Wetteraussichten: Vorerst kein Frühling - Polarwirbelsplit, ein Arctic Outbreak und ein paar Fragezeichen
Polarwirbelsplit. In den kommenden Tagen strebt ein Hochdruckkeil weit in den Polarwirbel hinein vor und sorgt für eine Dipolausbildung, was kalte Luftmassen arktischen Ursprungs bis nach Deutschland führen kann.
Ein Hoch dominiert noch bis Donnerstag das Wetter über Deutschland. Lösen sich die regional nächtlich entstandenen Nebelfelder auf, ist mit viel Sonnenschein zu rechnen. Nach frostiger Nacht steigen die Temperaturen am Tage auf +4 bis +8 Grad und örtlich auf bis +10 Grad an und bleiben über den Nebelregionen mit +2 bis +4 Grad frischer.
Wetterwechsel aus nördlichen Richtungen
Zum Ende der Woche dreht der Wind auf nördliche Richtungen und führt vermehrt Wolken nach Deutschland, die am Freitag nur ganz vereinzelt und am Samstag zu nennenswerten Niederschlag führen können. Die Temperaturen bleiben über dem Westen noch unverändert, gehen aber nach Osten auf +2 bis +5 Grad zurück, was den mittleren Lagen die Schneefallgrenze näher bringt. Der Wind kann am Samstag stark böig und über exponierten Lagen und den Küsten von Nord- und Ostsee stürmisch auffrischen. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter März 2023.
Märzwinter über Deutschland
Die Wetterprognose des europäischen Wettermodells simuliert heute eine Wetterentwicklung, welche bis auf tiefere Lagen herab winterliche Wettererscheinungen zur Folge haben kann.
Polarwirbelsplit
Ein Hoch im Bereich von Spanien, England, Island und Grönland dehnt sich bis zum 6. März weiter nach Norden aus und initialisiert eine Hochdruckzone, die bis nach Alaska reicht und den Polarwirbel in zwei Hälften teilt. Der zentral steuernde Teil des Polarwirbels befindet sich im Bereich der Kara- und Barentssee.
Arctic Outbreak - die kalte Luft aus nördlichen Richtungen
Da sich Hochdrucksysteme im und Tiefdruckgebiete gegen den Uhrzeigersinn drehen, werden kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden geführt und erreichen Norddeutschland zum 5. März und erreichen die Alpen am 7. März. Die Temperaturen sinken auf +0 bis +5 Grad ab und zahlreiche Schauer können bis auf tiefere Lagen als Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer niedergehen. Oberhalb etwa 400 bis 600 Meter kann es winterlich werden.
Märzwinter mit Fragezeichen
Schaut man sich die obenstehende rechte Wetterkarte genauer an, so erkennt man das, was im Hochwinter häufiger passiert. Das Zirkulationsmuster ist mit einem Polarwirbelsplit zunächst absolut gestört, doch wenn sich das Hoch weiter in den Polarwirbel hinein vorwagt, so werden die Kaltluftströme in Richtung Kanada geführt, was auf dem Atlantik eine Reaktivierung der atlantische Frontalzone zur Folge hat. Auf andere Art formuliert handelt es sich - trotz aller Imposanz - um einen über Deutschland nasskalten Wettercharakter mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen, der in der zweiten März-Dekade in eine westliche Grundströmung (Westwetterlage) kippen kann.
Westwetterlage mit nordwestlicher Strömungskomponente
Die Wettervorhersage der Amerikaner geht in eine ähnliche Richtung. Das Hoch keilt nach Norden auf und geht zum 8. März eine Querverbindung zum Hoch über Alaska ein. Die südliche Hochdruckachse - welche für die Blockade der atlantische Frontalzone sorgen soll - bricht zusammen und das Strömungsmuster sorgt innerhalb des Polarwirbels für einen Transport der kalten Luftmassen in Richtung Kanada. Auf der anderen Seite wird von der Barentssee aus ein Arctic Outbreak in Gang gesetzt, jedoch durch die reaktivierte Frontalzone blockiert. Deutschland, die Schweiz und Österreich befinden sich zwischen den Fronten in einer nasskalten Witterung.
Kalte Luft aus Ost, warme aus Südwest
Im Zeitraum vom 8. bis 14. März bilden sich innerhalb des Polarwirbels zwei Teilbereiche aus. Der eine liegt zwischen Kanada und Grönland und der andere über der Karasee. Dazwischenschieben sich Hochdrucksysteme, was über Deutschland, Österreich und der Schweiz zu einer Grenzwetterlage führen kann. Die Temperaturen erreichen bspw. am 13. März nördlich einer Linie von Münster und Dresden +0 bis -5 Grad und steigen weiter nach Süden auf +4 bis +8 Grad und über dem Westen und Südwesten auf bis +12 Grad an.
Auf den Punkt gebracht: Märzwinter mit Fragezeichen
Der Polarwirbelsplit kommt, der heute auch noch als Displacement des Polarwirbels bewertet werden kann. Daran gibt es keinen Zweifel. Für das Wetter über Deutschland aber entscheidend ist das Hoch auf dem Atlantik, das sich von Grönland weiter in Richtung Alaska ausdehnt.
Was wahrscheinlich ist
Schnee, Eis und Frost sind zwar weiterhin eine Option, doch wie in den vergangenen Tagen auch, mit einer nur geringeren Relevanz, die für den Durchbruch des Frühlings sogar noch geringer ist. Deutlicher zeigt sich die erwartbare Wetterentwicklung in 1.400 Meter Höhe. Der Mittelwert der Höhentemperaturen schwankt vom 4. bis 12. März über dem Norden zwischen -6 und -8 Grad und über dem Süden zwischen -4 und -6 Grad. Das reicht für Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer bis auf tiefere Lagen aus, doch für einen Durchbruch des Winters bis auf das Flachland herab, sind in der ersten März-Dekade Höhenwerte von -8 bis -10 Grad erforderlich. Für die mittleren Lagen reichen -5 bis -7 Grad aus und das unterstreicht zum einen die Unsicherheiten und zum anderen die höhere Relevanz einer für den März so typischen nasskalten Wetterentwicklung, bei der ein Winter ab den mittleren Lagen nochmals optional werden kann.
Freunde des Frühlings
können sich in der nachfolgend näheren Betrachtung vom Mittelwert aller Kontrollläufe ab Mitte März berechtigte Hoffnungen machen, wenn sich der aktive Teil des Polarwirbels in Richtung Kanada verlagert und die atlantische Frontalzone damit beginnt, milde Luftmassen aus südwestlichen Richtungen nach Deutschland zu führen.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
5. März | -2 bis +8 Grad |
+3 bis +5 Grad |
9. März | -4 bis +11 Grad |
+3 bis +5 Grad |
14. März | -2 bis +18 Grad |
+6 bis +9 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Frühlings- und Sommerprognose
Update der Wetterprognose von 20:13 Uhr
Kommt der Spätwinter oder kommt er nicht? Klar ist, dass der Frühling mit einem Polarwirbelsplit dieser Kategorie vorerst eine untergeordnete Rolle spielt und sich Freunde des Frühlings
noch eine Weile in Geduld üben müssen.
Doch auch wenn die Voraussetzungen für einen spätwinterlichen Wettercharakter so gut wie schon lange nicht mehr sind, so sind die Rahmenbedingungen mit einem Supermildwinter
äußerst ungünstig und es besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass der mögliche Arctic Outbreak durch die warmen Luft-, Land- und Wassermassen lediglich zu einem winterlichen Geplänkel verkommt und die grundlegende Großwetterlage überwiegend nasskalter Ausprägung ist.
Polarwirbelsplit mit nachfolgender Westwetterlage
Ein Hoch keilt vom 5. März an nach Norden über Island und Grönland bis nach Alaska auf und verdrängt den aktiven Teil des Polarwirbels in Richtung der Kara- und Barentssee. Wie man auf den obenstehenden Wetterkarten erkennen kann, sind das die eigentlich idealen Voraussetzungen für den Märzwinter.
Arctic Outbreak mit Winter bis auf tiefere Lagen herab?
Betrachtet man das Ergebnis der oben dargestellten Berechnungen, so sind am 8. März Tageshöchstwerte von -2 bis +4 Grad und über dem Westen bis +6 Grad möglich. Flachlandwinter sieht anders aus und eine nasskalte Witterung, mit Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer bis auf das Flachland herab, trifft es besser.
Kippmuster in Richtung Westwetterlage
Nach der Wetterprognose der Amerikaner beginnt sich das Hoch im Bereich von Alaska und den Aleuten zu zentralisieren und verfrachtet durch seine Drehbewegung im Uhrzeigersinn die kalten Luftmassen des Polarwirbels in Richtung Kanada. Dort angekommen, strömen die polaren Luftmassen ab dem 8. März nach Süden - auf den warmen Atlantik - und entfachen ein Tiefdruckfeuerwerk, das zum Beginn der zweiten März-Dekade eine zonale Wetterlage mit nordwestlicher Ausprägung initialisiert. Nicht Frühling, nicht Winter, aber für den März absolut typisch!
Mehr Märzwinter statt Frühling
Schaut man sich die Wettervorhersage der Europäer an, so kann man das Potential einer Westwetterlage aus einem Polarwirbelsplit heraus deutlicher erkennen, auch wenn der Polarwirbelsplit das Wettergeschehen noch bis zum 10. März wird dominieren können. Doch auch hier: die Tageswerte sinken lediglich auf +0 bis +4 Grad in den nasskalten Bereich ab und können erst oberhalb etwa 300 bis 500 Meter für Dauerfrost und winterlichen Wetterbedingungen sorgen.
Langfristprognose Frühling und Sommer
Langfristprognosen der Vorhersage-Modelle sind mit einem hohen Maß Skepsis zu genießen und geben lediglich einen groben Anhaltspunkt auf die - errechnete - Wahrscheinlichkeit von zu warm oder zu kühl oder zu nass und zu trocken. Ändert sich das Schema, ändert sich auch die Berechnungen der Langfristmodelle - da ist für den Moment nichts in Stein gemeißelt und sollte im Gesamtkontext betrachtet werden.
Geht es nach dem Langfristmodell, so soll der März und der April mit einer Abweichung gegenüber dem Klimamittelwert von 1961 und 1990 von +0,5 bis +1,5 Grad jeweils zu warm ausfallen können (91/20: März -0,5 bis +0,5 Grad; April -1,1 bis -0,1 Grad). Der Mai wird mit einer Abweichung von +1,5 bis +2,5 Grad dann doch deutlich zu warm berechnet (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad). Am Ende wird der Frühling mit einer Abweichung von +0,7 bis +1,7 Grad zu warm prognostiziert. Die Niederschlagsbilanz ist im März negativ, im April neutral und im Mai leicht zu trocken besetzt.
Im Sommer bleibt nach wie vor alles beim Alten. Die Abweichung liegt mit +2,0 bis +3,0 im Vergleich zu 61 und 90 im deutlich bis erheblich zu warmen Bereich. Im Vergleich zu 1991 und 2020 können die Werte mit einer Differenz von +0,7 bis +2,3 Grad zu warm ausfallen. In der Niederschlagsbetrachtung wird der Juni noch leicht zu nass, der Juli deutlich und der August etwas zu trocken simuliert.
Monat | Temperatur | Niederschlag |
---|---|---|
März 2023 | +0,5 bis +1,5 Grad | Trend: zu trocken |
April 2023 | +0,5 bis +1,5 Grad | Trend: etwas zu trocken |
Mai 2023 | +1,5 bis +2,5 Grad | Trend: normal bis etwas zu trocken |
Juni 2023 | +1,5 bis +2,5 Grad | Trend: leicht zu nass |
Juli 2023 | +2,0 bis +3,0 Grad | Trend: zu trocken |
August 2023 | +2,0 bis +3,0 Grad | Trend: etwas zu trocken |