Europa. Das Hoch keilt weit nach Norden auf und blockiert die atlantische Frontalzone. Infolge daraus meridionalisiert das Strömungsmuster und da Deutschland am östlichen Hochdruckgradienten liegt, sind hochsommerliche Temperaturphasen wenig wahrscheinlich - ebenso wie Niederschlag.

Trockenheit wird zum Thema

Der Mai wird in der Fläche gemittelt über Deutschland mit einer Sollerfüllung von unter 60 Prozent erheblich zu trocken ausfallen. Der Juni beginnt ebenfalls trocken und sollte sich das Hoch in der Formation aufbauen können, ist weiterhin nur wenig Niederschlag zu erwarten.

Wir haben einmal die Niederschlagsprognosen der beiden Vorhersage-Modelle gegenübergestellt. Viel an Niederschlag ist bis einschließlich dem 7. Juni - abseits der Alpen - nicht zu erkennen. Damit verschärft sich die Trockenheit. Würde nun noch Hitze hinzukommen, wäre das Thema Dürre zu diskutieren.

Die Regeprognose der Europäer (li.) und die der Amerikaner (re.) bis einschließlich dem 7. Juni
Die Niederschlagsprognose der Europäer (li.) und die der Amerikaner (re.) bis einschließlich dem 7. Juni © www.meteociel.fr

Meridional Nord-Süd-Strömung: nicht kalt, nicht heiß und etwas Niederschlag

Einen Kompromiss bietet die Wetterprognose der Amerikaner dennoch an. Der Trog stabilisiert sich und zwingt das Hoch auf dem Atlantik zu verweilen. Damit verstärkt sich nicht nur die Omegastruktur, sondern auch die Zufuhr kühlerer Luftmassen, die nach der Berechnung der Amerikaner bis zum 13. Juni anhält und das Temperaturniveau über dem Norden mit +15 bis +20 Grad und bis +25 Grad über dem Süden auf einen in der Fläche gemittelten Jahreszeit-typischen Bereich einpendeln lassen kann.

Da die kühle Luft insbesondere in der Höhe nach Süden geführt wird, werden labile Luftmassen eine Rolle spielen und so immer wieder für regionale Schauer und Gewitter sorgen können. Mehrtägiger Landregen, welcher das Defizit der letzten Tage und Wochen ausgleichen kann, ist nicht in Sicht, vielmehr handelt es sich um regional begrenze Niederschlagsereignisse.

Eine für die Jahreszeit typische Temperaturentwicklung
Die Wetterprognose der Amerikaner: Eine für die Jahreszeit typische Temperaturentwicklung © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Der Sommer unter Androhung einer Schafskälte

So ist es und so bleibt es. Der Sommer setzt sich in den kommenden Tagen über Deutschland durch und bekommt noch im Verlauf der ersten Juni-Dekade mit einer höheren Wahrscheinlichkeit von Norden und über dem Norden einen Dämpfer verpasst. Die kühleren Luftmassen werden sich aller Voraussicht nach nicht bis über die Südhälfte durchsetzen können.

Die wahrscheinliche Wetterlage

Die Kontrollläufe berechnen im Zeitraum vom 29. Mai bis 3. Juni eine im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +2 bis +4 Grad zu hohe Temperaturentwicklung. Ferner kühlen die Werte über Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern auf ein Spektrum ab, das mit -1 bis +0 Grad im leicht zu kühlen Bereich liegt. Über dem Westen normalisieren sich die Werte und über dem Süden und Osten bleibt es mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad tendenziell zu warm. Der Trog hat damit eine reelle Chance, den sommerlichen Ambitionen einen Dämpfer zu verpassen.

Kaum Niederschlag

Das Hoch ist zu nah an Deutschland dran und Trogwetterlage aus nördlichen Richtungen sind nicht dafür bekannt, um für großartige Regensummen zu sorgen. Entsprechend schwach ist die Ausprägung der Niederschlagssignale bis zum 11. Juni. Eine Korrektur hat zudem der Süden von Deutschland erfahren, wo in den vergangenen 24 Stunden die Niederschlagsausbeute deutlich nach unten korrigiert wurde. Dennoch bleiben vom 6. bis 11. Juni regionale Schauer und örtliche Gewitter nicht auszuschließen. Schaun mer mal.

Der Einfluss eines Hochdrucksystems überwiegt
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Der Einfluss eines Hochdrucksystems überwiegt
© www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
3. Juni +14 bis
+33 Grad
+21 bis
+23 Grad
8. Juni +13 bis
+30 Grad
+19 bis
+21 Grad
13. Juni +12 bis
+27 Grad
+19 bis
+21 Grad
Diagramm Temperaturen Juni 2023
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Juni 2023 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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