Wetterprognose: Ein ungewöhnliches, aber störanfälliges Hochdruckkonstrukt
Ein Hochdrucksystem baut sich in den ersten Mai-Tagen über Deutschland auf und dehnt sich darüber hinaus weiter in Richtung Skandinavien aus. Je nachdem, wie sich das Hoch positioniert, ist der Frühling, Frühsommer, Sommer und ein markanter Temperatursturz in Betracht zu ziehen - doch welche Wetterentwicklung ist die wahrscheinliche?
Ein Hoch hat sich über Deutschland durchgesetzt, bleibt aber anfällig für Störeinflüsse. So ziehen immer wieder Wolkenfelder vorüber, welche zunächst über den südlichen und östlichen Landesteilen für etwas Niederschlag sorgen können.
Der Frühling überwiegt
Zum Start in die neue Woche gelangen aus nördlichen Richtungen kühlere Luftmassen nach Deutschland, was die Temperaturen etwa nördlich einer Linie von Köln und Dresden auf +12 bis +15 Grad zurückgehen lassen kann. In Richtung der Küstenregionen kann es mit bis +10 Grad noch frischer werden. Anders die Situation über dem Süden, wo verbreitet bis +18 Grad und örtlich bis +22 Grad erreicht werden können. Ab Mitte der Woche pendeln sich auch über den nördlichen Landesteilen auf +14 bis +18 Grad ein. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Mai 2023.
Die Regenprognose
In der Nacht auf Montag dehnt sich von Süden ein Niederschlagsfeld nach Norden aus und sorgt am Tage südlich einer Linie von Bremen und dem Bayerischen Wald für gelegentliche Schauer und örtliche Gewitter (Gewitterradar), welche südlich einer Linie von Stuttgart und München mit 3 bis 8 l/m² und über dem Schwarzwald mit bis 12 l/m² für nennenswerten Niederschlag sorgen kann.
Am Dienstag steift ein weiteres Niederschlagsfeld den Osten von Deutschland und kann im Schwerpunkt über den östlichen Mittelgebirgen mit 4 bis 8 l/m² für etwas Regen sorgen. Ein weiteres Regengebiet erreicht Deutschland am Freitag. Bei einer feucht-warmen und labilen Schichtung der Luftmassen kommt es zu wiederholten - teils kräftigen - Schauern und Gewittern. In der Kumulation zeigt sich bis einschließlich Freitag ein weitgehend trockener Norden mit einem Niederschlagsschwerpunkt über dem Süden, der sich am Freitag auf den Westen ausdehnen kann.
Wettervorhersage des europäischen Wettermodells: Hoch über Skandinavien
Wir hatten in der gestrigen Wetterprognose die ungewöhnliche Ausdehnung des Hochdrucksystems über Europa einmal genauer betrachtet. Doch auch wenn ein Hochdrucksystem das Wetter dominiert, so gibt es - je nach Positionierung des Hochdrucksystem - auch Schwachstellen im System.
Unterwanderung des Hochdrucksystems
Die Wettervorhersage der Europäer simuliert heute eine solche Schwachstelle, bei der sich über Skandinavien bis zum 10. Mai ein autarkes Hochdrucksystem ausbilden kann. Dem Hoch aber gelingt es nicht, eine stabile Achse in Richtung der Mittelmeerregion aufzubauen. Stattdessen wird das Hoch am südlichen Gradienten unterwandert.
Temperatursturz
Durch die Hochdruckposition dreht über Deutschland, Österreich und der Schweiz die Grundströmung auf östliche Richtungen und führt spürbar kühlere Luftmassen über Deutschland hinweg, was das Temperaturspektrum bis zum 7. Mai auf +6 bis +12 Grad regelrecht abstürzen lässt. Die Temperaturen steigen im nachfolgenden Zeitraum zwar rasch wieder in den frühlingshaften Bereich an, doch wird dieser Wettersturz von zeitweiligem Niederschlag begleitet. Eine nachhaltig stabile Wetterentwicklung ist demnach nicht zu erwarten.
Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Hochdruckblase bis weit in den Polarwirbel hinein
So imposant die Berechnungen der Hochdruckzone in den vergangen 72 Stunden auch waren, so zeigte sich immer wieder die Instabilität innerhalb des Hochdruckkonstruktes. Wie das im Detail aussehen kann, zeigt die Wetterprognose der Amerikaner.
Kaltlufttropfen über Osteuropa
Die Hochdruckzone erstreckt sich bis zum 10. Mai vom Atlantik über Mitteleuropa und Skandinavien bis über das westliche Russland. Deutschland liegt im schwachgradientigen Einflussbereich des Hochdrucksystems, was zu einem überwiegend ruhigen und frühlingshaft warmen Wettercharakter führt. Zeitweilige Schauer und örtliche Gewitter sind dennoch nicht auszuschließen. Während sich das Hochdrucksystem weiter ausdehnt, wird im Bereich der Ukraine und Polen ein Höhentief (Kaltlufttropfen) eingeschlossen. Durch die Ausrichtung der Hochdruckachse bleibt der Kaltlufttropfen an Ort und Stelle, doch sollte sich das Hoch weiter nach Skandinavien verlagern, so gelangen die kalten Luftmassen nach Deutschland. Die Prognose der Europäer ist nicht abwegig.
Das Hoch dehnt sich zu weit nach Norden aus
Die Unterwanderung des Hochdrucksystems findet auch in der Wetterprognose der Amerikaner statt, jedoch in einem größeren Stil. Das Hoch erstreckt sich bis zum 13. Mai in einem Bereich von der Karasee, der Barentssee, Skandinavien und beginnt damit, über dem östlichen Europa eine Hochdruckachse nach Süden aufzubauen. Das gelingt aber nur zum Teil und so wird auch dieses Hochdruckkonstrukt an seinem südliche Gradienten unterwandert.
Durch die Weitläufigkeit dezentralisiert sich der Kaltluftzustrom und beschränkt sich auf die höheren Luftschichten. Darunter hat dieser Vorgang einen nur geringen Einfluss auf die Temperaturentwicklung, welche im Zeitraum vom 5. bis 15. Mai +14 bis +18 Grad und über dem Westen örtlich bis +22 Grad fast durchweg im frühlingshaften Bereich verweilen können. Kommt Niederschlag hinzu, kann es kurzzeitig auf +10 bis +14 Grad abkühlen.
Sommerhoch?
Die Entwicklung der Hochdruckzone ist nach dem Wettertrend der Amerikaner noch nicht abgeschlossen. Das Hoch über Skandinavien, der Barents- und Karasee dehnt sich weiter in den Polarwirbel hinein aus, während von den Azoren aus ein weiterer Hochdruckkeil in Richtung Mitteleuropa strebt. Über dem östlichen Kanada strömen derweil kalte Luftmassen polaren Ursprungs in Richtung Neufundland und lassen die Aktivität der atlantische Frontalzone etwas ansteigen. Dieser Impuls reicht aus, um mit dem Hochdruckkeil warme Luftmassen nach Deutschland zu führen, welche in der zweiten Mai-Hälfte eine sommerliche Temperaturentwicklung nicht ausschließen lässt.
Auf den Punkt gebracht: Der Frühling und seine Schwachstellen
An diesem Fazit hat sich in den vergangenen 96 Stunden nichts geändert. Das Hoch kommt, doch durch seine weitgefasste Ausdehnung, ergeben sich regional erhebliche Unterschiede, bei der Störeinflüsse - und seien es nur Höhentiefs - das Wetter unbeständig gestalten können.
Was wahrscheinlich ist
Ein markanter Temperatursturz wie ihn die Europäer ins Spiel bringen hat Potential - keine Frage und würde in den klassischen Zeitraum der Eisheiligen fallen, welche eher zufällig und keine Singularität sind.
Doch sind die Wahrscheinlichkeiten anders gelagert. Deutlicher zeigt sich das in der Temperaturprognose der Kontrollläufe. Das Temperaturspektrum steigt im Zeitraum vom 4. bis 8. Mai über dem Süden auf ein Niveau an, welches im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 mit einer Abweichung von +2 bis +4 Grad zu warm ausfallen kann. Nach Norden normalisiert sich das Temperaturspektrum. Im Zeitraum vom 9. bis 15. Mai ist über dem Norden mit einem für den Mai typischen Temperaturspektrum zu rechnen, das über dem Süden mit einer Differenz von +1 bis +2 Grad zu warm bleibt.
Die Niederschlagsprognose
Die Schwächen im Hochdruckkonstrukt spiegeln sich auch in der Niederschlagsprognose wider. Der Zeitraum vom 2. bis 6. Mai bleibt weitgehend trocken. Ferner steigen die Niederschlagssignale zunächst über dem Süden und Westen in den erhöhten Bereich an, bevor zum 10. Mai es auch über dem Norden zu einer erhöhten Schauerneigung kommen kann. Schwacher Ausprägung bleiben die Niederschlagssignale bis zum 15. Mai über den östlichen Landesteilen.
Mit anderen Worten formuliert - frühlingshaft, mit frühsommerlichen Temperaturphasen ist das Erwartbare - insbesondere über der Südhälfte - doch ein nachhaltiger und stabiler Wettercharakter ist vorerst nicht zu erwarten
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
6. Mai | +9 bis +20 Grad |
+14 bis +17 Grad |
10. Mai | +9 bis +23 Grad |
+15 bis +17 Grad |
15. Mai | +9 bis +23 Grad |
+16 bis +18 Grad |
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