Wettertrend: Kaltluftdurchbruch oder Sommerwetter?

| M. Hoffmann
Der Auftakt in den Sommer hängt von der Positionierung eines Hochdrucksystems ab

Ein Hoch setzt sich über Deutschland durch und positioniert sich zum aktuellen Stand so, dass es einen Vorstoß kalter Luftmassen aus nördlichen Richtungen über Pfingsten gerade noch so abwenden kann. Was bedeutet diese Großwetterlage für den Start in den meteorologischen Sommer?

Kräftige und örtlich unwetterartige Schauer und Gewitter verlagern sich heute weiter nach Osten und Süden (Gewitterradar). Von Westen lockert derweil die Bewölkung auf und zum Nachmittag ist mit einem trockenen und teils sonnigen Wetter zu rechnen. Die Temperaturen sind mit +15 bis +20 Grad deutlich frischer, als in den Tagen zuvor.

Hochdruckaufbau - Sommerwetter über Pfingsten?

Die Wolkenlücken werden in den kommenden Tagen zunehmend zahlreicher und verbreitet ist mit Sonnenschein zu rechnen - mancherorts auch ungehemmt von einem wolkenlosen Himmel herab. Die Temperaturen steigen von Mittwoch mit +14 bis +18 Grad bis Samstag auf +20 bis +25 Grad und örtlich bis +27 Grad in den sommerlich warmen Bereich an. Sommerwetter ist zum aktuellen Stand mit Temperaturen von +22 bis +26 Grad und örtlich bis +28 Grad auch über Pfingsten zu erwarten, doch nimmt von Süden die Neigung zu Schauern und Gewittern zu. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Pfingsten.

Links die Prognose des europäischen Wettermodells, rechts die Niederschlagsprognose bis einschließlich Pfingsten: Weitgehend trockenes und sonniges Wetter
Links die Wetterprognose des europäischen Wettermodells, rechts die Niederschlagsprognose bis einschließlich Pfingsten: Weitgehend trockenes und sonniges Wetter © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wettervorhersage nach dem europäischen Wettermodell: Deutschland zwischen einem Sommerhoch und einer Kaltluftzunge

Gestern noch hatten die Europäer über Pfingsten die Möglichkeit einer Trogwetterlage ins Spiel gebracht, bei der von Skandinavien aus eine schwache Störung nach Süden zieht und dabei das Wetter über Mitteleuropa hätte beeinflussen können. Doch im direkten Vergleich zu den Kontrollläufen war diese Berechnung deutlich zu kalt. Heute erfolgt die Korrektur.

Trogansatz

Das, was von der atlantische Frontalzone noch übrig geblieben ist, zieht auf einer weit nach Norden verschobenen Linie in Richtung Skandinavien und trogt zwischen Pfingsten und Juni nach Süden - in Richtung Polen - aus. Damit wird Deutschland von diesem Trogansatz nur gestreift.

Hochdruckdominanz

Mit ein Grund für den Streifschuss ist ein Hochdrucksystem, welches sich im Bereich von England weiter ausdehnt und zunehmend kräftiger wird und somit den Trogansatz nach Osten abdrängt. Da Deutschland sich aber zwischen den Fronten befindet und Hochdrucksysteme sich im und Tiefdrucksysteme gegen den Uhrzeigersinn drehen, gelangen gemäßigt warme Luftmassen aus nördlichen Richtungen nach Süden. Bei einer nur leicht erhöhten Schauerneigung ist über Deutschland von Pfingsten bis zum 2. Juni mit einem Temperaturrückgang auf +15 bis +20 Grad zu rechnen. In Schauernähe kann es über der Nordhälfte kurzzeitig auf bis +12 Grad abkühlen, während über der Südhälfte mit einer längeren Sonnenscheindauer bis +24 Grad möglich sein können.

Vorerst keine stabilen Wetterverhältnisse - Deutschland zwischen den Fronten
Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Vorerst keine stabilen Wetterverhältnisse - Deutschland zwischen den Fronten © www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Kaltlufttropfen über Deutschland

Was nach der Wetterprognose der Europäer nur knapp daneben ist, ist nach dem Wettertrend der Amerikaner ein Volltreffer.

Hochdruckblock über England und Russland

Das Hoch westlich von Mitteleuropa zieht sich etwas weiter nach Westen zurück und ermöglicht vom Pfingstmontag bis zum 1. Juni den Abgang eines Höhentiefs nach Süden. Es handelt sich hierbei nicht und ein Trogkonstrukt im klassischen Sinn, sondern vielmehr um einen Kaltlufttropfen, der seinen Weg in Richtung der Alpen einschlägt.

Wenig sommerlich: markanter Wetterwechsel

Die Temperaturen erreichen Ende Mai unter einer zunehmenden Schaueraktivität und mithilfe eines böigen Windes aus nördlichen Richtungen zwischen +9 und +14 Grad. Das hat weder mit dem Frühling noch etwas mit dem Sommer gemeinsam.

Kaltlufttropfen dreht sich über Deutschland ein

Der Kaltlufttropfen (Höhentief) wird Anfang Juni von einer Hochdruckzone über Skandinavien eingeschlossen und dreht sich in diesem Prozess über Deutschland, Österreich und der Schweiz ein. Die Niederschlagsaktivität intensiviert sich vom 1. bis 7. Juni und kann auch zu länger andauerndem und ergiebigem Regen führen. Die Temperaturen erreichen am 1. Juni +14 bis +18 Grad, steigen im nachfolgenden Zeitraum mit der Advehierung feucht-warmer Luftmassen aus südlichen Richtungen auf +17 bis +23 Grad an. Regnet es länger andauernd, ist spätestens bei der +15 Grad-Marke Schluss.

Störanfälliges Sommerwetter: Ein Kaltlufttropfen dreht sich über Deutschland ein
Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Störanfälliges Sommerwetter: Ein Kaltlufttropfen dreht sich über Deutschland ein © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Sommerwetter?

Auch heute wieder - der Sommer kann sich dem Fragezeichen nicht entziehen. Die Hochdruckzone baut sich auf, bleibt aber von Skandinavien aus anfällig für Störeinflüsse aus nördlichen Richtungen. Vergleicht man die etwas extreme Variante der Amerikaner mit den Kontrollläufen, so bilden diese - mit Abstand - die kälteste Entwicklung ab. Möglich ja, wahrscheinlich nein.

Sommerliche Temperaturen

Die Korrektur der Europäer ist da mehr richtungsweisend und folgt dem Wettertrend der Kontrollläufe, welche im Zeitraum vom 27. Mai bis 1. Juni ein im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 über dem Norden normales und über dem Süden mit einer Abweichung von +0,5 bis +1,5 Grad zu warmes Temperaturspektrum in Aussicht stellt (91/20: -1,0 bis +0,5 Grad). Vom 2. bis 8. Juni zeichnet sich eine generell um +1 bis +2 Grad zu warme Temperaturentwicklung ab.

Die Niederschlagsprognose

Im Zeitraum vom 25. Mai bis 1. Juni ist nicht mit nennenswertem Niederschlag zu rechnen und auch darüber hinaus bewegen sich die Niederschlagssignale im schwachen Bereich. Viel an Niederschlag ist somit nicht zu erwarten.

Schon gewusst?
Der Mai ist im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 mit einer Abweichung +0,5 Grad normal (91/20: -0,5 Grad). Mit einer Sollerfüllung von 49 Prozent war die erste und zweite Mai-Dekade zu trocken. Kumuliert man die Niederschlagsprognose bis Ende Mai, so ist ein erheblich zu trockener Mai zu erwarten.

Und so bestätigt sich auch heute erneut, dass ein Hochdrucksystem das Wetter bis weit in die erste Juni-Dekade hinein dominieren kann. Ob sommerliche Temperaturen dabei möglich sind, hängt von der Positionierung des Hochdrucksystems ab. Schaun mer mal.

Hoher Luftdruck dominiert das Wetter und sorgt über Deutschland für einen sommerlichen Wettercharakter
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Hoher Luftdruck dominiert das Wetter und sorgt über Deutschland für einen sommerlichen Wettercharakter
© www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
29. Mai +12 bis
+25 Grad
+18 bis
+20 Grad
1. Juni +12 bis
+29 Grad
+19 bis
+21 Grad
7. Juni +15 bis
+30 Grad
+20 bis
+22 Grad
Diagramm Temperaturen Juni 2023
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Juni 2023 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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Das Wetter-Jahr 2023 in Zahlen

Monat Tem­peratur Abwei­chung 1961-1990 in Grad Abwei­chung 1991-2020 in Grad Nieder­schlag
Januar 2023 +3,6 +4,1 +2,7 69,2 l/m² - etwas zu nass
Februar 2023 +3,2 +2,8 +1,7 42,7 l/m² - etwas zu trocken
März 2023 +5,7 +2,2 +1,1 80,6 l/m² - deutlich zu nass
April 2023 +7,54 +0,2 -1,4 64,5 l/m² - leicht zu nass
Mai 2022 +14,4 +2,3 +1,3 46 l/m² - erheblich zu trocken
Juni 2022 +18,3 +2,96 +1,96 58 l/m² - extrem trocken
Juli 2022 +19,1 +2,2 +0,8 37,1 l/m² - extrem trocken
August 2022 +20,22 +3,7 +2,3 48,5 l/m² - extrem trocken
September 2022 +13,4 +0,1 -0,4 98,9 l/m² - zu nass
Oktober 2022 +12,53 +3,53 +3,13 49,5 l/m² - zu trocken
November 2022 +6,4 +2,4 +1,6 49,6 l/m² - zu trocken
Dezember 2022 +1,8 +0,98 -0,02 64,8 l/m² - etwas zu trocken
Gesamtjahr 2023 +5,0 +2,3 +1,0 267,7 l/m² - ausgeglichen

Statistische Wetterwerte für den Sommer

Das typisch deutsche Sommer-Wetter ist häufig wechselhaft und dennoch gibt es markante Wettersingularitäten, welche häufiger auftreten.

  • Anfang Juni gibt es zumeist schönes und sommerlich warmes Hochdruckwetter, bevor zum 10. bis 20. Juni häufig die sog. Schafskälte nachfolgt
  • Oftmals entscheidend für das Sommerwetter ist die Großwetterlage zwischen dem 21. Juni und 11. Juli, welche nach der Siebenschläferregel benannt ist
  • Vom 10. bis 15. Juli gibt es häufiger sommerliche Schönwetter- und vom 16.-20 Juli Schlechtwetter­perioden zu beobachten
  • Ab dem 23. Juli folgen die heißen Hundstage (Hochsommer)
  • Zwischen dem 4. und 8. August gibt es häufig wechselhaftes Wetter
  • Um den 13. August endet häufig die Hochsommer Wetterlage (wechselhaft) und geht zum 23. August in die Spätsommerphase (erneut Hochdruck) über

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