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Wetterprognose Sommer 2021 - Unwetterartige Regensummen - Hochwassergefahr?

| M. Hoffmann
Regenzeit über Deutschland - örtlich unwetterartig

Ansteigende Hochwasser- und Überflutungsgefahr. Wird das Wetter in der zweiten Juli-Dekade unwetterartig und sorgt mit extremen Regenmengen für überlaufende Bäche, Flüsse und Seen?

Tiefdruckwetter. Ein kleinräumiges Tiefdrucksystem dehnt sich in den kommenden Stunden über Deutschland aus und dreht sich bis in die kommende Woche über Mitteleuropa ein. Bei starker bis wechselnder Bewölkung sind sonnige Momente vorübergehend und immer wieder kommt es zu kräftigen Schauern und regionalen Gewittern, die örtlich unwetterartig ausfallen können. Im Schwerpunkt wird das in der Nacht auf Freitag, am Montag und Dienstag der Fall sein können. Mehr dazu im Gewitterradar und in der Gewitterprognose.

Nur im Ansatz sommerlich warm

Je nachdem wo sich das Tief gerade befindet, werden mal schwüle und mal wärmere Luftmassen nach Deutschland geführt. Herrscht starke Bewölkung und kräftiger Niederschlag vor, so können die Werte auf bis +15 Grad absinken, während am Montag über den östlichen Landesteilen bis +30 Grad erreichen können. Sonst pendeln sich die Temperaturen zwischen +18 bis +24 Grad ein. Mehr dazu in der aktuellen Wettervorhersage zum Wetter Juli 2021.

Schwül-warmes und zu Gewittern neigendes Sommerwetter
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: schwül-warmes und zu Gewittern neigendes Sommerwetter
© www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Vb-Tief mit Skandinavienhoch

Die Wetterprognose des europäischen Wettermodells bleibt seiner Linie der letzten Tage treu und simuliert im Verlauf der kommenden Woche eine Wetterlage, die über Deutschland, Österreich und der Schweiz zu erheblichen Regensummen führen kann - örtlich unwetterartig!

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Hoch gegen Tief

In der obenstehenden Wetterkarte sieht man schön die zwei Lösungen, die sich in den kommenden Tagen anbieten. Entweder das Hoch blockiert oder das Tief setzt sich durch. Nach der aktuellen Wettervorhersage wird das Tief zunächst blockiert und trogt zwischen England und Frankreich nach Süden aus. An den Alpen angekommen driftet das Tief nach Osten ab und saugt sich mit feuchten und warmen Luftmassen aus der Mittelmeerregion auf.

Extreme Regenmengen

Mit dieser Zugbahn wird das Tiefdruckgebiet zu einem sog. Vb-Tief oder auch Mittelmeertief. Die Problematik ist, dass diese Tiefdrucksysteme sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen über den Alpen an Ort und Stelle verweilen können. Infolge daraus regnet es - meist über dem Süden und dem Osten - für längere Zeit ergiebig und länger andauernd. Wer sich noch an das Oderhochwasser 1997 und 2010 erinnern kann - auch das waren damals Vb-Wetterlagen

Simuliert werden bis zum 17. Juli über dem Westen und Norden Niederschlagssummen von 10 bis 20 l/m² und örtlich bis 30 l/m². Südlich der Linie von Stuttgart und Berlin sind 40 bis 80 l/m² und örtlich bis 120 l/m² zu erwarten. Läuft die extreme Variante auf, so können über dem Süden bis 200 l/m² und über den Alpen bis 300 l/m² an Regensummen erwartet werden. Damit sind alle Unwetterkriterien erfüllt und Hochwasser kann nach der Wettervorhersage des europäischen Wettermodells bis zur Monatsmitte eine gewichtige Rolle spielen.

Das Skandinavienhoch und trotzdem eine Unwetterlage

Das Tief dreht sich ein und wirkt wie ein Störimpuls. Um das Tief herum dehnt sich hoher Luftdruck aus und festigt sich mit einem Kern über Skandinavien. Da sich Tiefdrucksysteme gegen und Hochdruckgebiete im Uhrzeigersinn drehen, hält sich das System an Ort und Stelle. Anders formuliert - das Tief möchte gerne nach Osten, wird durch das Hoch aber nach Westen gedrückt. Beide Bestrebungen heben sich auf und es passiert praktisch nichts - das ist auch der Grund, warum es sich hierbei um eine Unwetterlage handelt.

Die Temperaturen hängen stark davon ab, wo, wie lange und wie intensiv es regnet. Die Werte können über diesen Regionen zwischen +15 bis +20 Grad schwanken. Weiter nach Norden sind +20 bis +25 Grad und mit Sonnenschein bis +28 Grad möglich.

Das Mittelmeertief wird für Unruhe und unwetterartige Wetterereignisse sorgen können
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Das Mittelmeertief wird für Unruhe und unwetterartige Wetterereignisse sorgen können
© www.meteociel.fr

Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: kein Mittelmeertief, aber auch kein Sommerwetter

Mit einer extremen Wetterlage muss man immer vorsichtig sein. Es gehören viele Parameter dazu, dass sich über Deutschland extreme Wetterlagen einstellen und manches Mal klappt das auch. Doch viel häufiger - und das zeigt die Erfahrung - ist, dass die Berechnungen zunächst extrem sind, sich nach und nach aber abschwächen. Anders formuliert - abwarten - gesichert ist diese Vb-Wetterlage noch lange nicht.

Tief Mitteleuropa

Dass das mit dem Vb-Tief nicht gesichert ist, zeigt die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells. Gestern noch die Vb-Wetterlage, heute nun die abgeschwächte Variante in Form eines Tiefdrucksystems über Mitteleuropa.

Der Unterschied liegt im Hoch über dem Osten. Das ist nicht, bzw. nur in abgeschwächter Form vorhanden und blockiert das Tief nur geringfügig und so kommt die Front weiter nach Osten voran und positioniert sich im Höhepunkt des Geschehens zum 14. Juli direkt über Deutschland.

Örtlich unwetterartiger Dauerregen

Die Niederschlagssummen verteilen sich mehr auf ganz Deutschland und konzentrieren sich nicht nur über dem Süden und Osten. Bis zum 17. Juli simuliert die Regenprognose des amerikanischen Wettermodells Summen von 30 bis 60 l/m² und örtlich bis 80 l/m². Unter bestimmten Voraussetzungen sind örtlich bis 120 l/m² möglich. Das Potential unwetterartiger Starkniederschläge ist auch in dieser Prognose vorhanden, bei weiten aber nicht so extrem, wie nach den Europäern.

Die Südwestwetterlage

Zudem zwingt das Tief die Hochdruckgebiete nicht größere Umwege zu machen, sondern bereits zum 17. Juli dehnt sich vom Azorenhoch ein Keil in Richtung Europa aus und sorgt für ein Abklingen der Niederschläge. Erreichen die Temperaturen am 14. Juli +15 bis +20 Grad und örtlich bis +23 Grad, so sind bis zum 18. Juli +22 bis +26 Grad und örtlich bis +28 Grad zu erwarten. Anders ausgedrückt, löst sich die (Un-)Wetterlage deutlich schneller auf.

Die Südwestwetterlage dominiert zudem das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz bis zum 23. Juli. Immer wieder werden Schauer und Gewitter für Abwechslung sorgen können, doch die Temperaturen orientieren sich mit +22 bis +26 Grad weitgehend im sommerlichen Bereich.

Das Tief formiert sich zu einem Tief Mitteleuropa. Nachfolgend setzt sich eine feucht-warme Südwestwetterlage durch
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Das Tief formiert sich zu einem Tief Mitteleuropa. Nachfolgend setzt sich eine feucht-warme Südwestwetterlage durch
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Auf den Punkt gebracht: Unwetterartiges Sommerwetter

Der Sommer kommt nicht zur Ruhe und mit dem potentiellen Vb-Tief steigt die Neigung unwetterartiger Regenmengen an. Die Kontrollläufe bestätigen die Vb-Wetterlage nur bedingt. Im Zeitraum vom 10. bis 14. Juli wird es aber definitiv kein trockenes Sommerwetter geben können. Im Mittel werden bis zum 15. Juli Niederschlagsmengen von 20 bis 30 l/m² und örtlich bis 60 l/m² berechnet. Die Wetterprognose des europäischen Wettermodells gehört zu den Ausreißern und die extreme Variante wird nicht gestützt. Ähnlich gelagert ist der Vergleich zum amerikanischen Wettermodell. Viel Regen ja, ob aber unwetterartig bleibt abzuwarten

Ein kurzer Einbruch

Das ein Tief stabiles Sommerwetter bis zur Monatsmitte wird verhindern können, ist zwischenzeitlich sehr wahrscheinlich geworden. Das zeigt sich allein schon in der Temperaturprognose, die sich vom 13. bis 16. Juli normalisieren und über dem Süden leicht zu kühl ausfallen kann. Bis es so weit ist, liegen die Werte im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad im zu warmen Bereich. Gleiches gilt auch für den Zeitraum vom 16. bis 23. Juli, wobei der Temperaturtrend mit Abweichung von bis +3 Grad noch etwas wärmer ausfallen kann.

Mittelmeertief oder Tief Mitteleuropa?

Die Kontrollläufe lassen beide Varianten zu. Eine Möglichkeit, dass die Tiefdruckdynamik vollständig blockiert wird ist zwar möglich, in der Zwischenzeit wenig wahrscheinlich geworden.

Bestätigt wird die Tiefdruckdominanz, sodass man sich im Verlauf der kommenden Woche auf einen unbeständigen Wettercharakter einstellen kann. Darüber hinaus bestätigt sich die seit Tagen favorisierte Südwestwetterlage. Mit einem beständigen Sommerwetter ist vorerst nicht zu rechnen.

Erst viel und örtlich unwetterartiger Regen mit einer nachfolgend sommerlich warmen Südwestwetterlage
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Erst viel und örtlich unwetterartiger Regen mit einer nachfolgend sommerlich warmen Südwestwetterlage
© www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur-Spektrum Temperatur-Mittelwert
14. Juli +12 bis
+28 Grad
+18 bis
+21 Grad
18. Juli +14 bis
+30 Grad
+22 bis
+24 Grad
23. Juli +18 bis
+31 Grad
+23 bis
+25 Grad
Diagramm Temperaturen Juli 2021
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Juli 2021 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Regenprognose: wie viel Regen ist zu erwarten?

Die Niederschlagsprognose der beiden Vorhersage-Modelle ist für Wetterbegeisterte schön anzusehen. Für alle, die ihre Sommerferien in Deutschland verbringen, sind das keine erhellende Aussichten. Zwar werden die Niederschlagssummen so nicht eintreffen und regionale Verschiebungen sind zu erwarten, doch bestätigen die Regenprognosen einheitlich, dass die kommende Woche nass verlaufen wird.

Bis zur Monatsmitte teils unwetterartige Starkniederschläge
Regenprognose des europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Wettermodells: bis zur Monatsmitte teils unwetterartige Starkniederschläge
© windy.com

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