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Wetter Sommer 2020: Strebt die gestörte Zirkulation ihrem Höhepunkt entgegen?

| M. Hoffmann
Keine stabile Sommerwetterlage: Ansteigende Schauer- und Gewitterneigung?

Normales Wetter ist bis Pfingsten zu erwarten, doch dann verschiebt sich das Verhältnis von Hoch- zu Tiefdruckgebieten, was für den ersten Sommermonat weitreichende Folgen haben kann.

Hoher Luftdruck dehnt sich von den Azoren über England bis nach Skandinavien aus und sorgt über Deutschland für ein Wechselspiel aus Sonne, Wolken und gelegentlichen Schauern. Die Temperaturen pendeln sich um die +20 Grad Marke ein und entsprechen damit dem vieljährigen Durchschnittswert.

Über Pfingsten setzt sich das Hoch über Skandinavien fest und bildet einen autarken Hochdruckkern aus. Das hat zur Folge, dass am südlichen Hochdruckgradienten ein schwaches Höhentief von Polen nach Deutschland geführt wird. Damit erhöht sich über Pfingsten die Neigung zu Schauern, deren Schwerpunkt über den östlichen Bundesländern liegen kann. Mehr dazu in der aktuellen Wettervorhersage zum Wetter Pfingsten 2020.

Kein Sommerwetter: Das Hoch über Skandinavien wird an Pfingsten an seinem südlichen Gradienten unterwandert
Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Kein Sommerwetter: Das Hoch über Skandinavien wird an Pfingsten an seinem südlichen Gradienten unterwandert
© www.meteociel.fr

Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Weitreichende Folgen für das Sommerwetter?

So eine Unterwanderung eines so dominanten Hochdrucksystems hat Folgen, die in der Vergangenheit auch weitreichend waren. Warum? Von West nach Ost erschließt sich die Tiefdruckrinne bis raus auf den Atlantik und dem Hoch wird die Hochdruckachse nach Süden genommen. Ab diesem Zeitpunkt erlebt die gestörte Zirkulation ihren Höhepunkt und nicht selten driftet das Hoch nach Westen ab, bzw. konzentriert sich auf dem Atlantik als Blockadehoch.

Das atlantische Blockadehoch

Eine solche Wetterentwicklung berechnet das europäische Wettermodell in seiner aktuellen Wetterprognose. Der Hochdruckkern über dem westlichen Russland zieht sich weit nach Osten zurück, während das Hoch über Skandinavien mehr und mehr in das Azorenhoch übergeht um sich anschließend bis zum 5. Juni zwischen den Azoren, Grönland und Island in einer ungewöhnlichen Position aufbaut.

Luftmassengrenze über Deutschland: Warm und kalt

Das Interessante an dieser Konstellation ist, dass sich sowohl über Island, als auch über den Azoren ein Tiefdrucksystem ausbildet. Dabei führt das Islandtief kühle Luftmassen von Nord nach Süd, während das Tief über den Azoren warme Luftmassen aus Afrika in Richtung Norden führt. Das Zusammentreffen der unterschiedlich temperierten Luftmassen wird vom europäischen Wettermodell auf den 4. Juni datiert. So können über dem Süden +20 bis +25 Grad und örtlich bis +27 Grad erreicht werden, während es über dem Norden mit +14 bis +18 Grad kühler ist.

Luftmassengrenze über Deutschland
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Luftmassengrenze über Deutschland
© www.meteociel.fr

Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Sommerliche Hitze?

Die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells schwankt bekannterweise in den letzten Tagen zwischen sehr warmen und kühlen Entwicklungen hin und her und nun wird auch deutlich, warum das so ist. Zu stark ist das Kippmuster derzeit ausgeprägt und die entscheidenden Positionen sind noch nicht besetzt, was gerade bei gestörten Zirkulationsmustern mit meridionaler Ausrichtung aber für die Temperaturentwicklung von entscheidender Bedeutung ist.

Sommerliche Temperaturen: Die Wärmepumpe

Wie eine gestörte Zirkulation funktioniert, wird heute eindrucksvoll simuliert. Das Skandinavienhoch wird über Pfingsten unterwandert, doch gelingt es dem Tief nicht, eine Lücke zum Atlantik aufzubauen. Stattdessen wird das Tief - durch die Drehbewegung des Hochs im Uhrzeigersinn - nach Südwesten über die Azoren verfrachtet. Dort gewinnt das Tief an Intensität und pumpt vom 2. bis 5. Juni sehr warme Luftmassen aus der Mittelmeerregion nach Deutschland. Sommerliche Temperaturen von +24 bis +28 Grad sind zu erwarten. Örtlich kann auch die hochsommerliche Marke von +30 Grad erreicht werden.

Der Showdown

Bedingt aber durch die Hochdruckkonzentration auf dem Atlantik strebt die atlantische Frontalzone weiter nach Osten und festigt seine Position zum 6. Juni über Skandinavien. Und ganz wie nach dem europäischen Wettermodell führt das Tief über den Azoren warme Luftmassen nach Norden, während das Tief über Skandinavien kühle Luftmassen nach Süden führt.

Eine ähnliche Konstellation gab es bereits im April, bei der sich letzten Endes aber die warme und trockene Variante hat durchsetzen können und nach dem Wettertrend des amerikanischen Wettermodells ist noch keineswegs klar, welches Wettersystem sich wird durchsetzen können. Die Herausforderung der Wettervorhersage liegt in dem Hoch auf dem Atlantik begründet. Die atlantische Frontalzone muss da irgendwie drumherum - das kann nördlich, aber auch südlich des Hochs geschehen.

Gewitterwetterlage

Zum aktuellen Stand wird das Hoch südlich unterwandert, sodass sich von Neufundland über die Azoren und England bis nach Skandinavien die Tiefdruckrinne aufbauen kann. Deutschland, Österreich und der Schweiz liegen in diesem Fall in einer südwestlichen Anströmung feucht-warmer Luftmassen. Die Zufuhr kühlerer Luftmassen ist vom 6. bis 8. Juni nicht auszuschließen, nachfolgend aber wird es mit +20 bis +25 Grad und örtlich bis +27 Grad rasch wärmer und die Neigung zu Schauern und Gewittern steigt von Süden her an.

Showdown der Luftmassen
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Eine hochsommerlich heiße und trockene Wetterlage
© www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Warum Showdown?

Im Winter kommt eine solche Konstellation häufiger vor und erfreut zunächst einmal die Freunde des Winterwetters, sind doch solche Konstellationen häufige Schnee- und Kältebringer. Wenn sich das Hoch auf dem Atlantik aber zu schnell nach Norden in Richtung Grönland und Kanada verlagert und zeitgleich ein Tiefdruckkern über Skandinavien sitzt, ist das nicht selten der Beginn einer nachhaltigen Umstrukturierung der Großwetterlage in die Zonale und damit westwärts gerichtete Richtung. Sehr zum Verdruss der Winterfreunde. Was im Winter zu einer Milderung führt, hat im Sommer aber gedämpfte Temperaturen und eine erhöhte Niederschlagsneigung zur Folge.

Bisweilen ist das nur ein Ansatz, der in den kommenden Tagen mit einer gewissen Erwartungshaltung beobachtet werden wird. Denn sollte sich die Großwetterlage tatsächlich nachhaltig Zonalisierung können, so wäre im Juni mit ausreichend Niederschlag und gemäßigten Temperaturverhältnissen zu rechnen - soweit ist man aber noch nicht - es ist eben nur ein Ansatz. Deutlicher wird das, wenn man den Kartenausschnitt vergrößert und die Polarregion mit einbezieht.

Im Ansatz die Umstellung auf eine zonale Westwetterlage?
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Im Ansatz die Umstellung auf eine zonale Westwetterlage?
© www.meteociel.fr

Was spricht für die Zonalisierung?

Interessant aber ist, dass die Kontrollläufe vom Ansatz der Zonalisierung gar nicht so abgeneigt sind. Das Azorenhoch jedenfalls positioniert sich dort, wo es hingehört. Zugleich aber gewinnt bis zum 10. Juni die Tiefdruckaktivität auf dem Atlantik an Dynamik, läuft aber auf einen Hochdruckrücken über dem östlichen Europa auf. In Summe ein Fürsprecher einer feucht-warmen Südwestwetterlage.

Die Kontrollläufe sind einer Zonalisierung gar nicht so abgeneigt
Wetterprognose nach dem Mittelwert der Kontrollläufe: Die Kontrollläufe sind einer Zonalisierung gar nicht so abgeneigt
© www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur-Spektrum Temperatur-Mittelwert
1. Juni +13 bis
+24 Grad
+18 bis
+20 Grad
5. Juni +15 bis
+27 Grad
+21 bis
+23 Grad
10. Juni +12 bis
+27 Grad
+19 bis
+21 Grad
Diagramm Temperaturen Juni 2020
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Juni 2020 von zu kalt, normal, zu warm

Die Niederschlagsprognose

Bis zum 1. Juni ist nur mit sehr wenig bis gar keinem Regen zu rechnen. Anschließend steigt die Niederschlagsprognose der Kontrollläufe über dem Norden, Osten und Westen in den leicht und über dem Süden in den mäßig erhöhten Bereich an. Anders formuliert ist keine stabile Sommerwetterlage in der ersten Juni-Dekade zu erwarten.

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