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Wettertrend Sommer vom 13.8.2020 - Der Polarwirbel regt sich - zwischen Spätsommer und Frühherbst

| M. Hoffmann
Kräftige Schauer und Gewitter sorgen in den kommenden Tagen für Abwechslung

Zur Hitze gesellen sich feuchte und instabil geschichtete Luftmassen und sorgen in den kommenden Tagen für teils unwetterartige Wetterereignisse. Nachfolgend baut sich das viel zu hohe Temperaturniveau allmählich ab und die Hitze strebt ihrem Saisonfinale entgegen. Doch was folgt nach?

Mit einem Wert von +37,0 Grad wurde gestern erneut die höchste Temperatur über Baden-Württemberg (Rheinstetten) registriert. Ein kräftiges Gewitter sorgte mit 57,5 l/m² über Hilgenroth (Rheinland-Pfalz) für ordentliche Niederschlagssummen. Im Mittel sind gestern 1,74 l/m² an Regen über Deutschland niedergegangen und die Durchschnittstemperatur lag bei +23,7 Grad (Tag & Nacht)

Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen aktuell in einem gradientenschwachen Wetterumfeld, was das Wetter bis zur Mitte der kommenden Woche noch beeinflussen kann. Die Luftmassen sind labil geschichtet und zudem noch sehr feucht und in Kombination aus allem kommt es immer wieder zu - teils kräftigen und unwetterartigen - Schauern und Gewittern (Gewitterradar), die ihren Schwerpunkt am Freitag und Samstag, sowie zum Beginn der neuen Woche erreichen können. Die Temperaturen gehen mit der erhöhten Schaueraktivität allmählich zurück und wenn alles so vonstatten geht, wie berechnet, so können die Tiefstwerte in der Nacht auf Mittwoch auf +11 bis +18 Grad absinken. Mehr dazu in der aktuellen Wettervorhersage zum Wetter August 2020.

Ein Wetterwechsel bahnt sich an
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Ein Wetterwechsel bahnt sich an
© www.meteociel.fr

Markanter Wetterwechsel oder nur ein laues Lüftchen

Die Omegawetterlage wird sich nach den Wetterprognosen der Vorhersage-Modelle bis zum 18. August auflösen können. Damit wird der Weg für die Tiefdrucksysteme in Richtung Skandinavien frei und können wieder vermehrt Einfluss auf das Wetter über Mitteleuropa nehmen.

Das Ende der Hitze

Bedingt durch den Vorgang, dass sich die Tiefdrucksysteme über Skandinavien positionieren und Tiefdruckgebiete sich gegen den Uhrzeigersinn drehen, werden zwangsläufig frischere Luftmassen von Atlantik nach Deutschland, Österreich und der Schweiz geführt, was die Tageswerte - verbreitet - unter die +30 Grad-Marke absinken lässt. Anders formuliert sind zwar kurze Hitze-Phasen weiterhin nicht ausgeschlossen, doch ab dem 20. August deutlich weniger wahrscheinlich.

Die Omegawetterlage löst sich auf und lässt den Tiefdrucksystemen mehr Spielraum, sich in Richtung Skandinavien zu entwickeln - damit endet die diesjährige Hitzewelle
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Die Omegawetterlage löst sich auf und lässt den Tiefdrucksystemen mehr Spielraum, sich in Richtung Skandinavien zu entwickeln - damit endet die diesjährige Hitzewelle
© www.meteociel.fr

Wir der Sommer nun frühherbstlich?

Diese Möglichkeit besteht durchaus, wenn sich das Tiefdruckzentrum über Skandinavien festigt und nach Süden einen Abtropfvorgang einleiten kann. In diesem Fall würden Deutschland, Österreich und die Schweiz in eine nördlich ausgerichtete Trogstruktur gelangen. Mit viel Niederschlag und gemäßigt kühlen Temperaturwerten wäre zu rechnen, die den Wettercharakter eher in Richtung Frühherbst entwickeln lässt.

Normales Sommerwetter

Doch die Tiefdruckstruktur ist anders aufgebaut und endet nur bedingt mit einem Tiefdruckzentrum über Skandinavien. Wahrscheinlicher ist eine Variante, die sich in den letzten Tagen immer wieder gezeigt und heute von der Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells bestätigt wird.

Das Omegahoch entwickelt sich in Richtung Kanada weiter und blockiert vorerst noch die atlantische Frontalzone, so dass es nicht zur Ausbildung einer Tiefdruckrinne kommt. Infolge daraus verstärkt sich der tiefe Luftdruck auf dem Atlantik und positioniert vom 21. bis 23. August ein kräftiges Zentraltief zwischen Island und England. Dieses Tiefdruckgebiet führt auf seiner Vorderseite feucht-warme Luftmassen nach Mitteleuropa, sodass die Neigung zu Schauern und Gewittern über Deutschland, Österreich und der Schweiz weiterhin als hoch einzustufen ist. Die Temperaturen pendeln sich auf +24 bis +28 Grad ein und können mancherorts noch die +30 Grad-Marke erreichen - das ist aber eher die Ausnahme.

Die ersten winterlichen Züge…

Den Herbst und Winter werden wir demnächst ausführlicher besprechen, doch innerhalb des Polarwirbels regen sich so die ersten winterlichen Signale - der Polarwirbel wird wieder angeschuckt, was zu dieser Jahreszeit ein völlig normaler Vorgang ist.

…können den Spätsommer bringen

Der Polarwirbel, bzw. ein Teil davon, reaktiviert sich über dem nördlichen Kanada und festigt seine Position mit Tiefdruckgebieten zwischen Kanada, Grönland und dem europäischen Nordmeer. Das treibt einen Hochdruckkeil über Mitteleuropa, der sich wiederum über Deutschland, Österreich und der Schweiz festigt und für halbwegs stabile - spätsommerlich warme - Wetterverhältnisse sorgen kann.

Der Polarwirbel reaktiviert sich so langsam und ermöglicht über Mitteleuropa einen spätsommerlichen Wettercharakter
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Der Polarwirbel reaktiviert sich so langsam und ermöglicht über Mitteleuropa einen spätsommerlichen Wettercharakter
© www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Es bleibt vorerst warm

Der Zeitraum vom 13. bis 22. August bleibt geprägt von warmen Luftmassen, die im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert um 2 bis 4 Grad zu warm ausfallen können. Ab dem 22. August sinkt das Temperaturniveau allmählich ab und normalisiert sich über dem Süden, Westen und Osten, bleibt im Trend aber mit einer Abweichung von +1 Grad zu warm. Anders die Situation über Norddeutschland - dort ist der Trend normal bis leicht zu kühl.

Das spricht im Wesentlichen für den sanften und durchaus jahreszeitlichen bedingten Wetterumschwung. Die extreme Hitze wird langsam abgebaut und wandelt sich darüber hinaus in den gemäßigten spätsommerlichen Temperaturcharakter.

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur-Spektrum Temperatur-Mittelwert
19. August +17 bis
+27 Grad
+21 Grad bis
+23 Grad
23. August +16 bis
+28 Grad
+21 bis
+23 Grad
28. August +15 bis
+25 Grad
+17 bis
+20 Grad
Diagramm Temperaturen August 2020
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe August 2020 von zu kalt, normal, zu warm

Niederschlagsprognose: Die Trockenheit endet

Der August ist bisweilen deutlich zu trocken, doch mit dem Abbau des Omegahochs endet auch die Trockenheit. Zunächst wird das in Form von Schauern und Gewittern der Fall sein, die zunächst noch nicht überall für Niederschlag sorgen können, doch sind diese zahlreich, sodass in den kommenden 10 Tagen überall mit etwas Regen zu rechnen ist - auch wenn es mancherorts nur der Tropfen auf den heißen Stein sein wird. Im Ergebnis werden Regensummen von verbreitet 15 bis 25 l/m² zu erwarten sein. Im Schwerpunkt über Norddeutschland und dem süddeutschen Raum können Regensummen von 20 bis 30 l/m² und örtlich bis 40 l/m² zusammen kommen.

Zahlreiche Schauer und Gewitter sorgen in den kommenden Tagen für eine Verbesserung der Niederschlagsbilanz
Die Niederschlagsprognose des europäischen Wettermodells bis zum 23. August: Zahlreiche Schauer und Gewitter sorgen in den kommenden Tagen für eine Verbesserung der Niederschlagsbilanz © windy.com

Keine großartigen Niederschlagsereignisse

Doch wer nun auf großartige Niederschlagssummen hofft, dem sei mit auf dem Weg gegeben, dass die Vorhersage-Modelle in der Niederschlagsprognose gerne etwas euphorischsind und zur Übertreibung neigen. Dass dem so sein kann, zeigt sich in Betrachtung der Niederschlagsprognose der Kontrollläufe, die einen über - ganz Deutschland - nur leicht bis allenfalls mäßig erhöhten Niederschlagstrend berechnen. Mit flächendeckendem und länger andauerndem Landregen ist vorerst einmal nicht zu rechnen. Zudem ist bei kräftigen Schauern die Gefahr gegeben, dass die Niederschläge einfach an der Oberfläche ablaufen, bevor diese tiefer in den Boden versickern können. In diesem Fall haben die Niederschläge für die Natur einen nur sehr geringen Effekt.

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