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Wettertrend: Die Eisheiligen oder schwül-warmes Krawallwetter?

| M. Hoffmann
Tiefdrucksysteme sorgen weiterhin für einen abwechslungsreichen Wettercharakter über Deutschland

Der Frühling hat es in diesem Jahr nicht so mit der Stabilität und neigt zur Abwechslung, was der Natur in Form von Schauern und Gewittern zugutekommt. Doch wie steht es um eine Stabilisierung der Großwetterlage - kommt diese zu den Eisheiligen, oder legen die Tiefdrucksysteme dann erst richtig los?

Ein Hoch dominiert im eigentlichen Sinn das Wetter der kommenden Tage über Deutschland, doch durchsetzen werden sich eingelagerte Störungen, welche es in sich haben und mancherorts für kräftigen und länger andauernden Niederschlag sorgen können. Zum Start in die neue Woche schwächelt das Hoch und macht den Weg für ein schwachgradientiges Tiefdrucksystem nach Deutschland frei. Sagen wir einmal so - mit stabilem Wetter hat das zunächst einmal wenig gemeinsam.

Ansteigendes Unwetterpotential: Es brodelt über Deutschland

Kräftige Schauer und Gewitter (Gewitterradar) ziehen in den kommenden Tagen über Deutschland hinweg und lassen es regional ordentlich krachen, was von Freitag bis Mittwoch für teils unwetterartige Weltereignisse sorgen kann. Die Ausnahme zeigt sich am Samstag mit einer weniger aktiven Schauer- und Gewitteraktivität. Der Wind kommt meist schwach aus unterschiedlichen Richtungen. Die Temperaturen erreichen heute und am Samstag über dem Nordosten +10 bis +14 Grad, während nach Südwesten bis +24 Grad möglich sein können. Sonst pendeln sich die Werte auf +15 bis +20 Grad ein und können phasenweise bis +22 Grad erreichen und bei einer entsprechenden Schaueraktivität auf bis +12 Grad absinken. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Mai 2023.

Eine schwachgradientige Wetterlage mit einer instabilen Schichtung der Luftmassen
Die Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und dem deutschen (re.) Vorhersage-Modell: Eine schwachgradientige Wetterlage mit einer instabilen Schichtung der Luftmassen © www.meteociel.fr

Die Regenprognose

Die kommende Wetterentwicklung ist als aktiv-dynamisch zu bewerten. Zahlreiche - teils unwetterartige - Schauer und Gewitter werden für reichlich Abwechslung sorgen. Da Schauer regional verstärkt ausfallen und auch länger andauernd ausfallen können, ist eine detaillierte Niederschlagsprognose nicht möglich. Die Schwerpunkte aber sind mit 20 bis 40 l/m² und örtlich bis 80 l/m² dem Nordwesten und dem Süden klar umrissen.

Die Regensummen bis einschließlich Mittwoch
Die Regenprognose bis einschließlich Mittwoch © wxcharts.com

Wettervorhersage nach dem europäischen Wettermodell: Die Eisheiligen nur im Ansatz

Bereits in der gestrigen Wetterprognose berechnete das europäische Wettermodell eine trogähnliche Struktur, welche westlich von Deutschland niederging. Diese Variante zeigt sich heute erneut, jedoch in deutlich abgeschwächter Form.

Hochdruckzone schließt sich

Damit ein Trog entstehen kann, müssen zwei Hochdrucksysteme weichen. Tun die Hochdruckgebiete das nicht, gibt es auch keinen Trog. Letzteres simulieren die Europäer zum 12. Mai. Der Trog dehnt sich über dem westlichen Europa nach Süden aus und wird rasch von einer Hochdruckzone eingeschlossen.

Höhentief

Anstatt sich der Trog weiterentwickeln kann, wandelt er sich durch den Einschluss der Hochdruckzone in ein Höhentief um. Für Deutschland, Österreich und die Schweiz hat das einen weiterhin wechselhaften und unbeständigen Wettercharakter zur Folge. Die Temperaturen erreichen mit +15 bis +20 Grad für den Mai typische Werte. Regnet es länger andauernd, kühlt es auf bis +12 Grad ab. Scheint hingegen die Sonne, können die Werte auf bis +22 Grad ansteigen. Knapp an den Eisheiligen vorbei.

Die schwachgradientige und Störanfällige Wetterentwicklung links und rechts die kumulierten Niederschlagssummen
Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Die schwachgradientige und störanfällige Wetterentwicklung links und rechts die kumulierten Niederschlagssummen © www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Nichts Halbes und nichts Ganzes

Die Entwicklung der Großwetterlage ist nach der Wettervorhersage des amerikanischen Wettermodells bis zum 14. Mai ähnlich wie die der Europäer. Ein schwaches Tief trogt zwischen dem 10. und 11. Mai über Frankreich nach Süden aus und wird nachfolgend von einem Hoch eingekapselt.

Erhöhte Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik

Zur gleichen Zeit strömen über dem östlichen Kanada kalte Luftmassen auf den Atlantik und beginnen mit der Regeneration der atlantischen Frontalzone. Das eingekapselte Höhentief über Europa spielt eine Schlüsselrolle in der Form, dass es als Türöffner für die atlantische Frontalzone verwendet werden kann. Der atlantische Frontalzone gelingt es auf diese Art und Weise immer wieder in Richtung Spanien und Frankreich vorzudringen und so das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz zu beeinflussen.

Schwül-warmes Krawallwetter - Keine Eisheiligen

Für die Eisheiligen fehlt auch in der Wetterprognose der Amerikaner stringente Trogansatz, der in den vergangenen 24 Stunden deutlich abgemildert wurde. Stattdessen verhindern zahlreiche Schauer und Gewitter den Aufbau einer stabilen Hochdruckwetterlage - das aber ist nichts Neues. Bedingt durch die westliche Positionierung des Tiefdruckschwerpunktes, werden feucht-warme Luftmassen nach Deutschland geführt, was das Temperaturspektrum auf +16 bis +22 Grad ansteigen lassen kann.

Links die Zufuhr feucht-warmer Luftmassen nach Deutschland - rechts das Ergebnis der kumulierten Niederschlagssummen
Wetterprognose dem amerikanischen Wettermodell: Links die Zufuhr feucht-warmer Luftmassen nach Deutschland - rechts das Ergebnis der kumulierten Niederschlagssummen © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Der Frühling und seine Schwachstellen

Es ist so und es bleibt so - es ist schon eine Weile her, dass die Vorhersage-Modelle in ihrer Grundstruktur so stabil in ihrer unbeständigen Wetterprognose geblieben sind. Anders ist es bei einer schwachgradientigen Wetterentwicklung auch nicht zu erwarten. Aber es zeichnet sich auch eine Kehrtwende am Horizont ab.

Was wahrscheinlich ist

Die Kontrollläufe berechnen keine großartigen Temperatursprünge und sind im Vergleich zu gestern noch einen Tick kühler geworden. Eine deutlich zu warme zweite Mai-Dekade ist somit nicht zu erwarten. Wahrscheinlicher ist eine nach dem 8. Mai Jahreszeit-typische Temperaturentwicklung, welche mit einer erhöhten Niederschlagswahrscheinlichkeit mancherorts auch leicht zu kühl ausfallen kann. An diesem Wettertrend ändert sich bis zum 20. Mai vorerst wenig.

Die Niederschlagsprognose

Die Niederschlagssignale sind bis zum 16. Mai über dem Süden und Westen deutlich erhöht und schwächen sich nach Norden und Osten ab. Überdies zeigt sich eine Abschwächung der Niederschlagssignale, was den Rückschluss auf eine zunehmende Hochdruckdominanz zulässt. Schaut man sich den nachfolgenden Mittelwert aller Kontrollläufe an, so erkennt man den Aufbau einer Südwestwetterlage, bei der ein Hoch eine zunehmend gewichtigere Rolle spielen kann. Was man aber auch erkennen kann ist, dass eine schwachgradientige und wenig dynamische Wetterlage bis auf weiteres erhalten bleibt.

Eine schwachgradientige Großwetterlage
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe und eines ausgesuchten Kontrolllaufes: Eine impulsgesteuerte und schwachgradientige Großwetterlage
© www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
11. Mai +9 bis
+20 Grad
+14 bis
+16 Grad
15. Mai +10 bis
+22 Grad
+15 bis
+16 Grad
20. Mai +9 bis
+26 Grad
+16 bis
+18 Grad
Diagramm Temperaturen Mai 2023
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Mai 2023 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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