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Wetter Sommer 2020 aktuelle Wetterprognose vom 16.04.2020 - Der Ausweg aus der Trockenheit?

| M. Hoffmann

Der Waldbrandgefahrenindex hat über manchen Landesteilen die Stufe 4 von 5 erreicht. Das unterstreicht, wie ausgeprägt die Trockenheit und deren Folgen seit Mitte März ist. Wie lange bleibt es trocken und wie können die Auswege daraus aussehen?

Wann kommt Regen?
Wann kommt Regen?

Ein Hochdrucksystem über Skandinavien sorgt in den kommenden Tagen für einen frühlingshaft warmen Wettercharakter, der über dem Norden und Osten etwas kühler ausfällt und mehr den Jahreszeit-typischen Werten entspricht, doch über dem Süden und Westen ist im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert mit einem deutlich zu warmen Temperaturcharakter zu rechnen. Erst zum Beginn der kommenden Woche kann es mit einer bodennahen Anströmung von kühleren Festlandluftmassen etwas kühler werden.

Was bleibt, ist die anhaltende Trockenheit. Bis zum Dienstag kommender Woche sind über dem Süden - gerade zum Beginn des Wochenendes - ein paar lokale Schauer und Gewitter möglich, doch die Niederschlagssummen liegen mit 0 bis 10 l/m² über dem Süden und 0 l/m² über dem Norden weit hinter dem vieljährigen Sollwert. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter April.

Weitgehend frühlingshaft bis <strong>frühsommerlich warmes</strong> und trockenes Hochdruckwetter
Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Weitgehend frühlingshaft bis frühsommerlich warmes und trockenes Hochdruckwetter
© www.meteociel.fr

Erhöhte Waldbrandgefahr

Das trockene Wetter führt dazu, dass der Waldbrandgefahrenindex verbreitet eine Stufe 3 bis 4 von 5 erreicht hat. Die Frage nach dem Niederschlag also wird zunehmend lauter. Doch so einfach ist die Antwort darauf nicht.

Hochdruckdominanz

Bei der aktuellen Großwetterlage handelt es sich um eine meridionale Ausrichtung, die grundsätzlich nur für eine schwache Niederschlagsneigung sorgt. Wird die atlantische Frontalzone vollständig abgekoppelt, spricht man zudem noch von einer gestörten Zirkulation. Kommt beides zusammen, verschärft sich die Trockenheit und wird wohl zunehmend in eine Dürre übergehen können, sofern sich das Konstrukt nicht auflöst, bzw. strukturelle Veränderungen erfährt.

Trockenheit

Die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells simuliert eine bis in den Mai 2020 hinein anhaltende Hochdruckdominanz. Das Hoch verlagert sich nur sehr langsam von Skandinavien über England nach Island und Grönland. Dieses Verhalten stützt sowohl das meridionale Strömungsmuster und die gestörte Zirkulation.

Ein paar Regentropfen

Gerade langfristige Niederschlagsprognosen sind mit einer gewissen Skepsis zu bewerten, doch spiegeln diese sehr gut wieder, was im Trend zu erwarten ist. Das amerikanische Wettermodell berechnet in seiner aktuellen Niederschlagsprognose bis zum 2. Mai über dem Norden und Osten Summen von 0 bis 4 l/m² und über dem Süden und Westen 0 bis 10 l/m². Das ist - im Trend - deutlich zu wenig.

5 bis 10 Prozent

Sollte diese Niederschlagsprognose tatsächlich so eintreten, so würde das Flächenmittel über Deutschland bis Ende April gerade zu 5 bis allenfalls 10 Prozent erreicht werden können. In vielen Regionen wird es im April gar keinen Niederschlag geben.

Eine bis in den Mai anhaltende Hochdruckdominanz würde zu einer erheblichen Trockenheit führen
Die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Eine bis in den Mai anhaltende Hochdruckdominanz würde zu einer erheblichen Trockenheit führen © www.meteociel.fr

Ein neuerlicher Dürre-Sommer?

Das Problem von meridionalen Mustern ist, dass diese - gerade im Frühjahr und insbesondere im März und April - länger anhaltend ausfallen können. Nicht selten folgt dem ein durchwachsener Mai nach - so zumindest die Beobachtungen in den letzten Jahren mit einem ähnlichen Muster.

Das Wetter verhält sich nicht nach Mustern

Schlussfolgerungen aber, dass im Sommer 2020 deshalb eine neue Dürre ansteht, sind verkehrt. Das Wetter folgt keinem Muster und auch keiner Statistik. Wäre dem so, bräuchte man keine täglichen Wetterprognosen und Vorhersage-Modelle.

Der Klimawandel

Dass was das Wetter aber nachhaltig beeinflusst, ist der Klimawandel und der gibt gewisse Gesetzmäßigkeiten vor. Bspw. waren die letzten 23 Sommer durchweg zu warm (Abweichung 1961-1990 > 0). Zudem waren die Sommer der letzten 20 Jahre im Schnitt um +1,4 Grad zu warm. Das sind die Gesetzmäßigkeiten, aus denen sich ein grundsätzlich zu warmer Sommer 2020 ableiten lässt.

Hinsichtlich des Niederschlages aber ist es so, dass unwetterartige Starkniederschläge die Bilanz eines Sommers deutlich verzerren können. Beispiel: ist der Juni und Juli Knochentrocken und heiß, so kann im August an 3 bis 4 Tagen eine Vb-Wetterlage für 200 l/m² Niederschlag über dem Süden und Osten sorgen. Das Niederschlagssoll im Sommer liegt bei 239 l/m². Schnell wird klar, dass so ein Niederschlagsereignis die Bilanz erheblich verzerren kann.

Um das Thema Dürre im Sommer 2020 zusammenzufassen. Ja, das Muster verläuft ähnlich wie 2018 und 2019. Ja, der Sommer 2020 wird mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu warm ausfallen. Im Zuge des Klimawandels stehen die Chancen zudem nicht schlecht, dass der Sommer auch zu trocken werden wird. Doch eine neuerliche Dürre jetzt schon vorherzusagen, ist mehr als gewagt! Dürre ist per Definition von einer Trockenheit zu unterscheiden.

Die Hochdruckdominanz - und damit die Trockenheit - wird noch eine Weile anhalten
Die Druckanomalien bis 26. April: Die Hochdruckdominanz - und damit die Trockenheit - wird noch eine Weile anhalten © climatereanalyzer.org

Was muss passieren, damit die Trockenheit endet?

Das ist eine an uns in den letzten Tagen viel gestellte Frage. Was passieren muss, ist eine Wiederherstellung eines normalen, bzw. positiven NAO-Index. Seit April ist dieser deutlich negativ, was so viel bedeutet, dass da wo normalerweise sich das Islandtief befindet ein Hochdruckgebiet und dort wo das Azorenhoch sich befindet ein Tiefdrucksystem das Wettergeschehen dominiert. Daraus resultiert das meridionale Strömungsmuster. Kehren sich die Verhältnisse um, so wird das Muster zonaler und die Westwetterlage bekommt ihre Chance.

Der Ansatz hierzu ist durchaus die Verlagerung des Hochdrucksystems auf den Atlantik. Strebt das Hoch dabei zu weit in den Polarwirbel hinein und positioniert sich über dem kanadischen Festland, so werden über dem östlichen Kanada kalte Luftmassen auf den Atlantik geführt. Zugleich aber - und das ist das entscheidende - verliert das Hoch seine Hochdruckachse in Richtung der Azoren und nach und nach löst sich die Blockade auf dem Atlantik auf.

Mehr Regen im Mai?

Einen solchen Ansatz der Verlagerung des Hochdrucksystem in Richtung Kanada wird von den Prognose-Modellen schon seit ein paar Tagen verfolgt. Sollte das gelingen, so wäre im Mai mit einer - zumindest phasenweise auftretenden - Westwetterlage zu rechnen. Schaut man sich aber den Mittelwert aller Kontrollläufe an, so ist das in Sachen Niederschlag nicht gerade erbauend. Die Hochdruckdominanz, bzw. der Hochdruckgürtel zeigt sich bis in den Mai hinein in einer weitgehend stabilen Verfassung.

Der Hochdruckgürtel in einer stabilen Verfassung
Wettervorhersage nach Mittelwert der Kontrollläufe: Ein stabiler Hochdruckgürtel © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Vorerst deutlich zu trocken

Egal ob es die Wetterprognosen der Vorhersage-Modelle, oder deren Kontrollläufe sind. Durchweg sind keine großartigen Niederschlagssummen bis Anfang Mai auszumachen. Zwar steigen die Niederschlagsignale in Form von Schauern ab dem 24. April an, doch sind diese zum einen nicht Flächendeckend und zum anderen schwach ausgeprägt. Erst Ende April und Anfang Mai treten deutlichere Niederschlagssignale hervor, was den Wettertrend der letzten Tage bestätigt und der Ausweg aus der Trockenheit tatsächlich in der Verlagerung des Hochs in Richtung Kanada liegen kann.

Eine breite Temperaturspanne

Anders sieht es in Sachen Temperaturentwicklung aus. Die für die Jahreszeit deutlich zu warmen Temperaturen halten sich über dem Süden und Westen noch bis zum 21. April. Anschließend normalisiert sich das Temperaturniveau. Über dem Norden und Osten normalisiert sich das Temperaturniveau bereits zum 18. April und hat ab dem 24. April eine im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert leicht zu kühle Entwicklungstendenz. Das liegt im Wesentlichen daran, dass sich das Hoch mit dem Beginn der letzten April-Dekade auf den Atlantik verlagern wird und damit aus nördlichen Richtungen kühlere Luftmassen nach Deutschland führen kann.

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur-Spektrum Temperatur-Mittelwert
22. April +10 bis
+20 Grad
+14 bis
+15 Grad
26. April +6 bis
+20 Grad
+12 bis
+14 Grad
1. Mai +9 bis
+22 Grad
+14 bis
+16 Grad
Diagramm Temperaturen Mai 2020
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Mai 2020 von zu kalt, normal, zu warm

Zusammenfassung

Der Sommer wird - nach wie vor - mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu warm und in Summe zu trocken ausfallen können. Eine Prognose für eine erneute Dürre aber ist zum aktuellen Stand nicht möglich. Mit ausschlaggebend wird zudem die Wetterentwicklung im Mai sein. Löst sich die Erhaltungsneigung des meridionalen Musters auf und geht mit dem Ausgleichsverhalten in eine Westwetterlage über, so könnte sich die Fragestellung schnell in Richtung Wann kommt die Sonne, wann wird es trocken? ändern. Bis Mai aber zeichnet sich zum derzeitigen Stand eine mit hoher Wahrscheinlichkeit zu trockene und gemäßigt warme Temperaturentwicklung ab.

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