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Wettertrend: Ein desolater Polarwirbel mit gestörtem Zirkulationsmuster

| M. Hoffmann
Frühlingswetter im Mai?

Innerhalb des Polarwirbels kommt es in den kommenden Stunden zu erheblichen Verwerfungen, die das Wetter bis in den Mai hinein beeinflussen können. Eine Normalisierung des Wetters ist vorerst nicht zu erwarten.

Ostern verläuft über Deutschland trocken und verbreitet sonnig. Nur ein böiger Wind sorgt für unangenehme Momente. Die Temperaturen erreichen über den östlichen Landesteilen +10 bis +15 Grad und nach Westen sind +14 bis +18 Grad und am Ostermontag örtlich bis +20 Grad möglich.

Das Wetter wird unbeständiger und kühler

Das Osterhoch zieht sich im weiteren Verlauf der Woche nach Norden zurück und wird an seinem südlichen Gradienten anfälliger für Störungen, die von einem Kaltlufttropfen über dem östlichen Europa ausgehen. Der Wind dreht auf östliche Richtungen und führt über dem Osten mit +8 bis +12 Grad kühlere Luftmassen nach Deutschland, die sich auf ihrem Weg nach Westen auf bis +15 Grad erwärmen können. Bei wechselnder bis starker Bewölkung kommt es zu gelegentlichen Schauern, die meist jedoch von der leichten Art sind. Gewisse Ungenauigkeiten gibt es in der Regenprognose dennoch und hängt davon ab, wie der Kaltlufttropfen zieht und ob dessen Intensität zunehmen kann. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter April 2022.

Das Osterhoch wird im Verlauf der kommenden Woche von einem Kaltlufttropfen an seinem südlichen Gradienten unterwandert
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Vorhersage-Modell: Das Osterhoch wird im Verlauf der kommenden Woche von einem Kaltlufttropfen an seinem südlichen Gradienten unterwandert © www.meteociel.fr

Die vollständig gestörte Zirkulation

Deutlicher kann es nicht mehr zum Ausdruck gebracht werden. Die Grundströmung über Deutschland, Österreich und der Schweiz dreht in den kommenden Tagen auf eine östliche Richtung und die atlantische Frontalzone hat keine Chance mehr, in das Geschehen einzugreifen. Damit ist ein wesentlicher Baustein für die Wetterentwicklung bis in den Mai gesetzt.

Gradientenschwache Wetterlage

Fakten werden zwar von der Großwetterlage geschaffen, doch endet das in einer Patt-Situation, bei der es wenig Dynamik gibt und entsprechend groß werden die Unterschiede im Detail sein. Anders formuliert, wird es in den kommenden Tagen nicht langweilig und insbesondere die Niederschlagsprognose wird zwischen leicht bis mäßig erhöht schwanken können. Je nachdem, wie sich die Tiefdrucksysteme unterhalb des Hochdrucksystems verhalten werden.

Besonders deutlich zeigt sich das Dilemma in der Wetterprognose des europäischen Wettermodells. Das Hoch wird vollständig unterwandert und der klägliche Rest der atlantische Frontalzone ordnet sich dem allumfassenden Hoch unter. Weniger deutlich - aber in einer ähnlichen Variante - zeigt sich das in der Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells, wobei in dieser Vorhersage die atlantische Frontalzone vollständig auf Eis gelegt ist und so gut wie keinerlei Wetterwirksamkeit mehr hat.

Damit bestätigt sich der Wettertrend der letzten Tage heute auf eine eindrucksvolle Art und Weise: bis zum 25. April und möglicherweise bis Anfang Mai ist nicht mit einer Westwetterlage zu rechnen.

Das Hoch wird an seinem südlichen Gradienten vollständig unterwandert - die Westwetterlage hat keine Chance
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Vorhersage-Modell: Das Hoch wird an seinem südlichen Gradienten vollständig unterwandert - die Westwetterlage hat keine Chance © www.meteociel.fr

Unbeständiges und warmes Wetter

Für den Vollfrühling mit Temperaturen von +20 Grad und mehr wird es aber auch nicht reichen. Dafür fehlt die Hochdruckachse nach Süden und so queren die schwachen Tiefdruckausläufer immer wieder Deutschland.

Bei wechselnder Bewölkung kommt es vom 20. bis 25. April immer wieder zu Schauern, die in ihrer Intensität regional sehr unterschiedlich ausfallen und örtlich mit Gewitter einhergehen können. Großartige Regensummen sind zum aktuellen Stand nicht zu erwarten und der trockene Anteil überwiegt.

Die Temperaturprognose wird vom europäischen Wettermodells - je nach Sonnenscheindauer und Schaueraktivität - zwischen +12 bis +16 Grad und örtlich bis +20 Grad und die Amerikaner sind mit +15 bis +20 Grad tendenziell wärmer.

Links die Regenprognose der Europäer und rechts die der Amerikaner: Keine großartigen Niederschlagsereignisse
Links die Regenprognose der Europäer und rechts die der Amerikaner bis zum 26. April: Keine großartigen Niederschlagsereignisse © windy.com

Das Hoch verlagert sich nach Westen

Doch noch etwas anderes lässt sich im Trend erkennen. Die gestörte Zirkulation ist mit ihrer Ost-West-Strömung auf die Hochdruckposition angewiesen. Erfahrungsgemäß verlagert sich das Hochdruckkonstrukt über kurz oder lang nach Westen - raus auf den Atlantik - und keilt anschließend nach Norden auf und geht letztlich in ein Polarhoch über.

Meridional verlaufende Grundstruktur

Die atlantische Frontalzone wird weiterhin blockiert und geschwächt. Die Tiefdrucksysteme aber, die sammeln sich im Bereich zwischen der Barentssee und der Karasee und können Anfang Mai mithilfe des Hochdrucksystems auf dem Atlantik nach Süden ausströmen und so für ein meridional verlaufendes Strömungsmuster sorgen, dass in diesem Fall von Nord nach Süd verläuft.

Kaltstart in den Mai?

Und sollte sich die Wetterlage exakt so entwickeln können, hätte das im Mai eine ordentliche Kaltluftdusche zur Folge. Da es sich jedoch um einen dynamischen Prozess handelt und es binnen 24 Stunden zu erheblichen Verwerfungen kommen kann, ist ein Kaltlufteinbruch nur eine Möglichkeit von vielen. Deutlicher zeigt sich das in der Wetterprognose der Amerikaner. Erst die Kaltluftdusche und keine 24 Stunden später kippt das Konstrukt in eine warme Südwestwetterlage.

Die Verwerfungen können innerhalb von 24 Stunden von einer kühlen Nordströmung zu einer milden Südwestwetterlage führen
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Die Verwerfungen können innerhalb von 24 Stunden von einer kühlen Nordströmung zu einer milden Südwestwetterlage führen © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Ein desolater Polarwirbel mit gestörtem Zirkulationsmuster

Das bringt es gut auf den Punkt. Der Polarwirbel ist - wie zu erwarten war - in keinen guten Zustand und fällt bis in den Mai hinein zunehmend in sich zusammen. Zu kräftig sind die Hochdruckeinschläge, die letztlich eine vernünftige Drehbewegung des Polarwirbels verhindern.

Wetter mit Überraschungen

Und so lange der Polarwirbel vor sich hinschlängelt und seinem winterlichen Finale entgegenstrebt, kommt es entlang der Polarfront zu erheblichen Verwerfungen, die immer einen bestimmten Überraschungseffekt zur Folge haben können. Mit anderen Worten formuliert, steht der Wetterfahrplan bis Mai, doch bleiben die Details offen.

Im Wettertrend zeigt sich eine vom 21. April bis 2. Mai leicht erhöhte Niederschlagstätigkeit. Nein, großartige Niederschlagsmengen sind nicht zu erwarten, doch werden Schauer für die eine oder andere Abwechslung sorgen können.

Auch lässt sich in der Temperaturprognose der Kontrollläufe ein ansteigendes Niveau beobachten, das vom 18. bis 25. April im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +0,5 bis +1,5 Grad und vom 26. April bis 2. Mai um +1 bis +3 Grad zu warm ausfallen kann. Die oben angedeutete Kaltluftdusche der Amerikaner gilt im Vergleich zum Mittelwert aller Kontrollläufe als kalter Ausreißer. Zu unterschätzen ist eine meridional verlaufende Grundströmung im Mai dennoch nicht.

Erst die gestörte Zirkulation, dann eine gradientenschwache Wetterentwicklung
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Erst die gestörte Zirkulation, dann eine gradientenschwache Wetterentwicklung © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
22. April +8 bis
+19 Grad
+13 bis
+15 Grad
26. April +9 bis
+21 Grad
+15 bis
+17 Grad
1. Mai +5 bis
+26 Grad
+13 bis
+15 Grad
Diagramm Temperaturen Mai 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Mai 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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