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Wetterprognose - Erst die Unwetter, dann kommt ein Sommerhoch Sichtweite

| M. Hoffmann
Wie steht es um den Sommer?

Viel Regen ging in den letzten 24 Stunden über Deutschland nieder und auch in den kommenden Tagen ist für reichlich Niederschlag - örtlich unwetterartig ausfallend - gesorgt. Wann aber kommt der - beständige - Sommer? Ist er dieses Jahr überhaupt noch möglich?

Schwachgradientige Tiefdruckfront. Was sich relativ harmlos anhört, hat es in sich. Bedingt durch eine fehlende Dynamik wabert - oder schleift - das Tief über Deutschland hinweg und sorgt so für anhaltende und ergiebige Niederschläge, die bspw. gestern im Schwerpunkt über Baden-Württemberg und Bayern zu enormen Niederschlagssummen geführt haben (Regensumme Deutschland). Spitzenreiter war mit 94,7 l/m² Lauchheim (Baden-Württemberg).

Weitere - teils unwetterartige - Regensummen

Das Tief wabert weiterhin über Deutschland und bekommt zum Ende des Wochenendes weitere Unterstützung. Zum Wochenbeginn dreht sich das nächste Tief über Deutschland ein und saugt von der Mittelmeerregion aus feuchte Luftmassen an. Infolge daraus ist mit weiteren - kräftigen und örtlich unwetterartigen - Schauern und Gewittern zu rechnen. Das Potential regionaler Überflutungen steigt weiter an, wenngleich es gilt, die Details noch abzuwarten. Mehr dazu in der aktuellen Wettervorhersage zum Wetter Juli.

Ein Tief dreht sich über Deutschland ein und sorgt weiterhin für extreme und örtlich unwetterartige Niederschlagsmengen
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Ein Tief dreht sich über Deutschland ein und sorgt weiterhin für extreme und örtlich unwetterartige Niederschlagsmengen
© www.meteociel.fr

Vb-Tief - unwetterartige Niederschlagsmengen

In den letzten Tagen festigte sich der Wettertrend hin zu einer sog. Vb-Wetterlage, die auch als Mittelmeertief bekannt ist. Die Zugbahn verläuft meist von England kommend über Frankreich zu den Alpen ziehend. Dort werden von der Mittelmeerregion feuchte und warme Luftmassen wie ein Schwamm aufgesogen und entladen sich über Deutschland, Österreich, der Schweiz und Norditalien in Form von erheblichen Niederschlagsmengen.

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Viel Regen

Der Wettertrend der letzten Tage wurde heute bestätigt, wenngleich es im Detail noch sehr auf die Zugbahn des Tiefdrucksystems ankommen wird. Beide Vorhersage-Modelle berechnen bis zum 16. Juli eine fast identische Zugbahn. Doch simulieren die Amerikaner den Tiefdruckkern südlicher, was die Regenfront an den Alpen blockiert und es über Deutschland mehr zu Schauern als zu ergiebigen Dauerregen kommen kann.

Nichtsdestotrotz sind die simulierten Niederschlagssummen bis einschließlich dem 19. Juli ordentlich. Nach dem Vorhersage-Modell der Amerikaner sind Regensummen von 10 bis 20 l/m² und örtlich bis 40 l/m² zu erwarten. Nach dem Prognose-Modell der Europäer können 20 bis 60 l/m² und örtlich bis 80 l/m² möglich sein. Mancherorts können unwetterartige Regensummen von mehr als 100 l/m² nicht ausgeschlossen werden. Anders formuliert gibt es bei den Niederschlagsmengen noch einen Spielraum, klar aber ist, dass das Wetter bis zur Monatsmitte keinen stabilen und sommerlichen Charakter aufweisen wird.

Bis zur Monatsmitte teils unwetterartige Starkniederschläge
Regenprognose des europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Wettermodells: bis zur Monatsmitte teils unwetterartige Starkniederschläge
© windy.com

Nach dem Sommermonsun das Sommerhoch?

Na ja, ob Monsun oder nicht, bleibt noch abzuwarten, doch was den nachfolgenden Zeitraum angeht, finden die beiden Vorhersage-Modelle allmählich eine gemeinsame Linie und das riecht stark nach Sommer.

Abgekoppeltes Tiefdrucksystem

Das Tief wagt sich zu weit nach Süden vor und verliert seinen Anschluss an den Atlantik. So kommt auch kein Nachschub mehr nach und ein Keil des Azorenhochs dehnt sich ab dem 15. Juli in Richtung Skandinavien aus. Das Mittelmeertief wird gewissermaßen abgekoppelt und wabert weiter vor sich hin, bis irgendwann die Energie ganz verloren geht und sich das Tief auflöst oder einem Weg über das östliche Europa findet.

Die Europäer sind mit dieser Variante progressiver als die Amerikaner. Während beim europäischen Wettermodell das Hoch zunehmend eine dominierende Rolle übernimmt und die Niederschlagstätigkeit abklingen und die Temperaturen mit +24 bis +28 Grad und örtlich bis +30 Grad in den sommerlich warmen Bereich ansteigen lässt, bleibt die Wettervorhersage des amerikanischen Wettermodells variabel.

Das Mittelmeertief driftet nach Osten ab und reißt nochmals eine Lücke in die über Europa entstehende Hochdruckzone. Es wird zwar nach den Amerikanern wärmer, doch bleibt der unbeständige Wettercharakter vorerst erhalten.

Das Mittelmeertief verliert an Einfluss und von Westen dehnt sich eine Hochdruckzone in Richtung Deutschland aus
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und dem amerikanischen (re.) Wettermodell: Das Mittelmeertief verliert an Einfluss und von Westen dehnt sich eine Hochdruckzone in Richtung Deutschland aus
© www.meteociel.fr

Wettertrend geht in Richtung Sommer

Der sommerliche bis hochsommerliche Ansatz zeigte sich bereits in den letzten Tagen und wurde heute vom europäischen Wettermodell bestätigt. Die Amerikaner zögern noch. Die Betonung liegt auf noch. Denn schaut man sich die Wetterprognose bis zum 24. Juli an, so baut sich die Hochdruckzone über Mitteleuropa auf und verlagert sich in der letzten Juli-Dekade über das östliche Europa. Infolgedessen laufen die atlantischen Frontensysteme auf das Hoch auf und es entsteht eine durchwachsene und warme Südwestwetterlage, wie diese seit Tagen von den Kontrollläufen bestätigt wird und somit eine erhöhte Eintreffwahrscheinlichkeit hat. Wir haben das nachfolgend einmal gegenübergestellt.

Sommerlich warm mit einem Hang zu Schauern und Gewittern - die Südwestwetterlage
Wetterprognose nach dem amerikanischen (li.) Wettermodell und dem Mittelwert aller Kontrollläufe (re.): sommerlich warm mit einem Hang zu Schauern und Gewittern - die Südwestwetterlage
© www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Erst die Unwetter, dann das Sommerwetter

Kommen wir noch einmal auf die Kontrollläufe zurück. Die haben sich in den letzten 24 Stunden verändert. Favorisiert werden im Zeitraum vom 13. bis 15. Juli Temperaturen, die im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 über dem Süden leicht zu kühl und über dem Norden leicht zu warm ausfallen können. Ein Indiz auf das Mittelmeertief, was mit einer höheren Wahrscheinlichkeit über dem Süden für mehr Niederschlag und niedrigere Temperaturen sorgen kann.

Sommerlich warm

Vom 15. bis 24. Juli kennen die Temperaturen nur noch eine Richtung und die geht in die sommerliche. Der Mittelwert der Kontrollläufe ist im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert um +1 bis +2 Grad und im Trend um bis +3 Grad zu warm. Dir durchschnittlichen Temperaturen werden mit +22 bis +27 Grad im sommerlichen Bereich berechnet.

Kein stabiles Sommerhoch

Wer nun auf ein beständiges Sommerwetter hofft, muss sich nach den Kontrollläufen noch in Geduld üben. Die Kontrollläufe berechnen bis weit in die letzte Juli-Dekade hinein eine schwach bis mäßig erhöhte Niederschlagsprognose, was weitere Schauer und Gewitter zur Folge haben kann.

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur-Spektrum Temperatur-Mittelwert
15. Juli +12 bis
+28 Grad
+18 bis
+22 Grad
19. Juli +18 bis
+32 Grad
+23 bis
+25 Grad
24. Juli +18 bis
+34 Grad
+23 bis
+25 Grad
Diagramm Temperaturen Juli 2021
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Juli 2021 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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