Wetter: Die zwei Optionen des Sommers
Ein Tief pumpt auf seiner Vorderseite heiße Luftmassen nach Mitteleuropa und dehnt sich zum Wochenende mit schweren Unwettern in Richtung Deutschland aus. Wie der weitere Verlauf des Sommers sein wird, hängt maßgeblich davon ab, wie weit ein atlantisches Tiefdruckgebiet nach Osten vorankommen wird.
HHitze und eine zunehmende Schwüle sorgen in den kommenden Tagen für ungewöhnliche Temperaturen von örtlich bis +37 Grad - die ersten Wüstentage sind möglich. Doch bevor sich eine Hitzewelle etablieren kann, greift zum Sonntag eine Unwetterfront auf Mitteleuropa über und überquert Deutschland bis zum Montag voraussichtlich vollständig.
Hitze, Unwetter, Abkühlung und neue Gewitter
Details bleiben bei einer aktiv-dynamischen Wetterlage grundsätzlich abzuwarten, doch nach den aktuellen Wetterprognosen werden aus nördlichen Richtungen kühlere Luftmassen zugeführt, was die heißen und energiegeladenen Luftmassen aus Deutschland verdrängt. Entlang der Konvergenzlinie können sog. Superzellen mit schweren Unwettern und regional auftretenden Tornados nicht ausgeschlossen werden (Gewitterprognose). Mit anderen Worten - die Unwetterfront hat es in sich. Ist diese durchgezogen, gehen die Temperaturen vorübergehend auf +17 bis +23 Grad zurück, bevor zum Dienstag die nächsten schwül-warmen Luftmassen über dem Süden von Deutschland für kräftige Schauer und Gewitter sorgen können. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Juni.
Wettervorhersage des europäischen Wettermodells: Eingekapseltes Tiefdrucksystem
Bereits in der gestrigen Wetterprognose hatten die Europäer die Einkapselung eines Tiefdrucksystems über Spanien simuliert. Diese Variante wurde in der Zwischenzeit verworfen, stattdessen findet die Isolierung weiter nördlich statt.
Markante Abkühlung möglich, aber auch wahrscheinlich?
Ein Tief kann sich im Zeitraum vom 21. bis 26. Juni im Bereich zwischen Island, England und Skandinavien zentralisieren und würde sich nun noch eine Tiefdruckachse in Richtung Neufundland etablieren können, wäre die Westwetterlage perfekt. Doch so weit wird es nicht kommen, denn ein Hochdruckkeil kappt die Verbindung auf dem Atlantik, bevor diese überhaupt zustande kommen kann. Das Tief zentralisiert sich zwar, wird aber vom Hoch isoliert.
Dem Tief bleibt gar nichts anderes übrig, als entweder nach Süden auszutrogen, sich nach Osten zu verlagern oder einfach an Ort und Stelle zu verharren (quasistationäres Verhalten). Die erste Variante hätte eine neuerlich schwül-warme bis heiße Wetterlage mit Schauern und Gewittern zur Folge. Die zweite Variante hätte mit +14 bis +18 Grad und örtlich bis +20 Grad eine im Zeitraum vom 22. bis 24. Juni markante Abkühlung zur Folge. Die dritte Variante würde zu einer Pattsituation führen und über Deutschland die schwül-warme Gewitterneigung aufrechterhalten.
Favorisiert wird die Pattsituation
. Das Tief bewegt sich kaum von der Stelle, liegt jedoch so nah an Mitteleuropa, dass sich der Einfluss des Tiefdrucksystems bis auf Deutschland ausweiten kann. Die Schauer- und Gewitteraktivität bleibt also auf einem hohen Niveau. Die Luftmassen werden zwar aus südwestlichen Richtungen zugeführt, doch ob es sommerlich warm werden kann, hängt letztlich von der genauen Position des Tiefdrucksystems ab. Abwarten!
Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: keine stabile Wetterlage
Gleich zwei Entwicklungen sind nach der Wetterprognose der Amerikaner auffällig und bestätigen eine These der letzten Tage.
Zeitlicher Verzug
Die Unwetter kommen zum Wochenende und verpassen dem Hochsommer über Deutschland einen Dämpfer. Doch anders, wie in den Tagen zuvor, kommt das Tief nicht weiter nach Osten voran und verweilt bis zum 24. Juni westlich von Europa, sodass die südwestliche Anströmung der Luftmassen weiterhin Bestand haben kann.
Kräftige Schauer und Gewitter
Südwest bedeutet in diesem Fall die Anströmung schwül-warmer Luftmassen, deren labile Schichtung immer wieder zu Schauern und Gewittern führen kann, die regional unwetterartig ausfallen können. Die Temperaturen pendeln sich - je nach Sonnenscheindauer und Gewitteraktivität - auf +22 bis +26 Grad und örtlich bis +28 Grad ein, bzw. gehen auf bis +17 Grad nach einem Schauer zurück. Die Parallelen zur Wetterprognose der Europäer sind deutlich erkennbar.
Wetterwechsel: der zweite Anlauf
Im Zeitraum vom 24. bis 26. Juni verlagert sich das Tief vom westlichen über das östliche Europa und führt mit +16 bis +22 Grad spürbar frischere Luftmassen nach Deutschland. Sollte es dem Tief zudem gelingen, sich über Mitteleuropa einzudrehen, so kann man von einem nachhaltigen Wetterwechsel ausgehen. Zum aktuellen Stand jedoch wird der Wetterwechsel nur angedeutet und nach dem Durchzug des Tiefdrucksystems dehnt sich schon das nächste Hoch nach Deutschland aus.
Wie man es dreht und wendet, herauskommt eine für die Jahreszeit etwas zu warme und grundsätzlich durchwachsene Wetterentwicklung. Eine Stabilisierung der Großwetterlage ist nach der Wetterprognose der Amerikaner vorerst nicht anzunehmen.
Auf den Punkt gebracht: Eine turbulente Wetterphase
Das Resümee der letzten Tage lief immer wieder auf eine Pattsituation hinaus, bei der sich in der letzten Juni-Dekade weder ein Hoch noch ein Tief nachhaltige Akzente über Deutschland setzten konnte. Daran hat sich heute grundsätzlich nichts verändert.
Abschwächung der kühlen Varianten
Doch stechen zwei Entwicklungen hervor, die in den letzten Tagen lediglich angedeutet und in einer These näher erläutert wurden. Die Abkühlung verzögert sich über dem Norden auf den 20. Juni und über dem Süden auf den 23. Juni. Zudem fällt die Abkühlung moderat aus und führt über dem Norden lediglich zu einer Normalisierung der Temperaturen auf ein für die Jahreszeit typisches Niveau. Über dem Rest von Deutschland liegt der Durchschnittswert der Kontrollläufe mit einer Differenz von +1 bis +2 Grad über dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990.
Kommt Regen?
Was bleibt, sind die im Zeitraum vom 20. bis 25. Juni erhöhten Niederschlagssignale, was den turbulenten und zu Unwettern neigenden Wettercharakter bestätigt. Ansonsten sind die Niederschlagsignale rückläufig, sodass es sich um eine vorüberziehende - aber markante - Störung handelt.
Betrachtet man die Niederschlagsprognosen der Vorhersage-Modelle, so zeigt sich ein zerklüftetes Bild, was eine erhöhte Schauer- und Gewitteraktivität bestätigt. Schauer haben jedoch die Eigenschaft, nicht flächendeckend niederzugehen und lassen sich zudem schwer vorhersagen. Es wird somit auch trockene Regionen geben können und die Niederschlagsprognosen sind mit einem gesunden Maß an Skepsis zu bewerten. Lediglich die Schwerpunkte lassen sich daraus ableiten, die voraussichtlich südlich der Donau und über Norddeutschland liegen können.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
22. Juni | +12 bis +33 Grad |
+19 bis +24 Grad |
26. Juni | +13 bis +29 Grad |
+19 bis +21 Grad |
1. Juli | +14 bis +33 Grad |
+22 bis +24 Grad |