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Wetter: Wie wahrscheinlich ist ein Kaltlufteinbruch im Mai?

| M. Hoffmann
Der Wonnemonat Mai

Ein Hochdrucksystem und ein Tief über der Barentssee werden das Wetter im Mai über Mitteleuropa beeinflussen können. Ob warm oder kalt, wird davon abhängen, wie sich das Hoch positioniert.

Regenwetter über dem Süden. Zeitweilige Schauer sorgen über der Südhälfte noch für Abwechslung, die östlich kräftiger ausfallen (Niederschlagsprognose) und von Gewitter (Gewitterradar) begleitet werden können. Weiter nach Norden bleibt es trocken und die Sonne kommt häufiger zum Vorschein. Die Temperaturen pendeln sich - je nach Sonnenscheindauer - auf +10 bis +15 Grad und örtlich bis +17 Grad ein.

Frühlingshaft mit Temperatursturz im Mai?

Aber der Wochenmitte setzt sich über Deutschland hoher Luftdruck durch. Die Schauertätigkeit nimmt über dem Süden ab und die sonnigen Momente mehren sich auch hier, was die Temperaturen am Donnerstag auf +15 bis +20 Grad und örtlich bis +22 Grad in den frühsommerlichen Bereich ansteigen lassen kann. Zum Wochenende - und damit zum Auftakt in den Mai - dreht die Grundströmung auf nördliche Richtungen und führt neben Wolken und Schauern auch kühlere Luftmassen nach Deutschland. Im Detail bleibt es noch abzuwarten, wie weit die kalten Luftmassen tatsächlich nach Süden vorankommen werden. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Mai.

Kühle Luftmassen machen sich auf den Weg in Richtung Deutschland
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Vorhersage-Modell: Kühle Luftmassen machen sich auf den Weg in Richtung Deutschland © www.meteociel.fr

Kaltlufteinbruch im Mai

Man kann das meridionale Strömungsmuster gut auf den obenstehenden Wetterkarten erkennen und daran hat sich in den letzten Tagen wenig geändert. Die Zufuhr kalter Luftmassen polaren Ursprungs ist und bleibt in der ersten Mai-Dekade eine wahrscheinliche Wetterentwicklung. Es gibt aber Feinheiten, auf die wir heute einmal näher eingehen möchten.

Kaltluft bis an die Alpen?

Einmal angenommen, das meridionale Muster optimiert sich in der ersten Mai-Dekade, was hätte das für Konsequenzen für das Wetter über Deutschland?

Die kalten Luftmassen streichen über die Nord- und Ostsee und nehmen in diesen Prozess Feuchtigkeit auf. Kalte Luftmassen können weniger Feuchtigkeit speichern und sind labiler geschichtet, sodass mit einer erhöhten Schauerneigung zu rechnen ist und da es sich um Höhenkälte handelt, ist bei Tageswerten von +5 bis +10 Grad mit Schnee- und Graupelschauern bis auf tiefere Lagen herab zu rechnen. In den Nächten wäre bei Aufklaren Frost möglich.

Die Amerikaner berechnen heute eine solche Wetterentwicklung, wobei das letzte Optimum in Form eines kaltluftansaugenden Tiefdrucksystems über der Mittelmeerregion fehlt. Dennoch - die Tiefdrucksysteme stoßen immer wieder in den Raum vor und etablieren über Europa eine Trogstruktur, was dem Frühling einen ordentlichen Dämpfer verpassen kann.

Trog Mitteleuropa - kühles Maiwetter
Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Trog Mitteleuropa - kühles Maiwetter © www.meteociel.fr

Wie wahrscheinlich ist ein Kaltluftzustrom Anfang Mai?

Kommen wir zu den Feinheiten. Der Zustrom polarer Luftmassen funktioniert nur, wenn das Hoch auf dem Atlantik verbleibt und zusammen mit dem Tief über der Barentssee ein meridional verlaufendes Strömungsmuster initialisiert. Das Optimum sozusagen.

Doch wer bei uns schon längere Zeit zu Gast ist, der kennt das vielleicht aus dem Winter. Da werden für die Freunde des Winterwetters die schönsten Kaltlufteinbrüche aus nördlichen Richtungen simuliert und nachfolgend Tag für Tag abgeschwächt, bis diese Simulation in sich zusammenbricht und am Ende eine milde Südwestwetterlage dabei herauskommt.

Hochdruckwetter

Es kommt also darauf an, wie sich die Wettersysteme zueinander verhalten und verhält sich ein System nur minimal anders, kommt über Europa eine andere Wetterlage zustande. Deutlicher zeigt sich das heute in der Wetterprognose der Europäer, die das Hoch nicht auf dem Atlantik, sondern über England berechnen und dieses bis zum 6. Mai nach Osten - in Richtung Deutschland - ausdehnen lassen.

Damit kommt es zum Klassiker. Die kalte Luft wird über dem östlichen Europa nach Süden abgeleitet. Deutschland, Österreich und die Schweiz gelangen zwar in eine nördliche Grundströmung, verbleiben aber im Einflussbereich des Hochdrucksystems. Bei wechselnder Bewölkung sind nur gelegentliche Schauer zu erwarten und die Temperaturen pendeln sich über dem Norden auf +7 bis +12 Grad und über dem Süden auf bis +16 Grad ein. Ein Streifschuss sozusagen.

Die kalten Luftmassen werden blockiert oder an Deutschland vorbeigeleitet
Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Die kalten Luftmassen werden blockiert oder an Deutschland vorbeigeleitet © www.meteociel.fr

Südwest- oder Ostwetterlage

Kommen wir zu einer anderen Feinheit, die zwar in den aktuellen Prognosen eine nur untergeordnete Rolle spielt, jedoch gravierende Auswirkungen auf das Wetter im Mai haben kann.

Das Hoch verlagert sich bis zum 6. Mai vollständig über Deutschland und driftet nachfolgend nach Osten ab. Die sich regenerierende atlantische Frontalzone läuft auf das Hoch auf und was entsteht, ist eine milde bis warme und abwechslungsreiche Südwestwetterlage.

Eine Abwandlung dieser Variante ist, wenn das Hoch über Deutschland nicht nach Osten, sondern nach Norden aufkeilt und über Skandinavien eine autarke Formation annimmt. In diesem Fall wird die atlantische Frontalzone vollständig blockiert (gestörte Zirkulation) und die Grundströmung dreht über Europa auf östliche Richtungen. Mildes (nicht warmes) und weitgehend trockenes Frühlingswetter wäre in diesen Fall zu erwarten.

Optionen - das Hoch über Europa oder Skandinavien
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Optionen - das Hoch über Europa oder Skandinavien © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Ein Kaltlufteinbruch ist wahrscheinlich, aber nicht gesichert

Das lässt sich festhalten. Übereinstimmend sind - trotz der Nuancen - die Vorhersage-Modelle darin, dass die Grundströmung in den ersten Mai-Tagen auf eine nördliche Richtung kippen wird. So werden - zumindest in der Höhe - kalte Luftmassen nach Deutschland geführt und verpassen dem Frühling mit jedem Schauer, der niedergeht, einen Dämpfer.

Vorerst kein Sommerwetter

Deutlicher wird dieser Wettertrend, wenn man den Mittelwert aller Kontrollläufe zurate zieht. Mehrheitlich wird auch hier eine für die Jahreszeit normale und über der Nordhälfte zu kühle Temperaturprognose gestellt. Insbesondere der Norden kann mit einer Abweichung gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um bis -2 bis -3 Grad zu kalt ausfallen. Weiter nach Süden pendelt sich das auf eine Differenz zwischen -1 und +1 Grad ein.

Der Hauptlauf der Amerikaner bildet hierbei die kälteste Variante ab. Möglich ja, wahrscheinlich nein. Im Mittelwert aller Kontrollläufe erkennt man zudem, dass der Kaltluftzustrom Deutschland nicht voll treffen wird und sich nach dem 6. Mai Möglichkeiten der angesprochenen Südwestwetterlage ergeben.

Die Regenprognose

Die Niederschlagsprognose ist über Deutschland vom 27. April bis 5. Mai als schwach zu bewerten, was neben ein paar Schauern ein verbreitet trockenes Wetter zur Folge haben wird. Im nachfolgenden Zeitraum steigt die Niederschlagstätigkeit in den leicht erhöhten Bereich an, was den Rückschluss einer erhöhten Schauertätigkeit zulässt. Mit anderen Worten mäßig mild und leicht unbeständig, aber nicht kalt.

Ein meridional verlaufendes Strömungsmuster wird in der ersten Mai-Dekade sehr wahrscheinlich
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Viele Möglichkeiten, doch ist ein meridional verlaufendes Strömungsmuster in der ersten Mai-Dekade sehr wahrscheinlich © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
2. Mai +9 bis
+19 Grad
+13 bis
+15 Grad
6. Mai +7 bis
+21 Grad
+12 bis
+14 Grad
11. Mai +9 bis
+21 Grad
+14 bis
+16 Grad
Diagramm Temperaturen Mai 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Mai 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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