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Wettertrend: Chaotischer Polarwirbel - Erst der Spätwinter, dann der Frühling

| M. Hoffmann
Schneeschauer bis auf das Flachland herab - der Spätwinter über Deutschland

Innerhalb des Polarwirbels kommt es in den kommenden Tagen zu heftigen Verwerfungen, welche die Gesamtstruktur auf den Kopf stellt und über Teile von Deutschland ein spätwinterliches Spektakel ermöglicht.

Der Sonnenschein überwiegt noch bis einschließlich Freitag. Zwar können sich nächtliche Nebelfelder auch am Tage als zäh erweisen und den Sonnenschein durch hochnebelartige Bewölkung eintrüben, doch mit Niederschlag ist nicht zu rechnen. Der Wind kommt schwach bis mäßig aus östlichen Richtungen und kann gelegentlich unangenehm böig auffrischen. Die Temperaturen erreichen bis Freitag +4 bis +8 Grad und mit einer längeren Sonnenscheindauer sind bis +10 Grad möglich.

Absinkende Schneefallgrenze

Am Wochenende und zum Start in die neue Woche verdichten sich die Wolken von Norden und nachfolgend setzt leichter Niederschlag ein, der erst zum Montag über dem Nordwesten und Westen nennenswert ausfallen kann. Der Wind kommt kräftig aus westlichen Richtungen und kann am Samstag über den Küsten der Nordsee für stürmische Windböen sorgen. Die Temperaturen erreichen am Samstag +4 bis +8 Grad und sinken über dem Nordosten auf bis +0 Grad ab. Am Montag sind +2 bis +6 Grad möglich, was bis auf tiefere Lagen herab für Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer sorgen kann. Oberhalb etwa 400 bis 700 Meter stellt sich Dauerfrost ein und mit der Ausbildung einer dünnen Schneedecke kann gerechnet werden. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter März 2023.

Am Wochenende gelangen aus nördlichen Richtungen kalte Luftmassen nach Deutschland, was die Schneefallgrenze bis auf die mittleren Lagen absinken lassen kann
Wetterprognose nach dem deutschen (li.) und europäischen (re.) Vorhersage-Modell: Am Wochenende gelangen aus nördlichen Richtungen kalte Luftmassen nach Deutschland, was die Schneefallgrenze bis auf die mittleren Lagen absinken lassen kann © www.meteociel.fr

Arctic Outbreak mit Schnee, Eis und Frost über Deutschland

Der Winter war ja alles andere als berauschend, doch zu seinem Finale findet noch einmal ein Phänomen statt, dass es nicht so häufig zu bestaunen gibt. Ein Displacement des Polarwirbels sorgt dafür, dass der Aktivitätsradius des Polarwirbels sich in den Bereich der Kara- und Barentssee verlagert, während sich zwischen Grönland, Kanada und Alaska eine Hochdruckblase ausdehnt.

Da sich Hochdrucksysteme im und Tiefdruckgebiete gegen den Uhrzeigersinn drehen, werden aus der Polarregion arktische Kaltluftmassen nach Süden geführt, die zum 5. März Deutschland erreichen und bis zum 10. März das Wetter dominieren. Der Höhepunkt sollte zum 9. März erreicht sein.

Flachlandwinter: Schnee bis auf tiefere Lagen herab?

Doch trotz der kalten Luftmassen von bis zu -10 Grad in 1.400 Meter Höhe reicht es in der ersten März-Dekade nicht mehr aus, um für Dauerfrost bis auf tiefere Lagen herab zu sorgen. Die Temperaturen pendeln sich auf +2 bis +6 Grad ein und können über den östlichen Landesteilen, sowie oberhalb etwa 400 bis 600 Meter für Dauerfrost sorgen. Schneefall ist - dank der Höhenkälte - bis auf tiefere Lagen herab möglich und oberhalb etwa 300 bis 600 Meter kann mit der Ausbildung einer Neuschneedecke gerechnet werden. Doch wie auf der nachfolgenden Schneeprognose unschwer zu erkennen ist, sind die simulierten Neuschneemengen noch mit einem hohen Maß an Skepsis zu bewerten.

In den Nächten sinken die Werte auf +0 bis -5 Grad ab und können bei Aufklaren und über Schnee unter die -10 Grad-Marke absinken.

Bis 10. März: Kalte Luftmassen polaren Ursprungs sorgen über Deutschland für spätwinterliche Wetterverhältnisse
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und dem amerikanischen (mi.) Vorhersage-Modell. Rechts oben die Schneeprognose der Europäer, darunter die der Amerikaner: Bis 10. März - Kalte Luftmassen polaren Ursprungs sorgen über Deutschland für spätwinterliche Wetterverhältnisse
© www.meteociel.fr

Wetterumschwung in Richtung Frühling

Man erkennt die Schwachstelle für das winterliche Finale bereits auf den obenstehenden Wetterkarten. Das Hoch, welches den Arctic Outbreak einleitet, verlagert sich weiter in den Polarwirbel hinein und verliert seine Achse in Richtung der Azoren. Infolge daraus endet die Blockadesituation auf dem Atlantik, mit gravierenden Folgen für die weitere Entwicklung der Großwetterlage.

Endlich Regen?

Die kalten Luftmassen lösen auf dem warmen Atlantik in Form von kräftigen Tiefdrucksystemen unmittelbare Reaktionen aus. Und da die Hochdruckblockade fehlt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die atlantische Frontalzone in Richtung Mitteleuropa vorwagt und den so lang ersehnten Niederschlag bringt.

Nur langsam wärmer

Kalte Luftmassen sind schwer und träge und es dauert wohl noch bis zum 12. März, bis die kalten Luftmassen mit einem böigen bis stürmischen Wind aus westlichen Richtungen aus Deutschland vertreiben worden sind. Die Temperaturen erreichen nachfolgend +8 bis +12 Grad und können über dem Westen mit bis +14 Grad frühlingshaft warm ausfallen.

Der Frühling macht sich in der zweiten März-Dekade langsam bemerkbar
Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Der Frühling macht sich in der zweiten März-Dekade langsam bemerkbar
© www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Erst der Spätwinter, dann der Frühling

Der Wettertrend der letzten Tage mit einer nasskalten Witterung und winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen bestätigt sich auch heute wieder. Überdies zeichnet sich mit einer Verlagerung des Hochdrucksystems in Richtung Alaska ein weiterer Wetterwechsel ab, der die Freunde des Frühling aufhorchen lassen kann.

Was wahrscheinlich ist

Zwar wird ein Arctic Outbreak in Gang gesetzt, doch was er auf seinem Weg nach Süden vorfindet, sind schnee- und frostbefreite Landmassen mit einer warmen Nord- und Ostsee. Darauf wird viel Energie verwendet, um das abzukühlen und dank den mittlerweile schon hohen Sonnenstandes, reicht es nicht mehr für Dauerfrost bis auf tiefere Lagen. Über dem Westen und Norden wird im Zeitraum vom 5. bis 10. März ein Temperaturmittelwert von +3 bis +5 Grad und über dem Süden und Osten von +0 bis +3 Grad simuliert.

Nachfolgend steigt das Temperaturniveau bis zum 12. März in Richtung der +10 Grad-Marke an und eröffnet in der zweiten März-Hälfte das Potential für den Frühling.

Kommt Regen?

Die Niederschlagssignale sind bis zum 8. März nur mäßig besetzt, was den kalten Luftmassen geschuldet ist - die können nicht viel an Feuchtigkeit speichern, doch aufgrund ihrer Labilität sind immer wieder Schauer zu erwarten. Ab dem 9. März nimmt die Niederschlagsaktivität zu und kann bis Mitte März zu nennenswerten - wenn auch nicht ausreichenden - Niederschlag sorgen.

Der Frühling regt sich bis Mitte März
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Der Frühling regt sich bis Mitte März
© www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
7. März -1 bis
+7 Grad
+1 bis
+4 Grad
11. März -1 bis
+13 Grad
+4 bis
+6 Grad
16. März -1 bis
+15 Grad
+6 bis
+8 Grad
Diagramm Temperaturen März 2023
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe März 2023 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der Frühlings- und Sommerprognose

Update der Wetterprognose von 20:34 Uhr

Der Arctic Outbreak schlägt bei allen drei Vorhersage-Modellen durch und dominiert das Wetter im Zeitraum vom 5. bis 9. März über Deutschland. In Rund 5.500 Meter Höhe gelangen Kaltluftmassen von bis -40 Grad nach Deutschland, was die Luftschichten äußerst labil werden lässt und zu Turbulenzen führen kann, wie man sie sonst nur vom April her kennt.

Wintergewitter?

Bis auf 1.400 Meter herab erwärmen sich die Luftmassen -7 bis -10 Grad und können auch über tieferen Lagen für kräftige Schneegestöber sorgen. Regional ist das Auftreten von Wintergewitter nicht ausgeschlossen, was im Zeitraum vom 7. bis 9. März insbesondere ab den mittleren Lagen für teils kuriose und turbulente Wetterentwicklungen sorgen kann. Die Temperaturen pendeln sich über tieferen Lagen auf +0 bis +4 Grad ein und ab 400 bis 600 Meter kann mit Dauerfrost und der Ausbildung einer Schneedecke gerechnet werden.

Das Displacement des Polarwirbels samt absolut gestörter Zirkulation und einem Arctic Outbreak über Deutschland
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und amerikanischen (mi.) Vorhersage-Modell und rechts oben die Schneeprognose der Europäer und darunter die der Amerikaner: Der Polarwirbelsplit samt absolut gestörter Zirkulation und einem Arctic Outbreak über Deutschland
© meteociel.fr

Chance für den Frühling?

Die Achse des Hochdrucksystems, welches für das Displacement des Polarwirbels verantwortlich ist, verliert ihre Verbindung zum Beginn der zweiten März-Dekade in Richtung der Azoren. Die kalten Luftmassen können auf dem warmen Atlantik die Tiefdruckproduktion explosionsartig ansteigen lassen, was über Deutschland entweder zu einer milden Südwest- bis Westwetterlage oder aber zu einem Hochdruckblock über Mitteleuropa führen kann - ganz so, wie es die Amerikaner heute Abend berechnen.

Egal wie man es dreht oder wendet - mit einem spätwinterlichen Wettercharakter hat das wenig etwas gemeinsam. Betrachtet man den Mittelwert aller Kontrollläufe, so bestätigt sich der Wettertrend hin zu einer Milderung, bei der die Temperaturen ab dem 10. März in Richtung der +10 Grad-Marke streben. Interessant aber ist heute Abend zu beobachten, dass die (nass)kalten Varianten heute Abend im Zeitraum vom 10. bis 15. März einen Zuspruch erhalten haben. Nicht mehr Spätwinter, aber auch nicht Frühling - typisches März-Wetter trifft es besser und Freunde des Frühlings sollten sich noch bis mindestens Mitte März in Geduld üben.

Nasskalt bleibt eine Option
Wetterprognose nach dem amerikanischen (li.) und dem Mittelwert aller Kontrollläufe (re.) Vorhersage-Modell: Nasskalt bleibt eine Option
© meteociel.fr

Langfristprognose Frühling und Sommer

Langfristprognosen der Vorhersage-Modelle sind mit einem hohen Maß Skepsis zu genießen und geben lediglich einen groben Anhaltspunkt auf die - errechnete - Wahrscheinlichkeit von zu warm oder zu kühl oder zu nass und zu trocken. Ändert sich das Schema, ändert sich auch die Berechnungen der Langfristmodelle - da ist für den Moment nichts in Stein gemeißelt und sollte im Gesamtkontext betrachtet werden.

Es gab in der Langfristprognose in den letzten 24 Stunden eine (kleine) Reaktion auf den Vorstoß kalter Luftmassen polaren Ursprungs. Der März soll mit einer Abweichung gegenüber dem Klimamittelwert von 1961 und 1990 von +0,0 bis +1,0 Grad normal bis leicht zu warm ausfallen können (91/20: März -1,0 bis +0,0 Grad). Das ist zwar in Zeiten der Klimaerhitzung absolut bemerkenswert.

Der April und der Mai werden mit einer Abweichung von +1,5 bis +2,5 Grad dann doch deutlich zu warm berechnet (91/20: April: -0,1 bis +0,9; Mai: +0,5 bis +1,5 Grad). Am Ende wird der Frühling mit einer Abweichung von +0,7 bis +1,7 Grad zu warm prognostiziert. Die Niederschlagsbilanz ist im März negativ, im April neutral und im Mai leicht zu trocken besetzt.

Für den Sommer hat sich nichts verändert. Die Abweichung liegt mit +2,0 bis +3,0 im Vergleich zu 61 und 90 im deutlich bis erheblich zu warmen Bereich. Im Vergleich zu 1991 und 2020 können die Werte mit einer Differenz von +0,7 bis +2,3 Grad zu warm ausfallen. In der Niederschlagsbetrachtung wird der Juni noch leicht zu nass, der Juli deutlich und der August etwas zu nass simuliert.

Abweichungen der Temperaturen im Frühling und Sommer gegenüber dem langjährigen Mittelwert 1961 und 1990
Monat Tem­peratur Nieder­schlag
März 2023 +0,0 bis +1,0 Grad Trend: zu trocken
April 2023 +1,5 bis +2,5 Grad Trend: normal bis leicht zu trocken
Mai 2023 +1,5 bis +2,5 Grad Trend: normal bis etwas zu trocken
Juni 2023 +1,5 bis +2,5 Grad Trend: leicht zu nass
Juli 2023 +2,0 bis +3,0 Grad Trend: zu trocken
August 2023 +2,0 bis +3,0 Grad Trend: etwas zu trocken
Diagramm der Temperaturentwicklung Frühling und Sommer 2023
Diagramm der Temperaturentwicklung Frühling und Sommer 2023

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