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Wetterprognose: Wann endet die zu Unwettern neigende Großwetterlage?

| M. Hoffmann
Unwetter: Schauer, Gewitter, Blitz- und Hagelschlag samt Platzregen

In einer gradientenschwachen Wetterlage greifen immer wieder Tiefdrucksysteme auf Deutschland über und sorgen für reichlich Nass von oben. Aber nicht nur das - im Verlauf der kommenden Woche dreht sich ein Tiefdrucksystem über Deutschland ein und verlängert den unbeständigen Wettercharakter bis Ende der Woche. Berechtigt also ist die Frage vieler unserer Leser - wann stabilisiert sich das Wetter?

Zunächst sorgen feucht-warme und labil geschichtete Luftmassen am Sonntag und Montag für zeitweiligen Niederschlag, welcher im Schwerpunkt am Sonntag über dem Westen und am Montag über dem Saarland, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern zu erwarten ist. Die Luft steht sozusagen und so können sich in den brodelnden Luftmassen kräftige Schauer und Gewitter ausbilden (Gewitterradar), welche mancherorts unwetterartig ausfallen und neben Platzregen auch für Blitz- und Hagelschlag sorgen können. Weiter nach Norden und Osten trocknet es ab und in Richtung Osten ist häufiger mit Sonnenschein zu rechnen. Die Temperaturen erreichen +15 bis +20 Grad und können über dem Westen und Südwesten bis +24 Grad ermöglichen.

Ein schwachgradientiges Tiefdrucksystem dreht sich über Deutschland ein

Von Dienstag bis einschließlich Freitag dreht sich ein schwaches Tief von Frankreich aus über Deutschland ein und sorgt für wiederholte Niederschläge, welche regional kräftiger und länger andauernd ausfallen können. Da der Oberboden gesättigt ist, kann örtlich mit Überflutungen und Hochwasser gerechnet werden. Die Temperaturen erreichen +14 bis +18 Grad und in den kurzen sonnigen Momenten können bis +20 Grad ermöglicht werden. Regnet es länger andauernd, kühlt es auf bis +10 Grad ab. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Mai.

Ein schwachgradientiges Tiefdrucksystem dreht sich im Verlauf der Woche über Deutschland ein
Die Wetterprognose nach dem amerikanischen (li.) und deutschen (re.) Vorhersage-Modell: Ein schwachgradientiges Tiefdrucksystem dreht sich im Verlauf der Woche über Deutschland ein © www.meteociel.fr

Die Regenprognose

Da es sich um eine aktiv-dynamische Wetterentwicklung handelt, sind Detailprognosen hinsichtlich der Niederschlagsmenge nicht möglich. Schwerpunktmäßig aber ist heute westlich einer Linie von Münster und der Zugspitze mit kräftigen und örtlich unwetterartigen Schauern und Gewittern zu rechnen, welche sich ortsfest verhalten und so regional für erhebliche Niederschlagsmengen sorgen können. In der Nacht auf Montag und auch am Tage ist südlich der Linie von Rheinland-Pfalz und München mit wiederholten und regional länger andauernden Schauern und Gewittern zu rechnen. Kumuliert man die Niederschlagsmengen bis einschließlich Montag, so können südlich einer Linie von Münster und München Regensummen von 5 bis 18 l/m² und örtlich bis 40 l/m² zusammenkommen. Weiter nach Osten bleibt es nahezu trocken.

Von Dienstag bis einschließlich Freitag kommt es zu weiteren Schauern und Gewittern, deren Intensität und Dauer regional sehr unterschiedlich ausfallen kann. Schaut man sich die nachfolgende Niederschlagsprognose der Vorhersage-Modelle an, so erkennt man den Schwerpunkt der Niederschlagsaktivität westlich einer Linie von Hamburg und Berchtesgaden.

Die Regensummen bis einschließlich Freitag
Die Regenprognose bis einschließlich Freitag © wxcharts.com

Wettervorhersage nach dem europäischen Wettermodell: Eine stabile Wetterentwicklung ist vorerst nicht zu erwarten

Die Hochdruckzone verstärkt sich zwar um den 12. Mai zwischen England und Skandinavien, doch fehlt es dem Hoch an Struktur und bleibt somit weiterhin anfällig für Störimpulse.

Störimpulse sorgen für Abwechslung

Die Hochdruckzone hat zwar ein paar interessante Ansätze hinsichtlich einer weiteren Stabilisierungsphase zu bieten, doch handelt es sich nur um Ansätze. Tatsächlich berechnet die Wetterprognose des europäischen Wettermodells ein sich von Island und dem europäischen Nordmeer nach Süden ausdehnende - schwache - Störung, welche das Azorenhoch weiter nach Westen zurückdrängt. Infolge daraus fehlt der Hochdruckzone eine Stütze.

Bis zum 15. Mai bricht die Hochdruckzone vollständig zusammen und macht den Weg für den Störimpuls frei, der sich von England und Skandinavien aus weiter nach Süden - bis über die Mittelmeerregion - ausdehnen kann. Deutschland, die Schweiz und Österreich liegen voll im Einflussbereich der Tiefdruckstörung, was die Temperaturen vom 13. Mai mit +17 bis +23 Grad bis zum 16. Mai auf +10 bis +15 Grad und mit einer länger andauernden Niederschlagsaktivität auf bis +8 Grad zurückgehen lassen kann.

Reichlich Niederschlag

Apropos Niederschlag - den gibt es über den gesamten Zeitraum hinweg reichlich, wobei der Schwerpunkt mit einem erhöhten Potential unwetterartiger Wetterereignisse über den westlichen und südlichen Landesteilen zu finden ist.

Eine Lücke im System sorgt über Deutschland, der Schweiz und auch Österreich für reichlich und örtlich unwetterartigen Niederschlag
Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Eine Lücke im System sorgt über Deutschland, der Schweiz und auch Österreich für reichlich und örtlich unwetterartigen Niederschlag © www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Störanfällige Hochdruckzone

Die Wetterprognose der Amerikaner bestätigt heute das, was im Wettertrend der letzten Tage die wahrscheinlichste Wetterentwicklung war - Eine hochdruckdominierte Großwetterlage mit eingelagerten Störungen.

Unterwanderung der Hochdruckzone zu den Eisheiligen

In der gestrigen Wettervorhersage hatten die Amerikaner eine sommerliche Wetterentwicklung präsentiert, welche im Vergleich zu den Kontrollläufen als warmer Ausreißer definiert werden konnte. Möglich ja, wahrscheinlich nein. Heute nun eine Simulation, welche die Hochdruckzone ab dem 13. Mai mit einem Tiefdruckvorstoß vom europäischen Nordmeer aus ins Wanken bringt.

Die Hochdruckzone teilt sich in zwei Zonen auf. Die Eine liegt über Skandinavien und dem westlichen Russland und die Zweite über dem Atlantik und den Azoren. Dazwischen entsteht eine Lücke, in welche das Tiefdrucksystem vordringt und versucht, in Richtung der Mittelmeerregion auszutrogen.

Verpatzter Trogvorstoß: Tief Mitteleuropa

Der Trogvorstoß bleibt auf dem Weg in Richtung Mittelmeer über Deutschland hängen und regnet im Zeitraum vom 13. bis 18. Mai über Mitteleuropa regelrecht ab.

Bei überwiegend starker Bewölkung erreichen die Temperaturen bis zum 14. Mai +15 bis +20 Grad und sinken bis zum 17. Mai auf +7 bis +13 Grad ab. Wenn man so will - die verspäteten Eisheiligen.

Langsame Erholung

Im Zeitraum vom 17. bis 21. Mai verlagert sich das Tief Mitteleuropa weiter nach Westen in Richtung England und befördert auf seiner Vorderseite einen Hochdruckkeil nach Europa. Die Niederschlagstätigkeit lässt zwar nicht nach, doch schwächt sich die Intensität und die Dauer der Schauer ab. Die Temperaturen erreichen am 18. Mai +16 bis +21 Grad und am 21. Mai +17 bis +23 Grad und örtlich bis +25 Grad. In Schauernähe kühlt es auf bis +14 Grad ab.

Unwetterartiger Regen

Schaut man sich die nachfolgend kumulierte Regenmenge bis zum 21. Mai in der Prognose der Amerikaner an, so können über dem Westen und Südwesten Regensummen von 80 bis 120 und örtlich bis 180 l/m² erwartet werden. Ob es so kommt, bleibt abzuwarten, doch zeigt sich das Unwetterpotential, was aus einer solchen Wetterlage entstehen kann.

Tief Mitteleuropa mit enormen Regenmengen über dem Westen und Südwesten von Deutschland
Wetterprognose dem amerikanischen Wettermodell: Tief Mitteleuropa mit enormen Regenmengen über dem Westen und Südwesten von Deutschland © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Der Frühling und seine Schwachstellen

Dieses Fazit kann man auch nach 10 Tagen so stehen lassen. Die Großwetterlage zeigt sich mit einer schwachgradientigen Struktur anfällig für Störungen, wobei die Störungen - aufgrund einer geringen Dynamik - an Ort und Stelle verweilen können. Darin stimmen die Vorhersage-Modelle weitgehend überein.

Was wahrscheinlich ist

Die Kontrollläufe bestätigen den wenig stabilen Wettercharakter bis einschließlich dem 22. Mai. Die Amerikaner gelten mit dem Tief Mitteleuropa für Mitte Mai als kalter Ausreißer. Dahinter lassen sich noch mehrere Fragezeichen setzen. Generell aber stützen die Kontrollläufe eine gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 eine weitgehend normale Temperaturentwicklung, welche regional mit länger andauerndem Niederschlag auch leicht zu kühl ausfallen kann.

Die Niederschlagsprognose

Die Niederschlagssignale sind über dem Westen und Süden bis Mitte Mai deutlich erhöht und schwächen sich nach Norden und Osten ab. Ferner zeigen sich die Niederschlagssignale zwar gemäßigter, doch ist ein stabiler - und damit trockener - Wettercharakter vorerst nicht zu erwarten.

Im Mittelwert aller Kontrollläufe treten die Probleme für einen nachhaltigen und stabilen Durchbruch des Frühlings besonders deutlich hervor. Zwar ist das Potential einer stabilen Hochdruckwetterlage vorhanden, doch die Struktur zeigt sich anfällig für Störimpulse, was in einem gradientenschwachen Umfeld zu kräftigen und örtlich länger andauerndem Niederschlag führen kann. Schaun mer mal.

Kaum Gradienten, wenig Struktur - eine stabile Wetterlage sieht anders aus
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Kaum Gradienten, wenig Struktur - eine stabile Wetterlage sieht anders aus
© www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
13. Mai +9 bis
+22 Grad
+15 bis
+18 Grad
17. Mai +8 bis
+22 Grad
+14 bis
+17 Grad
22. Mai +10 bis
+27 Grad
+16 bis
+18 Grad
Diagramm Temperaturen Mai 2023
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Mai 2023 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

© Bild - Martin Bloch

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