Wetteraussichten: Ein klares Signal für den Frühling?
Hoher Luftdruck dominiert das Wetter über Deutschland bis weit in den März hinein. Doch ob das Hoch den Frühling oder den Spätwinter nach Deutschland bringt, hängt von dessen Position ab.
Sonnenschein. Hoher Luftdruck dehnt sich in den kommenden Stunden über Deutschland aus. Die letzten Schneeschauer sacken über dem östlichen Mittelgebirgsrand, dem Bayerischen Wald und dem Alpenrand in sich zusammen und von Westen dehnt sich der Sonnenschein über die östlichen Landesteile aus.
Spätwinter in der Nacht, Vorfrühlingshaft am Tag
Das Hoch sorgt für klare Nächte und da die Nächte noch immer länger als die Tage sind (Tag-und-Nacht-Gleiche am 20. März), kann es ohne schützende Wolkendecke empfindlich kalt werden. Die Vorhersage-Modelle berechnen Tiefstwerte, die zwischen -5 und +2 Grad liegen können. Am Tage ist bis zum 3. März mit viel Sonnenschein zu rechnen und die Temperaturen steigen langsam aber stetig an und können zur Mitte der kommenden Woche +8 bis +12 Grad und über dem Westen und Südwesten bis +15 Grad erreichen. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter März 2022.
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Eine Chance für den Spätwinter
Man sieht es wunderbar auf den obenstehenden Wetterkarten. Das Hoch keilt nach Norden auf und stellt sich gegenüber der atlantische Frontalzone als Störimpuls auf. Das hat Konsequenzen.
Vollständig gestörte Zirkulation
Bereits in den letzten Tagen haben wir immer wieder darauf hingewiesen, dass man mit dem Begriff Frühling
- trotz des vielen Sonnenscheins - noch sparsam umgehen sollte. Das ist noch nicht so weit und das nach Norden aufstrebende Hoch ist - im Moment - ein unkalkulierbarer Risikofaktor.
Warum? Aktuell ist es nicht absehbar, wie weit das Hoch in Richtung Norden - und damit in den Polarwirbel - hinein vorstoßen kann. Im extremen Fall kann das zu einem sog. Arctic Outbreak führen. Flacht das Hoch ab, so kann sich mithilfe einer südwestlichen Anströmung der Luftmassen eine frühlingshaft milde Wetterlage ergeben. Die dritte Möglichkeit, die wird heute von den Europäern berechnet und hat eine vollständig gestörte Zirkulation zur Folge.
Kalte Luft aus Nordost
Das Hoch keilt zwischen dem 4. und 6. März weiter nach Norden auf und erstreckt sich von den Azoren, Island, England bis über das europäische Nordmeer. Deutschland bleibt somit im Einflussbereich des Hochdrucksystems, liegt jedoch am östlichen Hochdruckgradienten, was bodennah gemäßigt kühle Luftmassen nach Deutschland führt. Die Nächte bleiben frostig und am Tage ist mit viel Sonnenschein und Temperaturen von +5 bis +10 Grad und örtlich bis +12 Grad zu rechnen.
Schneeschauer
Im Zeitraum vom 6. bis 8. März dehnt sich das Hoch weiter in Richtung Skandinavien und nimmt eine autarke Formation an. Die Gradientenstruktur wird kräftiger und da sich das Hoch über Skandinavien befindet, werden am südlichen Gradienten kalte Luftmassen vom Festland nach Deutschland geführt. Die Temperaturen gehen bis zum 8. März mit +2 bis +6 Grad in den nasskalten Bereich zurück und die zahlreichen Schauer können bis auf tiefere Lagen als Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer niedergehen. Oberhalb von 500 bis 700 Meter ließe sich in diesem Fall noch einmal die Ausbildung einer Schneedecke diskutieren.
Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Ein Hoch mutiert zum Frühlingshoch
Eine Variante, die wir weiter oben schon angedeutet haben, wird heute von der Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells simuliert.
Der Hochdruckkeil kommt
Zunächst aber stimmt die Wetterprognose der Amerikaner mit der des europäischen Prognosemodells überein. Das Hochdrucksystem keilt nach Norden auf und versucht sich bis zum 6. März zwischen England, dem europäischen Nordmeer und Skandinavien zu positionieren. Die atlantische Frontalzone hat jedoch auch noch etwas mitzureden und drückt mit aller Gewalt in Richtung europäisches Nordmeer.
…und kippt nach Süden ab
Dem Druck kann das Hoch nicht standhalten und kippt nach Süden ab. Und so legt sich das Hoch vom 6. bis 10. März quer über Europa und füllt sich von oben herab mit warmen Luftmassen auf. Statt der Zufuhr nasskalter Luftmassen, wie sie die Europäer berechnen, können sich die Temperaturen bei schwachen Winden aus unterschiedlichen Richtungen und ungehemmtem Sonnenschein auf +14 bis +18 Grad erwärmen. Der Frühling lässt grüßen.
Die Reaktivierung der Westwetterlage
Mit dem Abkippen bringt sich das Hoch in eine schwierige Lage. Durch die südliche Position wird der atlantischen Frontalzone der Zugang zum europäischen Nordmeer gewährt und positioniert sich über Skandinavien. Das bringt das Hoch immer weiter in die Defensive und das wiederum stärkt die Tiefdruckrinne auf dem Atlantik, was - zumindest nach der Wetterprognose der Amerikaner - die Westwetterlage mit einer ansteigenden Niederschlagsneigung und kräftigen Winden zum Beginn der zweiten März-Dekade reaktivieren könnte. Der Spätwinter hat nach dieser Prognose keine Chance.
Auf den Punkt gebracht: Frühling oder Spätwinter?
Das Resümee von gestern bleibt heute bestehen. Deutlicher können die Unterschiede nicht hervorgehoben werden und in der Betrachtung der beiden Vorhersage-Modelle wird deutlich, welche Rolle das Hoch hierbei spielen wird.
Geht es nach den Wahrscheinlichkeiten, so bildet die Wetterprognose der Amerikaner im Vergleich zu den Kontrollläufen die wärmste Variante ab. Eine Wetterentwicklung in Richtung Vollfrühling ist möglich, doch zum aktuellen Stand weniger wahrscheinlich.
Hervorzuheben aber ist, dass die Kontrollläufe heute das breite Entwicklungsspektrum mit aufgenommen haben. So erstreckt sich am 8. März das Spektrum der Temperaturen in 1.400 Meter Höhe zwischen -11 bis +7 Grad. Für den Spätwinter bis auf das Flachland herab wären Höhenwerte von -8 bis -10 Grad notwendig. Für den Frühling bedarf es +3 bis +5 Grad. Der Mittelwert der Temperaturen in 1.400 Meter Höhe schwankt zwischen -2 und +2 Grad. Anders formuliert wird man es bis Mitte März mit einer Wetterlage zu tun bekommen, die weder dem Frühling noch dem Spätwinter gerecht wird.
Hochdruckdominanz
Und noch ein Wettertrend, der sich in den letzten 24 Stunden verstärkt hat. Im gesamten Zeitraum vom 26. Februar bis 8. März werden nur geringe Niederschlagssignale berechnet, was ein klares Indiz für das Hoch über, bzw. in der Nähe von Europa ist. Vom 8. bis 15. März steigen die Niederschlagssignale zwar etwas an, bleiben aber im schwach ausgeprägten Bereich. Um es anders zu formulieren, bestätigt sich heute ein bis Mitte März weitgehend trockener Wettertrend.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
4. März | +1 bis +12 Grad |
+5 bis +7 Grad |
8. März | +1 bis +15 Grad |
+7 bis +9 Grad |
13. März | +0 bis +17 Grad |
+10 bis +12 Grad |
Kurzer Nachtrag von heute Nachmittag
Das Abkippen des Hochdrucksystems über Europa findet man auch heute Nachmittag in der Wetterprognose der Amerikaner wieder. Da ist nichts in Sachen Spätwinter zu erkennen. Zudem drückt die atlantische Frontalzone mächtig gegen das Hoch, sodass sich zum Beginn der zweiten März-Dekade eine Südwestwetterlage einstellen kann.
Wenn man so will, ist diese Wetterentwicklung dem Frühling deutlich näher als dem Spätwinter. Die Unsicherheiten aber, die bleiben bestehen.