Wetterprognose - Vorerst kein Frühling - Polarwirbelsplit, Arctic Outbreak und ein spätwinterlicher Ansatz
Der Polarwirbel bekommt in den nächsten Tagen einen ordentlichen Dämpfer von oben herab verpasst und verliert nachfolgend an Stabilität und die Großwetterlage kann durch bestimmte Prozesse vollständig auf den Kopf gestellt werden. Welche Chancen haben dabei der Winter und der Frühling?
Noch dominiert ein Hoch das Wetter über Deutschland und sorgt für viel Sonnenschein, der mancherorts von einer dichten Hochnebeldecke eingetrübt werden kann. Mit Niederschlag ist vorerst nicht zu rechnen und die Temperaturen pendeln sich bis zum Ende der Woche auf +4 bis +8 Grad ein. Mit einer entsprechenden Sonnenscheindauer können bis +10 Grad und bei Hochnebel zwischen +2 und +5 Grad möglich sein.
Schauer am Wochenende
Bereits ab Freitag dreht der Wind auf nördliche Richtungen und befördert starke Bewölkung in Richtung der Alpen, die nördlich von Baden-Württemberg und Bayern immer wieder zu Schauern führen können. Viel an Niederschlag ist nicht zu erwarten, doch werden mit dem Wind in der Höhe kühlere Luftmassen zugeführt, sodass Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer bis auf tiefere Lagen herab möglich sein können. Die Temperaturen gehen auf +0 bis +5 Grad zurück und können über Baden-Württemberg und Bayern bis +8 Grad erreichen. Die Schneefallgrenze sinkt bis auf mittlere Lagen ab. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter März.
Instabiler Polarwirbel
Dass der Polarwirbel keine gute Figur mehr macht, lässt sich ohne Weiteres auf den oben dargestellten Wetterkarten erkennen. Ein Hoch treibt einen Keil in den Polarwirbel hinein und zwingt diesen zu einem Displacement, bzw. zu einem Split.
Vorstoß kalter Luftmassen arktischen Ursprungs
Dem Hochdruckkeil gelingt es bis zum 8. März eine Querverbindung zu einem Hoch über Alaska aufzubauen, die direkt über Kanada führt. Der Polarwirbel zieht sich über diesen Regionen vorerst vollständig zurück und zentralisiert sich im Bereich der Kara- und Barentssee.
Schnee, Eis und Frost?
In Kombination der Wettersysteme ergibt sich über Mitteleuropa eine nördliche Grundströmung, bei der Deutschland bis zum 8. März vollständig von kalten Luftmassen polaren Ursprungs erfasst wird. Die Temperaturen in 1.400 Meter Höhe sinken auf -6 bis -9 Grad ab und ermöglichen über dem Flachland Temperaturen, die mit +2 bis -2 Grad in den winterlichen Bereich absinken können, was über dem Süden und Osten wahrscheinlicher, als über dem Norden und Westen ist. Kommt die Sonne zum Vorschein, können auch bis +6 Grad möglich sein.
Hinzu kommen zeitweilige Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer, die bis auf die tieferen mittleren Lagen herab, für die Ausbildung einer Schneedecke sorgen können. Klart es in den Nächten auf, so können die Tiefstwerte auf -4 bis -8 Grad und über Schnee auch unter die -10 Grad-Marke absinken. Also ja, winterliche Wetterverhältnisse!
Wie viel Schnee zusammenkommen wird, hängt von der Ausgestaltung der Kaltluftmassen ab, die nicht dafür bekannt ist, viel an Feuchtigkeit zu speichern, insofern verwundern die unterschiedlichen Interpretationen der Vorhersage-Modelle hinsichtlich einer Schneedecke bis zum 9. März nicht sonderlich.
Was für den Winter alles schieflaufen kann
Die oben dargestellten Wetterkarten deuten es schon an. Bevor sich die kalten Luftmassen über Mitteleuropa festsetzen können, verliert die Hochdruckzone zwischen den Azoren, Grönland und Alaska ihre Achse nach Süden und da kalte Luftmassen auf den warmen Atlantik prallen, lässt die Reaktion nicht lange auf sich warten.
Die atlantische Frontalzone wird in Gang gesetzt
Explosionsartig
werden auf dem Atlantik Tiefdrucksysteme gebildet, die zum Beginn der zweiten März-Dekade in Richtung Mitteleuropa streben, dort jedoch auf die schweren Kaltluftmassen polaren Ursprungs treffen.
Frühlings- oder typisches Märzwetter?
Entscheidend wird sein, wie weit die atlantische Frontalzone nach Osten vorankommen wird. Nach dem aktuellen Wettertrend der Amerikaner gelingt das nur in der Form, dass die Wolken Deutschland, Österreich und die Schweiz erreichen, während sich die Niederschlagsfronten mehr und mehr auflöst und bis zum 16. März ein weitgehend trockener Wettercharakter möglich ist.
Da die kalten Luftmassen abgebaut werden, steigen die Temperaturen von Tag zu Tag etwas an und können am 10. März -3 bis +5 Grad, am 13. März +0 bis +5 Grad und bis zum 15. März +5 bis +10 Grad ermöglichen. Damit ist klar, dass der Spätwinter über den östlichen und südlichen Regionen plausibel ist, bei der die Tiefstwerte bei Aufklaren und über Schnee auch unter die -10 Grad-Marke absinken können. Ab Mitte März zeigen sich vermehrte Signale, die in Richtung Frühling zeigen.
Auf den Punkt gebracht: Bringt ein Polarwirbelsplit den Winter nach Deutschland?
Diese Frage ist auch heute nicht so einfach zu beantworten. Warum? Zum einen gibt es in der Konstellation der Wettersysteme noch ein paar Varianten, die einen Kaltluftzustrom nach Süden stoppen oder abmildern können. Doch einmal angenommen, die kalten Luftmassen überwinden die warme Nord- und Ostsee, so prallen diese auf das vergleichsweise warme Festland und die dort befindlichen milden Luftmassen. Für diesen Prozess muss viel Kälteenergie
aufgewendet werden und über den tieferen Lagen wohl zu einer nasskalten Witterung führen.
Was wahrscheinlich ist
Die Wetterprognose beider Vorhersage-Modelle bildet im Vergleich zu den Kontrollläufen die kältesten Varianten ab. Der Mittelwert aller Kontrollläufen favorisiert eine vom 5. bis 10. März über tieferen Lagen nasskalte Wetterentwicklung und folgt damit dem Wettertrend der letzten Tage. Ab dem 10. März ist die Temperaturprognose deutlich positiv besetzt.
Freunde des Frühlings
sollten sich mit ihrem Tatendrang noch mindestens bis zum 15. März in Geduld üben, bis dahin werden Freunde des Winterwetters
oberhalb etwa 400 bis 700 Meter ihre Freude an einer spätwinterlichen Wetterentwicklung haben, bei der auch kuriose Wetterlagen zustande kommen können.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
6. März | -1 bis +8 Grad |
+2 bis +5 Grad |
10. März | -4 bis +11 Grad |
+3 bis +5 Grad |
15. März | -2 bis +16 Grad |
+6 bis +9 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Frühlings- und Sommerprognose
Update der Wetterprognose von 20:08 Uhr
Alle drei Vorhersage-Modelle haben das Displacement des Polarwirbels heute Abend im Programm, sodass dieses Ereignis eine hohe Eintreffwahrscheinlichkeit hat.
Schnee, Eis und Frost?
Ab dem 4. März beginnt der Transport kalter Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden und erreichen die Alpen zum 6. März. Die Temperaturen gehen bis zum 7. März auf +2 bis -2 Grad zurück und können sich bis zum 9. März auf ein Spektrum vom von +0 bis +4 Grad einpendeln. Über dem Süden und Osten, sowie oberhalb etwa 400 bis 700 Meter, kann mit Dauerfrost gerechnet werden. Bis auf tiefere Lagen herab sind - dank der Höhekälte - Schneeschauer möglich. Oberhalb etwa 300 bis 500 Meter kann sich eine dünne Schneedecke ausbilden. Nasskalt mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen.
Kippmuster in Richtung Frühling
Die Grundlagen für den Spätwinter sind mit dem Arctic Outbreak vorhanden, doch stimmen die Rahmenbedingungen nicht. Hätte es im Januar einen anständigen Hochwinter und im Februar einen Spätwinter gegeben, sähe die Sache jetzt ganz anders aus - so aber wird es wohl auf eine nasskaltes bis spätwinterliches Geplänkel
hinauslaufen.
Bestätigt wurde heute im Tagesverlauf zudem die Auflösung der Hochdruckachse in Richtung der Azoren, was der atlantische Frontalzone die Rückkehr ins Wettergeschehen erleichtert und da sich dieser Prozess auf dem Atlantik - westlich von Mitteleuropa - abspielt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis frühlingshaft milde Luftmassen Deutschland aus südwestlichen Richtungen erreichen. Simuliert werden für den 13. März +0 bis +6 Grad und für den 16. März +14 bis +18 Grad und über dem Westen und Südwesten können bis +20 Grad nicht ausgeschlossen werden.
Ob das so kommen mag, bleibt abzuwarten. Erst einmal muss der Arctic Outbreak samt Displacement eintreffen. Anschließend wird man sehen, welche Reaktionen ausgelöst werden. Aber ja, diese Berechnungen zeigen eindrücklich, wie schnell der Frühling Einzug halten kann, wenn der störende
Hochdruckblock auf dem Atlantik erst einmal beseitigt ist.
Langfristprognose Frühling und Sommer
Langfristprognosen der Vorhersage-Modelle sind mit einem hohen Maß Skepsis zu genießen und geben lediglich einen groben Anhaltspunkt auf die - errechnete - Wahrscheinlichkeit von zu warm oder zu kühl oder zu nass und zu trocken. Ändert sich das Schema, ändert sich auch die Berechnungen der Langfristmodelle - da ist für den Moment nichts in Stein gemeißelt und sollte im Gesamtkontext betrachtet werden.
Das Langfristmodell reagiert in den letzten Tagen eher verhalten auf die Aktivitäten des Polarwirbels. Der März und der April soll mit einer Abweichung gegenüber dem Klimamittelwert von 1961 und 1990 von +0,5 bis +1,5 Grad jeweils zu warm ausfallen können (91/20: März -0,5 bis +0,5 Grad; April -1,1 bis -0,1 Grad). Das ist zwar in Zeiten der Klimaerhitzung schon bemerkenswert, unterstreicht aber auch, was von einer nachhaltigen Beeinträchtigung eines schwachen und instabilen Polarwirbel zu halten ist.
Der Mai wird mit einer Abweichung von +1,5 bis +2,5 Grad dann doch deutlich zu warm berechnet (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad). Am Ende wird der Frühling mit einer Abweichung von +0,7 bis +1,7 Grad zu warm prognostiziert. Die Niederschlagsbilanz ist im März negativ, im April neutral und im Mai leicht zu trocken besetzt.
Für den Sommer hat sich nichts verändert. Die Abweichung liegt mit +2,0 bis +3,0 im Vergleich zu 61 und 90 im deutlich bis erheblich zu warmen Bereich. Im Vergleich zu 1991 und 2020 können die Werte mit einer Differenz von +0,7 bis +2,3 Grad zu warm ausfallen. In der Niederschlagsbetrachtung wird der Juni noch leicht zu nass, der Juli deutlich und der August etwas zu trocken simuliert.
Monat | Temperatur | Niederschlag |
---|---|---|
März 2023 | +0,5 bis +1,5 Grad | Trend: zu trocken |
April 2023 | +0,5 bis +1,5 Grad | Trend: etwas zu trocken |
Mai 2023 | +1,5 bis +2,5 Grad | Trend: normal bis etwas zu trocken |
Juni 2023 | +1,5 bis +2,5 Grad | Trend: leicht zu nass |
Juli 2023 | +2,0 bis +3,0 Grad | Trend: zu trocken |
August 2023 | +2,0 bis +3,0 Grad | Trend: etwas zu trocken |