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Wetterprognose: Macht ein Kaltlufttropfen dem Frühling ein Strich durch die Rechnung?

| M. Hoffmann
Sorgt ein Kaltlufttropfen für Schnee-, Schneeregen und Graupelschauer

Ein Hoch schwächelt über Deutschland, doch dominiert es weiterhin die Großwetterlage. Über dem östlichen Europa wird in der Zwischenzeit etwas in Gang gesetzt, was zum Ende der zweiten März-Dekade für eine Überraschung sorgen kann.

Sonnenschein über den östlichen Landesteilen ist noch bis einschließlich Sonntag zu erwarten, bevor sich auch dort - wie bereits über dem Westen - häufiger Wolken am Himmel zeigen und den Sonnenschein gelegentlich eintrüben können. Mit Niederschlag ist nicht zu rechnen.

Zum Start in die neue Woche etwas Regen

Die Wolken gehörten zu einem schwachen Tiefdruckausläufer, der am Montag und Dienstag weiter nach Osten vorankommt und mit starker Bewölkung - insbesondere am Dienstag - gelegentlich für etwas Niederschlag sorgen kann. Ab der Wochenmitte setzt sich das Hoch wieder durch und der Sonnenschein überwiegt. Die Temperaturen erreichen über dem Osten +8 bis +12 Grad und über dem Westen bis +15 Grad. Örtlich sind bis +18 Grad möglich. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter März.

Das Wetter über Deutschland bleibt vorerst hochdruckdominiert
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und dem amerikanischen (re.) Vorhersage-Modell: Das Wetter über Deutschland bleibt vorerst hochdruckdominiert © www.meteociel.fr

Dämpfer für den Frühling: Ein Kaltlufttropfen steuert auf Deutschland zu

Schaut man sich die obenstehenden Wetterprognose der beiden Vorhersage-Modelle genauer an, so erkennt man nicht nur in der Hochdruckzone eine große Übereinstimmung, sondern auch in einem Wetterphänomen, dass sich Kaltlufttropfen nennt.

Was ist ein Kaltlufttropfen?

Ein Kaltlufttropfen ist nichts anderes, als ein Höhentief, was in der Troposphäre umherwandelt. So ein Höhentief wird meist von einem Vorstoß kalter Luftmassen polaren Ursprungs (Arctic Outbreak) entkoppelt, bzw. durch ein Hochdrucksystem abgeschnürt. Durch die Drehbewegung der beiden Wettersysteme wird der Kaltlufttropfen von Ost nach West geführt und passen die Parameter, so kann der Kaltlufttropfen auch Deutschland, Österreich und die Schweiz erreichen.

Vorhersage-Modelle tun sich mit der Erfassung der möglichen Entwicklung eines Kaltlufttropfens schwer. Erfahrungsgemäß sind mit dem Erfassen eines solchen Wetterphänomens rund 48 Stunden abzuwarten. Erst dann wird klar, ob sich der Kaltlufttropfen tatsächlich nach Westen bewegt, oder ortstreu bleibt. Erfahrungsgemäß erreicht ein Kaltlufttropfen nur selten mit voller Wucht Deutschland, Österreich und die Schweiz. Vorwiegend geschieht das in abgeschwächter Form und häufiger wurde eine frühzeitige Blockade des Höhentiefs erreicht.

Blockade und Abschwächung? Kurz wollen wir darauf näher eingehen, da es mit einem Kaltlufttropfen zu einer besonderen Wetterlage kommt. Das Hoch zieht sich weit nach Norden zurück und am südlichen Gradienten macht sich der Kaltlufttropfen auf den Weg in Richtung Europa. Gleichzeitig dehnt sich die atlantische Frontalzone am südlichen Gradienten nach Osten aus und nun kommt es darauf an, welches der beiden Wettersysteme schneller ist. Gelingt der atlantische Frontalzone frühzeitig Akzente zu setzen, so kommt es zu einer Blockade und bei einer Pattsituation schwächt sich der Kaltlufttropfen einfach ab und bleibt nur wenig wetterwirksam.

Wir haben diese beiden Varianten einmal gegenübergestellt

Links ist die atlantische Frontalzone schneller und blockt den Kaltlufttropfen ab. Rechts die Pattsituation.
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Links ist die atlantische Frontalzone schneller und blockt den Kaltlufttropfen ab. Rechts die Pattsituation. © www.meteociel.fr

Warum ein Kaltlufttropfen eine Rolle spielt?

Das hat einen ganz einfachen Hintergrund. Die Amerikaner spielen seit ein paar Tagen mit so einer Variante und bringen so eine Wetterentwicklung in den Bereich des Möglichen - sie wird somit plausibel. Heute jedoch wird diese Wetterprognose der Amerikaner bestätigt und nicht nur das - auch der Wettertrend der Europäer springt auf diese Variante auf, was eine Wahrscheinlichkeit nochmals erhöht.

Der Kaltlufttropfen mit voller Wucht

Noch eine Besonderheit beinhalten beide Vorhersage-Modelle. Die Parameter werden so berechnet, dass sich aus Sicht des Kaltlufttropfens optimale Bedingungen ergeben, um ohne Umwege direkt auf Deutschland zuzusteuern.

Die Hochdruckzone verlagert sich bis zum 21. März zwischen Skandinavien, dem westlichen Russland und dehnt sich weiter in Richtung China aus. Das schnürt den Kaltlufttropfen ab und durch das gewaltige Hoch wird der Kaltlufttropfen regelrecht in Richtung Europa katapultiert.

Schneefall und Gewitter? Möglich!

Die Eigenschaft eines Höhentiefs besteht darin, dass kalte und labil geschichtete Luftmassen in der Höhe nach Westen geführt werden und so für einige Turbulenzen beim Wetter sorgen kann, die im März und auch im April mit Schneeschauern und kurzen Graupelgewittern einhergehen können, was auch unter die Rubrik klassisches Aprilwetter fällt.

Beide Vorhersage-Modelle berechnen den Höhepunkt des Kaltlufttopfens zum 20./21. März über Deutschland. Die Temperaturen sinken in den Nächten auf -8 bis +0 Grad ab und die Tage bleiben mit +0 bis +4 Grad frisch und über den östlichen Landesteilen kann über Dauerfrost diskutiert werden. Durch die labil geschichteten Luftmassen sind zahlreiche Schneeschauer und kurze Gewitter zu erwarten.

Der Kaltlufttropfen mit voller Wucht
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und dem amerikanischen Vorhersage-Modell (re.): Der Kaltlufttropfen mit voller Wucht © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Wie wahrscheinlich ist ein Kaltlufttropfen

Eine Plausibilität und eine Relevanz hat noch nichts mit einer hohen Eintreffwahrscheinlichkeit gemeinsam.

Warum das so ist, zeigt sich zum einen in der Erfahrung und zum anderen in den Kontrollläufen, bei denen mehrheitlich der Kaltlufttropfen in Betracht gezogen wird, doch Deutschland, Österreich und die Schweiz in einer nur abgeschwächten Form trifft, bzw. beeinflusst. Mit anderen Worten formuliert erreichen die Temperaturen bis zum 16. März zunächst Werte, die im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert um bis +5 Grad zu warm ausfallen können.

Im Zeitraum vom 18. bis 28. März normalisiert sich das Temperaturspektrum weiter und liegt im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert mit einer Abweichung von +0 bis +1 Grad im etwas zu warmen Bereich. Die Prognosen der beiden Vorhersage-Modelle bilden - mit Abstand - die kältesten Varianten ab. Möglich ja, wahrscheinlich nein und in den kommenden Stunden ist mit weiteren Veränderungen zu rechnen.

Niederschlagsprognose

Zwar zeigen sich im Zeitraum vom 14. bis 28. März immer wieder Niederschlagssignale, doch sind diese alle nicht nennenswert, sodass die Trockenheit überwiegt.

Die Möglichkeit eines Kaltlufttropfens wird lediglich angedeutet
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Die Möglichkeit eines Kaltlufttropfens wird lediglich angedeutet © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
18. März +2 bis
+16 Grad
+9 bis
+11 Grad
22. März +1 bis
+17 Grad
+9 bis
+11 Grad
27. März +2 bis
+17 Grad
+9 bis
+11 Grad
Diagramm Temperaturen März 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe März 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Kurzer Nachtrag von heute Nachmittag

Die Variante eines Kaltlufttropfens wird von der Wetterprognose der Amerikaner heute Nachmittag in einer abgeschwächten Form betätigt. Zum Höhepunkt des Kaltlufttropfens am 22. März sinken die Temperaturen auf +4 bis +8 Grad und örtlich bis +2 Grad ab. Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer sind möglich und man darf gespannt sein, wie sich der potentielle Kaltlufttropfen in den kommenden Stunden weiter entwickeln wird.

Die Hochdruckdominanz bleibt bis in die letzte März-Dekade hinein erhalten
Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells von heute Nachmittag: Die Hochdruckdominanz bleibt bis in die letzte März-Dekade hinein erhalten © www.meteociel.fr

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