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Wetterprognose Sommer 2020 - Der Sommer wagt sich zaghaft nach Deutschland vor

| M. Hoffmann
Ob der Sommer sich über Deutschland wird durchsetzen können, hängt vom Aufbau eines Hochdrucksystems ab

Der Norden und Westen bleibt in Sachen Sommer vorerst benachteiligt, während er Süden und Osten - zumindest phasenweise - von sommerlich warmen Luftmassen geflutet wird. Doch ab dem 12. Juli zeichnet sich eine - unter Umständen - nachhaltige Umstrukturierung der Großwetterlage ab, was auch über dem Norden und Westen zu durchgreifenden Veränderungen führen kann.

Der Sommer setzt sich über dem Süden - mit Ausnahme vom Montag und Dienstag - durch und sorgt verbreitet für Temperaturen von +22 bis +26 Grad und zum Ende der Woche können unter bestimmten Voraussetzungen bis +30 Grad erreicht werden. Die Niederschlagsneigung ist insgesamt als gering zu bewerten.

Anders die Situation etwa nördlich der Linie vom Saarland und Sachsen. Diese Regionen werden - zeitweilig - von einem Tief über Skandinavien dominiert. Besonders die Küstenregionen bekommen diesen Umstand mit einem auflebenden - teils stürmischen Wind - zu spüren. Zudem ziehen immer wieder Wolkenfelder vorüber, die für gelegentliche Schauer sorgen können - viel an Niederschlag aber ist auch dort nicht zu erwarten. Die Temperaturen erreichen über dem Norden meist +16 bis +22 Grad und steigen im Wochenverlauf nur zögerlich an. Mehr dazu in der aktuellen Wettervorhersage zum Wetter Juli 2020.

Teils sommerlicher Süden, unbeständiger Norden - die Zweiteilung geht vorerst weiter
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Teils sommerlicher Süden, unbeständiger Norden - die Zweiteilung geht vorerst weiter
© www.meteociel.fr

Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Der Sommer versucht sich

In den letzten Tagen konnte der Sommer in den Wetterprognosen des europäischen Prognosemodells keinen Blumentopf gewinnen - zu stark war die Tiefdruckaktivität zwischen Atlantik und Skandinavien ausgeprägt. Das hat sich heute geändert.

Der unbeständige Sommer

Doch bevor es zur Stabilität kommt, muss das Tief über Skandinavien weichen, oder sich auflösen. Dieser Prozess beginnt am 11. Juli und ist bereits zum 12. Juli weitgehend abgeschlossen. Bis dahin profitiert der Süden von einer teils sommerlich warmen Südwestanströmung, während der Norden bis dahin im Einflussbereich maritimer Luftmassen bleibt.

Gerade im Prozess der Umstellung kann es nochmals kühler werden. Das ist genau dann der Fall, wenn sich das Azorenhoch in Richtung Mitteleuropa ausdehnt und im Zusammenspiel mit dem Tief an seinen östlichen Gradienten kurzzeitig kühlere Luftmassen nach Deutschland, Österreich und der Schweiz führt.

Sommerwetter

Doch im Gegensatz zu den letzten Tagen wird das Hoch nicht bei England gestoppt, sondern setzt sich zügig über Mitteleuropa fest und baut damit die seit Tagen diskutierte Hochdruckzone zwischen dem Azoren- und Kontinentalhoch auf. Was ab dem 13. Juli folgt sind sommerlich warme Temperaturwerte bei einem weitgehend trockenen Wettercharakter. Bis es aber soweit ist, bleibt der unbeständige Wettercharakter erhalten, der über dem Süden durchaus zu sommerlichen Temperaturwerten führen kann.

Gelingt der Durchbruch des Hochdrucksystems, so wird sich auch der Sommer über Deutschland durchsetzen können
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Gelingt der Durchbruch des Hochdrucksystems, so wird sich auch der Sommer über Deutschland durchsetzen können
© www.meteociel.fr

Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Der Tiefdruckkette folgt der Sommer

Das Skandinavientief setzt sich vorerst fest und lässt bis zum 10. Juli drei Randtiefsysteme an seinem südlichen Gradienten in Richtung Mitteleuropa ziehen. Vor allem Norddeutschland wird das immer wieder mit Windereignissen zu spüren bekommen. Aber auch vorüberziehende Wolken und gelegentlich etwas Regen runden den unbeständigen Wettercharakter ab, während es in Richtung Baden-Württemberg und Bayern zunehmend sommerlich wird.

Der Wetterwechsel

Ab dem 10. Juli berechnet die Wetterprognose des amerikanischen Prognosemodells eine langsame, aber doch nachhaltige Auflösung des Tiefdruckgebietes über Skandinavien. Gleichzeitig setzt sich ein Hochdruckkeil des Azorenhochs in Bewegung und erreicht zum 12. Juli Mitteleuropa. Damit wird der Tiefdruckeinfluss blockiert, die Sonnenstunden nehmen zu und die Temperaturen steigen - auch über dem Norddeutschland - an.

Sommer

Der Hochdruckkeil baut - wie nach dem europäischen Wettermodell - eine Verbindung zum Kontinentalhoch auf. Doch im Unterschied ist diese Hochdruckzone stabiler und umfassender. Bis zum 17. Juli kann sich daraus über Skandinavien ein autarkes Hochdruckgebiet entwickeln. Zwar besteht die Möglichkeit, dass das Hoch am südlichen Gradienten unterwandert wird, doch gehört das Strömungsmuster mit einer Ost-West Bewegung zur gestörten Zirkulation. Diese ist somit noch nicht vom Tisch und dominierte weitgehend das Wettergeschehen von März bis Juni.

Wie warm kann es werden?

Das hängt ganz davon ab, ob das Hoch unterwandert werden kann. Bleibt das Hoch stabil und bildet eine Achse in Richtung der Mittelmeerregion aus, so können die Temperaturen am 12. Juli zwischen +17 bis +23 Grad liegen und erreichen nach der Wettervorhersage des amerikanischen Wettermodells zum 15. Juli mit +22 bis +27 Grad sommerlich warme Werte. Darüber hinaus wird häufiger die hochsommerliche +30 Grad-Marke ins Visier genommen.

Wird das Hoch aber unterwandert, so tankt das Tief über der Mittelmeerregion viel feuchte Luft und schüttet diese regelrecht über der Südhälfte von Deutschland aus. Zwar hat die Wetterlage das Potential zu sommerlich warmen Temperaturwerten, doch mit länger andauerndem Starkniederschlag und starker Bewölkung können nicht mehr als +17 bis +23 Grad erwartet werden. Weiter nach Norden aber nimmt die Sonnenscheindauer zu und die Temperaturen können durchaus Werte im Bereich von +25 bis +30 Grad erreichen. Eine ähnliche Wetterlage gab es bereits im Juni - nach der Schafskälte - vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch daran.

Regen- oder Sommerzeit? Wird das Hoch unterwandert, wird es nass
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Regen- oder Sommerzeit? Wird das Hoch unterwandert, wird es nass
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Auf den Punkt gebracht: Unbeständiges Sommerwetter

Der Ansatz für stabiles Sommerwetter zu sorgen ist in den letzten Tagen verstärkt zu beobachten und im Grunde berechnen beide Vorhersage-Modelle diesen Ansatz heute gleichermaßen, was die Eintreffwahrscheinlichkeit erhöht. Doch handelt es sich nach wie vor nur um einen Ansatz und sollte dem Hoch der Achsaufbau nach Süden nicht gelingen, so ist davon auszugehen, dass der Sommer gerade so wechselhaft und unbeständig weitermacht, wie bisher.

Interessant aber ist der Aspekt der gestörten Zirkulation und sollte diese sich tatsächlich durchsetzen können, so wäre die aktuell zonale Wetterphase nur vorübergehend und kann nicht zum Ausgleichsverhalten beitragen. Anders formuliert würde sich die Erhaltungsneigung nach einer kurzen Störung fortsetzen können.

Die Kontrollläufe stützen die im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert zu kühle Temperaturentwicklung über dem Norden bis zum 14. Juli. Der Mittelwert liegt um -2 bis -5 Grad unter dem, was für den Juli normal wäre. Über dem Westen liegt das Defizit zwischen 0 bis -2 Grad und pendelt sich über dem Süden und Osten auf den Normwert ein und kann phasenweise (9. bis 11. Juli) zu warm ausfallen.

Erst ab dem 14. Juli stützen die Kontrollläufe eine über ganz Deutschland konstant leicht zu warme Temperaturentwicklung.

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur-Spektrum Temperatur-Mittelwert
11. Juli +15 bis
+30 Grad
+19 Grad bis
+25 Grad
15. Juli +13 bis
+30 Grad
+21 bis
+23 Grad
20. Juli +16 bis
+30 Grad
+20 bis
+22 Grad
Diagramm Temperaturen Juli 2020
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Juli 2020 von zu kalt, normal, zu warm

Die Niederschlagsprognose: Zu wenig Niederschlag

Über dem Norden und Westen wird es bis zum 11. Juli immer wieder Niederschläge geben können, doch über dem Süden und Osten ist die Niederschlagsprognose der Kontrollläufe als schwach zu bewerten. Anders formuliert führt die kommende Großwetterlage in Betrachtung des Flächenmittels zu einer zu trockenen Wetterperiode.

Erst mit dem Wetterwechsel kann es vom 12. bis 15. Juli zu kräftigeren und auch flächendeckenden Niederschlägen kommen und dann steigt auch über dem Süden und Osten die Niederschlagstätigkeit an. In Summe sind bis zum 15. Juli Regenmengen von 5 bis 10 l/m² und mancherorts von 10 bis 25 l/m² zu erwarten - das ist nicht viel - aber eben auch nicht nichts.

Der unbeständige Sommer geht vorerst weiter
Die Niederschlagsprognose des europäischen Wettermodells: Der unbeständige Sommer geht vorerst weiter © windy.com

Nach dem 15. Juli steigt die Niederschlagsprognose der Kontrollläufe über ganz Deutschland in den leicht bis mäßig erhöhten Bereich an und das unterstreicht noch einmal, dass die Hochdruckausdehnung über Mitteleuropa zwar wahrscheinlich, doch zum aktuellen Stand nur ein Ansatz ist. Die kommenden Tage werden es zeigen, welche Richtung der Sommer 2020 einschlagen wird.

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