Weihnachtswetter - Westdüse oder Polarwirbelchaos mit QBO-Ost
Schnee zu Weihnachten oder doch wieder mildes Wetter? Das Wetter stellt sich in den kommenden Tagen um und hat Anfang Dezember eine deutlich erhöhte Neigung hin zu einer hochdruckdominierten Wetterlage. Das klingt wenig winterlich und ist es auch. Mit entscheidend für das Wetter in der Vorweihnachtszeit ist die Ausbildung einer Hochdruckzone zwischen Alaska und dem östlichen Sibirien. Kommt diese Hochdruckverbindung zustande, so wird es auch im 14. Jahr keine weißen Weihnachten geben. Komplett auf den Kopf stellen kann das aber ein Phänomen namens QBO, welches sich in dieser Wintersaison auf Ost dreht – fraglich ist, ob dieses Phänomen zu Weihnachten eintreffen kann.
Wir schreiben den 25. November 2024 und mit einem Maximum von +22,3 Grad gab es über Baden-Baden (Baden-Württemberg) heute frühsommerliche Temperaturwerte zu bestaunen. Es sind noch rund 4 Wochen bis Heiligabend! Kippt das Wetter frühzeitig in Richtung Winter, oder legt die Frontalzone jetzt mit ungewöhnlich hohen Temperaturen erst richtig los? Zwar wird es im Verlauf der Woche wieder zunehmend nasskalt und die Schneefallgrenze sinkt bis auf die höheren mittleren Lagen, doch die nächste Hochdruckzone nähert sich über dem Süden Deutschlands und vereitelt so den Durchbruch des Winters – mindestens bis zum 6. Dezember (Nikolaus).
Doch wer jetzt schon eine detaillierte Wettervorhersage für das Weihnachtswetter macht oder sich darauf verlässt, ist zu früh dran – schließlich sind es noch knapp vier Wochen bis zum Fest und das ist definitiv zu lang für eine adäquate Wettervorhersage. Details sind aufgrund unsicherer Großwetterlagen häufig nicht einmal ein bis zwei Tage vor Heiligabend möglich.
Erste Gedankenspiele
Was aber geht, sind erste Thesen – die sich von bestimmten Großwetterlagen ableiten lassen – rund um das Weihnachtswetter aufzustellen. Diese ersten Gedankenspiele werden in den kommenden Tagen und Wochen bis zum 24. Dezember durch Wettertrends, Wetterprognosen und letztlich von Wettervorhersagen ergänzt und fortgeführt. Die Frage lautet: Weiße Weihnachten 2024 – ja oder nein – was lässt sich zum heutigen Stand erkennen?
Statistik: Schnee ist selten
Geht es nach der Wahrscheinlichkeit, so war in Zeiten vor der Klimaerhitzung in den Niederungen eine geschlossene Schneedecke vom 24. bis 26. Dezember in nur rund 12 Prozent der Fälle möglich. Auf andere Art formuliert waren damals nur alle 8,5 Jahre weiße Weihnachten zu erwarten. Letztmalig war das 2010 der Fall. Anders sieht es in den mittleren Lagen (400 bis 800 Meter) aus, da lag die Wahrscheinlichkeit bei rund 15 bis 50 Prozent (etwa alle 2 bis 7 Jahre, je nach Höhenlage) und über den südlichen und östlichen Regionen ist etwa alle drei Jahre Schneefall an Weihnachten möglich. Wer mehr über die Statistik wissen will, kann dies in der Rubrik - Wetter Weihnachten - nachlesen.
Hochdruckzone zwischen Alaska und Sibirien entscheidend für das Weihnachtswetter
Das ist die Entwicklung, auf die es ankommen wird. Sollte sich die Hochdruckzone tatsächlich in dieser Region ausbilden können, so wird sich der aktive Teil des Polarwirbels in Richtung Kanada und Grönland verlagern und zwischen dem östlichen Kanada und Neufundland für eine aktiv-dynamische Entwicklung der atlantischen Frontalzone sorgen.
Ein Tief nach dem anderen zieht auf diese Weise in Richtung Mitteleuropa und trifft entweder mit voller Wucht auf Deutschland (turbulentes bis chaotisches Westwindwetter), oder aber die Frontalzone läuft voll auf ein Hochdrucksystem über Mitteleuropa auf und sorgt für eine ungewöhnlich warme Südwestwetterlage. Diese Zonaliserungsphase dauert in der Regel zwischen 7 und 14 Tagen und in manchen Fällen bis zu 21 Tagen an. Das ist einfach zu lang, als dass sich noch in der Vorweihnachtszeit eine nennenswerte Frostperiode einstellen könnte. Also ja, mit einer Westwetterlage wären mit hoher Wahrscheinlichkeit grüne Weihnachten
zu erwarten.
Der QBO-Ost und der Zustand des Polarwirbels
Doch das Wetter verläuft in diesem Jahr anders, als in den Jahren zuvor. Auffällig sind die seit Mai vermehrt auftretenden Störimpulse, welche eine stabile Wetterentwicklung vereiteln und so zu teils unwetterartigen Regensummen führen konnten. Das Muster setzte sich auch im Herbst fort und erst im November konnte sich eine längere - und damit stabile - Hochdruckphase durchsetzen, wobei in den letzten Tagen der Wettercharakter mit dem ersten Vorstoß polarer Luftmassen turbulenter wurde und jetzt in einem frühsommerlich anmutenden Spektakel endete. Aber ja, eine solche Wetterentwicklung ist mit einem instabilen Polarwirbel möglich.
Instabiler Polarwirbel, hohe Wellenbewegung entlang der Polarfront
Sollte sich die zonal verlaufende Großwetterlage nicht einstellen können, so werden Hochdruckeinschübe in den Polarwirbel hinein für Unruhe sorgen können. Zudem meridionalisiert das Strömungsmuster, was neben einer Süd- oder Südwestwetterlage auch eine Nord- oder Nordwestwetterlage möglich machen kann.
Zwar ist bei einer meridionalen Wetterlage Winterwetter oder gar Schnee zum Weihnachtsfest keineswegs gesichert, doch verbessern sich die Grundlagen hierfür maßgeblich, als es bei einer stringent verlaufenden Westwetterlage der Fall wäre.
Der QBO-Ost sprengt
den Polarwirbel von oben herab
Der QBO befindet sich aktuell noch in seiner Westphase, wird aber im Verlauf der frühen bis mittleren Phase des Winters in eine Ostphase umkehren und den Polarwirbel von oben herab schwächen. Wie das im Detail ablaufen wird, darauf werden wir noch öfter eingehen. Wichtig ist für den Moment nur, dass dieses Ereignis eintreten und den Polarwirbel - und damit auch das Wetter - ordentlich durcheinanderwirbeln kann.
Der Stratosphärenwirbel
Anzeichen einer QBO-Ost-Phase wird es mit einem Major-Warming in Stratosphärenhöhe geben, bei dem sich die oberen Schichten des Polarwirbels in eine entgegengesetzte Richtung drehen, als es die unteren Schichten tun. Erkennbar wird die Drehung durch ein negatives Vorzeichen der Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe.
Die aktuelle Windgeschwindigkeit beträgt +103 km/h und steigt bis zum 12. Dezember auf 170 km/h an. Das ist für die Jahreszeit typisch und lässt für den Moment keinen Rückschluss auf einen sich abschwächenden Stratosphärenwirbel zu. Dafür ist es auch zu früh und dient an dieser Stelle lediglich zur Veranschaulichung.
Was lässt sich über das Wetter an Weihnachten sagen?
Noch nicht sonderlich viel – die Westwetterlage steht kurz vor der Regenerierungsphase, und ein störungsfreier Stratosphärenwirbel begünstigt die Stabilität des Polarwirbels in den unteren Schichten. Das sind einwandfreie Indikatoren einer windigen, abwechslungsreichen und milden Westwetterlage, welche ohne Weiteres bis Mitte Dezember das Wetter über Deutschland dominieren kann.
Passend dazu der Mittelwert aller Kontrollläufe, welcher im Zeitraum vom 1. bis 10. Dezember eine Temperaturanomalie von +2 bis +4 Grad berechnet. Das hat Temperaturen in 1.400 Metern Höhe von +0 bis +3 Grad zur Folge. Zum Vergleich: Für weiße Weihnachten müssten die Höhenwerte im Bereich zwischen -5 und -7 Grad liegen. Für den Winter ab mittleren Lagen würden -3 bis -5 Grad ausreichend sein. Also ja, die kommende Wetterentwicklung wird alles andere als winterlich sein, aber noch sind es ja rund vier Wochen bis zur Bescherung – Schaun mer mal.