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Wettervorhersage: Ein vollständig gestörtes Zirkulationsmuster

| M. Hoffmann
Mit viel Niederschlag ist in den kommenden Tagen nicht zu rechnen

In der Karwoche setzt sich der Frühling durch und kann sich unter bestimmten Voraussetzungen bis über Ostern noch behaupten. Entscheidend aber, welchen Verlauf das Wetter bis Ende April und auch Anfang Mai nehmen wird, hängt von einer Entwicklung innerhalb des Polarwirbels ab.

Frühlingswetter mit Einschränkungen. In der Höhe gelangt bis zur Wochenmitte Sahara-Staub nach Deutschland und wird den Sonnenschein eintrüben und für tolle Lichtverhältnisse sorgen können. Sind am Mittwoch über dem Norden ein paar vereinzelte Regenschauer nicht auszuschließen, so kann es am Gründonnerstag entlang eines breiten Streifens von Baden-Württemberg und Sachsen zu gelegentlichem Niederschlag kommen, der sich zum Abend nach Süden - bis an die Alpen ausdehnen kann (Niederschlagsprognose). Die Temperaturen steigen bis Mittwoch auf +16 bis +21 Grad an und örtlich können bis +23 Grad möglich sein, bevor die Werte und zum Gründonnerstag auf +14 bis +18 Grad zurückgehen können.

Frühlingshaftes Osterwetter

Ein paar Fragezeichen gilt es noch zu setzen, doch zum aktuellen Stand verzögert sich eine Positionsveränderung des Hochdrucksystems der Karwoche, sodass Deutschland, Österreich und die Schweiz an Ostern noch im Einflussbereich des Hochdrucksystems liegen können. Bei wechselnder Bewölkung ist ein verbreitet sonniger und trockener Wettercharakter zu erwarten. Die Temperaturen gehen auf +12 bis +16 Grad zurück und können über dem Westen und Südwesten bis +18 Grad erreichen. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Ostern.

Ein Hochdrucksystem kann das Wetter an Ostern über Deutschland dominieren
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Vorhersage-Modell: Ein Hochdrucksystem kann das Wetter an Ostern über Deutschland dominieren © www.meteociel.fr

Die Großwetterlage im Umschwung

Ein mächtiges Polarhoch dehnt sich über Ostern zwischen dem nördlichen Kanada und Alaska bis über die Karasee aus und besiegelt damit eine weiter zunehmende Instabilität des Polarwirbels.

Eine wirklich dominierende Rolle kann man dem Polarwirbel bis zum 21. April nicht mehr zuschreiben. Das zeigt sich zum einen im Mittelwert der Kontrollläufe und auch in den Druckanomalien. Zudem schwächt ein Final-Warming in Stratosphärenhöhe den Polarwirbel von oben herab zusätzlich.

Betrachtet man die Druckanomalien genauer, so zeigt sich ein Überschuss an hohem Luftdruck über Europa. Zwischen dem Hoch über Europa und dem Polarhoch können Tiefdrucksysteme ihr Unwesen treiben und spielen eine für die weitere Wetterentwicklung bedeutende Rolle.

Der Polarwirbel in Not: Das winterliche Finale zeichnet sich ab
Der Polarwirbel in Not: Das winterliche Finale zeichnet sich ab © www.meteociel.fr || climatereanalyzer.org

Polarwirbel vor Zusammenbruch

Eine der möglichen Entwicklungsvarianten bis Ende April und Anfang Mai ist ein vollständiger Zusammenbruch des Polarwirbels. Hochdrucksysteme stoßen gleich aus mehreren Richtungen in den Polarwirbel hinein vor und teilen diesen in mehrere Cluster auf. Diese Berechnungen gab es in den letzten Tagen immer wieder einmal zu sehen und werden auch heute wieder berechnet.

Warm und Kalt liegen eng beieinander

Der Zusammenbruch des Polarwirbels hat im Grunde genommen zwei Großwetterlagen zur Folge. Die erste Variante ist ein Displacement des Polarwirbels, bei der sich das Hoch auf der einen Seite aufbaut und auf der anderen Seite der klägliche Rest des Polarwirbels befindet.

Und da sich Hochdrucksysteme über dem Festland tendenziell wohler fühlen, wäre bei einem Displacement eine Hochdruckzone zwischen den Azoren, Skandinavien und Sibirien zu erwarten. Über Deutschland hätte das einen trockenen und ruhigen Wettercharakter mit viel Sonnenschein zur Folge. Die Temperaturen könnten in diesem Fall in der letzten April-Dekade auf +16 bis +21 Grad und örtlich bis +23 Grad ansteigen, was der Definition des Vollfrühlings entspricht.

Kalt und ungemütlich

Neben dem Displacement gibt es noch den Polarwirbelsplit, der entweder zu einer Dipolausbildung, oder zu einem Vierer-Feld führen kann. In den meisten Fällen aber mäandriert das Muster und eine wirkliche Wetterdynamik ist nicht mehr anzunehmen. Wenn sich das Hoch nach Ostern auf den Atlantik verlagert und nach Norden aufstrebt, so ergibt sich daraus ein Strömungsmuster, dass von Nord nach Süd verlaufen kann und da die Dynamik fehlt, kann sich auch ein Tief über Europa festsetzen. Das war es dann vorerst mit dem Frühling, denn hat sich diese Großwetterlage erst einmal etabliert, bleibt diese für einen längeren Zeitraum bestehen.

Wir haben diese zwei Varianten des völlig desolaten Polarwirbels einmal gegenübergestellt.

Links das Displacement mit einem frühsommerlichen Wettercharakter und rechts der Polarwirbelsplit mit kühlen und unbeständigen Wetteraussichten
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Links das Displacement mit einem frühsommerlichen Wettercharakter und rechts der Polarwirbelsplit mit kühlen und unbeständigen Wetteraussichten © www.meteociel.fr

Gestörte Zirkulation - keine Westwetterlage

Zwar ergeben sich mit einem instabilen Polarwirbel mit Auflösungserscheinungen grundsätzlich viele Entwicklungsmöglichkeiten, doch eines kristallisiert sich deutlich heraus - eine Westwetterlage wird es so schnell nicht geben können.

Warum? Die Zonalisierung braucht den Kaltluftzustrom über dem östlichen Kanada und zudem ein zentral steuerndes Tief über Island, das sich mit seinen Ablegern immer wieder nach Skandinavien ausdehnt und so eine gut funktionierende Tiefdruckrinne etabliert. Der Polarwirbel aber, der sorgt mit seinem instabilen Verhalten für eine erhöhte Wellenbewegung entlang der Polarfront, sodass eine stringent verlaufende Westwetterlage mit viel Wind, Regen und milden Temperaturen vorerst wenig plausibel erscheint.

Wir haben einmal die Varianten aus den Kontrollläufen herausgesucht, die zu einer Zonalisierung führen könnten. Die Betonung liegt auf könnten, denn nur mit viel Fantasie lässt sich eine Zonalisierung daraus ableiten und tatsächlich ist es so, dass sich nur in 10 Prozent aller Kontrollläufe so etwas wie eine Zonalisierung erkennen lässt.

Nur mit viel Fantasie lässt sich eine Westwetterlage ableiten
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Nur mit viel Fantasie lässt sich eine Westwetterlage ableiten © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Ein gestörtes Zirkulationsmuster

Viele Anzeichen deuten momentan darauf hin, dass das Zirkulationsmuster einer klassischen West-Ost-Zirkulation gestört wird. Und das nicht nur ein wenig, sondern so massiv, dass das die Entwicklung der Großwetterlage bis Ende April und Mai noch beeinflussen kann.

Trockenheit?

Eine hochdruckdominierte Wetterlage muss nicht zwangsläufig zu einem trockenen Wetter führen, da es im Detail auf die Position des Hochdrucksystems ankommt. Betrachtet man aber den Wettertrend der letzten Tage, so waren die Niederschlagsprognosen in den Kontrollläufen rückläufig. Und so bestätigt sich die vor ein paar Tagen einmal aufgestellte These einer niederschlagsarmen Phase vom 10. bis 30. April.

Die Kontrollläufe berechnen vom 12. bis 20. April nur geringe Niederschlagssignale, die darüber hinaus einen leicht ansteigenden Trend aufweisen, aber nicht den Rückschluss auf eine Westwetterlage zulassen. Das sollte man in den kommenden Tagen weiter beobachten.

Nur wenig Dynamik bis Ende April
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Nur wenig Dynamik bis Ende April © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
18. April (Ostermontag) +7 bis
+18 Grad
+11 bis
+13 Grad
22. April +6 bis
+20 Grad
+12 bis
+14 Grad
27. April +7 bis
+26 Grad
+14 bis
+16 Grad
Diagramm Temperaturen April 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe April 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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