Weihnachtsprognose - Wie stehen die Chancen auf weiße Weihnachten?
Auf weiße Weihnachten, welche ihrem Namen auch gerecht wird, wartet man im Flachland seit 2010 vergeblich. Aus statistischer Sicht ist Schnee zu den Festtagen längst überfällig. Klappt es mit Schnee, Eis und Frost an Weihnachten 2024, wie hat sich die Wahrscheinlichkeit für Schnee zum Fest in Zeiten der Klimaerhitzung verändert und welche Rolle spielt ein QBO-Ost in diesem Jahr an Weihnachten?
Frühlingshaft mild, bis tiefwinterlich. Das Wetter kann über die Weihnachtsfeiertage völlig unterschiedlich ausfallen. Vom tiefsten Winter, mit einer Schneedecke von bis zu 30 cm in tieferen Lagen und Frost von bis zu -10 Grad (wie 2010), oder aber mit Föhneinfluss können frühlingshaft milde Werte
- wie 2012 - mit +20,7 Grad über München und 2013 mit +18,3 Grad in Waldbronn erreicht werden.
Aber auch einen zerstörerischen Orkan gab über die Feiertage schon zu bestaunen, wie Lothar am 2. Weihnachtsfeiertag 1999. Das Wetter an Weihnachten hat allerhand zu bieten und nicht selten ist die Vorweihnachtszeit für Meteorologen und Wetterbegeisterte eine ganz besonders spannende Zeit.
Schnee an Weihnachten: letztmalig vor vierzehn Jahren
In unserer Rubrik Wetter Weihnachten haben wir alle Daten und Fakten zum Fest aufgelistet. Das Interessante:
Gemäß Statistik gab es nach dem Klimamittelwert von 1961 und 1990 über Berlin und München etwa alle drei Jahre Schnee an Heiligabend, sonst war in tieferen Lagen alle sieben bis neun Jahre und über mittleren Lagen alle fünf bis sieben Jahre mit einer Schneedecke zum Fest zu rechnen. Das war die Regel vor Zeiten der Klimaerhitzung!
Kälte und Schnee sind überfällig
Geht es nach der Singularität, sollte bereits im Jahr 2018 wieder Schnee vom Himmel rieseln. Doch davon war nichts zu sehen und in den Jahren 2019, 2020, 2021,2022 und 2023 war es für Schnee zu mild. Immerhin gab es 2020 und 2021 regional ein paar Schneereste zu bestaunen. Das Problem mit den Singularitäten aber ist, dass sie eintreten können, aber nicht zwangsweise müssen. Das Wetter hält sich nicht an Statistiken - schon gar nicht in Zeiten der Klimaerhitzung.
Umso spannender ist die aktuelle Wetterentwicklung im November, die mit einem massiven Vorstoß kalter Luftmassen polaren Ursprungs den Winter nach Deutschland führen und somit die Grundlagen für eine winterliche Episode im Dezember bilden kann.
Wettertrend
Schauen wir kurz auf die aktuellen Berechnungen bis zum 22./24. November. Frühzeitig bricht der Polarwirbel mit einem Trog nach Süden aus und initialisiert so den Vorstoß kalter Luftmassen polaren Ursprungs. Das ist insbesondere vor dem Hintergrund interessant, als dass die etwas merkwürdige Grundkonstellation der Großwetterlage von 2024 auch in den Spätherbst mit überführt. Bleibt die Westwetterlage auch im Dezember aus und erhält sich die meridionale Grundströmung, hätte der Winter bis Weihnachten ein gutes Fundament.
Doch der Vorstoß polarer Kaltluftmassen wird heftige Reaktionen hervorrufen, was Ende November und Anfang Dezember eine turbulente und in Phasen auch chaotische Wetterentwicklung erwarten lässt und diese heftigen Vorgänge könnten auch dafür sorgen, dass sich im Dezember eben doch eine milde, windige und nasse Westwetterlage einstellen kann. Zudem wäre da auch noch die Singularität des Weihnachtstauwetters, welches sich gerne mit dem Beginn der letzten Dezemberdekade durchsetzt und pünktlich zum 24. Dezember für Tauwetter sorgt, sofern es überhaupt etwas zu tauen gibt.
Auf der anderen Seite gibt es die Klimaerhitzung, was nicht nur die Dezembermonate, sondern den Winter insgesamt wärmer und die Schneeereignisse seltener werden lässt. Den Flachlandwinter kennen manche Kinder nur aus den Erzählungen der Erwachsenen.
Wir haben einmal die Weihnachtsfeiertage der letzten 60 Jahre untersucht und jeweils die durchschnittliche Schneehöhe in Flächenmittel am ersten Weihnachtsfeiertag miteinander verglichen. Die Signifikanz ist deutlich und in den vergangenen 10 Jahren besonders gravierend.
Zeitraum | Mittlere Schneehöhe im Flächenmittel |
---|---|
1961 bis 1990 | 3,46 cm |
1991 bis 2020 | 2,26 cm |
2014 bis 2023 | 0,44 cm |
Die Wetterprognosen der Langfristmodelle
Die Langfristprognose der Vorhersage-Modelle - welche anhand der aktuellen Wetterdaten weiter in die Zukunft rechnen und mit anderen Faktoren und Variablen einen Langfristtrend ermitteln - lassen zwar keine detaillierte Weihnachtsprognose zu, doch eine grobe Richtung kann abgeleitet werden. Da dies aber experimentell ist, sind Langfristprognosen mit einem gesunden Maß an Skepsis zu bewerten. Zudem wird nicht das Wetter an Weihnachten 2024 berechnet, sondern der Dezember.
Wetter Dezember 2024 nach dem CFSv2 Modell
Das Wetter im Dezember 2024 soll mit einer Abweichung von +1,5 bis +2,5 Grad gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 zu warm ausfallen. Im Vergleich zur - wärmeren - Referenzperiode von 1991 und 2020 liegt die Abweichung zwischen +0,5 und +1,5 Grad. In der Niederschlagsprognose soll der Dezember etwas zu nass ausfallen.
NASA: der optionale Winter ab den mittleren Lagen
Seit einigen Wochen schon berechnet die NASA einen Dezember, der im Vergleich zum Mittelwert von 1961 und 1990 mit einer Differenz von +0,5 bis +1,5 Grad nur leicht zu mild ausfallen kann (91/20: -0,5 bis +0,5 Grad). In der Niederschlagsprognose soll der Dezember normal und im Trend etwas zu trocken ausfallen können.
Europäisches Wettermodell: deutlich zu warmer Dezember
Geht es nach dem Wettertrend des europäischen Wettermodells, so soll der Dezember mit einer Abweichung von +1,0 bis +2,0 Grad deutlich zu warm ausfallen können (91/20: +0,0 bis +1,0 Grad). Die Niederschlagsprognose ist gegenüber dem vieljährigen Sollwert als unauffällig zu bewerten.
Modell | Abweichung Temperatur | Niederschlag |
---|---|---|
Wettertrend CFSv2 | +1,5 bis +2,5 Grad (+0,5 bis +1,5 Grad) |
Normal bis etwas zu nass |
Europäischer Langfristtrend | +1,0 bis +2,0 Grad (+0,0 bis +1,0 Grad) |
Normal bis etwas zu trocken |
Wettervorhersage der NASA | +0,5 bis +1,5 Grad (-0,5 bis +0,5 Grad) |
Normal bis leicht zu trocken |
Die zonale Zirkulation oder die meridionale Grundströmung - Was ist mit dem Major-Warming?
Mit Spannung kann man die Wetterentwicklung der kommenden Tage erwarten. Details sind im Moment weniger entscheidend, vielmehr geht es um die Frage, ob sich das meridionale Strömungsmuster im Dezember erhalten wird, oder hält - nach sehr langer Abstinenz - doch die unbeständige und windige Westwetterlage Einzug? Eine Westwetterlage schmälert die Aussichten auf weiße Weihnachten und bei einem meridionalen Strömungsmuster kommt es ganz darauf an, ob Deutschland, Österreich und die Schweiz auf der warmen Süd-Nord- oder auf der kalten Nord-Süd-Strömung liegen.
Worauf man achten sollte? Auf die Achse innerhalb des Polarwirbels. Verläuft diese von Sibirien nach Kanada, ist die Erhaltungsneigung der zonal verlaufenden Westwetterlage wahrscheinlicher. Verläuft die Achse jedoch zwischen den Aleuten und dem europäischen Nordmeer, sieht die Sache anders aus. Wir haben diese zwei Varianten einmal gegenübergestellt.
Das verflixte
Weihnachtstauwetter lässt den Schnee dahinschmelzen
Nochmals zurück zur Statistik: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent hält im zweiten Dezemberdrittel oftmals der Winter mit dem ersten richtigen Schneefall Einzug und mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 75 Prozent setzt kurz vor, oder über die Weihnachtsfeiertage Tauwetter ein.
Selbst Schneehöhen von bis zu 30 cm über mittleren Lagen wurden binnen weniger Stunden dahingerafft, denn das Weihnachtstauwetter kommt mit Regen und viel Wind, was mit einer prächtigen Durchmischung der Luftmassen in etwa den gleichen Effekt hat, wie wenn man einen Föhn an den Schnee hält. Schon so mancher bedauerte, dass der tollste Pulverschnee sich binnen kürzester Zeit in grauen Schneematsch verwandelt hat. Eine wahre - matschige - Bescherung.
Klimaerhitzung - welche Auswirkungen hat das auf den Schnee an Weihnachten?
Was früher einmal galt, hat in Zeiten der Klimaerhitzung keinen Bestand mehr. Alte Regeln werden außer Kraft gesetzt. Aus diesem Grund sollte man Singularitäten aus der Vergangenheit mit einem gesunden Maß an Skepsis begegnen. Der Deutsche Wetterdienst hat sich der Sache einmal angenommen und die Wahrscheinlichkeiten von weiße Weihnachten im Zeitraum vom 1961 und 1990, sowie von 1991 und 2020 einmal näher angeschaut und die Differenz daraus gebildet.
Wahrscheinlichkeit hat deutlich abgenommen
Das Erste, was man erkennen kann, dass die Wahrscheinlichkeit für ein schneereiches Fest südlich einer Linie vom Schwarzwald und Nürnberg zwischen 15 und 35 Prozent abgenommen hat. Und so ergibt sich ein Gesamtbild, das über weite Teile von Deutschland Schnee nur in 0 bis 15 Prozent zulässt. Über den tieferen mittleren Lagen liegt die Wahrscheinlichkeit bei 0 bis 20 Prozent und über den höheren mittleren Lagen (bis 800 Meter) zwischen 30 und 50 Prozent.
Mit jeden Höhenmeter steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Schneedecke weiter an und liegt oberhalb etwa 1.500 Meter zwischen 80 und 100 Prozent. Das sah im Zeitraum von 1961 und 1990 noch ganz anders aus. Und in Zeiten der Klimaerhitzung wird sich das - bis auf ein paar Ausnahmen - nicht mehr in die andere Richtung drehen lassen.
QBO-Ost - der Winterbringer?
In diesem Winter ist wieder mit einem QBO-Ost zu rechnen, welcher im Dezember oder Januar in die Ostphase kippen kann. Das ist insofern interessant, als dass sich mit einem Major-Warming in Stratosphärenhöhe der Polarwirbel auf den Kopf stellen lässt und mit einem frühzeitigen Zusammenbruch für turbulentes Wetter führen kann. Damit ist Winterwetter zwar nicht gesichert, doch erhöht das die Chancen auf Schnee, Eis und Frost deutlicher, als das bei einer West- oder Südwestwetterlage der Fall sein kann. Wen es genauer interessiert: Langfristprognose und Wintertrend: Sorgt ein QBO-Ost und der schwächere Golfstrom für einen schneereichen Winter?
Wie auch immer das Wetter Weihnachten 2024 ausfallen mag, wir berichten an dieser Stelle ab dem letzten Novemberdrittel in regelmäßigen Abständen hin zu täglichen Wettervorhersagen, wie das Wetter zwischen Heiligabend und dem zweiten Weihnachtsfeiertag ausfallen kann.